Der SPIEGEL übersieht: Nicht nur der Friedensnobelpreis für Obama ist absurd

  10. Oktober 2009, von T. Engelbrecht

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an den US-Präsidenten Barack Obama erntet von den Medien Hohn und Spott, was auch von SPIEGEL Online zur Top-Schlagzeile gemacht wird (siehe Screenshot). Dabei übersieht das Nachrichtenportal (genau wie die meisten anderen Mainstreammedien) jedoch, dass auch andere Nobelpreisverleihungen ihre absurden Aspekte aufweisen.

SPIEGEL Online trägt PR-Botschaften der Pharmabranche mal wieder kritiklos an die Leser weiter
Dies trifft vor allem auf den Medizinnobelpreis zu, mit dem dieses Jahr die drei US-Wissenschaftler Elizabeth Blackburn, Carol W. Greider und Jack W. Szostak geehrt werden. „Sie fanden das Enzym Telomerase, das beim Entstehen von Krebs eine Schlüsselrolle spielt“, so SPIEGEL Online. Klingt super, doch ist diese Aussage schlicht haltlos.

Zwar sind Krebszellen in der Tat daran interessiert, sich unbegrenzt teilen zu können – und das geht nur mit stabilen Telomeren, die mit Hilfe von Telomerase ständig wieder aufgefüllt werden. Doch die Idee, die Telomerase mit Medikamenten einfach zu blockieren und dadurch den Krebsprozess stoppen zu können, klingt zwar schön, ist aber reines Wunschdenken. Dazu der renommierte Genomforscher George Gabor L. Miklos:

„It might work for diploid cells when there is a human disease that is inherited and simple…. but it is unlikely to ever work in a genomically heterogeneous population of cancer cells. Knocking out or treating just one component in a network of 20,000 genes (and many more gene products), is always going to be a problem in a population of cells that are aneuploid, highly variable and even within a single tumour, are surviving in different levels of oxygen and nutrients, depending on the tumour site.“

Medizinnobelpreis 2009: „It’s more American hype to feed the voracious cancer beast“
Um so unverständlicher ist es also, dass SPIEGEL Online mal wieder einfach die PR-Botschaften der Pharmabranche kritiklos an seine Leser weiterträgt. So schreibt SPIEGEL Online: „Forscher und Pharmaindustrie hoffen, mit neuen Wirkstoffen die Telomerase-Aktivität in Tumorzellen zu vermindern. Dann wäre der schützende Mechanismus außer Kraft gesetzt, die Krebszelle würde genau wie eine normale Körperzelle altern und nach einer bestimmten Anzahl an Zellteilungen sterben. Dieses Ziel verfolgt beispielsweise die kalifornische Firma Geron. Sie hat einen Telomerase-Inhibitor entwickelt, der derzeit in einer Reihe von klinischen Studien untersucht wird.“

Mainstreammedien wie der SPIEGEL täten also besser daran, nicht permanent haltlose Spekulationen von Pharmafirmen ungeprüft an ihre Leser weiterzutragen.

Miklos: „Telomerase was described nearly 25 years ago… and the Geron Corporation has been working on it for quite a while as have various Big Pharma… but no drugs. So what can I say… it’s more American hype to feed the voracious cancer beast. By the way, at least 20% of tumours don’t have the telomerase turned back on… so it’s not a general phenomenon.“

Medizinnobelpreise zur Zementierung von Dogmen – und Medien wie der SPIEGEL schnallen es nicht
Und Miklos fügt zu Recht hinzu: „Congratulations to the scientists. I think the Nobel Committee is starting to find it hard to award prizes for truly innovative research.“

So konnte das Nobelpreiskomitee den Medizinnobelpreis 2008 für Luc Montagnier und Harald zur Hausen, der auch von SPIEGEL mit keinerlei Kritik bedacht wurde, wissenschaftlich nicht begründen (siehe dazu den Kommentar von Dr. med. Claus Köhnlein und mir sowie die Analysen der Biophysikerin Eleni Papadopulos und des Mediziners Val Turner aus Australien). Dies erhärtet den Verdacht, wie Dr. Köhnlein und ich auch in unserem Kommentar darlegen, dass mit der Vergabe von so manchem Medizinnobelpreis aus unbelegten Hypothesen Dogmen gezimmert werden sollen – so wie schon früher etwa bei Carleton Gajdusek und Stanley Prusiner geschehen.

 

2 Kommentare zu “Der SPIEGEL übersieht: Nicht nur der Friedensnobelpreis für Obama ist absurd”

  1. Sasmurtas sagt:

    Hehehe…..
    Die Mainstream-Medien überschlagen sich mit zurückhaltender Begeisterung und Fassungslosigkeit zur Ehrung Obamas.
    Obama selbst nimmt den Preis „demütig“ entgegen.

    Was ist passiert?
    Oslo hat Obama den Wind aus den Segeln genommen, was den Iran betrifft, und setzt ihn gleichzeitig unter Druck was seine Haltung hinsichtlich Israel betrifft. Das schmeckt einigen ganz und gar nicht. Allen voran den Medieneigentümern! Die hilflose Schreibe des ehemaligen Nachrchtenmagazins SPIEGELt dies grad wunderbar wider.
    Fast ist man geneigt zu wetten, daß Obama diese Amtszeit nicht zuende führen wird…..

  2. Markus sagt:

    Bezeichnenderweise fehlt in der Auflistung der ehemaligen Friedensnobelpreisträger im Spiegel wohl einer der umstrittensten,Henry Kissinger.Und die Rolle die er bis heute spielt würde wohl ein ganzes Magazin füllen.

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