Kotau vor den Machtcliquen: Ex-SPIEGEL-Chef und „Werbemaskottchen“ Stefan Aust verleiht Angela Merkel den „Deutschen Medienpreis“

  24. Januar 2010, von T. Engelbrecht

Das spricht Bände vor allem auch über den SPIEGEL: Da erhält Angela Merkel nun den „Deutschen Medienpreis 2009″ (siehe Screenshot) – und wem hat sie es zu verdanken: keinem geringeren als dem ehemaligen SPIEGEL-Chefredakteur Stefan Aust, der zusammen mit einer Riege von nicht genannten „führenden“ Chefredakteuren die Kanzlerin als Preisträgerin auswählte. Wolfgang Lieb bezeichnet Stefan Aust auf nachdenkseiten.de daher treffend als „Werbemaskottchen“:

„Hätte es eines Belegs für die Unterwürfigkeit der Medien unter die Obrigkeit bedurft, so wird er mit der Auszeichnung Angela Merkels mit dem Deutschen Medienpreis einmal mehr geliefert… Sich sonst gerne als vierte Gewalt und als Kontrollinstanz gegenüber der Politik aufspielende Chefredakteure machen ihren Kotau vor der Herrschaft und das noch unter dem Namen ‚Media Control’… Der Preisverleiher ist [nämlich] ‚Media Control‘ – ‚The World’s Leading Entertainment Data Provider‘, also ein Marktforschungsinstitut, das sich aus der Gesellschaft für Konsumforschung ausgegründet hat… [Doch] mit Medieninhalten oder demokratischer Kontrolle durch die Medien hat weder das Unternehmen noch der Medienpreis etwas am Hut.

‚Media Control‘ misst die Verkaufe. Es ist, als ob der Verein der Zeitnehmer und Maßbandhalter auf den Sportplätzen den Sportler des Jahres wählten. Mit dem Deutschen Medienpreis und seiner bisherigen Preisträger verkauft ‚Media Control‘ vor allem sich selbst.

Seit 1992 waren Preisträger dabei, mit deren Namen man trefflich Eigenwerbung betreiben konnte, 1992 (klein angefangen) mit RTL-Chef Helmut Thoma, dann aber über Helmut Kohl, Francois Mitterand, Boris Jelzin, Bill Clinton, Gerhard Schröder, Königin Silvia, dem Rockstar Bono, bis Stefanie Graf. Und an Laudatoren wurde gleichfalls aufgeboten, was vor allem Schlagzeilen und Aufmerksamkeit auf dem Boulevard erregt.

Man kann dem Unternehmen ‚Media Control‘ diese publizitätswirksame Marketing-Strategie nicht einmal vorwerfen, das gehört zum Geschäft; man wundert sich eher darüber, wer sich schon alles dafür als Werbemaskottchen hergegeben hat. Hätte Angela Merkel die Auszeichnung dafür bekommen, dass sie – von „Media Control“ gemessen – die häufigsten Medienauftritte hatte, hätte man die Auszeichnung ja noch als begründet hinnehmen können. Aber nein, der ‚Deutsche Medienpreis‘ liefert eine inhaltliche Begründung für die Auszeichnung. Und dafür haben sich Stefan Aust und ‚führende‘ Chefredakteure einspannen lassen. Man würde zu gerne wissen, wie viel dafür an Annehmlichkeiten herausgesprungen ist…“

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