Der SPIEGEL über 25 Jahre Privatfernsehen: beklagenswert banale Kritik am scheinbar Banalen

  05. Januar 2009, von T. Engelbrecht

Am SPIEGEL (und noch mehr an vielen anderen Medien) ist nicht nur tragisch, dass er nicht selten an den Fakten vorbei berichtet und dabei sogar industriefreundlich daherkommt (wie etwa bei den Themen Mobilfunk oder Gentechnik). Auch ist der SPIEGEL nicht selten einfach so banal, dass man sich die Augen reibt und fragt: Lese ich hier wirklich den SPIEGEL, der ja nach eigenem Bekunden „für investigativen Journalismus steht“ und meint, seine Leser „wissen mehr“ – oder habe ich nicht doch die Hörzu in der Hand?

Gesüßte Kritik in Anbetracht der Macht des bonbonartigen Privatfernsehens unangemessen
Dabei ertappt man sich auch, wenn man in der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL blättert und etwa auf den  Artikel „Es bewegt uns noch“ stößt (siehe Ausriss). Darin wird der „25. Geburtstag des deutschen Privatfernsehens“ zum Anlass genommen, Resümee zu ziehen. Doch dieses Resümee fällt so gesüßt aus wie die bonbonartige Unterhaltung des Privatfernsehens selbst. Oberflächlich betrachtet könnte man in dem mit vielen bunten Bildchen gespickten SPIEGEL-Potpourri kein Problem sehen, doch in Anbetracht der ungeheueren Macht der privaten Fernsehstationen – der SPIEGEL selber hebt hervor, dass allein aus RTL und Sat.1 „zwei große Fernsehkonzerne mit Milliardenumsätzen wurden“ – auch auf die politischen Anschauungen und Strukturen in der Gesellschaft ist dies unangemessen.

Das Kernproblem ist, dass die Privaten praktisch NUR Gaga machen
Das Hauptproblem der Privaten ist dabei nicht in erster Linie, DASS sie Gaga-Fernsehen machen – gute Unterhaltung gehört irgendwie zum Leben dazu -, sondern dass sie de facto NUR Gaga machen – ein Phänomen, das sich wohlgemerkt bis in die so genannten Nachrichtensendungen wie RTL aktuell, die den Politikern und Konzernlenkern genau so wenig das Fürchten lehren wie Anfang der 90-er Jahre Tutti Frutti und heute Wer wird Millionär?, hineinzieht.

Gemessen an dem Anspruch, den sich der SPIEGEL mit seiner Eigenwerbung auferlegt, wäre es also seine Aufgabe gewesen zu ergründen, wie es dazu kommen konnte, dass die Privaten nichts als Fun-Fernsehen machen und somit im negativen Sinne staatstragend wirken, indem sie die von sozialen Missständen immer stärker betroffenen Massen bei Laune halten. Der SPIEGEL hat es also schlicht versäumt darzulegen, um mit Herbert Marcuse zu reden, ob bzw. inwiefern das Privatfernsehen „bei den Menschen ein falsches Bewusstsein erzeugt, das gegen seine eigene Falschheit immun ist“.

Der SPIEGEL hätte beleuchten müssen, was wegen der Privaten „alles Mist ist“
Der SPIEGEL hätte auch die Beschreibung vom Fernsehen zum Thema machen können, die Jürgen Roth in seinem Beitrag „Was Mist ist“ in der aktuellen Ausgabe der Titanic gibt. Roth umschreibt „das Fernsehen, zweifellos, als die unaufhörliche Krönung dessen, was ‚das Scheißvolk‘ (Charles Bukowsky, Tagebücher) und die von den ökonomischen Eliten in Grund und Boden Gedemütigten fürs Leben halten – es ist dies, ungeachtet der seit Reich-Ranickis ridiküler Fernsehpreis-Empörung orgelnden Fernsehqualitätsdebatte, keine allzufrische Erkenntnis, und doch bleibt sie angesichts der epidemischen Selbstentäußerung und -verblödung gültig“…

Zumal gleich drei Autoren an dem SPIEGEL-Potpourri herumgebastelt haben – doch dabei in Sachen Kritik am Privatfernsehen nicht mehr zustande gebracht haben als lediglich einmal Helmut Schmidt zu zitieren, der bereits 1979 als „damaliger Bundeskanzler befand, kommerzielles Fernsehen sei ‚gefährlicher als Kernenergie'“. Doch offenbar ist der SPIEGEL den Privaten gegenüber so versöhnlich gestimmt wie Helmut Schmidt heute gegenüber der Kernkraft, weshalb es die drei Autoren auch gar nicht für nötig befanden, des Altkanzlers Frontalkritik am Privatfernsehen von 1979 weiter zu thematisieren.

Und sie rechtfertigen dies kurz und knapp damit, dass „man ja mittlerweile doch feststellen muss: Es war nicht alles schlecht [bei den Privaten] in diesem Vierteljahrhundert“, und: „Vieles hielt (oder hält sich) in dem angeblich so atemlosen Kommerz-TV erstaunlich lange“. Doch diese Sätze taugen nicht, um von einem Nachrichtenmagazin, das sich selbst investigativ nennt, als Gründe angeführt zu werden dafür, dass man dabei stehen bleibt zu zeigen, das Privatfernsehen spreche ja noch das Spaßzentrum ins unseren Gehirnen an – während man überhaupt nicht auslotet, wie und in welche Richtungen die Privaten in den vergangenen 25 Jahren die Machtgeschicke dieses Landes gelenkt haben und was das für Demokratie, soziale Gerechtigkeit und andere wichtige Themenfelder bedeuet.

Welche Rolle spielen mediale Verflechtungen?
Anstatt also sich darauf zu beschränken, mit einem Augenzwinkern die Werbepause als „die warscheinlich wichtigste Errungenschaft des Privatfernsehens schlechthin“ zu bezeichnen – und anstatt Formate wie die am 19. September 2004 auf RTL gestartete Sendung „Die Super Nanny“ nur dafür zu loben, dass sie „eine der Ersten war, die es wagte, uns mitzunehmen in den düsteren Alltag unter deutschen Dächern“, hätten die SPIEGEL-Autoren zumindest auch detailliert aufzeigen müssen, wie sträflich es die Privaten vernachlässigt haben, auf investigative Weise Licht in dunkle Machtstrukturen der Gesellschaft bringen. In Machtstrukturen, die zum Ergebnis haben, dass es in Deutschland schon viel zu viele dieser düsteren Alltage gibt, wie sie in „Die Super Nanny“ telegen einem Millionenpublikum präsentiert werden.

