Archiv für 2010

Claude Howard Jones: zu Unrecht hingerichtet, weil George W. Bush ihm einen DNA-Test verweigerte – und der SPIEGEL gibt Bush auch noch Recht!

Samstag, 13. November 2010

DNA tests completed this week at the request of the [Texas] Observer and the New York-based Innocence Project show the hair didn’t belong to [Claude Howard] Jones after all. The day before his death in December 2000, Jones asked for a stay of execution so the strand of hair could be submitted for DNA testing. He was denied by then-Gov. George W. Bush.“
Texas Observer, 11. Nov. 2010

Es war die 40. Hinrichtung im Jahr 2000 im US-Bundesstaat Texas: Der 60-jährige Claude Howard Jones starb im Staatsgefängnis von Huntsville durch eine Giftinjektion. Und der SPIEGEL hegte keinerlei Zweifel an der Schuld von Claude Howard Jones. „Jones hatte 1989 bei einem Raubüberfall den Besitzer eines Spirituosengeschäftes erschossen“, behauptet SPIEGEL Online am 8. Dezember 2000. Doch damit liegt das Nachrichtenmagazin falsch.

So berichtet die Hamburger Morgenpost aktuell auf ihrer Website: „Claude Howard Jones wurde unschuldig hingerichtet“ (siehe auch Screenshot) – und zwar aus folgendem höchst pikantem Grund: „Weil George W. Bush ihm den DNA-Test verweigerte, starb Claude Howard Jones für einen nie begangenen Mord.“

Damit kann man getrost schlussfolgern, dass sich George W. Bush am Tod von Jones (mit)schuldig gemacht hat. Doch trotz dieses höchst blamablen Verhaltens von einem Menschen, der immerhin kurz nach der Hinrichtung von Jones US-Präsident wurde, sieht der SPIEGEL sich nicht einmal genötigt, den Fall noch mal in einem Artikel aufzugreifen – und sich für seinen voreiligen Schluss aus dem Jahr 2000 zu entschuldigen…

Die wahre Geschichte geht dabei so, wie die MOPO berichtet:

„Jones wurde 1989 wegen Mordes an Allen Hilzendager vor Gericht gestellt. Der Besitzer eines Spirituosenladens war bei einem Raub erschossen worden. Ein Haarbüschel vom Tatort wurde von Experten unter dem Mikroskop untersucht, es schien eindeutig von Jones zu stammen. Obwohl Jones seine Schuld vehement abstritt, verurteilten die Geschworenen ihn zum Tode. Berufungen wurden abgelehnt, jedes Mal mit dem Verweis auf das Haar, das Jones überführt hatte.

Kurz vor der Exekution im Dezember 2000 erfuhr Jones‘ Anwalt von einer neuen DNA-Testmethode.

Mit der hätte einwandfrei festgestellt werden können, ob das einzige Beweisstück gegen seinen Mandanten auch wirklich von ihm stammte.

Der Jurist beantragte einen Hinrichtungs-Aufschub beim damaligen Gouverneur von Texas – George W. Bush. Der lehnte ab, Jones starb durch die Giftspritze.

Sieben Jahre später rollte das Magazin Texas Observer den Fall noch einmal auf. Nach dreijähriger juristischer Schlacht musste die Staatsanwaltschaft von Houston das Haarbüschel zum Testen herausrücken. Das Ergebnis: Es konnte nicht von Jones‘ Kopf stammen.“

Lesen Sie hier den vollständigen Artikel auf der Internetseite der MOPO.

Online-Shops von SPIEGEL, FAZ und Süddeutsche bieten umfangreiche „Nazi-Literatur“ an

Mittwoch, 10. November 2010

Wie die ARD-Sendung REPORT MAINZ berichtet, bieten die Onlineshops der Verlage von SPIEGEL, FAZ und Süddeutsche Zeitungalso von den drei publizistischen Flaggschiffen der Republik – etwas an, was man dort nicht vermutet: regelrechte „Nazi-Literatur“ (siehe auch Screenshot). Zum Beispiel von Otto Skorzeny, Hitlers wichtigstem SS-Mann für Geheimaktionen, oder Hans Ulrich Rudel, Kampfflieger im Zweiten Weltkrieg und nach dem Krieg in rechtsextremen Kreisen aktiv. Daneben ist auch aktuelle rechtsextreme Literatur erhältlich, etwa Schriften des Holocaust-Leugners David Irving. Insgesamt sind mehr als 150 rechtsextremistische Titel erhältlich. Geliefert werden die Bücher von dem Großhändler Libri.

SPIEGEL & Co. liefern faktisch nicht haltbare Begründung für Ihr Vorgehen
Das Bemerkenswerte daran ist: Alle drei Zeitungshäuser waren gegenüber dem REPORT MAINZ nur zu einer schriftlichen Stellungnahme bereit. Dabei erklärte der SPIEGEL, er müsse aus juristischen Gründen das gesamte Sortiment des Großhändlers Libri anbieten, während FAZ und SZ erklärten, es sei wegen des großen Umfangs nicht möglich, rechtsextreme Titel rauszufiltern. Doch beides ist faktisch nicht haltbar, wie REPORT MAINZ recherchierte: Technisch und auch juristisch sei es nämlich sehr wohl möglich, unerwünschte Titel zu filtern. Allerdings verursache das zusätzliche Kosten.

