Grippeimpfung und Guantánamo-Prozess: Wie der SPIEGEL selber die Art von Anti-Journalismus betreibt, die er beim ZDF anprangert

  21. Oktober 2012, von T. Engelbrecht

Screenshot vom Artikel „Guantánamo: Mr. Detox und der Krieger“ (SPIEGEL v. 22. Okt. 2012, S. 111), in dem die fakten- und rechtsstaatsferne Behauptung aufgestellt wird, die Angeklagten (u.a. Chalid Scheich Mohammed) seien die Drahtzieher der Anschläge vom 11. September; Bild: Janet Hamlin/AFP

In seiner morgigen Ausgabe auf Seite 95 zieht der SPIEGEL über das ZDF-Boulevard-Magazin Leute heute her. Das ZDF, so das Nachrichtenmagazin, feiere den knallbunten Kuschelklatsch zu Unrecht als vorbildlichen Journalismus. Und in der Tat ist das, was Leute heute genau wie andere TV-Promi-Magazine wie Exclusiv das Starmagazin, brisant und taff betreiben, kein Journalismus, sondern letztlich bloß eine Art Marketing-Show für die so genannten Schönen und Reichen.

Das Problem dabei: Der SPIEGEL selber betreibt immer wieder derartigen Anti-Journalismus, denn „echter“ Journalismus steht eben für eine Berichterstattung, die nichts als die Fakten dokumentiert und dabei v.a. den – weithin korrumpierten – Machteliten penibel auf die Finger (sc)haut. Zwei aktuelle Beispiele für dieses journalistische Versagen des SPIEGEL ist die Berichterstattung über die Grippeimpfung sowie ein Artikel über den Guantánamo-Prozess, der kürzlich begonnen hat.

Der SPIEGEL dichtet dem Grippeimpfstoff eine Wirksamkeit an, die genau so fern der Fakten ist wie die einstige Behauptung von SPIEGEL Online, die Gebärmutterhalskrebsimpfung sei „hochwirksam“
Was die Grippeimpfung angeht, so behauptet z.B. Cinthia Briseño, seit Januar 2012 immerhin verantwortlich für das Ressort „Gesundheit“ bei SPIEGEL Online, in ihrem Artikel „Knapper Impfstoff: Ärzte fordern Neuregelung der Grippeschutzpläne“: „Wer sich vor der anstehenden Grippesaison für den kleinen Pieks zum Schutz vor der Influenza entschieden hat, könnte Pech haben: Noch immer warten Ärzte in Teilen Deutschlands auf ausreichende Impfstofflieferungen.“

Wieso aber sollen diejenigen, die nicht geimpft werden können, „Pech“ haben? Das wäre ja nur der Fall, wenn die Impfung nachweislich gegen die Grippe schützen würde. Doch dafür gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg. Die Aussage von Frau Briseño ist also fern der Fakten – genau so faktenfern wie die einstige Behauptung von SPIEGEL Online, die Gebärmutterhalskrebsimpfung sei „hochwirksam“ (SPIEGELblog berichtete).

Aktuelle Studien belegen: Grippeimpfung ist im Grunde wirkungslos
So zeigt eine Übersichtsarbeit (von mehr als 50 Arbeiten) der angesehenen Cochrane Collaboration zur Grippeimpfung, dass die Grippeimpfung praktisch wirkungslos ist, wie etwa die Patientenschutzorganisation Alliance for Human Research Protection (AHRP) kürzlich berichtete. Die Cochrane Collaboration hat folgendes festgestellt:

– The evidence refutes the claims that the flu vaccine prevents the flu
– The evidence refutes the claim that it prevents viral transmission in healthy adults
– The evidence refutes the claim that the vaccine prevents complications and „saves lives“
– The evidence shows little or no benefit for influenza vaccinations.
– The review shows that reliable evidence on influenza vaccines is thin but there is evidence of widespread manipulation of conclusions and spurious notoriety of the studies

Auch zitiert die AHRP Alan Cassels von der University of Victoria im kanadischen British Columbia, der die aggressiven Impfkampagnen der Pharmariesen und deren Marionetten in den Behörden kritisiert (Kampagnen, die eben von Medien wie dem SPIEGEL in fahrlässiger Weise, weil ungeprüft, ans Endpublikum weitergereicht werden). Wesentlicher Kritikpunkt von Cassels ist der „growing cynicism around the fear-mongering of recent flu pandemics, and the overzealousness with which vaccines are promoted, and you have a recipe for a cynical public. But of most concern is the determination by some respected international scientists and researchers that annual influenza campaigns are likely an utter waste of time and money.“

Auch berichtet Naturalnews.com aktuell: „Michael Osterholm from the Uiversity of Minnesota Center for Infectious Disease Research and Policy analyzed more than 12,000 peer-reviewed studies, documents, transcripts, and notes dating back to the 1930s, and found that there was very little solid evidence that the flu shot provides any real protection for most people.