Wer etwas in die Hintergründe eintaucht, stellt derweil fest, dass nicht nur die RTL-Familie weitgehend zum Gütersloher Bertelsmann-Konzern gehört. Auch hält der Bertelsmann-Konzern knapp 75 Prozent der Gesellschafteranteile an dem Verlagshaus Gruner + Jahr – und Gruner + Jahr wiederum ist mit 25,50 Prozent am SPIEGEL-Verlag beteiligt. Wollte der SPIEGEL womöglich deshalb den privaten Fernesehstationen in Deutschland ihre Bonbon-süße Jubiläumsfeier nicht mit einem gepfefferten Artikel vermiesen? In diesem Zusammenhang fällt im Übrigen auch auf, dass von den 26 im SPIEGEL-Artikel kurz porträtierten Sendungen, die, so wörtlich, „willkürlich ausgewählt“ wurden, 17 sind, die zur RTL-Familie gehören (15x RTL, 1x RTL II, 1x Vox). Zufall?

 

47 Kommentare zu “Der SPIEGEL über 25 Jahre Privatfernsehen: beklagenswert banale Kritik am scheinbar Banalen”

  1. Torsten sagt:

    Ein Artikel, der keinen einzigen Fehler aufdeckt, keine Unwahrheit entlarvt, und mit einer implizierten Unterstellung endet.

    „Klarstellung: SPIEGELblog kommt es allein auf die Fakten an“ – wo?

    „Der SPIEGEL hätte beleuchten müssen, was wegen der Privaten “alles Mist ist““ – das ist dumm und anmaßend zugleich. Was der SPIEGEL tun MUSS, entscheiden immer noch nicht Sie. Und es zeigt Ihre sehr subjektiv gefärbte Sicht des Themas Privatfernsehen.

  2. surfguard sagt:

    Irgendwie ist es mir unsympathisch, wenn ein von mir aus tendenziöser Spiegel-Artikel nur damit kritisiert wird, dass der Kritiker gerne die eine Tendenz durch die andere ersetzt sehen würde. Der Spiegel hätte also schreiben sollen, dass Privatfernsehen Mist ist. Aha.

    Erhellender wäre es gewesen, wenn T. Engelbrecht konkrete Auslassungen oder gar Fehler im Spiegel-Artikel aufgezeigt hätte, anstatt einfach nur zu fordern, dass man doch irgendwie gegen das verschwörerisch machterhaltende Unterschichtenfernsehen sein müsse.

    Und noch ein inhaltlicher Punkt: Von Privatsendern zu fordern, unbequem und gesellschaftskritisch zu sein, ist mindestens in einem Land realitätsfern, in dem es einen unabhängigen, gebührenfinanzierten, sehr reichen öffentlichen Rundfunk gibt, der explizit mit der Aufgabe geschaffen wurde, journalistisch neutral und gesellschaftlich relevant zu berichten. Beklagenswert ist in der deutschen Fernsehlandschaft nach meiner Ansicht ausschließlich, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen lieber an die Privaten anbiedern, anstatt froh zu sein, dass die ihnen die billige Unterhaltung abnehmen und so öffentlich-rechtliche Sendeplätze für Anspruchsvolles und Relevantes frei räumen könnten.

  3. mela_rose sagt:

    Der Text spricht mir total aus der Seele und die Kritik am Spiegel finde ich sehr berechtigt. Beim Spiegel-Artikel über 25 Jahre Privatfernsehen vermisse ich die Tiefe und Schärfe in der Kritik. Wenn man sich vergegenwertig, dass die meisten Formate im Fernsehen nur zur Volksverblödung beitragen, denke ich, dass der Spiegel definitiv mehr Mut zur Kritik und Klarheit hätte einbringen können bei diesem Thema. Und wenn man schon drei Redakteure daran setzt, dann sollte etwas Substanzielles dabei rauskommen.
    Aber spätestens seit SPIEGELblog wissen wir, dass Spiegelleser doch nicht mehr wissen. Leider!

    @torsten: Haben wir heute einen schlechten Tag gehabt? Ihre Kritik sollte sachlich sein und nicht so emotionalisiert. Denn das bringt nichts!

  4. CashBlog sagt:

    Ich muss sagen, welche Fehler soll man in einem Artikel finden, der einer Lobeshymne gleichkommt? Denn diese bestehen in der Regel nicht unbedingt aus Fakten.

    Sowohl das Privatfernsehen als auch die öffentlichen Sender, bringen fast nur dünnen Brei, bei dem keiner denken oder schlucken muss. Aber es stimmt, wer eine Sendung wie die Super Nanny anbietet, der sollte auch mal darüber berichten, wie es zu solchen Schicksalen gekommen ist. Durch ein System, das die Reichen immer reicher macht und von Oberflächlichkeiten nur so durchtränkt ist!

  5. SPIEGELblog sagt:

    Surfuard,

    Sie behaupten, ich hätte geschrieben, „Der Spiegel hätte also schreiben sollen, dass Privatfernsehen Mist ist“. Richtig ist: „Der SPIEGEL hätte schreiben sollen, was wegen der Privaten ‚alles Mist ist'“, sprich der Mist bezieht sich hier auf die gesellschaftlichen Zustände.

    Genau so falsch ist es zu behaupten, ich hätte gewollt, dass „man doch irgendwie gegen das verschwörerisch machterhaltende Unterschichtenfernsehen sein müsse“. Es geht nicht darum, einfach GEGEN das Privatfernsehen zu sein, sondern darum, dass die privaten Fernsehsender eine gesellschaftliche Macht darstellen und großen Einfluss auf Anschauungen und Denkweisen und damit auf gesellschaftliche Strukturen haben – und dass der SPIEGEL auch diese Sender entsprechend kritisch begleiten sollte, auch oder gerade bei einem 25. Geburtstag.

    Im Übrigen empfinde ich es als merkwürdige Sicht auf die Dinge, wenn Sie die Privaten einfach davon freisprechen wollen, etwas journalistisch Sinnvolles zu bringen. Zumal es ja auch Regulierungen gibt, die den Inhalt betreffen, etwa die so genannten formalen Anforderungen der Fernsehfensterrichtlinie. Wie gut diese sind oder wie sie ausgestaltet sein könnten, kann hier natürlich nicht Thema sein.

    Bemerkenswert ist aber, dass z.B. Norbert Schneier, Direktor der nordrhein-westfälischen Landesanstalt für Medien, Ende 2006 „erhebliche Defizite an politischen und wirtschaftlichen Themen“ bei den RTL-Regionalprogrammen sah, und „auch wenn dies auf medienrechtlicher Ebene vielleicht nicht beanstandet werden kann, bleibt der Mangel an solchen Themen ein Ärgernis, das beseitigt werden muss“ – wobei die inhaltliche Ausgestaltung verschiedener Fensterprogramme „am Rande des Zulässigen“ liege.