„Es geht nicht, dass Moral und wirtschaftliches Denken sich hier immer widersprechen und am Ende das wirtschaftliche Denken über die Moral siegt“, erklärt Salomon Korn in dem Beitrag. Wolfgang Benz, der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, sagte: „Ich fühle mich düpiert und getäuscht und frage mich, haben FAZ, SPIEGEL und Süddeutsche das nötig, solchen Dreck unter ihrem Label zu verkaufen?“ Der REPORT-MAINZ-Beitrag spricht von einem „ausgesprochen sorglosen Umgang mit Nazi- und Neonazi-Literatur durch drei publizistische Flagschiffe der Republik.“

Hier können Sie den REPORT-Mainz-Sendebeitrag von gestern Abend in voller Länge anschauen.

PS: Bereits im Mai 2009 berichtete SPIEGELblog, wie pikant es ist, dass der Online-Shop des SPIEGEL Nazi-Literatur anbietet. Pikant vor allem auch deshalb, weil den SPIEGEL eine “innige” Geschichte mit Altnazis verbindet. Nicht weniger pikant ist, wie SPIEGELblog erst kürzlich aufzeigte, dass der SPIEGEL in Bezug auf die Nazi-Vergangenheit des Bertelsmann-Konzerns Geschichtsklitterung betreibt.

Vereitelter Paketbombenanschlag im Jemen: Wie der SPIEGEL fahrlässig die Propaganda der US-Regierungsstellen weiterträgt

Samstag, 06. November 2010

Die sichergestellten Paketbomben, die aus dem Jemen stammten und in einer UPS-Frachtmaschine sichergestellt wurden, sorgten weltweit für Aufregung. Auch der SPIEGEL heizte die Aufregung mal wieder mächtig an und brachte auf seinem Online-Portal etwa den Beitrag: „Terror: Al-Qaida bekennt sich zu Jemen-Paketbomben.“

Im Gegensatz zum SPIEGEL geht etwa Hintergrund dem berechtigten Verdacht nach, dass die USA die Terroristen auch selber erzeugt und rekrutiert
Die Botschaft, die den Schäubles und Obamas in die Hände spielt, lautet auch hier: Leute, habt große Angst vor den bösen Terroristen aus den fernen islamischen Ländern!! Wie naiv bzw. fahrlässig, kann man da nur sagen. Denn die wahren Hintergründe werden überhaupt nicht beleuchtet.

So lesen wir auf hintergrund.de in dem Artikel „Selbstgemachte Terroristen – wie die USA islamistischen Nachwuchs erzeugen und rekrutieren“ (siehe auch Screenshot):

„Neben anderen Ungereimtheiten fällt bei den entdeckten Paketbomben vor allem ein Widerspruch auf: Warum bedient sich al-Qaeda dieses Weges, wenn das Terror-Netzwerk doch angeblich über „Schläfer“ und Zellen in den USA verfügt? Schließlich seien in den letzten neun Jahren über 200 Menschen aufgrund von Aktivitäten mit terroristischem Hintergrund festgenommen worden. Ein Viertel davon seien Konvertiten.“

Und weiter heißt es auf hintergrund.de:

„Der Verdacht liegt nahe, dass Geheimdienste gezielt solche Foren betreiben bzw. überwachen, um solch psychisch labile Personen ausfindig zu machen und diese dann solange zu bearbeiten, bis sie sich zur Beteiligung an Anschlägen hinreißen lassen. Dann nimmt man sie hoch und kann medienwirksam die terroristische Gefahr beschwören, die den „Krieg gegen den Terror“ rechtfertigen soll.

Dieser Verdacht wiegt umso schwerer, wenn man die Rolle einer zentralen Figur näher beleuchtet. Adam Chesser suchte den Kontakt zu dem nun im Jemen lebenden Imam Anwar al-Awlaki und tauschte sich mit diesem per E-Mail aus. Al-Awlaki wird nicht nur mit den jüngsten Bombenpaketen aus Jemen in Verbindung gebracht. Er habe auch den Weihnachtsbomber Abdulmutallab indoktriniert und in Kontakt mit Major Nidal Hasan gestanden, der am 5. November 2009 bei einem Amoklauf auf dem Armeestützpunkt Fort Hood 13 Menschen tötete. Al-Awlaki gilt mittlerweile als Staatsfeind Nummer Eins und wurde als erster US-Bürger von der CIA auf eine Todesliste gesetzt.

