Der SPIEGEL sinkt mit der Fortsetzung des Wagenknecht-Bashings auf BILD-Niveau ab

  01. Februar 2010, von Zed is dead

(Mit Dank an Andreas R.)

Am 5. Juli 2009 bloggte Ralph T. Niemeyer, der Ehemann von Sahra Wagenknecht, ein paar launige, merkwürdige und skurrile Dinge über seine Gattin. Die SPIEGEL-Online-Nachwuchskraft Katharina Peters entdeckte nun Niemeyers Blog in ihrem Stück „Indiskretes vom Gatten aus Irland“ (siehe Screenshot). Weil die „Sahra & Oskar in Love“-Story vor ein paar Wochen nicht nur von SPIEGEL Online (siehe SPIEGELblog-Bericht), sondern auch von der „alternativen“ taz unkritisch bejubelt wurde, fühlte sich SPIEGEL Online offenbar ermuntert, das Wagenknecht-Bashing fortzusetzen.

Gestern, am 31. Januar 2010 — sechs Monate nach Niemeyers Blogeinträgen — zitiert Peters also bei SPIEGEL Online auszugsweise aus dessen Blog (ohne auf das Blog zu verlinken): Wagenknecht sei seine „überallesgeliebte Frau … Stalinistin … exklusive Privatkommunistin … Sahranka …“ usw. usf.

Doch die von Niemeyer unter „Satire“ veröffentlichten Texte wären — wenn überhaupt — ein Fall für die SPIEGEL-Online-Ecke „Panorama“. Doch das Nachrichtenportal veröffentlichte sie in der Rubrik „Nachrichten -> Politik -> Deutschland“. Das heißt: Die Bloggerei des Gatten einer aktiven Politikerin der
Linken ist für SPIEGEL Online ein politisch relevantes Thema.

Noch eine wichtige politische Meldung:

Der SPIEGEL hat vor Gericht Akteneinsicht über die Noten des Promotionsverfahrens der Bundeskanzlerin erstritten. Jetzt weiß Deutschland, dass Angela Merkel 1983 für ihre physikalischen Forschungen „sehr gut“ und für ML „genügend“ erhielt (Rubrik: Nachrichten -> Politik -> Deutschland). Das heißt: Die Promotionsnoten der Kanzlerin aus dem Jahr 1983 sind für das selbsternannte „Sturmgeschütz der Demokratie“ ein politisch relevantes Thema.

Vielleicht ist die hemmungslose Boulevardisierung des Politischen der Versuch der SPIEGEL-Gruppe, die Demütigung durch den Springer-Verlag zu kompensieren. Denn was sich Mitte 2009 andeutete, steht seit Ende 2009 fest: Bild.de hat SPIEGEL Online abgehängt.

Die Leserkommentare zum Wagenknecht-Artikel lassen allerdings nicht darauf schließen, daß SPON mit diesem Boulevard-Kurs erfolgreicher sein wird. Bild.de ist und bleibt das Original.

 

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