Alle TV-Schwafelrunden kriegen vom SPIEGEL regelmäßig ihr Fett weg – nur der mit dem SPIEGEL verbandelte Dampfplauderer Johannes B. Kerner bleibt verschont

  06. Mai 2009, von T. Engelbrecht
SPIEGEL: "Mehrwert von Maischberger, Plasberg und Illner geht hart gegen Null" - doch wo bleibt die vernichtende Kritik an Kerner?
SPIEGEL: „Mehrwert von Maischberger, Plasberg und Illner geht hart gegen Null“ – doch wo bleibt die vernichtende SPIEGEL-Kritik an Kerner?

Ob nun Sandra Maischberger, Maybritt Illner, Reinhold Beckmann oder Frank Plasberg – alle TV-Talker kriegen regelmäßig vom SPIEGEL eins übergewischt. Nur einer bleibt dabei auf wundersame Weise ständig verschont: Super-Dampfplauderer Johannes B. Kerner. Dies zeigt sich beispielhaft in dem Artikel „Rezessionstalk: Wir kriegen die Krise“ (siehe Screenshot). Geschrieben wurde die Abrechnung von Reinhard Mohr, der beim SPIEGEL praktisch die Rolle ausfüllt, die Franz Josef Wagner bei der Bild-Zeitung innehat (siehe auch SPIEGELblog-Beitrag über Mohr). Mohr wörtlich: „Plasberg, Maischberger, Illner: Deutschlands Moderatoren arbeiten sich an der Finanzkrise ab. Doch wirklich kritisch ist der Mehrwert der Talkshows nicht – er geht hart gegen Null.“

Bleibt Kerner vom SPIEGEL verschont wegen seiner „äußerst vielschichtigen Beziehungen“ zum Nachrichtenmagazin?
Die scharfe Kritik mag durchaus gerechtfertigt sein. Doch wieso bleibt dann Johannes B. Kerner davon verschont? Der Verdacht liegt nahe, dass es an „Kerners äußerst vielschichtigen Beziehungen zum SPIEGEL“ liegt, wie etwa das Hamburger Abendblatt vor kurzem schrieb. „Bisher“, so das Abendblatt, „war der TV-Moderator in erster Linie Kunde der Unternehmenstochter SPIEGEL TV Infotainment, die für die Produktion seiner Talkshow im ZDF verantwortlich ist. Seit dem 24. März ist er – rückwirkend zum 1. Januar – auch Gesellschafter der Produktionsfirma. Kerner hält nun acht Prozent der Anteile der SPIEGEL-Tochter.

Der zeitliche Zusammenhang zur Ankündigung des Moderators, das ZDF verlassen zu wollen, passt gut. Mit Kerners Wechsel zu Sat.1, wo SPIEGEL TV Infotainment auch sein wöchentliches Magazin produzieren wird, habe sein Einstieg bei der Produktionsfirma aber nichts zu tun, sagt eine Verlagssprecherin. Doch wie der Zufall will, wird SPIEGEL TV Infotainment einen weiteren Sat.1-Neuzugang unter seine Fittiche nehmen, der den Öffentlich-Rechtlichen den Rücken gekehrt hat: Die Firma produziert die neue Late-Night-Show von Oliver Pocher [Anm. von SPIEGELblog: Passend dazu brachte der SPIEGEL am 6. April eine langes Interview mit Oliver Pocher, in dem er seine „Enttäuschung“ über die ARD rauslassen durfte). Darüber freut sich bestimmt auch Neugesellschafter Kerner, der – wie es in Branchenkreisen heißt – seinen Anteil wieder zurückgeben muss, sollte er der SPIEGEL-Firma den Auftrag zur Produktion seines Sat.1-Magazins entziehen.

Als Objekt der Berichterstattung findet Kerner in SPIEGEL-Medien hingegen kaum statt.“

ZDF-Chefredakteur Brender: „Ein Journalist wirbt nicht“
Vor kurzem fiel der Name Johannes B. Kerner zwar im SPIEGEL, doch man berichtete nicht ÜBER den für einschlägige Firmen werbenden Journalisten, sondern gab ihm in einem mehrseitigen Interview die Möglichkeit, auf alles Mögliche einzugehen. So berichtet der Mediendienst turi2 (siehe auch zweiten Screenshot):

„Kerner-Arbeit reduziert: Der vielbeschäftigte Qualitätsmoderator Johannes B. Kerner hat einen Job weniger – der Werbevertrag mit der Fluglinie Air Berlin, dessen Chef Joachim Hunold Kerner einst ziemlich ungeniert im ZDF-Progamm platzierte, ist gekündigt. Dies berichtet das gewöhnlich ungewöhnlich gut informierte Branchenmagazin new business. Der Vertrag mit Air Berlin lief im Januar aus, in Einzelfällen soll Kerner für Air Berlin noch die eine oder andere Gala wegmoderieren. Kerners Gesichtsvermietung für Air Berlin hatte stets ein Gschmäckle: Kerner warb für Aktien der Fluggesellschaft, während Experten vor den riskanten Papieren warnten. Das ZDF befürchtete einen Imageschaden für den Sender – zu recht.

