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Ackermanns Märchen vom kategorischen Nein zu Staatshilfen – auch vom SPIEGEL kolportiert

„Josef Ackermann hat allen Grund, sich zu schämen. Mit der Übernahme der Postbank hat die Deutsche Bank einen eleganten Weg gefunden, staatliche Hilfen in Anspruch zu nehmen, ohne dass dies von der Öffentlichkeit bemerkt würde.“
Sahra Wagenknecht [1]

Am 5. Februar wartet SPIEGEL Online mit der Schlagzeile auf: „[Deutsche-Bank-Chef] Josef Ackermann kämpft um sein Vermächtnis“ [2] (siehe Screenshot). Und zentraler Punkt bei diesem Kampf ist, dass Ackermann sein Institut ganz ohne Staatshilfen durch die Wogen der Finanzkrise segeln und letztlich zu alter Stärke zurückführen möchte. [2]„Er würde sich schämen, wenn er finanzielle Hilfe vom Staat in Anspruch nehmen müsse“, soll Ackermann laut SPIEGEL Online auf einer Veranstaltung erklärt haben. Und der Chef der Deutschen Bank hätte „keine Gelegenheit ausgelassen, dieses kategorische Nein zu wiederholen“ – eine Botschaft, die SPIEGEL Online am selben Tag übrigens auch in einem anderen Beitrag [3] an seine Leser weitergibt.[1]

Doch was Ackermann hier über die Medien loswerden kann, ist nichts anderes als ein Märchen. Und so hat der Vorstandsvorsitzende allen Grund sich zu schämen, hat seine Bank doch in Wharheit staatliche Hilfe in Anspruch genommen. So kam man im Januar überein, dass die Deutschen Post AG bei der Deutschen Bank einsteigt, und zwar in Höhe von 8 Prozent. Damit wird die Post sogar größter Einzelaktionär bei der Deutschen Bank. Und wie SPIEGEL Online selber am 14. Januar [4] schreibt, ist „auch der Staat künftig indirekt am größten privten Geldhaus der Republik beteiligt – denn der Bund hält über die Förderbank KfW rund 30 Prozent an der Post“. Um so verwunderlicher, dass der SPIEGEL die Mär Ackermanns vom kategorischen Nein zu Staatshilfen noch Wochen später kolportiert.

Post-Einstieg bei der Deutschen Bank: staatliche Hilfe – oder gar Teilverstaatlichung
In dem SPIEGEL-Online-Beitrag vom 14. Januar wird zwar Post-Chef Frank Appel mit den Worten zitiert, von einer „Teilverstaatlichung“ könne keine Rede sein, da man nicht beabsichtige, „längerfristig Teilaktionär der Deutschen Bank zu bleiben“. Doch es bleibt abzuwarten, ob die Post ihre Anteile an der Deutschen Bank wirklich wie geplant in Kürze wieder abstoßen wird. Unabhängig davon stellt der Deal, dass die Post AG bei der Deutschen Bank einsteigt, wenn schon keine Teilverstaatlichung, so doch auf jeden Fall eine staatliche Hilfe dar, die wohlgemerkt von zentraler Bedeutung ist für das größte Finanzhaus Deutschlands. Verfügt es doch offenbar nur durch die Aktienbeteiligung der Post AG über genügend liquide Mittel, um seinen seit längerer Zeit geplanten Einstieg bei der Postbank aus eigener Kraft stemmen zu können.

Und während SPIEGEL Online am 14. Januar die Behauptung von Post-Chef Appel, beim Einstieg der Post AG bei der Deutschen Bank handele es sich nicht um eine „Teilverstaatlichung“, unwidersprochen stehen lässt, so liest man heute auf SPIEGEL Online in dem Beitrag „Entscheidung des Kartellamts: Deutsche Bank darf bei Postbank einsteigen“ [5]:

„Die Postbank-Mutter Deutsche Post soll für den Verkauf der 22,9 Prozent rund acht Prozent der Deutschen Bank erhalten. Darauf hatten sich beide Seiten im Januar verständigt. Damit wird indirekt auch der Staat, dem zum Teil die Deutsche Post gehört, an der größten deutschen Bank beteiligt.“

[1] Am 5. Februar liest man etwa auf finanzen.net [6], dass Ackermann staatliche Hilfen nicht mehr gänzlich ausschließt. Doch diese Aussage ist lediglich auf die Zukunft bezogen für den Fall, dass es zu weiteren Verwerfungen und Katastrophen an den Finanzmärkten kommen sollte. EIn öffentliches Eingeständnis, dass der Staat über den Einstieg der Post bei der Deutschen Bank dem größten Finanzinstitut Deutschlands finanzielle Hilfe gewährt hat, ist dies nicht.