    Torsten Engelbrecht
    SPIEGELblog

  6. tenna sagt:

    @SPIEGELblog: Ihren Artikel und Ihren Kommentar zu Surfguard finde ich sehr „erhellend“! Und ich finde, dass Sie in Ihrem Beitrag vollkommen recht haben: Es geht nicht darum, dass das Privatfernsehen keinen Gaga-Journalismus machen darf. Es geht einfach darum, dass es im Privatfernsehen NUR Gaga-Journalismus zu finden ist und, dass ist sehr dramatisch!

    Auch das Privatfernsehen hat eine Verantwortung Zuschauern gegenüber, die über die reine Befriedigung von Unterhaltung hinausgehen sollte. Aber wird diese Verantwortung ernstgenommen? Die Antwort ist NEIN! Und diese Tatsache ist definitiv gravierend, weil gerade in einer Gesellschaft, wo reich und arm immer mehr auseinander driftet, gerade das Fernsehen als Informations- und Aufklärungsapparat gefragt ist. Dies gilt für die Öffentlich-Rechtlichen aber auch für das Privatfernsehen.

    Bedauerlicherweise ist im Fernsehen nur das Gegenteil zu finden: Es ist eine reine Verblödungsmaschine, die aus uns Gehirnamputierte zu machen versucht.

    Deswegen finde ich, dass der SPIEGELblog-Beitrag zum Spiegel-Artikel enorm wichtig ist, denn er zeigt auf, wie seicht so ein wichtiges Medium wie der Spiegel mit dem Thema umgeht. Und sorry, aber beim SPIEGELblog muss es nicht immer um die Aufdeckung von FEHLERN gehen, sondern auch auf die AUFMERKSAMKEIT auf das, WAS in der Spiegelberichtserstattung FEHLT! Und im Spiegel-Artikel fehlt die Kritik. Und das ist definitiv FAKT!

    Ich danke Herrn Engelbrecht für den Beitrag!

  7. sweetspot sagt:

    Ich finde die Kritik am SPIEGEL in diese Sache voll berechtigt, wenn ich das persönlich auch abgeschwächt sehe, da die Privaten nun mal genau das sind: privat. Leider ziehen sie die Öffentlichen in Mitleidenschaft mit ihrem Volksverdummungsprogramm. Anscheinend braucht der Zuschauer einen gewissen Druck, sich richtig zu informieren, und den macht die Fernsehlandschaft zunichte.

    Viel schwerer wiegt aber für mich, dass der SPIEGEL sich weigert, von der Volksverdummung namens „Terror“ Abstand zu halten. Auch wenn das hier nicht unbedingt hingehört: Unsere gesamte Gesetzgebung, sei sie nun deutsch, europäisch oder noch weiter gefasst, geht vollständig am Bürger vorbei! Und da trägt der SPIEGEL mit seiner Berichterstattung eine schwere Mitschuld! Nicht nur, aber auch durch das, was hier Thema ist!

    Sollte die Neue Weltordnung bald implementiert sein, der SPIEGEL kann sich auf die Schulter klopfen dafür!!! Verachtenswert!

    sweet.

  8. Elefant sagt:

    Schlimmer finde ich dass die öffentlichen die privaten immer mehr kopieren.

  9. sweetspot sagt:

    @Elefant

    Müssen, wegen der Quote! Das ist ja genau, was ich meine.

    sweet.

  10. mczakk sagt:

    Der Spiegel ist doch selber Privatfernsehen. Nur in gedruckter Form.

  11. Torsten sagt:

    Ich hätte gerne mal die Frage beantwortet, worum es bei diesem Blog nun geht: SPIEGEL zu kritisieren, weil er nicht die gewünschte Meinung vertritt, oder dem SPIEGEL tatsächlich faktische Fehler nachzuweisen (wie BB das mit der BILD macht).

  12. mczakk sagt:

    Bis jetzt sehe ich diesen Blog als eine Art „Kontrollorgan“. Ich fand die Beiträge, die ich bis jetzt gelesen habe, immer stets objektiv, wobei meine Meinung ja nun mal subjektiv ist :), und die „Kritik“ am Spiegel stets berechtigt.
    Sollte der Spiegel in nächster Zeit eine journalistische weisse Weste vorweisen können, wird sich dieser Blog wohl in Luft auflösen.
    Aber bis dato werden wohl noch viele Kommentare folgen …

  13. ilia Papa sagt:

    Privat-TV? – Oder: Die große Frage, was diese Welt alles NICHT braucht …

    Was also ist DIE echte Freiheit?

    „Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.“ George Orwell

    So I do, by me. Also, bitte: sagt mir immer alles was Ihr wollt! Aber wenn da die Werbung dazwischen länger als 10 Sekunden läuft, schalte ich um oder ab …

    Liebe Grüße – ilia Papa

    P.S. „Quoten-TV“ = Hirnonanie zur Steigerung des Barpreises von Nix-Denken! Stellt den Gaga-Dudu-‚Journalismus‘ an die Wand und erschießt all Eure TV-Gaga-Geräte, wenn die nicht zeigen WOLLEN, was IHR wollt.

  14. ilia Papa sagt:

    P.S.P.S.

    Während Sendungen wie „Tutti-Frutti“-Titti-Titti-TV schon so um die 18 Jahre tot und begraben sind, weil die Tittis IMMER den Weg von Newtons machtvollen Erdanziehungsgesetzen folgen, steil nach unten, L-E-B-T ja die „Tatort“-Serie mit immer mehr Schauplätzen, tollen KommisarInnen und raffinierten Inhalten und Themen schon um die 40 Jahre.

    Bei den s.g. „Talks“ ist das Käsekauen vor laufender Kamera mit Wool- Worth-Nacktschnecken-Hülsenverpackung überall gleich, wie auch die immer-gleichen-Schlaffsack-, Schlafsack- und „Experten“-Gesichter und Politiker-Heinzelmännchen mitsamt ihren -Fraulis. Hast Du schon GEZahlt oder wellst Du dich am Boden mit Schwarzknopfs Hairwash-Früchtetee?

    Was also braucht die Welt mehr? „Sendung mit der Maus“-Fernsehen = auch für 51-Jährige 1000-Mal besser, denn alle die „Sendungen“ mitsamt der Verblödungs-Werbung zum dabei gegen die Wand laufen … Das wär‘ mal ne Idee, zur Rettung des Klimas! Schalt das Privatmühlen-TV ab, spar Energie, verpaßt was nie.

