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Guantánamo: Wie der SPIEGEL erneut die Gefangenen und Ex-Häftlinge des Schandlagers haltlos als „Terroristen“ abkanzelt

Man muss es leider ständig wiederholen, denn (nicht nur) der SPIEGEL scheint es nicht zu schnallen: Diejenigen, die [1]in Guantánamo einsitzen oder saßen, können schlicht nicht als „Terroristen“ bezeichnet werden, weil ihnen nie ein rechtsstaatlicher Prozess gemacht worden ist. Dennoch hat der SPIEGEL nichts besseres zu tun, über diese simple Wahrheit hinwegzusehen, sich zum Lautsprecher der Bush-Propaganda zu machen und Guantánamo als „Terrorknast“ zu bezeichnen. So geschehen etwa im September 2009 (SPIEGELblog berichtete [2]) – und so geschehen auch heute auf SPIEGEL Online in einem der Hauptaufmacher (siehe Screenshot).

Eine solche Berichterstattung ist schlicht [3]beschämend. Niemand will hier die weltweiten Mordanschläge verharmlosen, doch um herauszufinden, wer dahinter steckt, sollten allein die Fakten zählen. Und man sollte schon bei rechtsstaatlichen Grundsätzen bleiben, die besagen, dass für jeden, der nicht rechtskräftig verurteilt wurde, die Unschuldsvermutung gilt.

Von daher ist es schlichter Blödsinn, wenn SPIEGEL Online schreibt, dass „jeder fünfte aus dem Lager Guantánamo entlassene Gefangene laut einer neuen Statistik wieder unter Terrorverdacht steht – oder bereits RÜCKFÄLLIG geworden ist“ (siehe Screenshot; Hervorhebung von SPIEGELblog). Denn „rückfällig“ bedeutet ja, dass die angesprochenen ehemaligen Häftlinge erwiesenermaßen früher als Terroristen aktiv gewesen sein müssten – doch genau das ist eben noch nie auf Basis rechtsstaatlicher Methoden bewiesen worden.

Dass nicht nur die Bush- und SPIEGEL-Version zu den Guantánamo-Gefangenen, sondern deren gesamte Theorie zu 9/11 unbewiesen und damit die einzige Verschwörungstheorie ist, die im Umlauf ist, darauf hat auch der dänische Wissenschaftler Niels Harrit in einem Fernsehinterview aufmerskam gemacht (siehe zweiten Screenshot):