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Der SPIEGEL sinkt mit der Fortsetzung des Wagenknecht-Bashings auf BILD-Niveau ab

(Mit Dank an Andreas R.)

Am 5. Juli 2009 bloggte Ralph T. Niemeyer, der Ehemann von Sahra Wagenknecht, [1]ein paar launige, merkwürdige und skurrile Dinge über seine Gattin. Die SPIEGEL-Online-Nachwuchskraft Katharina Peters [2] entdeckte nun Niemeyers Blog in ihrem Stück „Indiskretes vom Gatten aus Irland“ [1] (siehe Screenshot). Weil die „Sahra & Oskar in Love“-Story vor ein paar Wochen nicht nur von SPIEGEL Online (siehe SPIEGELblog-Bericht [3]), sondern auch von der „alternativen“ taz unkritisch bejubelt wurde, fühlte sich SPIEGEL Online offenbar ermuntert, das Wagenknecht-Bashing fortzusetzen.

Gestern, am 31. Januar 2010 — sechs Monate nach Niemeyers Blogeinträgen — zitiert Peters also bei SPIEGEL Online auszugsweise aus dessen Blog (ohne auf das Blog zu verlinken): Wagenknecht sei seine „überallesgeliebte Frau … Stalinistin … exklusive Privatkommunistin … Sahranka …“ usw. usf.

Doch die von Niemeyer unter „Satire“ veröffentlichten Texte wären — wenn überhaupt — ein Fall für die SPIEGEL-Online-Ecke „Panorama“. Doch das Nachrichtenportal veröffentlichte sie in der Rubrik „Nachrichten -> Politik -> Deutschland“. Das heißt: Die Bloggerei des Gatten einer aktiven Politikerin der
Linken ist für SPIEGEL Online ein politisch relevantes Thema.

Noch eine wichtige politische Meldung:

Der SPIEGEL hat vor Gericht Akteneinsicht über die Noten des Promotionsverfahrens der Bundeskanzlerin erstritten [4]. Jetzt weiß Deutschland, dass Angela Merkel 1983 für ihre physikalischen Forschungen „sehr gut“ und für ML „genügend“ erhielt (Rubrik: Nachrichten -> Politik -> Deutschland). Das heißt: Die Promotionsnoten der Kanzlerin aus dem Jahr 1983 sind für das selbsternannte „Sturmgeschütz der Demokratie“ ein politisch relevantes Thema.

Vielleicht ist die hemmungslose Boulevardisierung des Politischen der Versuch der SPIEGEL-Gruppe, die Demütigung durch den Springer-Verlag zu kompensieren. Denn was sich Mitte 2009 andeutete, steht seit Ende 2009 fest: Bild.de hat SPIEGEL Online abgehängt [5].

Die Leserkommentare zum Wagenknecht-Artikel lassen allerdings nicht darauf schließen, daß SPON mit diesem Boulevard-Kurs erfolgreicher sein wird. Bild.de ist und bleibt das Original.