Von 1996 bis zum Jahr 2000 predigte er in einer Moschee in San Diego, USA. Seit 1999 stand er wegen seiner Kontakte zu verdächtigen Organisationen unter Beobachtung des FBI. Die gegen ihn eingeleitete FBI-Untersuchung wurde aber im Jahr 2000 eingestellt. Noch unter Beobachtung, unterhielt er bereits regen Kontakt zu den beiden mutmaßlichen 9/11-Attentätern Nawaf al-Hazmi und Khalid al-Mihdhar. Al-Awlaki gilt als ihr ’spiritueller Ratgeber‘.

Engen Kontakt pflegte er auch zu Omar al-Bayoumi, einem Agenten des saudi-arabischen Geheimdienstes. Al-Bayoumi selbst hatte beste Beziehungen zu al-Hazmi und al-Mihdhar. So empfing er sie nach ihrer Einreise in die USA am Flughafen, nahm sie bei sich auf, versorgte sie mit Geld und besorgte ihnen schließlich eine eigene Wohnung in San Diego.

Ein Nachbar al-Awlakis berichtete nach dem 11. September, wie er von diesem im August 2001 gewarnt wurde, dass bald „etwas sehr Großes“ passieren würde. Ermittler gehen davon aus, dass al-Awlaki in die 9/11-Pläne eingeweiht war.

Dennoch konnte er die USA Anfang 2002 ungehindert verlassen. Erst danach wurde vom US-Außenministerium ein Haftbefehl erlassen. Trotzdem konnte er am 10. Oktober 2002 wieder in die Vereinigten Staaten einreisen. Wie der Zufall es wollte, ordnete das Justizministerium einen Tag zuvor an, den Haftbefehl aufzuheben. (20) Ein perfektes Timing möchte man meinen. Allerdings nur fast perfekt. Denn die Aufhebung des Haftbefehls wurde erst am 11. Oktober in Vollzug gesetzt. Trotz des noch gültigen Haftbefehls wurde al-Awlaki nach seiner Festnahme beim Eintreffen am New Yorker Kennedy-Flughafen wieder laufen gelassen. In einem Brief an das FBI stellte der Kongressabgeordnete Frank R. Wolf diese ungewöhnliche Tatsache fest und dazu die Frage, wie der FBI-Beamte vor Ort von der noch nicht vollzogenen Aufhebung des Haftbefehls gewusst haben konnte.

Zehn Tage später reiste al-Awlaki wieder ab, ohne dass die US-Behörden Schwierigkeiten machten. Von Ende 2002 bis 2004 predigte er dann in Großbritannien den Dschihad, bevor er sich im Jemen niederließ. Im September dieses Jahres kam heraus, dass das FBI nach dem 11. September 2001 versucht hatte, al-Awlaki zu rekrutieren. Wenn man sich den Schutz vergegenwärtigt, den al-Awlaki trotz seiner ihm zur Last gelegten Beteiligung an den 9/11-Anschlägen offenbar von höchsten Stellen genoss, so liegt die Vermutung nahe, dass der Rekrutierungsversuch erfolgreich verlief.

Doch solche Hintergründe werden in den Massenmedien selten beleuchtet.“

Und der SPIEGEL ist eines dieser „zahnlosen“ Massenmedien.

Lesen Sie hier den ganzen Artikel auf hintergrund.de.

Debatte über Großprojekte: SPIEGEL würzt üble Schmähungen gegenüber direktdemokratischen Elementen mit Unwissenheit und Populismus

Freitag, 05. November 2010

In seinem Beitrag „Debatte über Großprojekte: Zu viel Volk schadet Deutschland“ würzt SPIEGEL-Redakteur Wolfgang Kaden (von 1994 bis 2003 war er Chefredakteur des manager magazins) üble Schmähungen gegenüber direktdemokratischen Elementen mit Unwissenheit und Populismus. Es ist traurig mitanzusehen, wie so ein wichtiges Medium wie der SPIEGEL, das sich „Sturmgeschütz der Demokratie“ nennt, praktisch zu einer Art Plattform für Wirtschaftspopulismus a’la Carte geworden ist. Wohlgemerkt: Die zwei Billionen Euro Schulden hat Deutschland auch ohne direkte Demokratie hinbekommen, nicht nur dies scheint Herr Kaden zu übersehen.

Die zentralen Thesen von SPIEGEL-Redakteur Kaden werden zu großen Teilen von der Literatur zurückgewiesen
Wenn Herr Kaden sich jetzt hinstellt und von exorbitanter Ausgabensteigerung durch Volksentscheide spricht, ist dass nicht nur falsch, sondern schlicht empörend. Studien (s.u.) haben gezeigt, dass in Ländern bzw. Gliedebenen (Bundesländer, Kantone, US-Staaten) die Ausgabendisziplin in der Regel höher ist, als in rein repräsentativ-demokratisch-verfassten Systemen. Hätte Herr Kaden die wissenschaftliche Literatur zur direkten Demokratie gelesen, dann wüsste er, dass seine zentralen Thesen zu großen Teilen von der Literatur zurückgewiesen werden:

