Haben Antidepressiva wie Prozac Tim K. zu seinem Amoklauf veranlasst? Diese naheliegende Frage stellt der SPIEGEL erst gar nicht

  15. März 2009, von T. Engelbrecht

Der US-Student Steven P. Kazmierczak nahm Antidepressiva - und erschoss fünf Studenten und sich selbst

Auch SPIEGEL Online treibt natürlich die Frage um: „Was machte Tim K. zum Amokläufer, der 15 Menschen erschossen hat?“ Doch in dem Artikel, in dem diese Frage erörtert wird, heißt es lediglich, der 17-jährige Tim K. „soll depressiv gewesen sein und sich in Gewaltphantasien ergangen haben“. Der SPIEGEL bleibt also dabei stehen, darüber zu sinnieren, ob die Depression Tim K.  zu seiner Irrsinnstat veranlasst hat. Auch lässt sich das Nachrichtenmagazin über die üblichen Verdächtigen wie PC-Killerspiele aus oder auch über Merkels Vorschlag, Waffenbesitzer besser zu kontrollieren.

Scheut der SPIEGEL erneut Kritik an der Pharmaindustrie?
Doch die Frage, die sich in diesem Zusammenhang aufdrängt, nämlich ob Antidepressiva den Schüler haben Amok laufen lassen, erwähnt der SPIEGEL überhaupt nicht – was absolut unverständlich ist, wenn man bedenkt, welche Anhaltspunkte hierfür vorliegen. Ist es also Rechercheunvermögen, fehlendes Wissen – oder das beim SPIEGEL zu beobachtende Phänomen, sich mit Kritik an der Pharmaindustrie zurückzuhalten (siehe SPIEGELblog-Beitrag)?

Auch der Amokläufer von Illinois nahm Prozac – und fühlte sich dabei wie ein „Zombie“
So berichtete die New York Times im Februar 2008 in dem Artikel „Reports of Gunman’s Use of Antidepressant Renew Debate Over Side Effects“, dass „in den vergangenen Jahren das Anitdepressivum Prozac sowie vergleichbare Medikamente wie Paxil und Zoloft in Verbindung gebracht wurden mit Selbstmorden und gewalttätigem Verhalten von Hunderten von Patienten. Auch der [der 27-jährige Soziologie-Student] Steven P. Kazmierczak hatte das Präparat Prozac gerade erst abgesetzt und dann in einem Amoklauf fünf Studenten von der Northern Illinois University sowie sich selbst erschossen, wie seine Freundin Jessica Baty berichtete. Baty sagte dem Sender CNN in einem Interview, dass sich Kazmierczak durch Prozac ‚wie ein Zombie fühlte‘.“

Prozac-Mythos: Von der Wunderpille zum möglichen Verursacher von Amokläufen
Kurz darauf brachte der Guardian einen Artikel über die Entstehung des „Prozac-Mythos“. Darin heißt es:

„Es dauerte 20 Jahre bis die Nebenwirkungen von Valium an die Oberfläche kamen. Vielleicht dauert es 20 Jahre in unserer Welt, in der Medikamene heftig gepusht werden, bis die Wahrheit über sie ans Licht dringt. Hier ist ein ungefährer Abriss der 20 Jahre, in denen Prozac und vergleichbare Präparate auf dem Markt sind:

Stufe 1: Ein Wundermedikament wie Prozac wurde entdeckt – und es soll allen Trübsinn wegblasen.

Stufe 2: Probleme, die in klinischen Studien mit der ‚Wunderpille‘ beobachet werden, werden zunächst noch unterdrückt, dringen aber langsam an die Öffentlichkeit.

Stufe 3: Regelmäßig werden alptraumartige Berichte bekannt, in denen Antidepressiva in Verbindung gebracht werden mit Akathisie (unstillbarem Bewegungsdrang), Gewaltbereitschaft, Selbstmorden und AMOKLÄUFEN.“

 

11 Kommentare zu “Haben Antidepressiva wie Prozac Tim K. zu seinem Amoklauf veranlasst? Diese naheliegende Frage stellt der SPIEGEL erst gar nicht”

  1. streamwave sagt:

    Und nebenher gibt es da noch einige Unstimmigkeiten in der allgemeinen Berichterstattung.
    – War der Täter nun maskiert oder nicht? Warum schrieben diverse Medien, u.a. auch SPIEGEL online, dass Tim K. in schwarzer Kampfkleidung seinen Amoklauf verübte, obwohl er, wie aus dem Handyvideo ersichtlich, unauffällige Zivilkleidung trug?
    http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/56/16/dokument.html?titel=Amoklauf+von+Winnenden+und+Wendlingen&id=64566165&top=Lexikon&suchbegriff=amoklauf+winnenden&quellen=&qcrubrik=recht
    obwohl er in dem Internetvideo seiner letzten Minuten normale
    Wieso hinterfragt der SPIEGEL nicht Zeugenaussagen, die nicht der Realität entsprechen? Beispiel: Frau aus Wendlingen beschreibt die letzte Schießerei zwischen Tim K. und den Pollizisten, die sie von ihrem Fenster aus gesehen haben will und sich angeblich hinter ihrem Haus abspielte, obwohl sich ihr Wohnhaus über 2km Entfernung von der besagten finalen Schießerei befindet (ausgestrahlt bei RTL Punkt 12 und im Radio)?
    Warum recherchiert der Spiegel nicht unglaubliche Zufälle (Wundersamerweise trainierte ein SEK in der Nähe von Winnenden und war sofort vor Ort. Genauso war es beim Amoklauf in Emsdetten.)? OUT of Topic: Auch bei den U-Bahn Anschlägen in London fand zeitgleich eine Anti-Terrorübung in diversen anderen Londoner U-Bahnstationen statt. Alles Zufälle?
    Fragen über Fragen, an denen sich der Spiegel nicht herantrauen will.