Im Übrigen zeigt die von mir zusammengestellte Übersicht „Kritische Gedanken zum Thema Impfen“, dass nicht nur generell die Wirksamkeit von Impfungen in Zweifel gezogen werden muss, sondern auch, dass UNgeimpfte nachweislich deutlich gesünder sind als geimpfte Personen.

Der SPIEGEL offenbart in Sachen Guantánamo abermals ein Rechtsverständnis, das an das der Bush-Regierung erinnert
Nicht weniger faktenfern ist die Berichterstattung des SPIEGEL in Sachen Guantánamo-Prozess. So heißt es in der morgigen Printausgabe des Magazins auf S. 111: „Vergangene Woche begann auf Kuba das Verfahren gegen die Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001″ (Unterstreichung von SPIEGELblog). Das ist aber kein Journalismus, sondern – man kann es durchaus so hart sagen – üble Vorverurteilung, denn es gibt ja nicht einmal gerichtsverwertbare Beweise (geschweige denn ein ordentliches staatliches Gerichtsurteil), aus denen auf rechtsstaatliche Weise geschlossen werden könnte, Angeklagte wie Chalid Scheich Mohammed seien auch nur wahrscheinlich die Drahtzieher.

Wohlgemerkt berichtet der SPIEGEL seit Jahren so beschämend unsauber. Bereits 2009 ist SPIEGElblog in seiner Analyse SPIEGEL Online offenbart in Sachen Guantánamo ein Rechtsverständnis, das an das der Bush-Regierung erinnert“ dezidiert auf diese Berichterstettung, die faktenfern und fern von Rechtsstaatlichkeit ist, eingegangen. So heißt es in dem SPIEGELblog-Beitrag u.a.:

„Insgesamt also, behauptet SPIEGEL Online, lägen gegen rund 40 Guantánamo-Insassen ‚harte Beweise‘ für terroristische Aktivitäten vor. Doch wie sollen die vorliegen können, wenn, wie gesagt, die Militärtribunale nicht rechtsstaatlich waren? Sollte darüber, wie ‚hart‘ die Beweise wirklich sind, nicht besser erst einmal ein ordentliches Gericht entscheiden? Bestenfalls könnte man berichten, dass die Militärankläger meinten, genug harte Beweise zu haben, um die aus ihrer Sicht Verdächtigen anklagen zu können. Und ob eine rechtsstaatlich saubere Anklage überhaupt Aussicht auf Erfolg hätte bzw. aufgrund der vorliegenden ‚Beweise‘ überhaupt zugelassen werden würde, das müsste sich dann erst noch zeigen.

Hans-Christian Ströbele: Die Aussagen von Scheich Mohammed sind wohl unter Folter zustande gekommen – und Mohammed „hätte wohl auch gestanden, der Satan persönlich zu sein“
Dies gilt streng genommen auch für Chalid Scheich Mohammed, von dem SPIEGEL Online ja meint, er sei der ‚Drahtzieher‘ der Anschläge vom 11. September 2001. Zwar hat er vor dem Militärtribunal in Guantánamo so ziemlich alles gestanden, was die Bush-Regierung Al-Quaida seit langem vorwirft. Doch wohl kein rechtsstaatliches Gericht der Welt würde ein solches Geständnis anerkennen.

So geht nicht nur Hans-Christian Ströbele von den Grünen davon aus, dass die Aussagen von Scheich Mohammed unter Folter zustande gekommen sind. ‚Er hätte wohl auch gestanden, der Satan persönlich zu sein‘, sagte Ströbele der Süddeutschen Zeitung.“

Wenn SPIEGEL Online nun erneut Chalid Scheich Mohammed und die anderen Angeklagten haltlos als „9/11-Drahtzieher“ bezeichnet, so ist dies also weder juristisch noch journalistisch sauber.

