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EU-Krisengipfel: Wie der SPIEGEL Kanzlerin Merkel als „Sprengmeisterin“, die Europa aus der Schuldenkrise führt, bejubelt – und damit seinen Lesern nur Mumpitz erzählt

SPON-Hauptaufmacher vom 27. Okt. 2011, 12 h; Foto: dpa [1]
SPON-Hauptaufmacher vom 27. Okt. 2011, 12 h; Foto: dpa

SPIEGEL Online findet in seinem aktuellen Hauptaufmacher (12 h; siehe auch Screenshot) für die Kanzlerin mal wieder überaus lobende Worte (SPIEGELblog berichtete über diese Art der Hofberichterstattung mehrfach [2]). Angela Merkel sei eine „Sprengmeisterin“, die sich beim EU-Krisengipfel in etlichen Punkten durchgesetzt“ habe. Durch Merkel sei „Europa mit etwas Glück nun auf dem richtigen Weg, um die Schuldenkrise zu überwinden“ [3].

Diese Worte von SPON-Kommentator Roland Nelles [4], der zu Beginn seiner journalistischen Laufbahn viele Jahre beim Springer-Verlag verbracht hat, klingen nach PR aus der CDU-Zentrale – und genau so viel bzw. wenig kann man auf diese Jubelworte auch geben. Denn mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ist das, was in Brüssel nun beschlossen wurde, keine nachhaltige Lösung, die dem Steuerzahler in irgendeiner Weise helfen bzw. die Schulden der Länder entscheidend verringern wird.

Handelsblatt: „Ökonomen zum Euro-Rettungspaket: ‚Die Staatsschuldenkrise wird wieder hochkochen’“
So bringt das Handelsblatt auf seiner Website aktuell (12.30 h) den Hauptaufmacher „Ökonomen zum Euro-Rettungspaket: ‚Die Staatsschuldenkrise wird wieder hochkochen'“ [5] (die Schlagzeile wurde kurzerhand in „Ökonomen zum Euro-Rettungspaket: Mogelpackung statt großer Wurf“ umgeändert). Darin heißt es: „Fragliche Beschlüsse, weiterhin hohe Risiken: Ökonomen können dem Maßnahmenpaket der Euro-Länder zur Lösung der Schuldenkrise nicht viel Positives abgewinnen. Der Rückenwind wird bald verflogen sein.“

Und in dem aktuellen Kommentar zum Thema auf handelsblatt.de „Das 1.000.000.000.000-Euro-Risiko“ [6] heißt es: „Und sie bewegen sich doch. Das ist die gute Nachricht des Euro-Gipfels. Die schlechte ist: Das Risiko für hohe Verluste ist erheblich gestiegen. Für die Banken dagegen ist der Brüsseler Kompromiss ein gutes Geschäft.“

Vor diesem Hintergrund ist auch der darauf folgende Hauptaufmacher bei SPIEGEL Online „Euro-Gipfel: Die Banken müssen jetzt bluten“ [7] – Kokolores und letztlich wohl v.a. dem Drang bei dem Nachrichtenportal, seine Leser mit möglichst großem Spektakel abzuholen, geschuldet (über SPONs Hang zum Spektakel berichtete SPIEGELblog bereits [8]).