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SPIEGEL Online hetzt Otto Normalverbraucher auf unseriöse Weise gegen das Energiesparen auf

Donnerstag, 23. September 2010

In seinem Artikel „Energierevolution: Wie Deutschland zur 2000-Watt-Republik wird“ für SPIEGEL Online vom 23. September (siehe auch Screenshot) stellt Holger Dambeck dar, dass „nach Meinung von Experten“ der durchschnittliche Energieverbrauch pro Kopf weltweit auf 2000 Watt, also 48KWh pro Tag, reduziert werden muss. Für Deutschland bedeutet das eine Senkung des Energieverbrauches auf ein Drittel.

Als Wege zur Umsetzung sieht Herr Dambeck vor allem Konsumverzicht. Er nennt Verzicht auf’s Eigenheim, Umzug in die Nähe der Arbeit in den Städten, Radfahren, Verzicht auf Flugreisen, den Kauf nur langlebiger Konsumgüter und Einschränkung des Fleischkonsums.

Dambeck konstatiert, dass das vielen Menschen schwerfallen wird und als „Ökodiktatur“ empfunden werden wird.

SPON-Autor Dambeck übersieht wichtige Fakten
Der Autor übersieht (angesichts der kritischen Haltung des SPIEGEL gegenüber regenerativen Energien wohl absichtlich), dass es nicht zuletzt politisch kontrollierte Strukturen sind, die den Energieverbrauch künstlich hoch halten. Einige Beispiele:

1. Wärmedämmung wird zu wenig gefördert
Dieses Thema ist Bestandteil der aktuellen Energiedebatte und fehlt im Artikel völlig. Das ist nicht akzeptabel, vor allem vor dem Hintergrund, dass mangelnde Wärmedämmung in unseren Breiten der größte Energiefresser überhaupt ist.

Stattdessen wird suggeriert, dass Menschen auf ihr Eigenheim verzichten müssen. Stimmt nicht: Auf ein Eigenheimdach passt eine viel größere Solaranlage …

2. Die höchst zentralistische Stromversorgung
Dezentrale Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung, etwa Gasmotoren zur gleichzeitigen Wärme- und Stromerzeugung in Mehrfamilienhäusern, sind viel effizienter und aufgrund der höheren Redundanz sogar ausfallsicherer als wenige riesige Kraftwerksblöcke, die weit weg von den Verbrauchern stehen (Energietransport frisst ca. 7% des Stroms pro 100km auf).

Der Ausbau erneuerbarer Energien wird zudem von den vier Großen Energiekonzernen mit allen Mitteln verzögert. Man denke an die Atomdebatte.

Im Artikel dazu: Kein Wort!

3. Kilometerpauschale
Diese in Fachkreisen auch „Zersiedelungsprämie“ genannte Subvention bedeutet, dass man beim Pendeln fast noch Geld verdient. Es freut sich die Automobilindustrie, während die Bahnindustrie stagniert. Man könnte die Steuermilliarden auch dazu einsetzen, Arbeitswege zu minimieren.

Die im Stau stehenden Pendler leiden auch noch unter den Folgen der früheren Eigenheimzulage!

4. Mangelnde Transparenz beim Konsumgüterkauf
Es gibt keine ernstzunehmende Möglichkeit, bei Konsumgütern ihren ökologischen Fingerabdruck zu ermitteln. Bisher gibt es nur punktuelle Untersuchungen dazu. Selbst wer hier einen Beitrag leisten will, wird durch die verstreuten Informationen nur verwirrt.

Auch dazu findet sich kein Wort im Artikel.

5. Entwicklungsländer MÜSSEN sich entwickeln
Nur Entwicklung drosselt die Bevölkerungsexplosion. Entwicklung kostet HEUTE Energie. Bevölkerungsexplosion würde MORGEN Energie kosten – und zwar viel mehr als Entwicklung heute kostet, weil es noch mehr Menschen betreffen würde.

Stattdessen wird unterschwellig suggeriert, dass der Ugander (für den Herr Dambeck einen Energieverbrauch von 40 Watt nennt) uns unseren Anteil am Weltenergiekuchen wegnehmen will.

Das nur als Beispiele.

