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Der Mord an Libanons Ex-Premier Rafik al-Hariri: Ein Paradebeispiel dafür, wie der SPIEGEL aus haltlosen Spekulationen Artikel bastelt

(Mit Dank an Johannes M.)

Den Massenmedien geht es heutzutage immer mehr um die pure Sensation – um der Steigerung der Einschaltquoten und der Auflagen willen. Das fatale daran: [1]Die Fakten bleiben dabei allzu oft auf der Strecke. Dies gilt auch für den SPIEGEL, auch wenn sich das Nachrichtenmagazin selber mit Vorliebe ob seiner investigtiven Recherchen lobt. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist der Bericht des SPIEGEL über den Mord an Rafik al-Hariri, Ex-Premierminister des Libanon. Bereits Ende Oktober 2005 griff SPIEGEL-Autor Erich Follath das Thema in seinem Artikel „Bye, Bye, Hariri!“ [1] auf (siehe Screenshot). Gleich zu Beginn des Vorspanns schreibt Follath:

„Der Untersuchungsbericht des Uno-Ermittlers Mehlis belastet Syrien schwer, in den Mord am Ex-Premier [Hariri] des Zedernstaats [Libanon] verwickelt zu sein.“

Jetzt ist davon keine Rede mehr. Am 23. Mai 2009 bringt SPIEGEL Online den Beitrag, der wohlgemerkt ebenfalls von Erich Follath verfasst wurde: „Breakthrough in Tribunal Investigation: New Evidence Points to Hezbollah in Hariri Murder“ [2], in dem es heißt: „Intensive investigations in Lebanon are all pointing to Hezbollah and not Syria“ (Anm.: Im aktuellen SPIEGEL-Heft auf den Seiten 102 bis 106 findet sich der Artikel auch auf Deutsch).  Mit anderen Worten: Follaths Artikel von Ende Oktober 2005, in dem noch mit dem Finger auf Syrien gezeigt wurde, basierte auf nichts anderem als haltlosen Spekulationen. Und ohne ein Wort über seine Recherchepanne zu verlieren, zeigt Follath nun in seinem aktuellen Artikel mit dem Zeigefinger auf die Hisbollah. Das Problem: Auch hier kann Follath für seine steile These keinerlei harte Beweise präsentieren.

„So far none of Lebanon’s political parties is taking Der Spiegel’s story as credible“
Franklin Lamb von der Sabra Shatila Foundation in Beirut, der die beiden Artikel von SPIEGEL-Autor Follath analysiert hat, schreibt in seinem Artikel „‚Hezbollah Did It!‘ Der SPIEGEL Tries Again“ für Counterpunch.org [3]: „No evidence is offered by Der SPIEGEL for any of its ‚revelations‘ such as Hezbollah members who supposedly trained in Iran, bought phones, ‚two men who report only to their superior‘ (who else would they report to?) etc.“

Und Lamb weiter: „So far none of Lebanon’s political parties is taking Der Spiegel’s story as credible. MP Walid Jumblatt, Druze leader of the Progressive Socialist Party currently allied with the pro-US March 14th majority, commenting on the Der SPIEGEL article,  warned in a Sunday speech… that the article is ‚the game of nations that could, God forbid, derail justice and use it for things that we don’t believe in’… Hezbollah Media Relations Office issued a statement on Sunday in which it dismissed allegations published by Der Spiegel and broadcast by Al-Arabiyya Channel saying that it is nothing less than ‚police fabrications‘.“