These 1:  Direkte Demokratie ist nicht fähig, komplex zu handeln
Dies wird z.B. widerlegt von: Jung, Otmar. Direkte Demokratie in Deutschland. Sieben häufig vorgebrachte Gegenargumente, von denen man sich verabschieden sollte. In: Vorgänge Heft 2/2010 S. 100-111, siehe auch: Habermann, Gerd/ Schaal, Diana. Pro und Contra direkte Demokratie – 22 Argumente für skeptische Zeitgenossen. S. 431-446 In: Heußner, Hermann K./Jung, Otmar. Mehr direkte Demokratie wagen. Verlag Olzog. München 2009)

These 2: Direkte Demokratie ist die „Prämie der Demagogen“ (Theodor Heuss)
Wird z.B. widerlegt von Manfred G. Schmidt. Kap. 3.4. Direkte Demokratie. S. 355-375 In: ders. Demokratietheorie. Opladen 2000; Jung, Otmar In: Vorgänge, ebenda; Habermann/Schaal, ebenda.

These 3: Direkte Demokratie würde zu einer exorbitanten Ausgabesteigerung führen
Wird z.B. widerlegt von Moser, Julia/Obinger, Herbert. Die Schlaraffenland auf Erden? Auswirkungen von Volksentscheiden auf die Sozialpolitik. S. 303-361 In: Freitag, M./Wagschal, Uwe. Direkte Demokratie. Bestandsaufnahmen und Wirkungen im Internationalen Vergleich. Berlin 2007, ähnlich auch Schmidt, Manfred G. ebenda.

These 4: Direkte Demokratie verhindert Reformen des Sozialstaates
Hier hat Herr Kaden rein zufällig evtl. Recht, zumindest die Ergebnisse von Moser/Obinger, ebenda, zum „Silver Age“ von 1976-2007 lassen diesen Schluss einer Strukturkonservierung zu.

Informationen zum Autor Wolfgang Kaden finden sie hier:

# Manager Magazin
# SPIEGEL
# Kress.de
# www.braunschweig.ihk.de

Roland Koch wird Chef von Bilfinger Berger: Der SPIEGEL in der Pose des Jubelmediums

Freitag, 29. Oktober 2010

Anm.: Nach Veröffentlichung dieses SPIEGELblog-Beitrags hat SPIEGEL Online seinen hier kritisierten Artikel entsprechend unserer Kritik ergänzt. Das heißt, es wurde nachträglich ein Absatz eingefügt, in dem darauf eingegangen wird, dass Koch mit seinem Wechsel zu Bilfinger Berger pratkisch korrumpierend agiert hat.
(Mit Dank an den Kommentarschreiber „egal“)

Was ist es, was unsere Demokratie vor allem kaputt macht? Es sind die überall grassierenden Interessenkonflikte, insbesondere auch bei Politikern. Doch anstatt dieses schonungslos offenzulegen und anzuprangern, präsentiert uns der SPIEGEL die Politgrößen immer wieder gerne als Menschen, die sich allen Ernstes um des Volkes Wohl kümmern würden. (Kritischer) Journalismus sieht anders aus.

SPON blendet den massiven Interessenkonflikt von Koch in seinem aktuellen Hauptaufmacher völlig aus
Gut zu sehen ist diese Art von Jubeljournalismus auch beim aktuell Hauptaufmacher von SPIEGEL Online, der die Schlagzeile „Bilfiger Berger: Koch ist endlich König“ trägt (siehe auch Screenshot). Allein die Überschrift ist CDU-Parteizeitschriften-verdächtig. Davon abgesehen dreht sich der Artikel um die Frage: „Kann Koch Konzernchef?“ Eine Frage, die v.a. für den Konzern selber interessant ist, nicht aber wirklich für die Allgemeinheit, dessen „Anwalt“ ein Medium wie der SPIEGEL eigtl. sein sollte.

Um so blamabler ist es, dass dieser SPON-Beitrag den eigentlich brisanten Aspekt völlig ausblendet: nämlich dass Koch mit seinem Wechsel zu Bilfinger Berger pratkisch korrumpierend agiert. So „kämpfte er als Politiker für die dritte Landebahn des Frankfurter Flughafens – ein Projekt, von dem sein neuer Arbeitgeber profitierte. Sein Gehalt soll Schätzungen zufolge 1,5 Mio. € betragen“, schreibt im Gegensatz dazu etwa die Süddeutsche zum Thema. Überschrift dort: „Politiker in der Wirtschaft – das große Abkassieren“ – was für ein Kontrast zu der Jubel-Headline bei SPON

In einem zuvor erschienen Artikel geht SPON zwar kurz auf diesen Skandal ein. Doch weder in der Headline noch im Vorspann wird er beim Namen genannt. Man muss sich erst duch den langen Lauftext wühlen, um zu erfahren, was Koch hier eigentlich verzapft. Dies zeigt, wo beim SPIEGEL die Prioritäten sitzen: Man will offenbar die Spitzenpolitiker wie Merkel, Koch & Co. so weit es geht schonen…