Wer einen Artikel zu so einem wichtigen Thema schreibt, wichtige Dinge weglässt und dem Leser noch das Wort „Ökodiktatur“ unterschiebt, provoziert, wie man im Forum lesen muss, entsprechende Kommentare. Das ist unseriös. Das ist Stimmungsmache pur.

Dass Herr Dambeck Schwierigkeiten mit physikalischen Messgrößen hat (was ist mit „2000 Watt pro Tag“ gemeint?), sei nur am Rande erwähnt.

Viel wichtiger ist, dass Energieeffizienz eine ganzheitliche Sichtweise erfordert. Denn es liegt nicht primär am Einzelnen, die Energie selbst einzusparen. Die Rahmenbedingungen müssen sich verbessern, dann sinken die Anforderungen an den Einzelnen gewaltig.

Nur ein Beispiel für einen gelungenen politischen Eingriff: Rot/Grün mit dem EEG ein vorbildliches Instrument geschaffen, die Energieerzeugung zu modernisieren. Es geht also, wenn man will.

Noch ein Paar Worte zur der in Rede stehenden Größenordnung an Energieeinsparungen seien erlaubt:

48KWh Tagesverbrauch sind anstatt der aktuellen 150 KWh wirklich kein Hexenwerk. Einige Beispiele:

Mein KfW40-Haus mit 200qm Wohlfläche verbraucht 4000 KWh Wärmepumpenstrom im Jahr. Geteilt durch 5 Personen macht das etwas mehr als 2KWh pro Tag – und das bei Mehrkosten von etwa 5 Prozent.

Unsere Familienkutsche fährt keine 10000km im Jahr. Hier zu Hause fahren wir meistens ÖPNV und/oder Fahrrad. Fernreisen machen wir nicht. In Europa ist es auch sehr schön.

Lebensmittel werden uns ohne Aufpreis nach Hause geliefert.

Interessant ist, dass wir nicht nur Energie, sondern auch Zeit sparen. So kann man z.B. beim Bahnfahren Zeitung lesen oder am Laptop leichtere Arbeiten erledigen.

Was finden wir im Artikel dazu? Es fällt wie immer, wenn man einseitig Stimmung machen will, das Wort „Konsumverzicht“.

Schließlich ein letzter Punkt, der im Artikel fehlt: Die Ökodiktatur wird kommen
Nicht aus der Politik, sondern vom Markt, denn fossile Energie wird knapp. Die Energieexpertin Claudia Kemfert rechnet mit einer Rationierung von Ölprodukten ab dem Jahr 2030.

Thema Cookies: Wie SPIEGEL Online im Gleichschritt mit den großen Web-Portalen die Internetnutzer hinters Licht führt

Mittwoch, 20. Mai 2009

Inwiefern SPIEGEL Online Falschinfomationen über Cookies verbreitet – und was man doch effektiv gegen Cookies machen kann

Cookies Vor kurzem erschien auf SPIEGEL Online ein Beitrag zum Thema Cookies mit der Headline „Wie die EU Internet-Nutzer nerven will“ (siehe Screenshot). Darin geht es um einen Plan der EU, der Cookie-Flut im Internet entgegenzuwirken. Vom Grundsatz her ein zentral Wichtiges Unterfangen. Umso schwerer wiegt es, dass der Artikel Falschinformationen liefert, bedeutende Informationen weglässt und auch tendenziös ist. SPIEGEL Online gehen die Pläne der EU einfach „auf den Keks“. Liegt das etwa daran, dass das Nachrichtenportal einem Interessenkonflikt unterliegt, weil es selber mit den Cookies operiert? Immerhin sind Portale wie SPIEGEL Online direkt und massiv ökonomisch abhängig von den Werbenetzwerken und ihrem primären Geschäft – Werbung – sowie dem sekundären Geschäft Datenhandel, bei dem Cookies eine nicht unwesentliche Rolle spielen.

Bei Cookies handelt es sich wohlgemerkt um eine Internet-Technologie, die dem Benutzer Tipparbeit erspart und – scheinbar ganz nebenbei – den Anbietern von großen Internet-Portalen tonnenweise wertvolle Daten über den Internetnutzer in die Festplatten spült. Denn die Cookies bleiben nicht bei mir zuhause, sondern werden bei JEDEM Besuch des Portals JEDESMAL ans Portal übertragen, wobei die Wahrscheinlichkeit, dass ich persönlich erkannt werde, ständig steigt.

