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Der SPIEGEL über Lafontaine: endgültig auf BUNTE-Niveau angekommen

Investigative Geschichten, die den korrupten Machtcliquen das Fürchten lehren könnten, gibt es schon lange nicht mehr vom SPIEGEL. [1]Von „Sturmgeschütz der Demokratie“ also weit und breit nichts zu sehen. Aber das macht ja auch nichts, sagt man sich offenbar beim SPIEGEL – es lässt sich ja auch mit Hofberichterstattung [2] und schlüpfrigen Geschichten a la BUNTE Auflage machen. Das scheint Priorität beim SPIEGEL zu haben.

Anders ist es nicht zu erklären, dass sich der SPIEGEL zum Beispiel über die Vergangenheit der Kanzlerin als FDJ-Funktionärin für Agitation und Propaganda und „Kampfreserve der SED“ [3] schlicht ausschweigt (im SPIEGEL 46/2009 darf SPIEGEL-Autor und Ex-SED-Mitglied Alexander Osang sogar die Lüge verbreiten, Angela Merkel sei vor dem Start ihrer Polit-Karriere im Westen eine „unpolitische deutsche Physikerin“ gewesen), während man im aktuellen SPIEGEL (Seiten 32 bis 34) in Boulevardmanier einen Bericht über Lafontaine [1] bringt. Inhalt: Für den Rückzug Oskar Lafontaines vom Fraktionsvorsitz der Linken soll es nicht nur politische Gründe gegeben haben. Vielmehr, so der SPIEGEL, soll eine private Beziehung zwischen Lafontaine und der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht hier eine Rolle gespielt haben (siehe Screenshot).

SPIEGEL: investigativer Journalismus sieht anders aus
Für diese Story bezieht sich der SPIEGEL sogar tatsächlich auf die BUNTE. Harte Fakten kann der SPIEGEL hingegen nicht vorbringen. So schreibt man: „Lafontaine und Wagenknecht, so heißt es, seien sich in der Vergangenheit nicht nur inhaltlich nahegekommen. Von einer Affäre ist die Rede, von einer Beziehung mit konkreten Folgen für die Politik“. That’s it. Dünner als dünn, was der SPIEGEL da präsentiert. Dazu die LINKE: „Alles erstunken und erlogen.“

Und selbst wenn Wagenknecht und Lafontaine gevögelt hätten, was das Zeug hält. So what? Ist doch ihre Sache… Klar, der SPIEGEL behauptet, man müsse das thematisieren, weil „hier das Private höchst Politische Folgen hat“ – die Folge nämlich, dass Lafontaine für die Öffentlichkeit überraschend als Fraktionsvorsitzender zurückgetreten ist. Doch um  eine Verbindung zwischen diesen beiden Gegebenheiten herzustellen, sollte man doch ein bisschen mehr parat haben als pure Gerüchte.

Erschwerend kommt hinzu, worauf Tom Strohschneider auf freitag.de [4] aufmerksam macht: „Was das Magazin nun unter Berufung auf den Bundesgeschäftsführer der Linken vorab vermeldet und mit dem Hinweis veredelt, es handele sich um ‚Informationen des SPIEGEL‚, hatte Dietmar Bartsch[, Bundesgeschäftführer der LINKEN,] schon vor mehr als zwei Wochen im Neuen Deutschland erklärt: ‚Oskar Lafontaine hat 2005 intern gesagt, er stehe zunächst für eine Legislatur zur Verfügung, alle anderen Entscheidungen werden danach getroffen. Und er hat in kleiner Runde frühzeitig angekündigt, die Belastung – Fraktionschef an der Saar, Partei- und Fraktionschef in Berlin – so nicht fortführen zu wollen. Das wichtigste Parteiamt, den Vorsitz, will er behalten.“

Kritik an den korrupten Machtcliquen sieht jedenfalls anders aus als das, was der SPIEGEL an Hofberichterstattung und Boulevardklatsch absondert! Zum Beispiel so wie der Artikel „Das Imperium des Bösen“ von Paul Craig Roberts, erschienen am 12. November auf www.hintergrund.de [5]. Darin geht es darum, wie „die US-Administration jetzt total unter dem Einfluss organisierter Interessengruppen steht“ – mit der Folge, dass unser aktueller Friedensnobelpreisträger Obama mit rund 700 Mrd. US-$ den höchsten Militärhaushalt der US-Geschichte genehmigt hat. Eine Geldverschwendung sondergleichen. Darüber liest man kein Sterbenswörtchen beim SPIEGEL.