    See You on the Balabala-TV, all the blondy Titti-Chickens for cash free! But nor me …

  15. surfguard sagt:

    Hallo Herr Engelbrecht,

    ich darf noch mal kurz antworten. Es ist erstaunlich, mit welcher Akribie Sie sich darauf verlegen, mir subtile Interpretationsfehler Ihrer Position auszuzeigen – anstatt genau diese Akribie auf den Spiegel-Artikel zu verwenden. Das war doch genau der Kern meiner Kritik (und auch der Kritik von Torsten Nicht-Engelbrecht): Dem Spiegel einfach nur vorzuwerfen, dass er die falsche Meinung hat, ist mir zu schlicht. Das würde ich gerne konkreter untermauert sehen (Mal abgesehen davon, dass es den aufgeweckten Leser ohnehin nicht überrascht, wenn der Spiegel, dessen Formate in der RTL-Familie laufen, seinem Sendekanal nicht so ganz hart gegen’s Schienbein tritt.)

    Sie schreiben:
    „Es geht … darum, dass die privaten Fernsehsender eine gesellschaftliche Macht darstellen und großen Einfluss auf Anschauungen und Denkweisen und damit auf gesellschaftliche Strukturen haben – und dass der SPIEGEL auch diese Sender entsprechend kritisch begleiten sollte…“

    Ja, das kann man sich wünschen. Aber wenn der Spiegel, der mit den Privaten offensichtlich verstrickt ist, entscheidet, das nicht zu tun, dann kann man ihm das nicht wirklich vorwerfen, sondern es müssten eben mal andere einspringen.

    Sie schreiben weiter:
    „Im Übrigen empfinde ich es als merkwürdige Sicht auf die Dinge, wenn Sie die Privaten einfach davon freisprechen wollen, etwas journalistisch Sinnvolles zu bringen.“

    Ja, ich spreche Private von dieser Pflicht frei, auch wenn ich journalistisch gute Programme in den Privaten gerne sehen würde. Der Auftrag eines Privatunternehmens ist es aber nicht, gesellschaftlich relevant zu sein. Das ist eine Option, andere sind genauso zulässig. Man kann eben die FAZ sein wollen oder auch die Bravo, Cicero oder GQ. Wenn sich RTL entscheidet, lieber GQ sein zu wollen, dann bitteschön. Die einzige Rechtfertigung für den frei gewählten Zweck eines Privatunternehmens ist es nämlich, Geld zu verdienen. Wer kein Geld verdient, verschwindet von der (hier buchstäblich gemeinten) Bildfläche. Da nützen die edelsten Ziele nichts.

    Wir haben in Deutschland DasErste, ZDF, Arte, 3sat, Phoenix, EinsPlus, EinsExtra, ZDFinfokanal, ZDFdokukanal, KiKa, Deutschlandfunk, Eurosport, diverse Dritte, BRalpha, und das sind noch nicht mal alle öffentlich-rechtlichen Sender, die sich zu nennenswerten Teilen auf Information verlegen. Dazu kommen noch Vox, n-tv und n24 mit mehr oder weniger großen Spurenelementen von Information. Dass man sich als Sat1 oder RTL in so einer Landschaft vielleicht erst mal danach umsieht, ob man nicht die erfolgreicheren Fiction- und Entertainment-Angebote machen kann, gerade auch für die „einfachen“ Leute, wundert mich nicht und finde ich vor allem nicht vorwerfbar. Denn wie gesagt: Ein Privatsender MUSS Geld verdienen.

    Und zu guter Letzt: Ich bin mit der deutschen TV-Landschaft durchaus unzufrieden. Allerdings gerade nicht auf dem Bereich der (politischen) Bildung, da kann sich jeder Interessierte gut informieren. Aber anspruchsvolle Fiction ist in Deutschland stark unterrepräsentiert, und das liegt nicht nur an den Privatsendern, sondern auch an den miserablen Quoten, die die regelmäßig selbst mit sehr guten Fiction-Programmen erzielen. Also ein bisschen auch am Publikum.

    Das kann man aber endgültig nicht mehr dem Spiegel vorwerfen.

  16. SPIEGELblog sagt:

    Hallo Torsten,

    danke für Deine Nachfrage. Du fragst, ob es bei SPIEGELblog womöglich darum geht, den SPIEGEL zu kritisieren, weil er nicht die gewünschte Meinung vertritt. Über diese Frage sind wir ehrlich gesagt ein wenig verwundert, denn nirgends sagen wir, dass wir mit bloßen Meinungen „auftrumpfen“ wollen.

    Worum es uns geht, steht, wie wir meinen, eigentlich klar formuliert unter „Über SPIEGELblog“ (siehe http://www.spiegelblog.info/about). Gleich zu Anfang heißt es dort:

    “Der SPIEGEL steht für investigativen Journalismus und zeichnet sich durch gründliche und gute Recherche aus” oder “SPIEGEL-Leser wissen mehr” – mit solchen Botschaften macht Deutschlands bedeutendstes Nachrichtenmagazin von sich selber Werbung. Doch ist dem wirklich so? Schaut man den SPIEGEL und dessen Ableger genauer an, so zeigt sich, dass viele Berichte FAKTISCH nicht haltbar sind oder KRITIKWÜRDIGE Aussagen transportieren. Auch kommt es vor, dass der SPIEGEL zentral wichtige INFORMATIONEN AUSSER ACHT LÄSST. SPIEGELblog möchte als journalistisches Internetangebot darauf aufmerksam machen…

    Unsere Richtschnur ist ohne Frage, alles so weit es geht auf die Fakten herunterzubrechen. In diesem Zusammenhang ist auch ein sehr bedeutender Aspekt, dass die Medien eine zentral wichtige gesellschaftliche Aufgabe haben, nämlich die Politiker und Konzernstrategen zu kontrollieren und so Machtmissbrauch und Korruption zu verhindern – um so demokratische und sozial gerechte Strukturen zu gewährleisten. Auch dieser Maßstab ist aus unserer Sicht durchaus messbar. Und nach unseren „Messungen“ wird der SPIEGEL auch in dieser Hinsicht seiner Aufgabe an vielen Stellen nicht gerecht, wie zum Beispiel in seinem Beitrag über über 25 Jahre Privatfernsehen.

    SPIEGELblog-Team

  17. SPIEGELblog sagt:

    Hallo surfguard,

    danke noch mal für Ihre Ausführungen. Dass ich „dem Spiegel einfach nur vorwerfen“ würde, wie Sie schreiben, „dass er die falsche Meinung hat“ ist nicht korrekt.