SPIEGEL Online verbreitet Falschinformationen
Die Folge dieser Datensammelwut ist, dass große Portale wie Google oder Twitter über tagesgenaue Informationen über die Stimmungs- und Konsumlage der meisten sozialen Gruppen in der ganzen Welt verfügen. Das sind unschätzbar wertvolle Informationen, die die Suchmaschinen und sonstigen Portale für viel Geld weiterverkaufen. Diese Daten sind viel besser als jede Volkszählung und viel genauer und aktueller als alles Wissen, das jede Regierung der Welt über ihr Volk besitzt.

Dagegen nimmt sich zum Beispiel die staatliche Vorratsdatenspeicherung, die weiß Gott nicht verteidigt werden soll, wie der jämmerliche Versuch kleiner Schuljungen aus. Die chinesische Regierung weiß schon, warum sie eine eigene Suchmaschine, „Baidu“, an den Start gebracht hat.

Dabei sind Cookies eigentlich überflüssig, und einige „Informationen“, die Frank Patalong in seinem Artikel für SPIEGEL Online verbreitet, sind schlichtweg falsch. Er schreibt:

1. Ohne Cookies geht SPIEGEL Online nicht.

2. Cookies sind technisch dringend notwendig.

3. Das Löschen der Cookies beim Schließen des Programmes gewährleistet den Datenschutz.

SPIEGEL-Online-Beitrag ist unvollständig und tendenziös
Richtig ist hingegen:

1. Mit dem Firefox Browser kann man alle Cookies abstellen und trotzdem SPIEGEL Online vollständig benutzen, solange man kein persönliches Login vornimmt. Ein Login ist aber i.d.R. mit einer expliziten Einverständniserklärung für die Preisgabe von Daten verbunden.

2. Alle Seiten können ihre Leistung ohne Cookies erbringen und statt dessen so genannte versteckte Felder benutzen. Solche verborgenen Feldinhalte unterliegen weit strengeren Sicherheitskriterien als Cookies, werden nicht auf meinem Rechner gespeichert und können somit auch nicht meine Identität preisgeben. Dazu ist nur ein Login und somit (s.o.) eine Einverständniserklärung nötig.

3. a) Eine ganze Klasse von Cookies, die so genannten „Local Shared Objects“ (LSOs), wird durch die von Herrn Patalong vorgeschlagene Browsereinstellung NICHT gelöscht, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Flash-Cookie. Dieses noch wenig bekannte Verfahren, mit dem das verbreitete Browser-Plugin „Flash“, mit dem v.a. Videos gezeigt werden, auch zur Datenkrake wird, hat dieselben Eigenschaften wie die herkömmlichen Cookies. Leider gibt es nur wenige Werkzeuge, mit denen man LSOs kontrollieren kann.

3. b) Selbst wenn man die tagsüber gesammelten Cookies abends beim Schließen des Browsers löscht, hat man dennoch zahllose Datenspuren hinterlassen. Das gilt um so mehr, wenn man in einem Browserfenster ständig bei „Google Mail“ o.ä. eingeloggt war, während man in anderen Fenstern andere Portale besuchte. Dann konnte Google oder ein anderes Portal die woandershin ausgesendeten Daten mit der (Google-)Identität zusammenführen.

Darüber hinaus informiert Herr Patalong nur unvollständig und tendenziös. Er erwähnt mehr allgemein den „Schindluder“, der mit den Daten getrieben wird. Worin der besteht und was man dagegen tun muss, bleibt aber letztlich offen.

SPIEGEL Online versorgt Dritte über Cookies mit Nutzerdaten
So erwähnt er nicht, dass Dritte durch Vermittlung von SPIEGEL Online ihrerseits Cookies auf meinem Rechner ablegen (so genannte „Third Party Cookies“). Ein Dritter, der von SPIEGEL Online mit Cookies versorgt wird, ist beispielsweise die Seite quality-channel.de, die über jeden meiner Seitenbesuche bei SPIEGEL Online informiert wird. Das habe ich vor wenigen Tagen selbst ausprobiert. Heute ist vielleicht ein anderes Werbenetzwerk „angeschlossen“. (mehr …)