„Die fabelhaften Guttenbergs“? Wie der SPIEGEL sich endgültig zum Yellow-Press-Magazin macht

Montag, 18. Oktober 2010

„Guttenberg als möglicher Nachfolger von Kanzlerin Merkel? U-u-uäähhhh, bitte nicht!“
NDR-Sendung EXTRA 3, „abgehakt“

Der SPIEGEL agiert wie ein „unterwürfiges Sturmgeschütz“
Die FAZ über die Guttenberg-Berichterstattung des SPIEGEL

Wer noch mindestens einen Funken kritischen Geist in sich trägt, musste sich beim Anblick des aktuellen SPIEGEL-Titels „Die fabelhaften Guttenbergs – Paarlauf ins Kanzleramt“ die Augen reiben (siehe Screenshot). Wer als Printmedium so sehr die Distanz zu einem Politiker aufgibt wie der SPIEGEL mit dieser Cover-Story, kann dazu nur noch sagen: Yellow-Press-Niveau – und für ein Nachrichtenmagazin, das sich selbst immer noch gerne „Sturmgeschütz der Demokratie“ nennt, doch ein ziemlich tiefer Fall.

Dabei könnte man zunächst denken, die Zeilen auf dem Cover seien irgendwie ironisch oder doppeldeutig gemeint. Doch wenn man sich den Artikel dazu im Heft selber anschaut, so erweist sich dieser Gedanke als falsch. Gleich zu Beginn heißt es da, „Der Bürgerkönig“ werde als „Adliger zur großen Hoffnung der Deutschen“. Doch dies ist Humbug. Es gibt sie nämlich noch, die Menschen in diesem Lande, die immer noch wissen, dass nur die eigene Parteizentrale einen Politiker derart hochjubeln darf – nicht aber ein journalistisches Medium. Und für die ist Guttenberg nicht „die große Hoffnung“ – im Gegenteil.

Zumal Guttenberg nicht weniger ist als Verteidigungsminister. Und man muss nicht einmal zu denjenigen gehören, die den Afghanistan-Krieg als üblen Angriffskrieg verurteilen, um Guttenberg kritisch zu begegnen. Erinnern wir uns nur: „Guttenberg konnte immer noch nicht überzeugend erklären, warum er das Bombardement von Kunduz neu bewertet und den Generalinspekteur entlassen hat. Nun steht er im Verdacht, nicht aufrichtig zu sein.“ Genau so schrieb es der SPIEGEL Ende 2009. Doch dies scheint längst vergessen in den Köpfen der Yellow-Press-Journalisten des SPIEGEL.

Absurd auch der Satz, der ebenfalls den Vorspann des SPIEGEL-Artikels schmückt: „Nun bewegt auch noch Guttenbergs Gattin die Herzen.“ Auweia. Klingt ebenfalls wie aus der BUNTEN abgeschrieben.

Die aktuelle SPIEGEL-Titelgeschichte ist übrigens bei weitem nicht die erste, in der das Magazin in einer Weise über Guttenberg berichtet, dass man denken könnte, hier seien CSU-Parteimitglieder als Schreiber am Werk gewesen. Als was hat der SPIEGEL Guttenberg nicht alles schon allen Ernstes bezeichnet: als „Lichtgestalt“, als „Shootingstar“ und „Darling des Volkes“ oder gar als „Superhelden à la Batman“. SPIEGELblog hat bereits mehrfach darüber berichtet – und wahrscheinlich müssen wir noch öfter darüber berichten…

Krieg in Afghanistan: Wie der SPIEGEL die Propaganda der US-Streitkräfte kritiklos an sein Millionenpublikum weiterträgt

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Investigativer Journalismus scheint für den SPIEGEL an vielen Stellen ein Fremdwort zu sein. So etwa auch beim Thema Afghanistan-Krieg. Trägt das Nachrichtenmagazin doch letztlich einfach die Propaganda der US-Streitkräfte an seine Millionen Leser weiter, wonach in Afghanistan ein Krieg geführt wird mit dem Ziel, die bösen Taliban auszumerzen und so letztlich den Weltfrieden zu sichern.

Doch diese Propaganda ist offenbar irreführend – oder ist zumindest hinterfragenswert. Doch nicht einmal hinterfragt man beim SPIEGEL substanziell irgendetwas.

Im Gegensatz zum SPIEGEL sagt etwa Michel Chossudovsky: Die USA steuern den „globalen Terror“
Gut zu sehen ist dies z.B. an dem aktuellen Aufmacher-Artikel auf SPIEGEL Online „Krieg in Nordafghanistan: US-Spezialeinheiten töten Taliban-Anführer in Kunduz“. Demnach haben „US-Einheiten bei Kunduz gezielt einen Kommandeur der Taliban getötet. Insgesamt schalteten die USA in Nordafghanistan schon 18 Anführer der Radikalen aus.“

Auch zitiert SPIEGEL Online einen Sprecher der US-Streitkräfte mit den knackigen Worten: „Jeder Anführer, den wir vom Kampffeld entfernen, erhöht die Sicherheit für die Einwohner.“ Zugleich kündigte er an, so SPON, dass die Koalitionskräfte ihre Jagd auf die Taliban-Spitze weiterführen werden.