    Und wenn Sie meinen, dass es völlig OK sei, „wenn der SPIEGEL, der mit den Privaten offensichtlich verstrickt ist, entscheidet,“ diese von Kritik zu verschonen, dann ist dies Ihr gutes Recht. Wir sehen darin, wenn dem wirklich so sein sollte, ein Problem, weil wir gerade auch vom SPIEGEL erwarten, dass die Informationen, die er im redaktionellen Teil bringt, frei sind von Interessenvermengungen und sich konsequent am eigenen investigativen Anspruch orientieren.

    Auch meinen Sie, „die einzige Rechtfertigung für den frei gewählten Zweck eines Privatunternehmens ist es, Geld zu verdienen“. Sehen Sie das wirklich so? Nun, unseres Erachtens ist Geld verdienen nicht der alleinige Maßstab, der gerade auch an Medien (inkl. TV-Medien) angelegt wird und werden sollte. So gibt es nicht nur die so genannte Fernsehfensterrichtlinie (siehe z.B. http://www.dwdl.de/article/news_8914,00.html), auch gibt es den Pressekodex und es gibt die Informationspflicht der Medien – und es gibt die immanent wichtige Rolle der Medien als vierte Macht im Staat, und als diese sehen sie sich elber ja auch gerne.

    Torsten Engelbrecht
    SPIEGELblog

  18. Marigny de Grilleau sagt:

    Danke für diesen tollen Artikel!

  19. Marco sagt:

    T. Engelbrecht/SPIEGELblog,

    als ich erstmal auf Ihren Blog stieß, war ich doch einigermaßen überrascht. Im positiven Sinne. Allerdings habe ich bis dato auch nur zwei Einträge wirklich gelesen.

    Wenn Leute Marcuse oder die Phrase vom „falschen Bewusstsein“ im Munde führen, werde ich ohnehin immer ganz, ganz, ganz kritisch. Konsequenz des Weltbildes solcher Menschen ist schließlich stets, bestimmte Zustände mit Zwang und Gewalt (via Staat) „herstellen“ zu wollen (was übrigens auch den latenten Versuch, Kritik am PF mit Staatskritik bzw. der Kritik an „herrschenden Zuständen“ zu würzen, konterkariert).

    Aber genug von diesem Grundsatztralala, ich will konkret werden. Sie schreiben in ihrer Neujahrsklarstellung, Sie wünschen sich, dass „Medien insgesamt viel konsequenter entlang der Fakten berichten“. Mit vorliegendem Beitrag sind Sie leider nicht mit gutem Beispiel vorangegangen. Statt von „falschem Bewusstsein“ zu schwadronieren, will ich deshalb an dieser Stelle die Fakten benennen, die Sie den Lesern ihres Blogs vorenthalten:

    FAKT 1: Das Privatfernsehen bietet seinen Zuschauern das, was diese sehen wollen. Würde das PF dies nicht tun, würde die Leute nicht einschalten und durch den Ausfall an Werbeeinnahmen sich wirtschftlich nicht erhalten lönnen, da … (siehe FAKT 2)

    FAKT 2: Im Unterschied zum öffentlich-rechtlichen Staatsfernsehen zwingen die Privatsender niemanden, für das Programm, dass der Einzelne möglichweise sieht oder nicht sieht, zu zahlen. Das Staatsfernsehen (alle Staatssender von ARD und ZDF bis „dritte“ Programme) hat ein durchschnittliche Zuschauerquote 50%. Das heißt, 50% werden gezwungen (im Durchschnitt), für etwas zu zahlen, dass sie nicht in Anspruch nehmen.

    FAKT 3: Das Privatfernsehen ist nicht „seriöser“ oder „unseriöser“ in seinen Nachrichtensendungen, als das Staatsfernsehen. Es unterscheidet sich vielmehr hauptsächlich in der Präsentation, als auch der Auswahl der Themen, die „unseriös“ aufbereitet werden, vom Staatsfernsehen. Während beim PF eben eher Seichtes aus der Welt der Promis präsentiert wird, sind ist die Unseriösität bei Staatsfernsehen stärker im Bereich des Politischen angesiedelt. Dies lässt sich sehr schön am hysterischen Reaktionen auf vermeintliche „rechte Gewalt“ gesehen, bei denen im Vorherein schon alles immer klar ist. Die späktakulärsten Fälle dieser Hysterie, die ja auch im angeblich „seriösesten“ aller Nachrichtenformate, der Tagesschau, immer eine Meldung wert sind, stellten sich hinterher häufig als doch keine Taten von Neonazis oder frei erfunden heraus. Promente Beispiele sind der „Fall Sebnitz“ und die Hakenkreuzritzerei von Mittweida, beide frei erfunden.

    FAKT 4: Betriff jetzt Sie, Herr Engelbrecht: In diesem Beitrag haben sie leider keine einzige Kritik an einer falschen Faktenlage geübt, weil sie sich entweder nicht darauf fokussiert haben oder es keine Fehler gibt. Sie stören sich beim Spiegel-Artikel über’s PF ausschließlich daran, dass aus den vorliegenden Fakten nicht jene politische Interpretation erfolgt, die Ihnen genehm wäre. So wenig es mir gefällt, den „Spiegel“ in Schutz zu nehmen, in diesem Falle ist es leider angebracht.

    Zum Abschluss: Ihr Blog hat durchaus ein Potenzial. Den vorliegenden Beitrag, den ich hiermit kritisiert habe, möchte ich natürlich nicht zur Grundlage machen, das Projekt SPIEGELblog grundsätzlich zu bewerten. Das wäre vorschnell und ungerecht. Es wäre aber auch ungerecht, wenn Sie den „Spiegel“ wegen dessen Nichtübereinstimmen von Anspruch und journalistischer Wirklichkeit kritisierten und ihnen dann nicht Gleiches widerführe, oder? Daher hoffe ich, dass Sie, im Sinne der Entwicklung einer konstruktiven, ehrlichen und um Neutralität bemühten Medienkritik hierzulande, sich an ihren eigenen Grundsätzen orientieren und die Kritik sachlich falscher Berichterstattung im „Spiegel“ analysieren und darstellen oder das Selbstverständnis dieses Blogs in so weit abändern, dass deutlich wird, dass nicht nur die Kritik an sachlich falschen Darstellungen, sondern auch an politischen Meinungen und Schlussfolgerungen im „Spiegel“ Ihr Anliegen ist, sie also nicht einen konkreten politischen Standpunkt einnehmen, der auch in ihre Kritik einfließt und eine um Neutralität bemühte Medienkritik somit nicht Ziel ist.

