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Rebellion in Iran: Der SPIEGEL packt Osama bin Laden auf sein Cover – und betreibt nicht nur damit Geschichtsklitterung

Betrachtet man das aktuelle Titelbild des SPIEGEL, das die Demonstrationen gegen die Diktatoren im Iran thematisch aufgreift (siehe Screenshot), so fällt bei genauer Betrachtung auf, [1]dass oben rechts zwei Personen abgebildet sind, die gar nichts direkt mit Iran zu tun haben: Hassan Nasrallah, Generalsekretär der libanesischen Partei Hisbollah, und Osama bin Laden.

Nun könnte man meinen, dass der SPIEGEL in seiner Titelgeschichte ja nicht nur Iran, sondern den islamischen Fundamentalismus sozusagen in einem Abwaschgang durchspühlt. Doch wenn man sich anschaut, wie der SPIEGEL das Ganze durchexerziert, so wird offenbar, dass es dem Nachrichtenmagazin im Grunde nicht um eine vollständige und schonungslos an den Fakten orientierte Aufarbeitung der Thematik geht, sondern viel mehr um Stimmungsmache und Meinungsmanipulation im Sinne der herrschenden westlichen Machtcliquen.

Der SPIEGEL blendet die Rolle westlicher Großkonzerne und Politiker bei der Entstehung des islamischen Fundamentalismus aus
Der SPIEGEL blendet nämlich entscheidende Fakten aus und präsentiert Dinge als Tatsachen, die niemals bewiesen wurden. Kurzum, der SPIEGEL betreibt hier Geschichtsklitterung.

So verschweigt das selbsternannte „Sturmgeschütz der Demokratie“ nicht nur, dass westliche Großkonzerne ein Riesengeschäft mit den „Teufeln“ in Iran machen und diese somit in ihrer diktatorischen Unterdrückungswut entscheidend unterstützen (siehe SPIEGELblog-Beitrag [2]). Auch bleiben die Verstrickungen des Westens mit den auf der Anklagebank stehenden islamischen Terrorakteuren unerwähnt.

So heißt es auf Seite 99 des SPIEGEL, Iran und al-Qaida hätten „einen gemeinsamen historischen Hintergrund: das Jahr 1979, als Ajatollah Chomeini aus dem Pariser Exil nach Teheran zurückkehrte und aus dem Pfauenthron-Staat einen Gottesstaat machte. Indes löste in Afghanistan die sowjetische Besatzung eine eminente Radikalisierung des Islam aus, als deren Produkt al-Qaida und dann die Taliban entstanden.“

Scholl-Latour: „Al-Qaida ist eine Schöpfung der Amerikaner gewesen“ – eine begründete These, die der SPIEGEL ebenfalls ignoriert
Doch welche Rolle spielten hierbei westliche Politmächte? Diese Frage wird vom SPIEGEL überhaupt nicht aufgegriffen. Dabei ist sie von zentraler Bedeutung. So konnte Chomeini seine Revolution von Paris aus ungestört vorbereiten. Und schließlich schrob Frankreichs Regierung den lange hofierten Diktator im Iran, den Schah, aufs Abstellgleis und baute dafür Chomeini als neuen Herrscher Persiens auf. Für seinen Rückflug bekam er sogar einen Jumbo-Jet, siehe z.B. www.nachrichten.at [3].

Auch belieferte etwa die US-Regierung unter Ronald Reagan Chomeinis Iran fleißig auf geheime und illegale Weise mit Waffen, was dann allerdings irgendwann aufflog (Iran-Contra-Affäre). All diese krummen Machenschaften zeigen unmissverständlich, dass sich die westlichen Regierungen für keine noch so schlimme Greueltat zu schade sind, wenn es um die Absicherung von Absatz- und Rohstoffimportmärkten geht.

Und ist al-Qaida wirklich, wie der SPIEGEL behauptet, ein Ergebnis der russischen Besatzung in Afghanistan? Wohl kaum. So konstatiert Peter Scholl-Latour bei Phoenix: „Al-Qaida ist eine Schöpfung der Amerikaner gewesen.“ [4] Und Kurt Nimmo schreibt in seinem Beitrag „Bin Laden and the CIA: Is Bush Guilty for Mass Murder?“ auf Counterpunch.org [5]: „It’s common knowledge that bin Laden was funded by the CIA to fight the Soviet occupation troops in Afghanistan. Andrew Evered Allen, a reclusive millionaire and CIA insider, admitted as much in court documents… Overthrowing governments and killing dissidents is what the CIA does.“ Während Rosa Brooks 2007 in der Los Angeles Times [6] schreibt: „Thanks to U.S. policies, Al Qaeda has become the vast global threat the [Bush] administration imagined it to be in 2001.“

Der Westen baut den Terror also direkt auf oder fördert ihn indirekt durch seine Politik – was der SPIEGEL aber mal wieder unter den Teppich kehrt.

Der SPIEGEL bezeichnet bin Laden als „Drahtzieher“ von 9/11 – doch das ist reine Bush-Folklore
Davon abgesehen, deutet alles darauf hin, dass Osama bin Laden längst tot ist [7]. Von daher könnte man sagen, der SPIEGEL hat ein Gespenst auf sein Cover gepackt.

Reiner Mythos ist außerdem der Satz, den man im SPIEGEL auf Seite 95 lesen kann: „Als Drahtzieher [der Anschläge vom 11. September 2001] gilt Osama bin Laden.“ Mythos deshalb, weil es überhaupt nicht bewiesen ist, das Osama bin Laden oder al-Qaidas etwas mit den Anschlägen zu tun haben. Es gab ja nicht einmal eine kriminalistische Untersuchung der Anschläge. Selbst das FBI sagte 2006: „[There is] no hard evidence connecting Bin Laden to 9/11.“ [8] Genau so könnte man im Übrigen sagen, dass die Bush-Regierung selber die Anschläge initiiert und islmischen Fundmentlisten in die Schuhe geschoben hat.

Kurzum, die Sache ist noch völlig ungklärt. Nicht von ungefähr fordern daher auch zahlreiche absolut seriöse Persölichkeiten, dass das, was am 11. Septeber 2001 geschehen ist, durch eine wirklich unabhängige Kommission aufgeklärt werden muss – eine Forderung, die der ach so aufklärerische SPIEGEL nie gestellt hat (siehe SPIEGELblog-Bericht „Die Huffington Post fordert Aufklärung über 9/11 – der SPIEGEL hingegen vertraut ganz auf dubiose Regierungsberichte“ [9]).

SPIEGEL-Leser wissen also auch hier mal wieder nicht mehr…

Weitere interessante Links zum Thema:

# „The Power of Nightmares“ [10], BBC-Dokumentation

# Alles Schall und Rauch über den aktuellen SPIEGEL-Titel [11]

# If the Ayatollah Khomeini was an enemy of the United States ruling elite, why did he adopt the CIA’s security service? [12], Historical and Investigative Research, 23. Februar 2006

# „Al Qaeda made in USA by CIA Fabrication“ [13], Pakistan Daily, 22. Juni 2008

# „Osama bin Laden für 9/11 frei gesprochen“ [14], Berner Zeitung, 9. April 2009