Die „vier Konvertiten“ Malzahn, Broder, Steingart und Mohr – eine Spöttelei auf Spiegelfechter.com

  13. September 2009, von T. Engelbrecht

Jens Berger präsentiert auf Spiegelfechter.com eine herrliche Spöttelei über die „vier Konvertiten“ beim SPIEGEL, die Redakteure Christian Malzahn, Henryk M. Broder, Gabor Steingart und Reinhard Mohr:

Q: spiegelfechter.de

Q: spiegelfechter.com

Wenn man den Niedergang des SPIEGELs an Personen festmachen will, so fallen immer wieder die Namen Claus Christian Malzahn, Henryk M. Broder, Gabor Steingart und Reinhard Mohr. Die Genannten haben vieles gemeinsam – sie waren früher einmal überzeugte Linke. Im Laufe der Zeit wurden sie jedoch zu Konvertiten, und nicht nur Innenminister Schäuble weiß, dass Konvertiten sich sehr häufig durch einen überbordenden Fanatismus auszeichnen. Die vier apokalyptischen Reiter des SPIEGELS gerieren sich heute als schärfste Kritiker der 68er-Bewegung, sozialdemokratischer Politik und allem, was auch nur ansatzweise im Ruf steht, irgendwie „links“ zu sein. Auch wenn sie die publizistische Speerspitze neokonservativer und neoliberaler Politik im deutschen Blätterwald sind, so haftet ihnen auch das Stigma des Versagens an.

Malzahn – weggelobt
Noch vor wenigen Jahren galt C. C. Malzahn als kommender Mann beim Print-SPIEGEL. Seine hausinterne Position als Leiter des Politikressorts bei SPIEGEL ONLINE gilt zwar als einflussreich, aber wenig glamourös. Der boulevardeske Onlineableger gilt nicht nur bei den Kollegen des Print-SPIEGELs als Schmuddelkind der Verlagsgruppe. Doch Malzahns Karriereaussichten schmolzen wie Eis in der Sonne, als der ehemalige Chefredakteur Stefan Aust den Verlag verlassen musste. Ende des Jahres wird Malzahn seinen Schreibtisch räumen müssen und fortan als Korrespondent des SPIEGELs in einem Außenbüro in der deutschen Provinz versauern.

Broder – in der Schmuddelecke
Henryk „Milhouse“ Broder hat es da besser. Als Hauspolemiker des SPIEGELs kokettiert er stets mit der Rolle des Underdogs. Wer jedoch Broders zügellose Überheblichkeit und seinen offen zur Schau gestellten Narzissmus kennt, weiß, dass der Rechtspopulist Broder vor allem nach gesellschaftlicher Anerkennung strebt. Die bleibt ihm als islamophobem Schreihals allerdings weitestgehend versagt. Broder teilt somit das Schicksal vieler Konvertiten – sie werden zwar gerne und willfährig genutzt, wenn es darum geht, ein Ausrufezeichen zu setzen, aber die gesellschaftliche Anerkennung wird ihnen verweigert. Von seinen Mitstreitern beim SPIEGEL unterscheidet Broder jedoch ein wesentlicher Punkt – Broder kann schreiben, und dies sogar sehr gut. Das weiß auch Broder und umso verbitterter ist er, weil sein Talent in der selbst gewählten Schmuddelecke verpufft.

Steingart – abgeschoben
Kaum ein anderer SPIEGEL-Journalist kam der Sonne so nahe und fiel dann so tief. Vor zwei Jahren galt Gabor Steingart [siehe Screenshot] noch als möglicher Nachfolger seines Förderers Stefan Aust. Sein Vorhaben, die Spitze des größten deutschen Nachrichtenmagazins zu übernehmen, scheiterte jedoch an seinen Kollegen. Austs Kronprinz, der es immerhin bis zum Leiter des Hauptstadtbüros des SPIEGELs brachte, war im Verlag als neoliberaler Claquer verschrien. Als Steingart sich 2007 als Vertreter der Redaktion in die Geschäftsführung der Mitarbeiter KG, der über 50% des SPIEGEL-Verlags gehören, wählen lassen wollte, wurde er von seinen Kollegen abgestraft – mit 69 von 327 Stimmen erhielt er das zweitschlechteste Ergebnis. Steingart wurde daraufhin auf eine Drittelstelle im Washingtoner Außenbüro abgeschoben, wo er sich nebenberuflich vor allem seinen leidlich erfolgreichen Büchern widmet. Sein jüngstes Buch „Die Machtfrage“ ging als potentieller Bestseller an den Start. Doch das Buch floppte jäh – momentan belegt es nur Platz 6.457 der Amazon-Verkaufscharts und auch Steingarts Traum, als Vertreter der Nichtwähler durch die Talksshows der Republik zu geistern, platzte.

Mohr – belächelt
Anders als seine Kollegen ist Reinhard Mohr lediglich freier Mitarbeiter des SPIEGEL-Verlags. Bei SPIEGEL ONLINE ist für ihn die Rolle des neoliberalen Kettenhundes vorgesehen, der unter dem Deckmäntelchen der Medienkritik polemisieren darf. Während Broder publizistisch den Degen schwingt und Malzahn und Steingart mit dem Breitschwert um sich schlagen, ist für Mohr der Dreschflegel reserviert. Undifferenzierte polemische Hetze gegen „links“ ist in den USA das Spezialgebiet erzkonservativer und libertärer „Radio-Hosts“. In Deutschland bietet SPIEGEL-ONLINE derlei publizistischer Grabenkampfrhetorik eine Plattform.

