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EHEC: Wie auch der SPIEGEL „faktenarmen Katastrohphenhype“ betreibt

„EHECmeck oder: Schmierentheater von Politik, Ämtern und Medien“
Volker Bräutigam, hintergrund.de, 27. Juni 2011 [1]

„Zu schnell werden aus Hinweisen Tatsachen – und aus Verdächtigen Schuldige.“
NDR-Medienmagazin Zapp in seinem Beitrag „EHEC – viele Quellen, keine Ahnung“ [2]

Der aktuelle SPIEGEL-Titel (23/2011) "EHEC: Die Geburt einer neuen Seuche" ist genau so aberwitzig wie etwa die SPIEGEL-Titelstory zur Schweinegrippe "Das Welt-Virus" (19/2009) [3]
Der aktuelle SPIEGEL-Titel (23/2011) „EHEC: Die Geburt einer neuen Seuche“ ist genau so aberwitzig wie etwa die SPIEGEL-Titelstory zur Schweinegrippe „Das Welt-Virus“ (19/2009)

Bei EHEC werden von den Medien dieselben Fehler gemacht, wie auch zuvor bei SARS, Vogelgrippe etc. Dabei hatte der SPIEGEL nach der irrwitzigen medialen Schweinegrippe-Panikmache sogar Besserung gelobt (siehe SPIEGELblog-Beitrag „Haltlose Schweinegrippe-Panikmache: Der SPIEGEL gibt sich geläutert – und macht dann doch wieder blindlings Werbung für das Medizinestablishment“ [4]). Doch das war ganz offenbar nur ein Lippenbekenntnis.

Wie zuvor etwa bei der Schweinegrippe, als das Nachrichtenmagazin u.a. einen Titel brachte mit der Schlagzeile „Das Welt-Virus“ (dessen irrsinniger Tenor war, der Schweinegrippe-Erreger könne zum Horrorvirus mutieren – SPIEGELblog berichtete [5]), so trägt die neue Titelgeschichte die aberwitzige Headline „EHEC: die Geburt einer neuen Seuche“ (siehe ersten Screenshot).

Der Kardinalfehler: Auch der SPIEGEL vertraut – mal wieder – ganz auf RKI&Co.
Der Kardinalfehler, der jetzt wieder begangen wird: Es wird voll auf das vertraut, was Behörden, Robert Koch Institut (RKI) und Medizinautoritäten hinausposaunen. Und dann kommt dabei heraus, was wir bereits in unserem vorigen SPIEGELblog-Artikel als Beispiel erwähnten: Am 26. Mai brachte SPIEGEL Online die Schlagzeile “Spanische Gurken als Ehec-Quelle identifiziert” [6]. Doch das hat sich ja nun als falsch herausgestellt (siehe z.B. SPON-Artikel vom 31. Mai “Darmkeime auf spanischen Gurken lösten Ehec-Seuche nicht aus” [7]).

Von derselben UNjournalistischen Autoritätsgläubigkeit zeugt etwa der SPIEGEL-Online-Beitrag „EHEC-Seuche: Acht Antworten auf Verunsicherung“ [8]. UNjournalistisch eben deshalb, weil nur auf das vertraut wird, was einem Autoritäten vorgeben, die sich oft genug als falsche Propheten und dazu noch mit der Industrie verwoben herausgestellt haben.

Interessant in diesem Zsh. ist auch der Bericht „EHEC: faktenarmer Katastrophenhype“ [9] des medienkritischen NDR-Magazins Zapp.

Interessant in diesem Zsh. ist außerdem der erstaunlich kritische Medienartikel auf FTD-online „EHEC entlarvt Ämter als Gurkentruppen“ [10]. Und da die Medien ja voll auf die Aussagen der Ämter vertrauen, sind logischerweise auch die Medien ’ne ziemliche Gurkentruppe.

Eine, wie wir finden, sehr gute kritische Einschätzung des EHEC-Hypes ist der Artikel von Hans Tolzin „EHEC: Epidemie der Kunstfehler“ [11] (siehe zweiten Screenshot).