Die Botschaft des SPIEGEL wird auch hier klar: Die US-Kräfte sind die Guten, die Taliban die Bösen – und je mehr Taliban ausgemerzt werden, desto besser ist es für die Sicherheit in dem Land und letztlich auch auf der ganzen Welt.

Doch das ist – salopp formuliert – Kokolores. So jedenfalls sieht es (nicht nur) der kanadische Wirtschaftswissenschaftler Michel Chossudovsky. In seinem Beitrag „9/11 ANALYSIS: From Ronald Reagan and the Soviet-Afghan War to George W Bush and September 11, 2001“ zeigt er auf, wie die USA den „globalen Terror“ von Pakistan und vom Mittleren Osten aus steuern. Die zentralen Aussagen seiner Analyse, die auf Englisch auf Global Research erschienen ist (siehe auch Screenshot) und in übersetzter Form auf Hintergrund.de, lauten:

# Osama bin Laden, das von den USA aufgebaute Schreckgespenst, wurde zu Beginn des US-gesponserten Dschihad von der CIA rekrutiert. Er war damals 22 Jahre alt und wurde in einem von der CIA finanzierten Trainingscamp zum Guerillakämpfer ausgebildet.

# Die Architekten der während der Reagan-Administration gestarteten verdeckten Operation zur Unterstützung des „islamistischen Fundamentalismus“ spielten nach den Anschlägen am 11. September 2001 auch eine Schlüsselrolle beim Anzetteln des „Globalen Krieges gegen den Terrorismus“.

# Präsident Ronald Reagan traf 1985 im Weißen Haus mit den Anführern des islamischen Dschihad zusammen.

# Unter der Reagan-Adminstration begann die US-Außenpolitik die „islamistischen Freiheitskämpfer“ vorbehaltlos und uneingeschränkt zu unterstützen. Heute werden die „Freiheitskämpfer“ als „islamistische Terroristen“ etikettiert.

# In der Sprache der Paschtunen wird das Wort „Taliban“ als Bezeichnung für Studenten oder Absolventen der Madrasas – der Koranschulen – verwendet, die mit Unterstützung der CIA von wahhabitischen Missionaren aus Saudi-Arabien errichtet wurden.

# In den Jahren vor dem Sowjetisch-Afghanischen Krieg war die schulische Erziehung größtenteils weltlich geprägt. Die verdeckte US-Operation zerstörte diese weltlich ausgerichtete Ausbildung. Die Anzahl der von der CIA finanzierten Koranschulen oder Madrasas wuchs von 2.500 im Jahr 1980 auf mehr als 39.000.

Die Vermutung liegt nahe, dass die USA v.a. auch wg. der Rohstoffe in Afghanistan sind
PS: Dass der SPIEGEL immer noch blind die Propaganda der US-Streitkräfte an sein Millionenpublikum weiterträgt, verwundert um so mehr, wenn man bedenkt, dass das Nachrichtenmagazin selber erst vor kurzem darüber berichtet hat, dass „in Afghanistan riesige Rohstoffvorkommen liegen“. Demnach meldeten die USA im Junii „den Fund neuer Vorräte, die angeblich eine Billion Dollar wert sind. Doch das Land tut sich schwer, seine Schätze zu heben – ein Poker mit korrupten Politikern, Kriegsfürsten und ausländischen Konzernen hat begonnen.“

Man muss also kein Superjournalist sein, um zumindest dem Gedanken nachzugehen, ob die USA tatsächlich wg. der Rohstoffvorkommen in Afghanistan sind, und nicht, um den Weltfrieden zu sichern.

Interessant in diesem Zsh. auch der Bericht „Afghanistan, Inc.: A CorpWatch Investigative Report – Contractors in Afghanistan are making big money for bad work“.

Stuttgart 21: Die Position der Polizeispitze ist dem SPIEGEL sofort eine Schlagzeile wert – über die von kritischen Polizisten, Eltern und Demonstranten geht man dagegen hinweg

Freitag, 08. Oktober 2010

Am 5. Oktober kam SPIEGEL Online mit der knackigen Schlagzeile „Stuttgart-21-Protest: Polizei gibt Demonstranten Schuld an Eskalation“ (siehe auch Screenshot). Doch diese Headline ist gleich aus mehreren Gründen journalistisch unsauber. So gibt das Nachrichtenportal lang und breit die Position der Polizei, kundgetan auf einer Pressekonferenz, in Bezug auf die Schuld für die Eskalation wider, ohne dass man auch nur eine einzige Gegenstimme zu Wort kommen lässt.