  2. streamwave sagt:

    Und noch etwas:

    Ist es nicht merkwürdig, dass die Todesopfer in der Schule NICHT obduziert wurden?
    Wie konnte der Täter (man betrachte die Kleidung in dem Handyvideo) so viel Munition mit sich herumtragen?
    Zu beleuchten ist auch die Hausdurchsuchung bei der Familie K.

  3. Leon sagt:

    „Scheut der SPIEGEL erneut Kritik an der Pharmaindustrie?“

    Welch populistisch-verschwöriungstheoretische Tabufrage! 🙂

    „… Weltweit werden mittlerweile 17 Millionen Kindern und Jugendlichen Psychopharmaka verabreicht. Laut Arzneiverordnungs-Report 2006 und früherer Jahre wurden in Deutschland 2005 mehr als 90 000 Kindern und Jugendlichen psychiatrische Stimulanzien verschrieben, wie Methylphenidat (z.B. Ritalin, Medikinet) und Atomoxetin (Strattera). – im Jahre 1995 waren es weniger als 5000 Kinder. Die Verordnungen des Stimulans Methylphenidat (z.B. Ritalin, Medikinet) zur Behandlung der „Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung“ (ADHS) stiegen von 700 000 Tagesdosen im Jahr 1992 auf 33 Millionen Tagesdosen im Jahr 2005.

    Des Weiteren muss dem Gewalt verursachenden Potential von Psychopillen in einer neuen Broschüre endlich Rechnung getragen werden. 8 der so genannten jugendlichen Amokläufer in den USA hatten vor ihrer Tat Psychopharmaka bekommen. Die jugendlichen Täter erschossen insgesamt 29 Menschen, 48 wurden verletzt.“

    http://www.zappelphilipp.ch/adhs_broschuere.htm

    Aus: „Wirbel um ADHS Broschüre der Bundeszetrale für gesundheitliche Aufklärung“

    „Die größte Phantasie beim Ersinnen neuer Krankheiten legen zweifellos die Psychiater an den Tag. Seuchenhaft breiten sich Wahn und Irrsinn in Deutschland aus, was nicht nur den Stand der Nervenärzte und der Psychotherapeuten in Lohn und Brot hält, sondern auch pharmazeutischen Firmen glänzende Geschäftsbilanzen beschert.“

    Jörg Blech, Autor des Buches Die Krankheitserfinder, im SPIEGEL vom 11.08.2003

  4. Leon sagt:

    @streamwave fragt:
    „Ist es nicht merkwürdig, dass die Todesopfer in der Schule NICHT obduziert wurden?
    Wie konnte der Täter (man betrachte die Kleidung in dem Handyvideo) so viel Munition mit sich herumtragen?“

    Ähnliche Fragen zum Erfurter Ritalin-Killerdrogen-Massaker sind nach wie vor ungelöst.

    Was Gerhard Wisnewski vergaß:
    Lt. Obduktionsbericht starb Robert zw. 11h und 11:30h,
    das Einsatzkommando fand ihn aber erst um 13h.

    „Was bei all dem Medienrummel aber leicht vergessen wird: In Wirklichkeit wurde Robert Steinhäuser juristisch keineswegs angeklagt und auch nicht rechtskräftig verurteilt. …

    Im Papierkorb der Toilette fanden sich … zwei leere Injektions-Ampullen eines Beruhigungsmittels namens Faustan, dessen Wirkstoff auch als Valium firmiert. Man benutzt ihn zur Angstunter­drückung, Nebenwirkung »Gefühlsstar­re« (netdoktor.de). … “

    http://info.kopp-verlag.de/news/erfurt-amok-der-dritte-mann-teil-1.html

    Die MSM behaupteten, Robert habe sich „beim Anblick der SEK“ selbst erschossen (11:30h? 13h??). Wundersamerweise, ohne Blut- un Schmauchspuren zu hinterlassen.

  5. Gloria sagt:

    Sogenannte Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Prozac, Fluctin, Trevilor etc) dürfen nicht an Jugendliche verordnet werden, da es gehäuft zu Selbstmorden, sehr agressivem Verhalten etc. gekommen ist.

    Erst vor einigen Wochen stand wieder was darüber in einem pharmazeutischen Fachblatt.
    Daten kamen aus den USA.

