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Krieg in Afghanistan: Wie der SPIEGEL die Propaganda der US-Streitkräfte kritiklos an sein Millionenpublikum weiterträgt

Investigativer Journalismus scheint für den SPIEGEL an vielen Stellen ein Fremdwort zu sein. So etwa auch beim Thema Afghanistan-Krieg. [1]Trägt das Nachrichtenmagazin doch letztlich einfach die Propaganda der US-Streitkräfte an seine Millionen Leser weiter, wonach in Afghanistan ein Krieg geführt wird mit dem Ziel, die bösen Taliban auszumerzen und so letztlich den Weltfrieden zu sichern.

Doch diese Propaganda ist offenbar irreführend – oder ist zumindest hinterfragenswert. Doch nicht einmal hinterfragt man beim SPIEGEL substanziell irgendetwas.

Im Gegensatz zum SPIEGEL sagt etwa Michel Chossudovsky: Die USA steuern den „globalen Terror“
Gut zu sehen ist dies z.B. an dem aktuellen Aufmacher-Artikel auf SPIEGEL Online „Krieg in Nordafghanistan: US-Spezialeinheiten töten Taliban-Anführer in Kunduz“ [2]. Demnach haben „US-Einheiten bei Kunduz gezielt einen Kommandeur der Taliban getötet. Insgesamt schalteten die USA in Nordafghanistan schon 18 Anführer der Radikalen aus.“

Auch zitiert SPIEGEL Online einen Sprecher der US-Streitkräfte mit den knackigen Worten: „Jeder Anführer, den wir vom Kampffeld entfernen, erhöht die Sicherheit für die Einwohner.“ Zugleich kündigte er an, so SPON, dass die Koalitionskräfte ihre Jagd auf die Taliban-Spitze weiterführen werden.

Die Botschaft des SPIEGEL wird auch hier klar: Die US-Kräfte sind die Guten, die Taliban die Bösen – und je mehr Taliban ausgemerzt werden, desto besser ist es für die Sicherheit in dem Land und letztlich auch auf der ganzen Welt.

Doch das ist – salopp formuliert – Kokolores. So jedenfalls sieht es (nicht nur) der kanadische Wirtschaftswissenschaftler Michel Chossudovsky [3]. In seinem Beitrag „9/11 ANALYSIS: From Ronald Reagan and the Soviet-Afghan War to George W Bush and September 11, 2001“ [1] zeigt er auf, wie die USA den „globalen Terror“ von Pakistan und vom Mittleren Osten aus steuern. Die zentralen Aussagen seiner Analyse, die auf Englisch auf Global Research erschienen ist (siehe auch Screenshot) und in übersetzter Form auf Hintergrund.de [4], lauten:

# Osama bin Laden, das von den USA aufgebaute Schreckgespenst, wurde zu Beginn des US-gesponserten Dschihad von der CIA rekrutiert. Er war damals 22 Jahre alt und wurde in einem von der CIA finanzierten Trainingscamp zum Guerillakämpfer ausgebildet.

# Die Architekten der während der Reagan-Administration gestarteten verdeckten Operation zur Unterstützung des „islamistischen Fundamentalismus“ spielten nach den Anschlägen am 11. September 2001 auch eine Schlüsselrolle beim Anzetteln des „Globalen Krieges gegen den Terrorismus“.

# Präsident Ronald Reagan traf 1985 im Weißen Haus mit den Anführern des islamischen Dschihad zusammen.

# Unter der Reagan-Adminstration begann die US-Außenpolitik die „islamistischen Freiheitskämpfer“ vorbehaltlos und uneingeschränkt zu unterstützen. Heute werden die „Freiheitskämpfer“ als „islamistische Terroristen“ etikettiert.

# In der Sprache der Paschtunen wird das Wort „Taliban“ als Bezeichnung für Studenten oder Absolventen der Madrasas – der Koranschulen – verwendet, die mit Unterstützung der CIA von wahhabitischen Missionaren aus Saudi-Arabien errichtet wurden.

# In den Jahren vor dem Sowjetisch-Afghanischen Krieg war die schulische Erziehung größtenteils weltlich geprägt. Die verdeckte US-Operation zerstörte diese weltlich ausgerichtete Ausbildung. Die Anzahl der von der CIA finanzierten Koranschulen oder Madrasas wuchs von 2.500 im Jahr 1980 auf mehr als 39.000.

Die Vermutung liegt nahe, dass die USA v.a. auch wg. der Rohstoffe in Afghanistan sind
PS: Dass der SPIEGEL immer noch blind die Propaganda der US-Streitkräfte an sein Millionenpublikum weiterträgt, verwundert um so mehr, wenn man bedenkt, dass das Nachrichtenmagazin selber erst vor kurzem darüber berichtet hat, dass „in Afghanistan riesige Rohstoffvorkommen liegen“ [5]. Demnach meldeten die USA im Junii „den Fund neuer Vorräte, die angeblich eine Billion Dollar wert sind. Doch das Land tut sich schwer, seine Schätze zu heben – ein Poker mit korrupten Politikern, Kriegsfürsten und ausländischen Konzernen hat begonnen.“

Man muss also kein Superjournalist sein, um zumindest dem Gedanken nachzugehen, ob die USA tatsächlich wg. der Rohstoffvorkommen in Afghanistan sind, und nicht, um den Weltfrieden zu sichern.

Interessant in diesem Zsh. auch der Bericht „Afghanistan, Inc.: A CorpWatch Investigative Report – Contractors in Afghanistan are making big money for bad work“ [6].