  20. Marco sagt:

    Upps, ich sollte vorher lieber noch einmal auf Rechtschreibfehlerchen prüfen. Nun gut, es geht ja primär ums Inhaltliche, so dass es mir sicherlich nachgesehen wird. 😉

  21. Marco sagt:

    „… sie also nicht einen konkreten politischen Standpunkt einnehmen …“

    Das „nicht“ muss raus.

  22. Torsten sagt:

    „In diesem Zusammenhang ist auch ein sehr bedeutender Aspekt, dass die Medien eine zentral wichtige gesellschaftliche Aufgabe haben, nämlich die Politiker und Konzernstrategen zu kontrollieren und so Machtmissbrauch und Korruption zu verhindern – um so demokratische und sozial gerechte Strukturen zu gewährleisten. Auch dieser Maßstab ist aus unserer Sicht durchaus messbar. Und nach unseren “Messungen” wird der SPIEGEL auch in dieser Hinsicht seiner Aufgabe an vielen Stellen nicht gerecht, wie zum Beispiel in seinem Beitrag über über 25 Jahre Privatfernsehen.“

    Genau WELCHER Aufgabe wurde der SPIEGEL in diesem Artikel nicht gerecht? Wer hat diese Aufgabe definiert? Welcher Maßstab wurde zur Überprüfung angelegt?

    Sorry, Kinders, aber es wird langsam sehr deutlich: Hier wird Stimmungsmache gegen den SPIEGEL betrieben, die Aufdeckung faktischer Fehler ist komplett sekundär.

    Nächste journalistische Schlamperei: Begriffe mit Anführungszeichen als Zitate kennzeichnen (im vorliegenden Beispiel: “auftrumpfen”), die keine sind. Das habe ich nicht gesagt, und darauf zu reagieren ist demnach nur Ablenkung.

    Euer „Manifest“ entlarvt euch eigentlich sehr schön: „Schaut man den SPIEGEL und dessen Ableger genauer an, so zeigt sich, dass viele Berichte FAKTISCH nicht haltbar sind oder KRITIKWÜRDIGE Aussagen transportieren.“ Aha – es braucht also keine Fehler. Es braucht nur „kritikwürdige Aussagen“. Und was kritikwürdig ist, entscheidet ja letztlich ihr, oder?

    So kommt ihr auf keinen grünen Zweig – ihr wollt hier nicht den SPIEGEL überwachen, sondern eure persönliche Meinung zum SPIEGEL transportieren (gerne anhand von Fehlern, aber eben auch ohne, wie in diesem Beispiel). Das unterscheidet euch vom BILDblog, wo trotz aller Animositäten sorgsam darauf geachtet wird, nur konkrete Fehler zu listen. Und das disqualifiziert euch auch, weil ihr eine dem Leser vorenthaltene Agenda habt.

  23. Marigny de Grilleau sagt:

    „FAKT 1: Das Privatfernsehen bietet seinen Zuschauern das, was diese sehen wollen. Würde das PF dies nicht tun, würde die Leute nicht einschalten und durch den Ausfall an Werbeeinnahmen sich wirtschftlich nicht erhalten lönnen, da“
    —————————–
    Das ist für Sie Fakt?, oder ist es nicht vielmehr das ein Volk dahingehend gebildet , herangezogen wird ?

    Ist es nicht so das jede Regierungsform die Charakter herangebildet dies es braucht um ihre Daseinsberechtigung zu legitimieren?

    Ich denke Sie springen ein wenig zu kurz!

  24. C.M. sagt:

    wird auch der Spiegel zum Schoßhündchen?
    siehe auch Blogeintrag hier:
    http://www.berliner-journalisten.com/blog/index.php

  25. Marco sagt:

    Oh, durchaus werden Menschen erzogen. Jeder muss schließlich in eine staatliche Schule. Die Privatsender stellen sich dann hierauf ein und bieten den Menschen, die sich dieser Erziehung nicht erwehren können, die Inhalte, wollen. Was ist daran also falsch, dass die Privaten den Menschen jene Medieninhalte bieten, die sie wollen. Da müsste man schon den freien Willen eines Menschen grundsätzlich in Frage stellen und behaupten, dieser bildet Entscheidungen nicht, sondern lernt nur auswendig. Man kann den freien Willen eines Menschen vielleicht beeinfluss, man kann ihn aber nicht vollsändig beherrschen. Davon haben alle totalitären Staatssysteme geträumt, doch es ist nicht einmal des ausgeklügelsten und umfassendsten von ihnen gelungen.

  26. Torsten sagt:

    Kleiner Nachtrag: Was genau soll das „scheinbar“ in der Titelzeile? Ist das Privatfernsehen letztlich NICHT banal?

  27. SPIEGELblog sagt:

    @Torsten, noch mal für Dich ganz persönlich: In dem Blog-Beitrag geht es u.a. um die Wirkung der Privaten auf gesellschaftliche Anschauungen und Denkweisen. In dieser Hinsicht sind sie nicht banal, daher das „scheinbar“.
    SPIEGELblog-Team

  28. Torsten sagt:

    Aber der SPIEGEL kritisiert doch nicht die Wirkung der Privaten, somit bezieht sich der Begriff „banal“ doch direkt auf die Privaten, oder?

    Mein längerer Kommentar oben wurde nicht beantwortet – schade eigentlich. Damit bleibt die Frage, was hier als Maßstab der Kritik gilt, unbeantwortet.

  29. SPIEGELblog sagt:

    Torsten,

    der zantrale Kritkpunkt des Beitrags ist ja gerade, dass der SPIEGEL die ungeheure Einfluss der Privaten, die in ihrer Erscheinung total banal daherkommen, aber in ihrer Wirkung letztlich alles andere als banal sind, de facto nicht kritisiert.

    Zu Ihrem längeren Beitrag, für den ich mich natürlich auch bedanke, aber auf den ich womöglich nicht umfassend antworten kann. Zusammenfassend möchte ich aber sagen, dass die Aufgabe der Medien ziemlich klar definiert ist, nämlich die vierte Macht im Staat oder salop ausagedrückt der „Watchdog“ zu sein. Dies beinhaltet zuvorderst diejenigen, die die Macht in den Händen zu halten, zu kontrollieren. Und zu diesen Mächtigen zählen eben auch die privaten TV-Sender.

    Das Versäumnis des SPIEGEL liegt, wenn man diesen Gedanken etwas abfinden kann, auf der Hand und wurde auch im Beitrag skizziert. So haben die drei Autoren in Sachen Kritik am Privatfernsehen nicht mehr zustande gebracht als lediglich einmal Helmut Schmidt zu zitieren, doch sie hätten des Altkanzlers Frontalkritik am Privatfernsehen von 1979 zumindest auch weiter thematisieren sollen.