Mohrs Aufgabe bei SPIEGEL ONLINE beinhaltet die Rezension politischer Talkshows. Der SPON-Polemiker erklärt dort der gelangweilten Meute in leiernder Penetranz, dass Merz, Guttenberg und Professor Unsinn die Verkünder der einzig glückseligmachenden Wahrheit sind, und Politiker der LINKEN oder des linken Flügels der SPD nur gefährliche Populisten sind, die aus unserem wunderschönen Deutschland einen Unrechtsstaat á la DDR reloaded machen wollen. Das ist als polemische Satire recht unterhaltsam, langweilt aufgrund der Vorhersehbarkeit aber bereits nach kurzer Zeit. Manchmal darf Reinhard Mohr auch richtige Kommentare schreiben. Wenn Mohr den Wahlkampf messerscharf analysiert, stellt er schon mal nüchtern fest, dass „die Sozialdemokratisierung Deutschlands abgeschlossen“ und es ein Zeichen der demokratischen Abgeklärtheit sei, wenn man der Politik nicht mehr glaubt und sein Kreuzchen bei den üblichen Verdächtigen macht.

Das [abgeklärtes Wählen] freilich geht nur, wenn man sich regelmäßig informiert hat […] Wie schnell kann reflektierte Gelassenheit in desinteressierte Gleichgültigkeit umschlagen. Ihr Tiefpunkt ist jene wohlfeile Politik(er)verachtung, die sich in Boulevardmedien genauso austobt wie in gedankenlosen, ressentimentgeladenen Internet-Blogs.

Was will der Mohr uns damit sagen? Wer sich regelmäßig informiert, wählt abgeklärt neoliberale Parteien und weiß bereits im Vorfeld, dass Wahlkampfaussagen Lügen sind? Ein eigentümliches Demokratieverständnis, das Grundlage jener Politik(er)verdrossenheit ist, für die Mohr ausgerechnet die „gedankenlosen, ressentimentgeladenen Internet-Blogs“ mitverantwortlich macht. Wenn ein gedankenloser, ressentimentgeladener Schmalspurfeuilletonist derart unreflektiert auf die Blogosphäre eindrischt, scheint der Ruf nach mehr Information und mehr Partizipation ja bereits in Berlin angekommen zu sein.

Malzahn, Broder, Steingart und Mohr sind die wütenden alten Männer des Schmierenjournalismus – nicht anerkannt, belächelt, abgekanzelt und weggelobt. In einer vielschichtigen Medienlandschaft wäre natürlich Platz für vier wütenden Männer – als Autoren von „Op-Eds“ in einer speziellen Rubrik, in der rechte und linke Polemiker ihre Klingen kreuzen. Im redaktionellen Teil von „Qualitätsmedien“ haben derlei Extrempositionen allerdings nichts verloren.

 

6 Kommentare zu “Die „vier Konvertiten“ Malzahn, Broder, Steingart und Mohr – eine Spöttelei auf Spiegelfechter.com”

  1. Organist sagt:

    Dass es mit dem SPIEGEL seit langem bergab geht, sieht man schon an den immer mehr werdenden Werbegeschenk-Seiten und an den Fehlerkorrekturen auf der Leserbriefseite. Es wird geschludert.
    Gegen grosse Autos lässt sich auch trefflich wettern, aber die nicht zu knappen Einnahmen aus der Autowerbung sind auch nicht zu verachten, gell, Spiegelchen?
    Ich bin froh, dass ich mein Abo vor kurzem gekündigt habe. Es wird Zeit für ein Deutsches Nachrichtenmagazin. SPIEGEL und FOCUS, da kann ich gleich die BUNTE lesen. Unterscheidet sich durch nichts mehr.

  2. Christian sagt:

    Wer sich anmaßt, andere zu kritisieren, sollte selbst aufpassen, keine Fehler zu machen. Es heißt nicht Spiegelfechter.de, sondern Spiegelfechter.com

  3. SPIEGELblog sagt:

    @ Christian

    Danke für den Hinweis!

  4. Vorwahlabendpost « Lesezeichen eines Teetrinkers sagt:

    […] Steingart möchte in seinem Buch alternativ zur Parteienpolitik gedachte Demokratie beschreiben. (Vermutungen über emotionale Hintergründe sind auf dem Spiegelblog […]

  5. Broken Mirror sagt:

    Wenn dieser “ Artikel“ als Spöttelei oder Satire beim SPIEGEL-ZK gesehen wird, dann waren die Sottisen von Sudel-Ede wohl die lustigen Vorlagen für Engelbrecht.

  6. StB Frank Guhl, Hannover sagt:

    Wenn man sich das dümmliche Geschreibsel des Herrn Malzahn zur Thema „Preußenhochzeit“ am 27.08.2011 in der „Welt“ zu Gemüte führt, kann man dem Spiegel zu seiner damaligen Entscheidung nur beglückwünschen.

    Er Schrieb:“ Preußen-TV? Bitte nie, nie wieder! Die Hochzeit des Preußen-Prinzen wurde von RBB, SWR und HR live übertragen. Bezahlt wurde der Spaß durch GEZ-Gebühren. Was soll diese neue Art der Hofberichterstattung? …
    Wenn schon Hochzeiten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen werden, dann bitte die unserer republikanischen Helden. Allein aus den Eheschließungen von Altkanzler Gerhard Schröder und Ex-Außenminister Joschka Fischer hätte man eine ganze Serie machen können. In Staffel zwei dann die Rosenkriege. …“ usw. Ohne weiteren Kommentar.

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