Schweden will mit Totalverbot von Quecksilber „starkes Signal“ senden – doch der SPIEGEL schaltet den Empfang erneut auf aus
Donnerstag, 15. Januar 2009In seinem Beitrag „Wie die Welt vergiftet wird“ schreibt SPIEGEL Online im Oktober 2008, Umweltorganisationen würden „kritisieren, dass vor allem Schadstoffprobleme angesichts ihrer enormen Folgen in der öffentlichen Debatte oft übersehen werden“ – Kritik, von der der SPIEGEL selber nicht auszunehmen ist, insbesondere wenn es um Gefahrstoffe wie Quecksilber im hiesigen Land geht. So erfährt man zwar noch vom SPIEGEL, dass von der hochgiftigen Quecksilber-Amalgamierung, die in armen Ländern beim Goldabbau zum Einsatz kommt, bis zu 15 Millionen Minenarbeiter betroffen sind, darunter 4,5 Millionen Frauen und 600.000 Kinder“. Doch wenn es etwa um die Gefahren von quecksilberhaltigen Amalgamplomben für Mensch und Umwelt in Industrieländern geht, erklärt der SPIEGEL sie für nichtig – oder er schweigt sich einfach aus.
So interessiert sich SPIEGEL Online auch nicht für die News, dass die schwedische Regierung heute ein Totalverbot für den Gebrauch von Quecksilber beschlossen hat, das am 1. Juni in Kraft treten soll (siehe Screenshot). Grund: Die enormen Gefahren, die von dem Schwermetall, das als gifitgstes nicht-radioaktives Material überhaupt gilt und auch viel toxischer ist als Blei oder Arsen, ausgehen.
„Das Verbot bedeutet, dass der Gebrauch von Amalgamfüllungen [die zu rund 50 Prozent aus Quecksilber bestehen] nicht mehr gestattet sein wird und dass es nicht mehr möglich sein wird, quecksilberhaltige Produkte auf dem schwedischen Markt zu vertreiben“, so Umweltminister Andreas Carlgrenes wörtlich. „Schweden ist damit jetzt führend auf dem Weg, die Umwelt vor Quecksilber, das nicht abbaubar ist, zu schützen. Unser Verbot ist als starkes Signal zu verstehen für andere Länder und als Beitrag Schwedens zu den Bestrebungen der EU und der Vereinten Nationen, die Verwendung von Quecksilber sowie dessen Ausfluss in die Umwelt zu reduzieren.“
Wie der SPIEGEL fälschlicherweise „Entwarnung“ für quecksilberhaltiges Amalgam gab
Doch so „strong“ das Signal auch ist, das Schwedens Regierung hier aussendet – den SPIEGEL erreicht es nicht, denn wenn es um mögliche Gefahren von Quecksilber in Amalgamfüllungen geht, wiegelt das Nachrichtenmagazin traditionell ab. So kam SPIEGEL Online im Frühjar 2008 vollmundig mit der Schlagzeile „Entwarnung für Karies-Patienten“ und behauptete im Vorspann des Beitrags, eine groß angelegte Studie über Amalgamplomben hätte angeblich „keinen Hinweis ergeben, dass die quecksilberhaltigen Füllungen gesundheitsschädlich sind“. Doch diese Meldung ist schlicht falsch.
Um dies zu erkennen, braucht man nicht einmal einen prüfenden Blick in die Studie zu werfen – es reicht schon, wenn man die dazugehörige Pressemeldung der Universität München liest, (mehr …)