    Torsten Engelbrecht
    SPIEGELblog

  30. Torsten sagt:

    Entschuldigung, aber wieso können Sie „womöglich“ nicht umfassend antworten? Hält Ihnen jemand eine Pistole an die Schläfe?

    Sie reden sich immer wieder um Antworten herum: WER hat die Medien als „vierte Macht im Staat“ definiert? Wer behauptet, die Privatsender hätten eine Verantwortung, und der SPIEGEL hätte die Verantwortung, diese zu kontrollieren? Dieses ganze Gebilde ist Wunschdenken, die Maßstäbe, die Sie anlegen, ebenso.

    Die Verantwortlichkeit der Presse ist relativ, und schon gar nicht nach dem binären Urteil „erfüllt/nicht erfüllt“ zu bemessen.

    Wenn Sie also die mangelnde Kritik des SPIEGEL als Nichterfüllung einer elementaren Aufgabe sehen, dann müssen Sie auch belegen können, woher diese Aufgabe rührt, wer sie erteilt hat, und inwiefern der SPIEGEL verpflichtet ist, dieser nachzukommen. Ich zumindest habe nirgendwo gelesen, dass der SPIEGEL einen Auftrag (welchem? von wem?) besitzt – jenseits der Ansprüche, die er an sich selbst stellt.

    Es sieht doch ganz offensichtlich so aus: SIE finden das Privatfernsehen schlecht. Und SIE erwarten, der SPIEGEL müsse das auch tun. Bon. Aber daraus eine allgemeine, angeblich faktische Kritik ableiten zu wollen, ist Unfug. Es entlarvt sich Sinn und Unsinn Ihres Ansatzes: anständiger Journalismus kommt zu IHREN Ergebnissen.

    Um den Thread nicht wechseln zu müssen: Ich bin ziemlich sicher (und nein, ich werde das nicht belegen, weil ich nicht behaupte, es belegen zu können), dass Sie den Artikel über die Handystrahlung nicht geschrieben hätten, wenn er genau so faktisch zweifelhaft, aber für die andere Seite gewesen wäre, also kritisch gegenüber der Handy-Strahlung. Sie hätten die Aussagen des Artikels begeistert als wahr angenommen, weil Sie Ihre persönliche Meinung stützen.

    Ich erwarte Ihre Antwort mit Spannung.

  31. Torsten sagt:

    Und nochmal ein Nachtrag: Es ist das 25jährige Jubiläum des Privatfernsehens. Der SPIEGEL hat das PF oft und hart kritisiert, aber am Geburtstag sagt man dem Geburtstagskind nicht, dass es hässlich ist und stinkt. Das KÖNNTEN Sie auch mal berücksichtigen.

  32. SPIEGELblog sagt:

    … wir reden hier von gesellschaftlich mächtigen Institutionen, nicht von privaten Geburtstagsfeiern. Im Übrigen schreibt auch der SPIEGEL schreibt ja von „Gutem und Schlechten“ und zitiert kurz und knapp Helmut Schmidts wuchtige Einlassung, doch es folgt nichts. Und wenn es tatsächlich so ist, dass die Privaten durch ihre reine Gaga-Berichterstattung dazu beigetragen, die Massen kritiklos zu schleifen, so sollte gerade auch dies zumindest Teilthema sein bei einer Rückschau auf 25 Jahre Fernsehgeschichte in Deutschland.

    SPIEGELblog

  33. surfguard sagt:

    Hallo Herr Engelbrecht,

    auf einen Pnukt möchte ich, ohne in einen vergleichbaren Kleinkrieg wie den zwischen Torsten und Ihnen einsteigen zu wollen, doch noch antworten:

    Sie antworten mir:
    „Auch meinen Sie [also ich, surfguard], ‚die einzige Rechtfertigung für den frei gewählten Zweck eines Privatunternehmens ist es, Geld zu verdienen‘. Sehen Sie das wirklich so? Nun, unseres Erachtens ist Geld verdienen nicht der alleinige Maßstab, der gerade auch an Medien (inkl. TV-Medien) angelegt wird und werden sollte.“

    Mein Punkt ist ein bisschen subtiler, als Sie ihn darstellen, auch wenn mir schno klar war, dass er um des Gegenarguments Willen genau so verstanden werden würde. Es gibt viele Maßstäbe, die man an ein Fernsehprogramm anlegen kann und sollte. Aber wie auch immer sich ein TV-Sender z.B. an der Qualitätsfront schlägt – am Ende des Geschäftsjahres muss Geld übrig sein. Wie bei jedem anderen Privatunternehmen auch. Der finanzielle Gewinn rechtfertigt, dass der Zweck, dem sich das Unternehmen widmet, gesellschaftlich gefragt ist.

    Und wenn das Feld der journalistisch anspruchsvollen Berichtserstattung in Deutschland bereits von rund 20 Sendern (s. meine Aufzählung) beackert wird, dann verstehe ich, dass RTL & Co. sich auf andere Felder stürzen, weil sie auf diesen Feldern erwarten können, mehr Geld zu verdienen.

    Und was den Erziehungsauftrag angeht, der dem Privatfernsehen von Ihnen angedichtet wird, so möchte ich mich den Beiträgen von Marco anschließen. Jedes Volk hat das Fernsehen, das es verdient.

  34. mczakk sagt:

    So, jetzt nehm ich mal die Etikette weg:
    Privatfernsehen ist grottig. Um nicht zusagen unter aller Sau. So einer gesellschaftverblödendem „institution“auch noch eine „Lobeshymne“ zu widmen ist noch viel flacher …
    Sicherlich ist das subjektiv, aber irgendwo sollte man schon eine Meinung haben, sonst wären wir ja genau dass, was man durch zuviel Privatfernsehen wird: saudumm

    Um hier jetzt krampfhaft eine Kritik an diesem Beitrag, respektive Blog zu suchen, ist privatfernsehlich 🙂

  35. SPIEGELblog sagt:

    Danke mczakk!
    SPIEGELblog-Team

  36. Torsten sagt:

    Wenn ich Mczakk richtig verstehe, ist also die Qualität des Privatfernsehens dafür verantwortlich, dass man Spiegelblog nicht kritisieren darf. Mmmhhhh…

    Ich stelle die Frage gerne nochmal (und so lange, bis sie beantwortet wird): Wer hat dem Spiegel die Aufsichtspflicht übergeben, wer stellt des fest, wer überprüft das, wer entscheidet, oder der eventuellen Aufgabe gerecht geworden ist? Denn darauf basiert dieser gesamte Artikel – ein unterstelltes Versäumnis, welches immer noch nicht belegt wurde.

    Und im Handy-Beitrag fehlt immer noch die Erklärung, wie die Nicht-Aussage des Spiegels irgendwas beweisen kann.

