Mai-Krawalle: Berichterstattung des SPIEGEL ist „Springer-like“ und unterschlägt zentrale Fakten

  03. Mai 2010, von T. Engelbrecht

Bei den Demonstrationen am 1. Mai kommt es in Berlin und Hamburg regelmäßig zu Ausschreitungen – und die Mainstreammedien wie auch der SPIEGEL berichten regelmäßig in BILD-Manier vor allem nur über diese Ausschreitungen, während Inhalte gerne unterschlagen werden.

SPON macht Polizeigewalt nicht wirklich zum Thema
So bringt SPIEGEL Online in seinem Artikel „Mai-Krawalle: Polizei nimmt Hunderte Randalierer fest“ (siehe auch Screenshot) die Fotostrecke „Kreuzberg und Hamburg: 1. Mai endet mit Ausschreitungen“ mit insgesamt 16 Aufnahmen. Und auf fast allen diesen Aufnahmen sind randalierende Demonstraten – auch gerne Chaoten genannt – zu sehen; gewaltbereite und gewalttätige Polzisten findet man hingegen nicht wirklich. Zudem ist erst auf Foto 15 zu sehen, dass es tatsächlich auch nicht-randalierende Demonstranten gab, die auf Plakaten ausdrücken, was sie wollen: „Eine Welt ohne Krise, Krieg und Kapitalismus“. Doch wer klickt sich wirklich vor bis zu Foto 15…

Welch eine verzerrte Berichterstattung!

So geht auch die Polizei ohne Zweifel hart zur Sache, was SPON aber eben nicht wirkich thematisiert. Wie hart die Staatsgewalt vorgeht und eben nicht das „Konzept der ausgetreckten Hand“ verfolgt, kann man z.B. auf indymedia nachlesen.

Darübern hinaus hatten z.B. in Berlin Zehntausende friedliche Demonstranten den Tag der Arbeit gefeiert. Doch eine inhaltliche Auseinandersetzung mit eben diesen friedlichen Demonstrationen findet bei dem Nachrichtenportal praktisch nicht statt, sie werden von SPON nur kurz erwähnt.

SPON suggeriert fälschlicherweise, es seien 487 linke „Chaoten“ festgenommen worden
Wie sehr SPIEGEL Online in sensationsheischender und staatstragender „Springer-Manier“ berichtet, zeigt sich zudem daran, dass es in dem besagten Beitrag „Mai-Krawalle: Polizei nimmt Hunderte Randalierer fest“ heißt, es seien 487 Randalierer festgenommen worden. Damit wird suggeriert, es seien 487 linksorientierte Personen in Gewahrsam genommen worden (denn dieser Artikel thematisiert die Nazis überhaupt nicht). Doch das ist falsch!

Denn von diesen 487 Festgenommenen waren allein 286 Nazis, die sich zu einer unerlaubten Demonstration auf dem Kudamm getroffen hatten. „Desweitern dürfte es bei der Aktion gegen diesen Naziaufmarsch, an der auch SPD-Mann Wolfgang Thierse teilnahm, zu 50 Festnahmen gekommen sein“, so Andreas auf duckhome.de. Damit wurden nicht 487, wie SPON suggeriert, sondern nur rund 150 linksgerichtete „Chaoten“ festgenommen worden sein.

 

8 Kommentare zu “Mai-Krawalle: Berichterstattung des SPIEGEL ist „Springer-like“ und unterschlägt zentrale Fakten”

  1. egal sagt:

    off topic: wie wäre es im logo statt „kritische analysen über ein deutsches nachrichtenmagazin“ mit „kritischen analysen über ein ehemaliges nachrichtenmagazin“ ? der begriff hat sich mittlerweile auch schon eingebürgert:

    http://www.google.com/search?q=%2F+das+ehemalige+nachrichtenmagazin&btnG=google

  2. videogucker sagt:

    Ein Hinweis zur Berichterstattung zum Thema Polizeigewalt am 1. Mai auf SPON:

    Unter http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,692762,00.html ist seit dem 03.05.09 ein Artikel veröffentlicht, das einen (besonders brutalen) Fall von Polizeigewalt in einem Video zeigt. Ist ihr Artikel nach der Veröffentlichung dieses Videos auf SPON eingestellt worden, so wurde es bei der Recherche zu diesem Beitrag wohl übersehen.

  3. artikelleser sagt:

    @ videogucker

    SPON kam gar nicht drum herum, etwas über diesen Tritt gegen einen Demonstranten zu schreiben, weil viele andere Medien es auch aufgegriffen haben. Eine ausgewogene Berichterstattung ist daraus also nicht zu erkennen. Wenn es diesen Tritt nicht gegeben hätte, hätte SPON die Polizeigewalt eben nicht großartig thematisiert, obwohl sie nicht minder kritikwürdig ist als die Gewalt der „Randalierer“ auf Demonstrantenseite.

