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SPIEGEL-Artikel über rechte Gewaltdelikte inhaltlich fern der Fakten und rhetorisch fragwürdig

Mittwoch, 31. Dezember 2008

SPIEGEL Online, 27. Dez. 2008

Rechtsextreme Gewalt sollte – wie jede Art von Gewalt – in ihrer Dimension korrekt erfasst werden, genau so wie es die Datenlage hergibt. Genau dies ist SPIEGEL Online am 27. Dezember in dem Artikel „Gewaltdelikte in Deutschland – Zahl rechtsextremer Straftaten steigt drastisch“ aber offenbar nicht gelungen. Dieser Beitrag ist in mehrfacher Hinsicht inhaltlich und rhetorisch fragwürdig.

Warum dies so ist, soll durch die Beantwortung der folgenden drei Fragen gezeigt werden:

Frage 1: Haben, wie von SPIEGEL Online suggeriert, die rechtsextremen GEWALTtaten in Deutschland wirklich „drastisch“ bzw. „um fast 30 Prozent“ zugenommen?
Frage 2: SPIEGEL Online spricht von einer „Steigerung um fast 30 Prozent“ auf „fast 12.000“ Delikte für die ersten 10 Monate des Jahres 2008, denn 2007, so die Begründung, hätten „die Behörden noch 9.206 Delikte gezählt. Doch ist die Zahl 9.206 verbürgt?
Frage 3: Im Artikel von SPIEGEL Online heißt es auch, dass die Zahl der antisemitischen Straftaten von Januar bis Ende September 2008 von 716 auf 797 und damit „erheblich gestiegen“ sei. Dabei kann man leicht den Eindruck gewinnen, diese Taten und die Steigerung der Delikte sei auf Rechtsextreme zurückzuführen. Doch kann man das sicher so sagen?

Antwort auf Frage 1: Datenlage gibt keine Zunahme rechtsextremer Gewalttaten her

Wer den Artikel auf SPIEGEL Online liest, gewinnt einen falschen Eindruck. So wird suggeriert, es seien rechtsextreme GEWALTtaten, die so drastisch „um fast 30 Prozent“ auf „fast 12.000“ (genau 11.928) zugenommen hätten. Dies ergibt sich zum einen aus der Dachzeile „Gewaltdelikte in Deutschland“. Zum anderen heißt es bei SPIEGEL Online in der Bildunterschrift „Skinheads: Rechte Gewalt nimmt zu“ (siehe Screenshot oben)… (mehr …)