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Hai-Angeln kann nicht, wie der SPIEGEL schreibt, dem Artenschutz dienen

Vor kurzem erst berichtete der SPIEGEL fälschlicherweise, norwegische Aquafarmen für Kabeljau seien ein Beitrag zur Rettung der Wildfischbestände – in Wahrheit nämlich tragen auch diese Farmen zur Plünderung der Weltmeere bei (SPIEGELblog berichtete [1]). [2] Und nun behauptet der SPIEGEL in seinem Artikel „Jäger am Haken“ [2] (siehe Ausriss), die internationale Meisterschaft im Hai-Angeln an einem Strand in Florida solle „dem Artenschutz“ dienen. Doch auch das ist offenbar nicht haltbar.

Früher, so der SPIEGEL, seien die geangelten Haien allesamt getötet worden. Doch jetzt würden die Raubfische zum ersten Mal „nach fairem Kampf [mit den Anglern am Strand] wieder ins Wasser zurückbefördert – nach Möglichkeit ohne dass ihm eine Flosse gekrümmt wurden. ‚Fangen und freilassen‘ heißt die unumstößliche Regel.“

Auch das fangen und freilassen bedeutet für die Haie den (fast) sicheren und qualvollen Tod
Das Problem dabei: Diese Angeltortur ist weder „fair“, noch hilft sie den Haien am Ende, denn die Tiere verenden mit hoher Wahrscheinlichkeit, nachdem sie wieder ins Meer geschmissen wurden. „Zu diesem so genannten ‚catch and release‘ bei Haien gibt es eine klare Aussage“, so Gerhard Wegner, Präsident vom Sharkproject, der internationalen Initiative zum Schutz der Haie und der marinen Ökosysteme [3]. „Haie, die so unter Stress geraten, sind nach der Freilassung komplett angeschlagen. Die ausgeschütteten Streßhormone können nicht verarbeitet werden und führen zu einer extremen Schwächung des Tieres.“ Das kann dazu führen, dass die Haie auf den Grund absinken und in Folge dessen ersticken, oder dazu, dass die Tiere unkontrolliert umherschwimmen und dadurch leichte Beute werden für größere Fressfeinde.

Vom Catch-and-release-Angeln ist komplett abzuraten
„Hinzu kommt“, so Wegner, „dass die Haie durch die Haken der Angler zum Teil schwer verletzt werden. Nach dem Fangen müssen die Haken mitunter herausgeschnitten oder brutal heraus gerissen werden. Durch die Widerhaken verbleiben sie auch nach einem Reißen der Leine im Fleisch und schädigen die Tiere empfindlich. Aus all diesen Gründen ist von einem solchen ‚Sport‘ komplett abzuraten.“

In dem SPIEGEL-Beitrag wird auch ein Fall beschrieben, bei dem der geangelte Hai wieder ins Meer geworfen wurde, aber so angeschlagen war, dass er zur leichten Beute von einem großen Hammerhai wurde. Great Hammerheads jagen gerne Rochen und kleinere Haie nahe am Ufer. Doch dass die geangelten Haie so oder auf ähnliche Weise verenden, ist offenbar nicht, wie der SPIEGEL-Beitrag suggeriert, die Ausnahme, sondern die Regel. Das „catch and release“ – fangen und freilassen – der Haie kann dem Artenschutz also kaum dienen. „Von einem ‚Hai-schonenden‘ Angeln kann nur geredet werden, wenn man die Tötung der gefangenen Tiere als Alternative sieht“, wie Wegner anmerkt.