    Es muss das Gewebe von Tim K. auf alle modernen Antidepressiva untersucht werden.

    MIch würde nicht wundern, wenn man solch eine Substanz findet, die die absolute Enthemmung verursacht hat.

    Ob die Obduktionsergebnisse wohl freigegeben werden oder ob Vater K. wieder eingreift??

  6. Kurzfassung « Antidepressiva und Amokläufe sagt:

    […] SPIEGELblog: "Haben Antidepressiva wie Prozac Tim K. zu seinem Amoklauf veranlasst? Diese nahel… […]

  7. streamwave sagt:

    Eine Meldung vom 11.03, aktualisiert am 12.03:

    Ein Augenzeugenbericht:

    Wir waren ab 9.30 Uhr vor dem Schulgebäude. Haben so kurz vor 9.45 Uhr das Piepsen gehört. Das muss um die Zeit gewesen sein, denn da kommt immer der Bäcker. Wenige Sekunden danach kamen die ersten zwei Polizeiautos. Tür aufgerissen, jeder von denen hatte ein Maschinengewehr in der Hand. Die sind reingestürmt und haben uns rausgeschmissen. Als sie reinstürmten, fiel der erste Schuss. Wenn die Polizei behauptet, dass alle schon tot waren, als sie am Tatort eintrafen, dann kann das eigentlich nicht stimmen.

    Wir haben bis 5 nach 10 Uhr, als die Verstärkung der Polizei kam und wir in die Evakuierungszone zum Wunnebad gebracht wurden, nur zwei Schüsse gehört. Damit tötet man nicht so viele Menschen.

    Quelle: Online Stuttgarter Nachrichten
    http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/1970043_0_7134_ehemaliger-mitschueler-beschreibt-den-taeter-er-hat-sich-mit-waffen-sehr-gut-ausgekannt-.html

  8. streamwave sagt:

    Wenn der Augenzeugenbericht der Wahrheit entspräche, dann ist da was im Busch. Denn um 9:45 Uhr soll Tim K. das Schulgebäude schon verlassen haben. Demnach wären etwaige Schüsse, die ab diesem Zeitpunkt innerhalb des Schulgebäudes abgegeben wurden, nicht mehr von ihm und aus seiner Waffe abgefeuert worden.
    Schon um Zweifel auszuräumen, ob nicht Polizeikugeln die Opfer trafen, hätte die Obduktion der Leichen stattfinden müssen.
    Warum liest, sieht und hört man nichts von Tim K’s Obduktionsergebnissen?
    Eine Rekonstruktion des Amoklaufs:
    http://www.sueddeutsche.de/panorama/719/461345/text/
    eine andere:
    http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/ne/dn/dokument.html?titel=Amoklauf+von+Winnenden&id=Amoklauf_von_Winnenden&top=Wikipedia&suchbegriff=%22amoklauf+von+winnenden%22&quellen=%2BBX%2CWIKI%2C%2BSP%2C%2BMM%2CALME%2CSTAT%2C%2BMEDIA&qcrubrik=artikel
    SPIEGEL online Zitat:
    Der Leiter der Staatsanwaltschaft Stuttgart, Mahler, ist zuständig für die Ermittlungen. Er erklärte, es werde keine Obduktion der Opfer geben, um die Angehörigen vor weiteren Verletzungen zu schützen. Die überwiegende Zahl der Leichen sei bereits freigegeben. Lediglich der Täter werde obduziert werden.

    Das ist doch nicht koscher.
    Und wo bitteschön sind denn die Obduktionsergebnisse vom Täter bisher?

  9. mirror sagt:

    Vor dem Psychopharmaka-Einsatz werden die Menschen von Zahnarzt und Arzt vergiftet:
    Amalgam, Palladium, Wurzelbehandlungen, Impfungen…

    Ich kenne selbst jemand, der seit Jahren wegen Schizophrenie in Behandlung ist. Fährt dennoch teuflisch gut Auto und versuchte in Schützenverein Mitglied zu werden (um jemand umzubringen natürlich). Zeigte mir schon benutzte Schießscheibe, wurde aber dann zum Glück doch nicht aufgenommen.
    In seinem Mund stecken, wie auf seinem Kiefer-Panorama-Röntgenbild zu sehen war, abenteuerliche Konstrukte – zum Teil zwei Metalle pro Zahn (Stifte und Krone).

  10. Medien üben Medienkritik: Exempel Winnenden kaffeeSATZ #12 | JUKreiz - Lust auf Nachrichten sagt:

    […] Variante der “Medienkritik” zeigt Torsten Engelbrecht im SPIEGELBlog. Er befasst sich mit der Rolle der Psychopharmaka. Damit deckt er natürlich nur einen minimalen Teil der nötigen (?) Berichterstattung ab. Trotzdem […]

  11. Wahrheitssuche Schulmedizin – Naturheilkunde-BMI packt aus | Wissenschaftsfactory sagt:

    […] http://www.spiegelblog.net/haben-antidepressiva-wie-prozac-tim-k-zum-amoklauf-veranlasst-auf-diese-b… […]

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