    Keine Sorge – mit journalistischen Mindeststandards kenne ich mich aus. Bin mal gespannt, wann hier welche davon einziehen…

  37. SPIEGELblog sagt:

    Torsten,

    selbstverständlich hält uns niemand die Pistole auf die Brust. Die Diskussion franst einfach aus. Auch finde ich, dass Sie mit zu vielen Unterstellungen arbeiten.

    Im Übrigen, wenn Sie der Auffassung sind, die Medien sollten nicht als vierte Macht im Staat definiert werden, so möchten wir Sie nicht auf Teufel komm raus vom Gegenteil überzeugen, können wir offenbar ja auch gar nicht. Wir sind allerdings der Auffassung, dass diese Rolle bzw. dieser Anspruch in der Fachliteratur gut dokumentiert ist.

    Und so schreibt auch die Süddeutsche Zeitung zum 60. Geburtstag des SPIEGEL, dass mit der „SPIEGEL-Affaire 1962… die Presse als ‚vierte Macht‘ im Staate etabliert“ war, siehe http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/21/96924.

    Schönen Abend noch

    Torsten Engelbrecht
    SPIEGLblog

  38. Aufwachen sagt:

    Hallo!
    Wollte nur mal darauf hinweisen das es zur Zeit wichtigere Dinge gibt, auf die man sein Augenmerk richten sollte und wo es gilt, die Mitmenschen zu erreichen. Um eins vorweg zu nehmen, ich bin sprachlich nicht derart versiert also versucht bitte garnicht erst meinen Beitrag irgendwie auseinander zu nehmen 😉 Sachliche Kritik zu meinen Anregungen würde mir mehr weiterhelfen.

    EU-Vertrag–>
    http://www.youtube.com/watch?v=qWZbEKjcd1M&feature=PlayList&p=86EF311FC83D1447&index=0&playnext=1

    http://www.youtube.com/watch?v=yxI6JSBQpEI&feature=related

    Zinsproblematik–>
    http://de.youtube.com/watch?v=UFkfKDawAFY&feature=related
    Liebe Grüße

  39. mczakk sagt:

    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,600499,00.html

  40. Torsten sagt:

    Sorry, ich war ein paar Tage unterwegs. Okay, die Diskussion „franst aus“? So wie ich das sehe, wird einfach die von mir gestellte Frage nicht beantwortet, in dem der Autor des Blogs ständig auf Nebenschauplätze auszuweichen versucht. Hier franst nicht der Kommentator…

    Ich habe nie behauptet, die Presse sei nicht „die vierte Macht im Staat“. Ich stelle nur die Frage, wo diese Funktion beinhaltet, ein anderes Medium zu seinem Geburtstag an den Pranger zu stellen. Und wie es sein kann, dass die Pranger-Würdigkeit vom Betreiber dieses Blogs aufgestellt wird. So leicht kann man es sich machen: man stellt eine Anforderung, erklärt diese für nicht erfüllt, und kritisiert dann munter drauf los.

    Ich mache das jetzt auch mal: SPIEGEL hat in den letzten 50 Jahren eine Vielzahl von Rechtschreibfehlern gedruckt. Als Mitglied der „vierten Macht“ (und selbsternanntem SPIEGEL-Kritiker) hat es das SPIEGELblog in peinlicher Weise unterlassen, diese hier tabellarisch und chronologisch aufzulisten, wie es seine Pflicht gewesen wäre. Eine Schande! Pfui! Wie kann man seiner Verantwortung so beschämend davonlaufen!

    Ach ja: Und die Frage zum Handy-Artikel, wieso eine Nicht-Antwort des SPIEGEL eine Unterstellung des SPIEGELblog bestätigt, ist immer noch unbeantwortet. Aber das franst vermutlich wieder zuviel…

  41. Dennis sagt:

    Der Ausspruch : ‚Jedes Volk hat das Fernsehen, was es verdient’ ist eine Beleidigung für alle Bürger. Haben Sie sich mal mit der Einschaltquote befasst, und wie mit ein paar Haushalten, die ihre Einschaltdaten übermitteln, auf alle deutschen Haushalte hochgerechnet wird. So was ist dann eine Art Statistik – fern aller Realität, reine Mutmaßung.
    Und davon abgesehen, kenne in meiner Bekanntschaft keinen, der sagt, dass ihm das zusagt, was im Fernsehen läuft. Zum Glück gibt es ja einen Aus-Knopf.

    Wenn man sieht, wem der Spiegel anteilig gehört, wer dahinter steckt, muss man sich folglich fragen, ob das, was der Spiegel schreibt, nicht das ist, was der, der ganz oben sitzt gern möchte. In diesem Fall möchte man sich nicht ins eigene Fleisch schneiden und schreibt natürlich nur gutes über das Privatfernsehen. Soll das investigativer, objektiver Journalismus sein? Hinzu kommt, dass die Großkonzerne sich gegenseitig unterstützen um ihre Ziele zu verfolgen. Keiner tut einem mit dem Fernsehen einen Gefallen. Fernsehen ist dazu da, die Bürger davon abzuhalten, sich mit den wirklich wichtigen Dingen auseinanderzusetzen, die jeden betreffen.

  42. Thorben sagt:

    „Und davon abgesehen, kenne in meiner Bekanntschaft keinen, der sagt, dass ihm das zusagt, was im Fernsehen läuft. Zum Glück gibt es ja einen Aus-Knopf.“

    Eben. Es wird ja niemand gezwungen TV zu gucken. Abschalten hilft 🙂

  43. gnaddrig sagt:

    @ Dennis: Brauchst nicht beleidigt zu sein.

    Wenn nicht genug Leute die privaten Sender einschalten würden, würden die wegen fehlender Werbeeinnahmen bald verschwinden. Offensichtlich verdienen die privaten Sender aber genug Geld, um im Geschäft zu bleiben.

    Solange nicht einigermaßen plausibel gezeigt werden kann, dass keiner oder kaum einer das Programm der privaten Sender sieht, werden die Werbeeinnahmen weitersprudeln. Ob all die Zuschauer das Programm in Wirklichkeit schlecht finden, ist unwesentlich, solange sie es sich nur anschauen und damit für die Werbung erreichbar bleiben.

    Es gibt so viele Möglichkeiten der Unterhaltung, dass kaum jemand auf das Privatfernsehen angewiesen sein sollte. Wer das Fernsehen schlecht, grottig, unwürdig, verwerflich oder sonst wie findet, soll sich eben anders vergnügen. Wer es nicht schafft, die Kiste abzuschalten, hat wirklich genau das Fernsehen, das er verdient.

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