Der SPIEGEL hätte viel, viel besser daran getan, seinen Job zu erledigen, sprich den skandalösen Umstand zum Thema zu machen, dass derartig rechtsstaatsferne Gerichtsprozesse wie in Guantánamo im Jahr 2012 überhaupt noch möglich sind – und dies auf Geheiß eines Landes, den USA, das sich selber rechtsstaatlich nennt und deren Präsident auch noch Friedensnobelpreisträger ist…

 

8 Kommentare zu “Grippeimpfung und Guantánamo-Prozess: Wie der SPIEGEL selber die Art von Anti-Journalismus betreibt, die er beim ZDF anprangert”

  1. Anonym sagt:

    Ob Grippeimpfungen wirklich wirkungslos sind, kann ich nicht beurteilen.
    Aber ich sehe schon die ganzen „Impfkritiker“ (abseits von Influenza!) frohlockend aus ihren Löchern gekrochen kommen

  2. Christl Meyer sagt:

    Journalismus Beiträge sind Börsen abhängig und daher im Allgemeinen nicht frei!

  3. Mick sagt:

    Seit dem Affentheater mit der Schweinegrippe und vorher der Vogelgrippe, bin ich stutzig geworden. Durch erstere wurde offensichtlich, das WHO, Pharmaindustrie und Politiker gemeinsame Sache machen. Das ist evtl. auf bestimmte Schlüsselpositionen (z.B. WHO) beschränkt, aber wenn diese die Deklaration, was eine Pandemie ist und was nicht, einfach so ändern (natürlich zugunsten der Pharmaindustrie), zeigt das wie der Hase läuft. Abgesehen von der absatzfördenden Panikmache. Von daher kann man auch beim generellen Impfen skeptisch sein. Ich sehe vielmehr eine starke Korrelation und Kausalität bei der Verbsserung der Hygiene / Ernährung in den letzten 150 Jahren und dem Zurückgehen der Krankheitsfälle, als dass dies durch Impfen „verursacht“ wurde. Da sollte mal einer historische Daten sammeln und eine schöne, aussagekräftige Studie zusammentragen.

  4. SPIEGELblog sagt:

    @ Mick

    Danke für Ihren Kommentar. Darin regen Sie an, jemand möge mal historische Daten sammeln zum Thema Impfen. Vieles ist da meines Erachtens schon geschehen. Ich habe dazu, wie in meinem Blog-Beitrag auch kurz erwähnt, eine Übersicht zusammengestellt mit dem Titel „Kritische Gedanken zum Thema Impfen“, siehe http://www.torstenengelbrecht.com/Impfen_Kritik_Zsf.pdf

    Vielleicht geht das ja schon in die Richtung, die Sie sich so vorstellen.

    Torsten Engelbrecht

  5. Tim sagt:

    Wie medizinischen/pharmazeutischen Themen kenne ich mich nicht gut genug aus, aber mit 911, Bin Laden, Al Qaida und dem gesamten Kontext, habe ich mich sehr intensiv befasst. Und da kann man schon nicht mehr von „miesem Journalismus“ sprechen wie einer Art Schwäche aus Inkompetenz. Das ist gesteuert. Mir ist klar, dass das sehr „VTlermäßig“ klingt, aber es kann letztlich nicht anders sein wenn man es nüchtern analysiert. Dasselbe trifft auf einige andere (große) Themen zu. Daher bin ich leider sicher, dass es auch (und vielleicht sogar gerade) im Bereich Medizin/Pharma nicht anders ist.

  6. Michael sagt:

    >Wieso aber sollen diejenigen, die nicht geimpft >werden können, “Pech” haben?

    Leg‘ der Spiegel-Mitarbeiterin keine Worte in den Mund. Sie schreibt, diejenigen, die sich für eine Impfung entschieden haben, hätten Pech. Es geht um Verfügbarkeit der Impfung, nicht um eine Bewertung der Impfung selbst.

  7. SPIEGELblog sagt:

    @ Michael

    Das ist doch Wortklauberei, was Sie hier betreiben.

    Die SPIEGEL-Redakteurin Briseño schreibt: „Wer sich vor der anstehenden Grippesaison für den kleinen Pieks zum Schutz vor der Influenza entschieden hat, könnte Pech haben.“

    Das heißt doch nichts anderes, als dass diejenigen, die sich impfen lassen wollen und nicht geimpft werden können, Pech haben. Und das wiederum heißt doch nichts anderes, als dass diejenigen, die eben nicht geimpft werden können (weil kein bzw. nicht hinreichend Grippeimpfstoff zur Verfügung steht), Pech haben. Und nichts anderes schreiben wir.

    Das „Pech“ bezieht sich also also eben darauf, nicht geimpft werden zu können (weil kein bzw. nicht genügend Impfstoff vorliegt). Worauf denn sonst?

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