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„Die fabelhaften Guttenbergs“? Wie der SPIEGEL sich endgültig zum Yellow-Press-Magazin macht

„Guttenberg als möglicher Nachfolger von Kanzlerin Merkel? U-u-uäähhhh, bitte nicht!“
NDR-Sendung EXTRA 3, „abgehakt“ [1]

Der SPIEGEL agiert wie ein „unterwürfiges Sturmgeschütz“
Die FAZ über die Guttenberg-Berichterstattung des SPIEGEL [2]

Wer noch mindestens einen Funken kritischen Geist in sich trägt, musste sich beim Anblick des aktuellen SPIEGEL-Titels „Die fabelhaften Guttenbergs – Paarlauf ins Kanzleramt“ [3] [3]die Augen reiben (siehe Screenshot). Wer als Printmedium so sehr die Distanz zu einem Politiker aufgibt wie der SPIEGEL mit dieser Cover-Story, kann dazu nur noch sagen: Yellow-Press-Niveau – und für ein Nachrichtenmagazin, das sich selbst immer noch gerne „Sturmgeschütz der Demokratie“ nennt, doch ein ziemlich tiefer Fall.

Dabei könnte man zunächst denken, die Zeilen auf dem Cover seien irgendwie ironisch oder doppeldeutig gemeint. Doch wenn man sich den Artikel dazu im Heft selber anschaut, so erweist sich dieser Gedanke als falsch. Gleich zu Beginn heißt es da, „Der Bürgerkönig“ werde als „Adliger zur großen Hoffnung der Deutschen“. Doch dies ist Humbug. Es gibt sie nämlich noch, die Menschen in diesem Lande, die immer noch wissen, dass nur die eigene Parteizentrale einen Politiker derart hochjubeln darf – nicht aber ein journalistisches Medium. Und für die ist Guttenberg nicht „die große Hoffnung“ – im Gegenteil.

Zumal Guttenberg nicht weniger ist als Verteidigungsminister. Und man muss nicht einmal zu denjenigen gehören, die den Afghanistan-Krieg als üblen Angriffskrieg verurteilen, um Guttenberg kritisch zu begegnen. Erinnern wir uns nur: „Guttenberg konnte immer noch nicht überzeugend erklären, warum er das Bombardement von Kunduz neu bewertet und den Generalinspekteur entlassen hat. Nun steht er im Verdacht, nicht aufrichtig zu sein.“ [4] Genau so schrieb es der SPIEGEL Ende 2009. Doch dies scheint längst vergessen in den Köpfen der Yellow-Press-Journalisten des SPIEGEL.

Absurd auch der Satz, der ebenfalls den Vorspann des SPIEGEL-Artikels schmückt: „Nun bewegt auch noch Guttenbergs Gattin die Herzen.“ Auweia. Klingt ebenfalls wie aus der BUNTEN abgeschrieben.

Die aktuelle SPIEGEL-Titelgeschichte ist übrigens bei weitem nicht die erste, in der das Magazin in einer Weise über Guttenberg berichtet, dass man denken könnte, hier seien CSU-Parteimitglieder als Schreiber am Werk gewesen. Als was hat der SPIEGEL Guttenberg nicht alles schon allen Ernstes bezeichnet: als „Lichtgestalt“ [4], als „Shootingstar“ und „Darling des Volkes“ [5] oder gar als „Superhelden à la Batman“ [6]. SPIEGELblog hat bereits mehrfach darüber berichtet [7] – und wahrscheinlich müssen wir noch öfter darüber berichten…