Kritische Polizisten verurteilen Polizeigewalt als „vollkommen unterirdisch“ – doch SPON berichtet nicht darüber
SPIEGEL Online hielt es in diesem Zsh. nicht einmal für nötig, Stimmen aus den Reihen der Polizei selber zu zitieren. Dabei hatte etwa die Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizistinnen und Polizisten in einer Presseerklärung vom 2. Oktober von einer „Eskalation durch die Polizei“ gesprochen. Das Vorgehen ihrer Kollegen kritisierten sie letrztlich als – so wörtlich – „vollkommen unterirdisch“.

Auch Stuttgarter Eltern sprechen von „Polizei-Provokateuren“ und forderten gestern einen unabhängigen Untersuchungsausschuss zur Eskalation beim Aufeinandertreffen von Demonstranten und Staatsgewalt. Eine verständliche bzw. legitime Forderung. Doch auch darüber findet sich kein Sterbenswörtchen auf SPIEGEL Online.

Und wenn die Demonstranten selber eine Pressekonferenz einberufen, so hält es der SPIEGEL offenbar auch nicht für nötig, dort aufzutauchen, geschweige denn darüber zu berichten.

So hatten die Stuttgarter Schülerinnen und Schüler der “Jugendoffensive gegen Stuttgart 21″, Stuttgarter Eltern sowie die Parkschützer für heute 14 Uhr “aus aktuellem Anlass und aufgrund anhaltender Lügen über die Ereignisse vom 30.9.2010 duch Ministerpräsident Mappus, Innenminister Rech und Polizeipräsident Stumpf” zu einer Pressekonferenz ins Stuttgarter DGB-Haus geladen. Doch einen Bericht über diese PK sucht man auf SPIEGEL Online vergebens. Und nicht nur das: Selbst der Begriff „Jugendoffensive gegen Stuttgart 21“ wurde von dem Nachrichtenportal bis dato noch nie verwendet (jedenfalls ergibt die Suche auf SPON dazu keinen Treffer).

PS: Nachdem dieser SPIEGELblog-Beitrag erschienen ist, brachte SPIEGEL Online den recht kurzen(!) Artikel „Einsatz gegen Stuttgart-21-Demonstranten Polizist der Körperverletzung verdächtigt“.  Darin wird dann auch – zum ersten Mal überhaupt auf SPON – die „Jugendoffensive gegen Stuttgart 21“ erwähnt. Der SPIEGELblog-Beitrag scheint also eine Wirkung gehabt zu haben, allerdings wohl auch nur eine kleine Wirkung.

Denn: Dass es eine PK der Jugendoffensive gegeben hat, erfährt man von SPON gar nicht. Auch hat SPON aus den Infos dieser PK keinen eigenen Beitrag gemacht – aus der PK der Polzei hingegen, wie erwähnt, schon (siehe oben).

Zudem werden die Argumente der Jugendoffensive nur kurz und knapp „abgefrühstückt“, also ohne dass sie im Detail weiter analysiert werden. Dabei ist es höchst brisant, was die Jugendoffensive da von sich gibt. SPON scheint aber kein wirkliches Interesse daran zu haben, die Anwürfe der Jugendoffensive auch nur im Geringsten zu verifizieren oder zu falsifizieren.

Erschwerend kommt hinzu, dass der letzte Absatz in dem SPON-Kurzartikel völlig deplaziert wirkt – es sei denn, man geht davon aus, dass SPON als Sprachrohr der Stuttgart-21-Befürworter fungieren will.

So heißt es in diesem letzten Absatz, „Innenminister Heribert Rech (CDU) sagte seinerseits, er habe nach der Polizeiaktion vom 30. September Morddrohungen erhalten… Auch Bahnchef Rüdiger Grube hatte Berichten zufolge in den vergangenen Tagen ähnliche Drohungen erhalten.“ Doch was hat dies mit den Anwürfen der Jugendoffensive zu tun, die ja im Absatz direkt davor stehen? Und überhaupt: Was hat dies mit dem eigentlichen Thema des Beitrags zu tun, dessen Überschrift, wie erwähnt, lautet: „Einsatz gegen Stuttgart-21-Demonstranten Polizist der Körperverletzung verdächtigt“?

Stuttgart 21: SPIEGEL macht sich einseitig zum Sprachrohr der Befürworter des Milliardenprojekts

Montag, 04. Oktober 2010

Die Protagonisten des milliardenteuren Bahnhofsprojekts Stuttgart 21 geraten immer mehr in Bedrängnis und Erklärungsnot. Und der SPIEGEL hat nichts besseres zu tun, als den Befürwortern in ihrer prekären Lage beizuspringen und auf seinem Onlineportal den völlig einseitigen Hauptaufmacher „Proteste gegen Milliardenprojekt: Stuttgarts OB Schuster wirft Bahnhofskritikern Panikmache vor“ zu bringen (siehe auch Screenshot). Da haben wir es wieder, was Oliver Gehrs in seinem Buch “Der SPIEGEL-Komplex” auf S. 12 so treffend beschreibt: dass sich der SPIEGEL v.a. seit der Beginn der Ära Aust besonders gerne auf die Seite der „Topmanager aus Wirtschaft und Politik“ schlägt.