Fakt ist, dass Durchfälle und andere Symptome, die mit dem so genannten HUS in Verbindung gebracht werden, nicht NUR auf ein Bakterium zurückgeführt werden können. Jedes Bakterium benötigt nun mal einen Nährboden – und wenn man in seinem Körper einen solchen nicht bietet, dann dürften sich die Bakterien auch nicht vermehren. Ein EHEC allein macht nun mal keine Krankheit.

Auch ist zu bedenken, was Tolzin schreibt: „Letztlich basieren die behaupteten Zusammenhänge zwischen Bakterium, Toxinen und der Krankheits-Symptomatik mehr auf Hypothesen und Vermutungen als auf echtem Verständnis der biochemischen Vorgäng.“

Auch kein Thema beim SPIEGEL: Wer profitiert letztlich von der EHEC-Hysterie?
Und Tolzin weiter: „Was uns Menschen – und unsere Darmbakterien – gesund erhält, sind frische und möglichst naturbelassene Lebensmittel. Essen Sie so viel rohes Obst und Gemüse wie möglich. Doch natürlich ist nicht alles, was roh ist, automatisch auch unbedenklich. Am sichersten gehen Sie, wenn Sie auf dem Wochenmarkt z. B. beim Biobauern Ihres Vertrauens kaufen. Und vor allem: Lassen Sie sich von Ärzten, Gesundheitsbehörden und sogenannten Experten kein X für ein U vormachen.“

Wer von der ganzen EHEC-Hysterie am Ende profitiert, wird vom SPIEGEL auch nicht groß aufgegriffen. Dabei gibt es hier Bemerkenswertes zu berichten. So schreibt Tolzin:

„Da sind die beteiligten Ärzte zu nennen, deren Karriere sicherlich nicht unter der gesteigerten öffentlichen Aufmerksamkeit und der Möglichkeit, zu publizieren, leiden wird…

Da sind zudem die Hersteller von Labortests, die sich in einem rapide wachsenden Markt bewegen, allen voran der niederländische Global Player QIAGEN, der in nur fünf Jahren seinen Umsatz auf jährlich eine Milliarde USD verdoppeln konnte…
[Auch] wird am deutschen EHEC-Referenzzentrum an der Uni Münster derzeit ein neuer Gen-Schnelltest entwickelt. Den verantwortlichen Wissenschaftlern winken Ruhm, Publikationen, Patente und Lizenzgebühren, sollte sich der Test auf dem Markt durchsetzen.

Und dann gibt es noch den Pharmakonzern ALEXION, der ein Medikament zur Behandlung von HUS anbietet, welches das ursprünglich für ein ganz anderes Einsatzgebiet entwickelt worden war. Die Tagesdosis kostet zwischen 5.000 und 6.000 Euro, die Langzeitbehandlung laut dem inzwischen kaltgestellten Arzneimittelwächters Sawicki jährlich etwa 450.000 Euro. Bei etwa 1.000 EHEC-Fällen wären das allein für SOLIRIS, so der Name des Medikaments, jährlich bis zu einer halben Milliarde Euro, die von den Krankenkassen zusätzlich aufgewendet werden müssten.

Da ist es schon etwas eigenartig, dass nur wenige Tage vor Veröffentlichung einer Studie über dieses Medikament, an der auch Mediziner aus Heidelberg beteiligt waren, in Deutschland eine Häufung der EHEC-Fälle gemeldet wird – und Hamburger Ärzten nichts Besseres einfällt, als SOLIRIS auszuprobieren.

SOLIRIS, gentechnisch hergestellt, wurde von der europäischen Zulassungsbehörde EMEA, vor Jahren zugelassen, obwohl es kaum getestet ist. ALEXION stellt nun den Hamburger Medizinern, die SOLIRIS bei ihren HUS-Patienten testen, kostenlos zur Verfügung: So billig bekommen sie vermutlich nie wieder menschliche Versuchskaninchen für ihr experimentelles Medikament.

ALEXION vielleicht der größte Nutznießer der Schein-Epidemie, denn Impfstoffe gibt es bisher keine.“

Lesen Sie hier [11] den vollstängiden Text von Hans Tolzin.

Weitere kritische Links zum Thema:

# Naturalnews.com [12]: Food wars: How European health authorities are using the e.coli scare to wage economic warfare against vegetable farmers

# Kollinger Telegramm: Ehec-Analysen: Engagement zur kritischen Betrachtung [13]