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Das Märchen vom Schweinegrippevirus: Der SPIEGEL als Teil der Ablenkungsmaschinerie

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SPIEGEL Online, 26. April 2009

Die Welt ertrinkt in Problemen, doch die wirklich wichtigen Probleme werden einfach nicht gelöst. Grund: Eine abstruse Themensau nach der anderen wird über die Medien durchs globale Dorf getrieben. Ja, es ist diese mediale Ablenkungsmaschinerie, die echte Lösungen verhindert. Und der SPIEGEL ist ein elementarer Teil davon. Hervorragend zu erkennen beim aktuellen Gekreische um das angeblich existierende und angeblich so gefährliche Schweinegrippevirus.

„Tödliches Virus“ [2] – so der aktuelle Aufmacher bei SPIEGEL Online. Und da lesen wir ganz gebannt und fast schon steif vor Schockstarre: „Die US-Gesundheitsbehörde CDC veröffentlichte dieses Bild eines Grippeerregers. In Mexiko – und jetzt auch in den USA – verbreitet sich eine unbekannte Mutation des H1N1-Virus, die von Mensch zu Mensch übertragen wird“ (siehe Screenshot). Doch so kunterbund schön das Bild, so wenig ist hier bewiesen, dass es sich bei diesem bunten Fleck um ein beschädigtes (mutiertes) Virus handelt. Und genau so wenig ist bewiesen, dass dieser bunte Fleck krank machen kann.

SPIEGEL Online als Sprachrohr von mit Interessenkonflikten behafteten Behörden
Wieso aber steht es denn so auf SPIEGEL Online? Nun, die Redakteure des Onlineportals nehmen mal wieder einfach das, was ihnen die CDC vorplappert, für bare Münze. Keine einzige kritische Einordnung von diesem ach so investigativen Medium. Als ob die CDC nicht eng mit der Pharmaindustrie verbandelte wäre… Nicht weniger Interessenkonflikte gibt es bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Doch auch hier gibt SPIEGEL Online einfach das weiter, was die Buddys von der WHO so zum Besten geben, nämlich dass die „Schweinegrippe das ‚Potential für eine Pandemie“ habe“.

Oh ja, das kennen wir doch. Schon Mitte der 1970er Jahre wurde eine Schweinegrippe als möglicher Auslöser für eine weltweite Pandemie aufgebauscht. Das Ganze war schlichter Humbug und endete in einem totalen Desaster für unschluldige Menschen, die sich haben in Panik versetzen lassen [3]. Schon damals hielt etwa das Fachmagazin Legal Medicine Annual in dem Beitrag „The swine  flu immunization program: scientific venture or political folly?“ [4] eine „calmer, more objective decision making“ für notwendig. Doch über so etwas machen sich die SPIEGEL-Online-Schreiber keinerlei Gedanken, obwohl sie sich investigativ nennen.

Genau so wenig werden bei ihnen die investigativen Gehirnzellen aktiviert durch den Umstand, dass vor einigen Jahren etwa auch die Vogelgrippe als große Pandemiegefahr aufgebauscht wurde. Eine völlig haltlose Panik wurde durch die Medienberichte ausgelöst, die am Ende ber nur dem Pharmariesen Roche zunutze war, der mit seinem Medikament Tamiflu gigantische Umsätze generieren konnte. Doch wie schon damals der angebliche „Vormarsch der Killer-Enten“ [5] – also die medialen Horrorberichte im Zusammenhang mit dem so genannten Vogelgrippe-Virus H5N1 – nicht durch Fakten gedeckt war, so ist auch die aktuelle Panikmache nichts als haltlose Sensationsheischerei.

Gesundheitsbehörden: Mehr PR als solide Wissenschaft?
Natürlich darf bei SPIEGEL Online auch die Stimme des ebenfalls in Interessenkonflikte verstrickten Robert-Koch-Instituts (RKI) nicht fehlen. Und SPIEGEL Online ist sich nicht einmal zu schade, die Legendenbildung des RKI eins zu eins weiterzugeben, wonach es die „deutschen Behörden“ gewesen sein sollen, denen wir es zu verdanken hätten, dass die Lungenkrankheit SARS nicht ganz Deutschland ausgelöscht hat.

Der alte Klassiker zieht halt immer: Bösartiger Virus springt vom Tier auf den Menschen über… und die Truppen von WHO, CDC und RKI orakeln sofort über eine weltweite Epidemie. Vielleicht kommt ja demnächst der Schweinegrippe-Test auf den Markt… Irgendjemand verdient auf jeden Fall daran. Allein die „mexikanische Regierung stellt umgerechnet 340 Mio. € für Maßnahmen zur Bekämpfung der Epidemie bereit“, wie SPIEGEL Online schreibt. Und selbst Roche darf sich mit Tamiflu wieder ins Spiel bringen – und SPIEGEL Online ist erneut ein bereitwilliger Weitergeber von Roche’s Werbebotschaft [6].

Dass hier wieder einmal massive Steuergeldverschwendung betrieben werden und das ganze Gekreische mehr PR als wirkliche Wissenschaft [7] sein könnte, wie etwa das British Medical Journal über CDC&Co. schrieb, auf den Gedanken kommen die Jungs des Onlineportals bemerkenswerter Weise auch nicht. So etwas nennt man wahrlich kritischen Journalismus…

Im Übrigen gibt es viele Ursachen, die bei Menschen Grippesymptome auslösen können. Schon mal etwas von den Faktoren Lebensstil und Lebensumstände gehört, liebes SPIEGEL-Online-Team?