Hai-Angeln kann nicht, wie der SPIEGEL schreibt, dem Artenschutz dienen

  12. März 2009, von T. Engelbrecht

Vor kurzem erst berichtete der SPIEGEL fälschlicherweise, norwegische Aquafarmen für Kabeljau seien ein Beitrag zur Rettung der Wildfischbestände – in Wahrheit nämlich tragen auch diese Farmen zur Plünderung der Weltmeere bei (SPIEGELblog berichtete). Und nun behauptet der SPIEGEL in seinem Artikel „Jäger am Haken“ (siehe Ausriss), die internationale Meisterschaft im Hai-Angeln an einem Strand in Florida solle „dem Artenschutz“ dienen. Doch auch das ist offenbar nicht haltbar.

Früher, so der SPIEGEL, seien die geangelten Haien allesamt getötet worden. Doch jetzt würden die Raubfische zum ersten Mal „nach fairem Kampf [mit den Anglern am Strand] wieder ins Wasser zurückbefördert – nach Möglichkeit ohne dass ihm eine Flosse gekrümmt wurden. ‚Fangen und freilassen‘ heißt die unumstößliche Regel.“

Auch das fangen und freilassen bedeutet für die Haie den (fast) sicheren und qualvollen Tod
Das Problem dabei: Diese Angeltortur ist weder „fair“, noch hilft sie den Haien am Ende, denn die Tiere verenden mit hoher Wahrscheinlichkeit, nachdem sie wieder ins Meer geschmissen wurden. „Zu diesem so genannten ‚catch and release‘ bei Haien gibt es eine klare Aussage“, so Gerhard Wegner, Präsident vom Sharkproject, der internationalen Initiative zum Schutz der Haie und der marinen Ökosysteme. „Haie, die so unter Stress geraten, sind nach der Freilassung komplett angeschlagen. Die ausgeschütteten Streßhormone können nicht verarbeitet werden und führen zu einer extremen Schwächung des Tieres.“ Das kann dazu führen, dass die Haie auf den Grund absinken und in Folge dessen ersticken, oder dazu, dass die Tiere unkontrolliert umherschwimmen und dadurch leichte Beute werden für größere Fressfeinde.

Vom Catch-and-release-Angeln ist komplett abzuraten
„Hinzu kommt“, so Wegner, „dass die Haie durch die Haken der Angler zum Teil schwer verletzt werden. Nach dem Fangen müssen die Haken mitunter herausgeschnitten oder brutal heraus gerissen werden. Durch die Widerhaken verbleiben sie auch nach einem Reißen der Leine im Fleisch und schädigen die Tiere empfindlich. Aus all diesen Gründen ist von einem solchen ‚Sport‘ komplett abzuraten.“

In dem SPIEGEL-Beitrag wird auch ein Fall beschrieben, bei dem der geangelte Hai wieder ins Meer geworfen wurde, aber so angeschlagen war, dass er zur leichten Beute von einem großen Hammerhai wurde. Great Hammerheads jagen gerne Rochen und kleinere Haie nahe am Ufer. Doch dass die geangelten Haie so oder auf ähnliche Weise verenden, ist offenbar nicht, wie der SPIEGEL-Beitrag suggeriert, die Ausnahme, sondern die Regel. Das „catch and release“ – fangen und freilassen – der Haie kann dem Artenschutz also kaum dienen. „Von einem ‚Hai-schonenden‘ Angeln kann nur geredet werden, wenn man die Tötung der gefangenen Tiere als Alternative sieht“, wie Wegner anmerkt.

 

3 Kommentare zu “Hai-Angeln kann nicht, wie der SPIEGEL schreibt, dem Artenschutz dienen”

  1. Marten sagt:

    „…und dadurch leichte Beute werden für größere Fressfeinde.“
    die Fressfeinde, die so nem Hai wie da auf dem Foto gefährlich werden würde ich gern mal sehn 🙂

  2. Weißer Hai sagt:

    @Marten

    … Bei dem Hai, der am Strand Rochen und Haie jagt und leichte Beute machen will, handelt es sich wohlgemerkt um einen großen Hammerhai. Und diese Art von Hai wird 4 bis 6 Meter lang. Ich denke, ein solcher Brocken von Hai putzt fast jeden noch so großen Hai locker weg, wenn dieser total groggy und angenocked ist.

    Davon abgesehen dürfte der Hai, der da auf dem Foto seine Zähne fletscht, ist nicht der typische Hai sein, den die Angler am Strand von Miami an Land ziehen (was auch nur wieder zeigt, wie sehr es dem SPIEGEL darum geht, seine Beiträge reißerisch aufzumachen, ohne die Fakten zu berücksichtigen). Realistischer erscheint, dass die Angler Haie an Land ziehen, die so 1,50 m lang bzw. kurz sind – so wie auf den anderen Fotos zu sehen, die den Artikel begleiten und wirkliche Szenen von diesem catch and release Angeln zeigen. Und wenn man davon ausgeht, dass der SPIEGEL bestrebt ist, um de Sensation willen möglichst die größten geangelten Haie zu zeigen, so kann man vermuten, dass oft sogar noch kleinere Exemplare an Land gezogen werden. Und diese Haie, v.a. wenn sie völlig k.o. sind, verspeist ein solcher Great Hammerhead locker.

    Die Angler sollen mal selber ins Wasser springen und mit den Haien kämpfen – das würde ich einen “fairen” Kampf nennen 😉

  3. Eine Schlagzeile wert - Teneriffa-Forum.NET - Deine deutschsprachige Teneriffa-Gemeinschaft sagt:

    […] nach Teneriffa wurden dereinst Kaninchen und Mufflons verbracht, einzig zum Abschie

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