Callcenter der SPIEGEL-Gruppe verkauft Fischölkapseln für den Springer-Konzern

  22. Juni 2009, von T. Engelbrecht

Die Geschichte klingt kurios: Der SPIEGEL vertreibt ein Nahrungsergänzungsmittel – und zwar im Auftrag des Springer-Verlags. Damit geht der SPIEGEL einmal mehr eine wirtschaftliche Allianz ausgerechnet mit dem „Bild-Konzern“ ein. Und wer nicht aufpasst, hat die Fischölkapseln im Abo am Hals, für 60 € pro Quartal.

Maregold heißt das marine Wundermittel, das zu 80 Prozent Omega-3-Konzentrat enthalten soll – „Für eine bewusste Ernährung mit hochwertigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren“ aus Fischöl, so die Egenwerbung auf der Verpackung. Die erste Packung ist gratis. Ein Lockangebot.

Die Anzeige zu der Verkaufsaktion findet sich im heute erschienenen SPIEGEL-Heft auf Seite 114 (siehe Ausriss) und soll auch am kommenden Freitag im zur SPIEGEL-Gruppe gehörenden manager magazin abgedruckt werden. Wer dann die angegebene Telefonnummer 0800-5887995 wählt, landet aber nicht bei Maregold, sondern im Callcenter der Firma QS Quality Service. QS wiederum ist ein Tochterunternehmen der SPIEGEL-Gruppe und erledigt als outgesourctes Proficenter die Aboverwaltung für die Muttergesellschaft an der Hamburger Brandstwiete. Wer zum Beispiel seinen SPIEGEL kündigen möchte, meldet sich dort telefonisch.

Den Auftrag für die telefonische Bestellannahme der Fischölkapseln hat die QS von der Firma ZZ-Kurier Gesellschaft für Zeitungs- und Zeitschriftenvertrieb mbH bekommen, die zu 100 Prozent zum Springer-Verlag gehört und an dessen Adresse in Hamburg (Axel-Springer-Platz 1) residiert. „Maregold ist eine Marke der ZZ Kurier GmbH“ steht auch ausdrücklich noch mal kleingedruckt und vertikal geschrieben an der Seite der Anzeige.

Angebot so anrüchig wie ranzig riechendes Fischöl
Die unscheinbaren Kapseln können für unbedarfte Kunden kräftig zu buche schlagen: So kann man zunächst eine Probepackung, die für einen Monat gedacht ist, bestellen, für die man nur 3,95 € Versandkosten zahlt (sofern man sich auf Bankeinzug einlässt). Wer diese Gratispackung aber nicht rechtzeitig widerruft, erhält automatisch drei Monatspackungen für zusammen knapp 60 €. Die entsprechenden Details dazu stehen natürlich nur im Kleingedruckten. Ein Schelm, der sich dabei übers Ohr gehauen fühlt.

Der SPIEGEL-Verlag bleibt bei alldem namentlich fein aus dem Spiel. Für den Kunden ist die Verbindung zwischen dem selbsternannten „Sturmgeschütz der Demokratie“ und den Fischgel-Pillen nicht nachvollziehbar. Nur die Anschrift Brandstwiete 19, Hamburg, auf dem Bestellcoupon weist auf den gemeinsamen Firmensitz von SPIEGEL und QS hin. Illegal ist das freilich nicht – für den auf Seriösität bedachten SPIEGEL aber so anrüchig wie ranzig riechendes Fischöl.

 

4 Kommentare zu “Callcenter der SPIEGEL-Gruppe verkauft Fischölkapseln für den Springer-Konzern”

  1. 6 vor 9: NYT, Fischöl, Castingshows, Wolf » medienlese.com sagt:

    […] 2. “Callcenter der SPIEGEL-Gruppe verkauft Fischölkapseln für den Springer-Konzern” (spiegelblog.net, T. Engelbrecht) Der Spiegel und die Firma QS Quality Service haben die gleiche Adresse, nämlich Brandstwiete 19, Hamburg. Die Spiegel Gruppe macht was mit Journalismus, die Tochterfirma QS, zuständig für die Aboverwaltung der Muttergesellschaft, verkauft Fischölkapseln. […]

  2. Hermann Hohenberger sagt:

    Sturmgeschütz der Demokratie, das ist denke ich Geschichte. Außerdem zeigt uns das Internet gerade, dass sich die Welt im Journalismus gewaltig weiter dreht. Eines der letzten Glanzstücke des SPIEGEL war das Titelbild in der Woche vor der Europawahl: Glück! Nix Politik, Glück?! Aber Focus war auf der gleichen Wellenlänge. Wer mag, schau mal auf meine WebSite und dann zum Blog. Grüße, Hermann

  3. Barbara Lisson sagt:

    Hallo,

    helfen Sie mir, wie bekomme ich die Probe wieder los, ich habe keine bestellt.

    B.L.

  4. bärbel schwaß sagt:

    Ich habe das abbo gekündigt ,es wurde mir trotzdem eine weitere lieferung
    zugeschickt und das geld vom konto abgebucht obwohl ich eine kündigungsbestätigung bekommen habe

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