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Friedliche Besetzung der Wall Street – und was machen die Mainstream-Medien wie der SPIEGEL? Sie schreiben am liebsten über Festnahmen…

SPON-Artikel zu Protesten gegen die Wallstreet; Foto: AP [1]
SPON-Artikel zu Protesten gegen die Wallstreet; Foto: AP

… Das zeigt sich nicht nur in der Headline des Beitrags, den SPIEGEL Online dazu bringt und die da lautet „80 Festnahmen bei Wall-Street-Blockade“ [1] (siehe auch Screenshot). Auch zitiert das Nachrichtenportal ziemlich zu Anfang dieses Artikels die Polizei, die loswerden kann, „…einzelne Demonstranten seien ´Ruhestörer´, sie hätten ´Fahrzeuge und Fußgänger blockiert´, aber auch ´Widerstand gegen behördliche Anordnung´ geleistet. In einem Fall habe es (sogar) eine ´Beamtenbeleidigung´ gegeben.“

Nun, man stelle sich einmal vor: Auf dem Tahrir-Platz in Kairo demonstrieren und campieren unzufriedene Menschen, wollen auf Missstände aufmerksam machen – und die Medien machen dann vor allem auf die „gemeinen Ruhestörer“ aufmerksam. Kaum denkbar…

Dazu schreibt Die Zeit in dem Beitrag „Die Wall Street gehört uns“ [2]: „Seit Samstag kampieren Hunderte in der Wall Street, aus Protest gegen die Finanzkrise. Von amerikanischen Medien sehen sie sich ignoriert. Berichte in Onlinemedien nennen die wenigen Beiträge der klassischen Medien darüber einen ‚brownout‘, eine Verdunkelung, ein Totschweigen, und fragen sich, ob das bewusst geschieht. Der Effekt jedenfalls ist verheerend für die Ziele der Demonstranten.

CNN hat seit Montag nichts mehr über die Proteste gebracht, die Berichte auf der Website der New York Times sind Blogpostings und geben fast ausschließlich die Geschehnisse rund um die Festnahmen wieder. Die New York Daily News schrieb zuletzt über den Pizzadienst, der die Aktivisten kostenlos versorgt hat. Von konservativen Medien wie Fox News und der New York Post können die Demonstranten sowieso keine Unterstützung erwarten. Allenfalls Berichte über Festnahmen gibt es. Über die Ziele der Demonstranten dagegen spricht kaum jemand. Dabei sind diese völlig berechtigt. 99 Prozent der Menschen müssten leiden, damit sich ein Prozent bereichern könne, beklagen sie und protestieren gegen Armut, Korruption und Ausbeutung. ‚Wir sind die 99 Prozent‘, lautet ihr Slogan.“

Alles Schall und Rauch [3] meldet: „25 Millionen Amerikaner sind arbeitslos oder unterbeschäftigt. Über 46 Millionen benötigen staatliche Lebensmittelmarken um etwas zu Essen zu haben. Über 50 Millionen können sich keine Krankenversicherung leisten. 62 Millionen haben kein oder ein negatives Vermögen und 64% der Amerikaner hat weniger als 1’000 Dollar auf dem Sparkonto.“

Wie Augenzeugen (und auch die verschiedene Livestreams) berichten, waren und sind in der Nähe des ‚Liberation Squares‘ und rund um den ‚Union Square‘ seit Tagen viele Menschen unterwegs. Es wurde allerdings von den Behörden von Anfang an verboten Zelte aufzustellen, wie auf dem Tahrir-Platz in Kairo geschehen und Strom und Wasser wurden abgestellt. Nicht einmal Plastikplanen wurden geduldet, obwohl es unter der Woche regnete. Die Polizisten griffen immer wieder mit grosser Brutalität ein, um die Demonstranten einzuschüchtern, konfiszierten Kameras und Handys und fesselten friedlichen Demonstranten wie Schwerverbrechern die Hände auf dem Rücken, sprühten friedlichen Demonstrantinnen Pfefferspray ins Gesicht (siehe Videos auf www.occupywallst.org).“