Im großen Interview mit dem SPIEGEL behauptet Kerner, er habe dem werbekritischen ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender zuliebe stets darauf geachtet, ‚immer nur zwei Werbeverträge gleichzeitig‘ zu haben. Warum er überhaupt so viel werbe? Weil ihm das auch dort ‚Aufmerksamkeit bringt‘, wo er sonst keine hat – etwa bei jüngeren Zuschauern. ‚Es gibt auch viele Kinder, die Thomas Gottschalk nicht als ‚Wetten, dass …?‘-Moderator kennenlernen, sondern als Gummibärchen-Onkel‘, so Kerner. Na denn.“

Eine Argumentation, die nicht verfängt. So dürfte Johannes B. Kerner durch die Moderation vieler bedeutender Fußballspiele auch bei jüngeren Zuschauern sehr bekannt sein. Und nicht zuletzt soll Nikolaus Brender viel deutlicher Stellung bezogen haben, als es Kerner den SPIEGEL-Interviewern weismachen will. Brender: „Ein Journalist wirbt nicht.“ Was ja auch Sinn macht, denn wie soll man in der Sendung von Johannes B. Kerner gesichert unabhängige Informationen bekommen können, wenn der Moderater selber Interessenkonflikte verstrickt ist, weil er für einen Großkonzern wie Air Berlin, das Mineralwasser Bonaqua oder den Hersteller der Geflügelwurst Gutfried massiv Werbung macht?

In einem Forum auf der ZDF.de-Seite schreibt „chschneid“: „Habe auch gerade an ‚Gutfried‘ geschrieben und angemerkt, dass sich im öffentlichen Dienst (wird auch vom Steuerzahler finanziert) keiner so etwas erlauben kann. Da wird beschränkt, verboten usw. und dieser Kerner verdient sich dumm und dämlich mit den Werberverträgen. Das ist unseriös und unfair.“

 

5 Kommentare zu “Alle TV-Schwafelrunden kriegen vom SPIEGEL regelmäßig ihr Fett weg – nur der mit dem SPIEGEL verbandelte Dampfplauderer Johannes B. Kerner bleibt verschont”

  1. harta sagt:

    jbk dieser ekelhafte schleimscheissende milchbubi mit blumenkohlohren…BAH

  2. Hendrik sagt:

    Mir fällt auf, dass Johannes B. Kerner nicht nur in der Zeitschrift „Der Spiegel“, sondern auch in anderen „Fachzeitschriften“ selten oder garnicht erwähnt wird. Für viele scheint er der saubere, junge und intelligente junge Mann zu sein, den sich viele Schwiegermütter wünschen. Aber warum hört man von ihm kaum was?

    Dieser Artikel erklärt warum er nicht oder kaum im „Spielgel“ erwähnt wird, aber was ist mit den anderen Zeitschriften?

  3. Hendrik sagt:

    (PS: Wäre mal interessant, wenn man mehr über seine Geschäftsbeziehungen zu der Fernsehlandschaft allgemein lesen würde. Anteile? Verträge? etc.

    Und dann gibt es ja noch Tomas Gottschalk, dessen Bruder (den man selten sieht) oder wie wärs mal mit Oliver Pocher? Oder Dieter Bohlen? Ich kann mir vorstellen, dass das ein Gewitter an enthüllungen geben würde.)

  4. Matze sagt:

    Dass Kerner – im Gegensatz zu den anderen Erwähnten – keine politische Talkshow macht, ist euch wohl nicht aufgefallen?

  5. SPIEGELblog sagt:

    @Matze

    Macht Beckmann denn eine “politische” Talkshow? Macht Maischberger denn eine “politische” Talkshow? Bei beiden wird praktisch genau so wie bei Kerner oberflächlich und ziemlich unkritisch über alles mögliche gebrabbelt.

    Und was, bitte schön, heißt denn genau “politisch”? Dieser Begriff ist sehr weit zu fassen, vor allem für Sendungen wie die von Johannes B. Kerner, die eine enorme Reichweite bzw. einen Einfluss auf die öffentliche Meinung hat. Das heißt, wenn – um nur ein Beispiel zu nennen – Kerner, wie vor kurzem geschehen, eine Runde von Personen in seiner Sendung präsentiert (darunter Niedersachsens Poli-Häuptling Christian Wulff), die allesamt meinen, es sei sinnvoll, wenn sich Frauen zur Krebsvorsorge “präventiv” die Brüste entfernen lassen, so ist diese sehr wohl eine politische Runde, siehe http://jbk.zdf.de/ZDFde/inhalt/26/0,1872,7529178,00.html. Denn das erörterte Thema ist von hoher medizinischer und damit gesellschaftspolitischer Relevanz oder besser: Brisanz.

    Um so schwerer wiegt es, dass hier keine einzige kritische Stimme zu Wort kam. Denn da so in trauter Atmosphäre einem Millionenpublikum süffisant als sinnvoll präsentiert wird, kann mit Grund als medizinischer Irrsinn bezeichnet werden.

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