SPON listet ellenlang schwere Anwürfe gegen die Kritiker sowie die Pro-Argumente der Befürworter auf, ohne dies auch nur im Geringsten kritisch einzusortieren
Mit kritischem Journalismus hat dies nichts zu tun. Dabei liest sich das erste Zweidrittel des SPON-Artikel wie eine Pressemitteilung aus der CDU-Partizentrale. Da wird nicht nur ein Anwurf gegen die Kritiker von Stuttgart 21 nach dem anderen aufgezählt („Die Gegner schüren Ängste“, „Die Demonstranten sind ‚wohlstandsverwöhnt'“ etc.); auch dürfen Befürworter wie Oberbürgermeister Wolfgang Schuster und Bundesverkehrsminister Ramsauer lang und breit ihre Argumente ins Feld führen. Und dies alles, ohne dass SPON dies auch nur im Geringsten wirksam kritisch einsortiert.

Zwar werden am Ende des Beitrags auch noch mal die Befürworter ins Spiel gebracht. Doch hat dies nicht wirklich eine Wirkung. Alleine die Zwischenüberschrift – „Neue Massenproteste sind geplant“ -, mit der der Abschnitt über die Gegner eingeleitet wird, ist absolut neutral gehalten und steht damit im krassen Widerspruch zu Überschrift, Vorspann und den ersten Absätzen des Artikels, die allesamt deftig daherkommen und klar zugunsten der Befürworter ausfallen.

Und wer liest gerade Online-Artikel schon wirklich zu Ende? Oft genug werden nur Überschrift, Vorspann und Beginn des Artikels gescannt…

Bravo SPIEGEL Online! Gut, dass es dich gibt. So brauchen wir uns vor Machtmissbrauch in diesem Lande nicht zu fürchten…

Wie kritischer Journalimus aussehen kann, zeigen andere Medien:

# Frontal21-Bericht „Milliardengrab Stuttgart 21“

# Artikel auf taz.de „Gutachten zu Stuttgart 21: Das Milliardengrab der Bahn“

Dass auch aus Stuttgart 21 sehr wohl ein richtiges Milliardengrab werden könnte, sofern es denn komplett durchgezogen wird, kann man sich übrigens leicht ausmalen. Dafür braucht man sich nur andere Großprojekte wie z.B. die Elbphilharmonie in Hamburg anzuschauen. Auch bei diesen ist am Ende alles viel, viel teurer geworden als ursprünglich vorausgesagt. Und wer muss am Ende alleine dafür „bluten“? Der Steuerzahler! Und wer profitiert? Nicht etwa der Steuerzahler oder die Gesellschaft im Ganzen, indem Arm und Reich dadurch wieder ein Stück zusammenrücken, sondern die beauftragten Großkonzerne…

Wulff-Rede zum Tag der Einheit: SPIEGEL legt dem Präsidenten falsche Worte in den Mund

Sonntag, 03. Oktober 2010

(Mit Dank an Till B.)

Heute konnte man auf SPIEGEL Online im Hauptaufmacher zur Rede des Präsidenten Christian Wulff die Headline lesen: „Ich bin auch der Präsident der Muslime“ (siehe auch Screenshot). Es wird also direkter Bezug auf die Rede genommen und mit Anführungsstrichen der Bundespräsident zitiert. Allerdings sagt der Bundespräsident in dieser Rede gar nicht diesen Satz in dieser Weise: Sowohl in der Abschrift als auch in Sendungen wie der ZDF Mediathek sagt er bezugehmend auf Briefe, die ihm von in Deutschland lebenden Muslimen geschickt wurden:

„Wenn mir deutsche Musliminnen und Muslime schreiben: ‚Sie sind unser Präsident‘ – dann antworte ich aus vollem Herzen: Ja, natürlich bin ich Ihr Präsident! Und zwar mit der Leidenschaft und Überzeugung, mit der ich der Präsident aller Menschen bin, die hier in Deutschland leben.“

Damit sagt er aber nicht (und schon gar nicht explizit), dass er der Präsident ALLER hier lebenden Muslime ist. Diese Interpretation konnte man im SPON-Forum auch schon mehrfach lesen.

Wäre es nur eine „normale“ Überschrift, so wäre sie vielleicht reißerisch. Da die Headline aber in Anführungsstriche gesetzt ist, suggeriert SPON, dass es sich hier um ein Zitat aus der Rede des Bundespräsidenten Wulff handelt. Mit anderen Worten: das Nachrichtenportal legt dem obersten deutschen Staatsmann einfach Worte in den Mund, was weder Respekt vor dem Amt vermuten lässt, noch mit der journalistischen Wahrheitpflicht und dem Aufklärunggedankens der Bürger in Einklang zu bringen ist.