Wie der SPIEGEL seiner Leserschaft mit einem Interview Melinda Gates fälschlicherweise als „Philantropin“ verkauft

  23. Juni 2014, von T. Engelbrecht

„Problematisch ist die enge Verknüpfung privater Stiftungen mit Unternehmen, wie im Falle der Gates-Stiftung die enge Zusammenarbeit mit Monsanto“, sagt Benjamin Luig, agrarpolitischer Sprecher des Hilfswerks Misereor.
Süddeutsche.de, „Staaten gehen, Bill Gates kommt“, 29. Jan. 2013

“Vor allem die schwächeren Bereiche der Gesellschaft kommen [im SPIEGEL] kaum noch vor, dafür die Topmanager aus Wirtschaft und Politik um so mehr.”
Oliver Gehrs, Buch “Der SPIEGEL-Komplex”, S. 12

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Ja, in der Tat, es muss sich für Melinda Gates „großartig“ anfühlen, wenn man vom SPIEGEL kostenlos eine vierseitige Werbung, die den Lesern in Form eines Interviews als redaktioneller Beitrag verkauft wird, geschenkt bekommt…; Foto: Dominik Butzmann/DER SPIEGEL

Mannomann, da ist sich der SPIEGEL doch tatsächlich wieder mal nicht zu schade, pures Marketing für die Bill-Gates-Stiftung zu machen. So findet sich in der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL ein vierseitiges Interview mit Melinda Gates, der Frau des Milliardärs, in dem sie selber als „Philantropin“ (Freundin der Menschen) und die von ihr mitverwaltete Bill-Gates-Stiftung als Weltverbesserungsmaschine angepriesen werden. Überschrift des Interviews: „Es fühlt sich großartig an“ (siehe auch Bild links). Besser hätte es die Marketingabteilung der, so wörtlich, „größten privaten Entwicklungshilfeorganisation“ selber auch kaum machen können…

Das Wort „Monsanto“ genau wie der Umstand, dass die Gates-Stiftung in viele Firmen investiert hat, die Standards sozialer Verantwortung brechen, tauchen im Interview nicht auf
SPIEGElblog hat bereits mehrfach darauf aufmerksam gemacht, wie unerträglich eine solche Promotion für die Stiftung ist (siehe hier). Tatsächlich nämlich ist die Stiftung nichts anderes als eine gigantische Marketingmaschine, die mit einem Smiley-Face – in diesem Fall von Melinda Gates – knallhart die Interessen der Pharmaindustrie und des Gentechmultis Monsanto vertritt.

Dass die Gates-Stiftung ein Monsanto-Hansel ist, wird in dem Interview aber genau so wenig thematisiert wie der Skandal, den die Los Angeles Times bereits vor Jahren aufdeckte: dass nämlich die Gates-Stiftung Aktien an Firmen besitzt, die alle Standards sozialer Verantwortung brechen, weil sie die Umwelt zerstören, ihre Angestellten diskriminieren oder die Rechte der Arbeitnehmer verletzen.

So geschehen z.B. in Nigeria. Hier förderte die Gates-Stiftung für 167 Mio. € ein Impfprogramm gegen Kinderlähmung und Masern. Zugleich aber besitzt sie dem Bericht zufolge Anteile an einer Öl-Firma des italienischen Eni-Konzerns, der wie viele Firmen im Niger-Delta, überschüssiges Öl in einer riesigen Flamme abfackelt – und einen Regen von 250 giftigen Substanzen auf Mensch und Umwelt niedergehen lässt. Dadurch werden Kinder krank – und es besteht Grund zur Annahme, dass diese Kinder durch die Gifte in ihrem Immunsystem so geschwächt werden, dass sie genau die Krankheiten bekommen, gegen die sie dann (idiotischerweise) geimpft werden.

Und wer sich, wie die Gates-Stiftung, für Impfprogramme oder den Kampf gegen HIV/AIDS einsetzt, hat in der Öffentlichkeit natürlich immer gute Karten. Doch bei genauer Betrachtung der Fakten – und eine solche Betrachtung nimmt der SPIEGEL gerade auch in diesem Interview mit Melinda Gates nicht vor – ist die Gleichung „Millionen für Impfstoffe und AIDS-Medikamente = gut für die Menschheit“ eigentlich gar nicht haltbar. SPIEGELblog hat auch darüber bereits berichtet, etwa in dem Beitrag „Der SPIEGEL gibt erneut haltlose Werbebotschaften des Impfstoff-Lobbyisten Bill Gates an sein Millionenpublikum weiter“ (oder siehe auch den SPIEGELblog-Artikel „Der SPIEGEL und das Thema Impfen: noch kein hinreichend neutraler Zugang“).

Im Übrigen bedürfen gerade auch die armen Länder Afrikas und anderer Kontinente zuallererst demokratische Strukturen, unäbhängige Medien und eine gerechte Verteilung der Ressourcen. So wie es Amartya Sen, Harvard-Ökonom und Nobelpreisträger, formulierte: “Hungersnöte geschehen nicht in Ländern mit einer freien Presse. Denn Hungersnöte resultieren aus einem Problem der Verteilung von Nahrung, nicht aus einem absoluten Mangel an Nahrung.”

Weitere interessante Links, die das Gerede von den „Philanthropen“ Melinda und Bill Gates als Märchen entlarven:

# „Bill Gates, Monsanto, and eugenics: How one of the world’s wealthiest men is actively promoting a corporate takeover of global agriculture“, naturalnews.com

# Generell zum Thema Bill Gates und sein äußerst fragwürdiger Einsatz für AIDS-Medikamente, Polio-Impfungen etc.: „Virus-Wahn. Vogelgrippe (H5N1), SARS, BSE, Hepatitis C, AIDS, Polio – Wie die Medizin-Industrie ständig Seuchen erfindet und auf Kosten der Allgemeinheit Milliarden-Profite macht“, von Torsten Engelbrecht und Dr. med. Claus Köhnlein

# „‚Doomsday Seed Vault‘ in the Arctic: Bill Gates, Rockefeller and the GMO giants know something we don’t“, globalresearch.ca (auf Deutsch unter www.engdahl.oilgeopolitics.net)

 

Ein Kommentar zu “Wie der SPIEGEL seiner Leserschaft mit einem Interview Melinda Gates fälschlicherweise als „Philantropin“ verkauft”

  1. horst sagt:

    Wo bleibt eigentlich der Artikel zu diesem missglückten Titel und der peinlichen Reaktion des Spiegel auf das Kontra der Leserschaft???????

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