    Auch stelle man sich mal vor, es hätte ein Video gegeben, auf dem zu sehen ist, wie ein “Chaot” einem Polizisten derart in die Fresse tritt. Wahrscheinlich hätte SPON dies – ganz in BILD-Manier – an die Riesenglocke gehängt, sprich zig weitere Artikel darüber gebracht und es über Wochen verfolgt…

  4. Daniel Heinze sagt:

    Es ist schon teileise sehr unrealistisch, was von unserer objektiven Presse teilweise in Druck geht. Ich habe vor 15 Jahren ebenfalls zu den Ordnungshütern gehört und kann nur sagen, dass sich jeder Reporter oder „Beurteiler“ mal bei Gewaltakten hinter einem kleinen Plexiglas-Schild und einem halbwegs beschlagenem Helm befinden sollte, um einfach mal ein „Feeling“ für solch einen Situation zu bekommen.

    Sicher ist Gewalt von Polizisten kein Kavaliersdelikt, aber in 95% der Fälle ist vor solch einer Aktion eine Menge Gewalt aus „schwarzen Blöcken“ o.ä. ausgegangen. Hier sollte man (wie so oft) die ganze „Story“ kennen.

  5. Martin sagt:

    Daniel Heinze ist nicht nur sehr unglaubwürdig sondern schlicht ein Lügner. Jeder der mal auf einer Demonstration war und Polizeigewalt erlebt hat, weiss das. Ausserhalb von Spiegel und BILD gibt es diesen Terrorschwarzenblock wohl nicht mehr. Die zahlreichen Video- und Bilddokumente zum Thema Polizeigewalt unterstreichen das. Ich erinnere nur an die Polizeiübergriffe gegen die „Freiheit statt Angst“-Demo, wo die 22. Einsatzhundertschaft vor laufenden kollektiv Menschen verprügelt hat. Dasselbe ist bei so ziemlich jeder der Montagsdemos vor einigen Jahren passiert. Immer wieder die kriminellen 22. und 23. Einsatzhundertschaften ganz vorn dabei. Bis heute gab es keinerlei Konsequenzen für die Schläger. Sondern Freibriefe „weiter so Jungs!“.

    Ach und noch was zu „ehemailges Nachrichtenmagazin“: dann guckt mal, was der Spiegel so in den 50ern und 60ern getrieben hat. Damals durften Alt-NSDAPler Artikel im Spiegel schreiben, und die Geschichte zurechtlügen.

  6. Daniel sagt:

    @Martin
    Mein lieber Martin – bist du jemals selbst Opfer dieser „Polizeigewalt“ geworden? Ich kann nur von den Demos sprechen wo ich selbst mit eigenem Leib dabeigewesen bin – und das sind wahrscheinlich mehr als du dir erträumen kannst. Es ist äußerst selten, dass ein Beamter der körperliche Gewalt einsetzen musste, dies zu unrecht tut. Die Leute haben immerhin eine Ausbildung und ein geprägtes Rechtsempfinden.

    Und repressive Maßnahmen gegen die Beamten gibt es mit Sicherheit. Aber das weisst du ja sicherlich besser – mein großer Held. Oder möchtest du davon nichts wissen?

    50er und 60er? Hmmm… graben wir auch gleich wieder die Inquisition im Mittelalter aus? Böse Kirche… wach mal auf – Zeiten ändern sich!

  7. Jones sagt:

    @Daniel
    Du meinst wohl, dass die Beamte ein geprägtes „Gesetzesempfinden“ haben.

    mit Recht (bzw. Ethik/ Moral, hat das ja wohl gar nichts zu tun)

    Selbst das „Empfinden“ von Gesetzen, wird auch manchmal nach Lust und Laune gebeugt.

    Frei nach dem Grundsatz, wenn man sich nicht vor laufender Kamera erwischen lässt, ist alles erlaubt. Nestbeschmutzer gibt es bei der Polizei ja bekanntlich eher selten…

    Das ist meine Erfahrung und das hab ich auch spüren müssen.

    wenn du wie berichtet, angeblich bei dieser Gurkentruppe warst, dann solltest du das bestätigen können.

    also Verzieh dich und berichte woanders deine Illusionen und Wunschvorstellungen…

  8. Daniel sagt:

    @Jones
    „Du meinst wohl, dass die Beamte ein geprägtes “Gesetzesempfinden” haben.“ – Yep.

    „Frei nach dem Grundsatz, wenn man sich nicht vor laufender Kamera erwischen lässt, ist alles erlaubt. Nestbeschmutzer gibt es bei der Polizei ja bekanntlich eher selten…“ Hast du dafür Beweise oder ist das nur leeres Geschwätz?

    „Das ist meine Erfahrung und das hab ich auch spüren müssen.“ – Das ist natürlich nicht schön – sofern korrekt.

    „wenn du wie berichtet, angeblich bei dieser Gurkentruppe warst, dann solltest du das bestätigen können.“ – Nein

    „Also Verzieh dich und berichte woanders deine Illusionen und Wunschvorstellungen…“ – Kann dem Mann bitte mal Jemand ein Barbieturat anbieten? Danke.

    P.S.: Wach mal auf – draussen scheint die Sonne alter Schwarzseher…

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