Robin Williams: Jetzt ist es raus, dass der US-Schauspieler tatsächlich bei seinem Tod unter dem Einfluss von Antidepressiva stand, die nachweislich die Suizidgefahr erhöhen – doch solch hochbrisante Fakten ignoriert der SPIEGEL mal wieder einfach

  13. November 2014, von T. Engelbrecht

Am 12. August kritisierte SPIEGELblog die Berichterstattung des SPIEGEL über das tragische Ableben des US-Schauspielers Robin Williams, siehe hier. Zentraler Kritikpunkt: Auch der SPIEGEL mutmaßte über einen möglichen Suizid des US-Schauspielers, der unter schweren Depressionen litt – doch dass Antidepressiva nachweislich Selbstmorde auslösen können und folglich Antidepressiva sozusagen schuld sein oder zumindest eine Mitschuld tragen könnten am Suizid des 63-jährigen Williams, wurde von dem Nachrichtenmagazin schlicht nicht thematisiert.

Dies ist um so verwunderlicher, wenn man bedenkt, dass jeder, der sich mit der Thematik auch nur ein bisschen auskennt, sofort darauf kommen würde, dass Antidepressiva den tragischen Suizid von Robin Williams (mit)verursacht haben könnten. Und jetzt ist es tatsächlich endgültig raus: Wie die Non-Profit-Organisation Citizens Commission on Human Rigths (CCHR) am 10. November auf ihrer Website berichtet, ist es nämlich so, dass „Robin Williams – entgegen der vielen Medienberichte – zum Zeitpunkt seines Todes unter dem Einfluss von Antidepressiva stand“, und zwar hatte er in den Tagen zuvor offenbar eine Überdosis eingeworfen!

Denn wie der selbsternannte Mental Health Watchdog CCHR berichtet, ist es nicht nur so, dass “The antidepressant found in Williams‘ toxicology test, Mirtazapine (Remeron), has 10 drug regulatory agency warnings citing suicidal ideation.“

Auch offenbaren die Ergebnisse der Autopsie, dass „not only was Williams under the influence of antidepressant drugs, but the powerful antipsychotic Seroquel was also found at the scene and appears to have been recently taken by Williams. While toxicology tests apparently were negative for the antipsychotic Seroquel, the fact remains that a bottle of Seroquel prescribed to Williams on August 4th,  just seven days prior to Williams’ suicide, was missing 8 pills. The Seroquel instructions advise to take one pill per day as needed. Side effects associated with Seroquel include psychosis, paranoid reactions, delusions, depersonalization and suicide attempt.

The question that has to be asked is why the press continues to promote the idea that no drugs were found in Williams’ system?“

Eine Frage, die absout berechtigt ist – und die im Grunde nur damit beantwortet werden kann, dass Medien wie der SPIEGEL sich offenbar konsequent weigern, den Fakten nüchtern ins Auge zu schauen, wenn es um die Nebenwirkungen von Antidepressiva im Zusammenhang mit dem Freitod von bekannten Persönlichkeiten oder mit Amokläufen an Schulen oder Universitäten geht (SPIEGElblog berichetete hierüber mehrfach, siehe hier).

 

6 Kommentare zu “Robin Williams: Jetzt ist es raus, dass der US-Schauspieler tatsächlich bei seinem Tod unter dem Einfluss von Antidepressiva stand, die nachweislich die Suizidgefahr erhöhen – doch solch hochbrisante Fakten ignoriert der SPIEGEL mal wieder einfach”

  1. Zwergi sagt:

    Ich finds ja schräg von Journalisten zu erwarten über komplexes medizinisches Fachwissen zu verfügen. Ich mein, nicht mal die Psychiater sind sich da sicher und einig, ob es bei einigen Patienten das Medikament den letzten Schubs zum Suizidversuch gab oder die Grunderkrankung, die ja auch durch Suizidabsichten und Versuche gekennzeichnet ist. Zumal Mirtazapin und Seroquel aktuell als die am besten verträglichsten Präperate aus dem Bereich Antidepressiva (Mirtazapin) und Neuroleptika der neueren Generation, gelten.

    Man kann mal anfangen über die teilweise echt heftigen Nebenwirkungen von Psychopharmaka in einer breiten Öffentlichkeit zu reden, überfällig ist es sowieso und das Tabu über psychischen Krankheiten beginnt langsam aber sicher zu bröseln.
    Man mag ja über die Spiegel denken was man mag, ich bin auch kein Fan von deren Weltsicht. Aber da schiesst ihr euch n bissl ins Knie.

  2. Torsten Engelbrecht sagt:

    Wir sehen keineswegs, dass wir, wie Sie schreiben, uns hier “n bissl ins Knie schießen”. Fakt ist, dass Antidepressiva nachweislich die Selbstmordgefahr erhöhen. Wieso also wird darüber dann von Medien wie dem SPIEGEL nicht im Zsh. mit Selbstmorden wie dem von Williams diskutiert? Stattdessen wird über die Erkankung selber – die Depression – ausgiebig berichtet und diese wie selbstverständlich als Auslöser für den Suizid ins Spiel gebracht. Aber wo ist einwandfrei nachgewiesen, dass es die Depression war, die Williams den Selbstmordakt haben durchführen lassen, und Antidepressiv in diesem Zsh. überhaupt keien Rolle gespielt haben?

    Wohlgemerkt: Nicht von ungefähr bringen auch ausgewiesene Experten wie der US-Psychiater Peter Breggin Antidepressiva sogar als mögliche Ursache für Amokläufe ins Spiel.

    Dazu sagt der amerikanische Journalist Robert Whitaker in meinem Interview mit ihm (siehe http://www.torstenengelbrecht.com/artikel_wissenschaft/NuH_Interview_Whitaker%200913.pdf):

    “Bereits die ersten Studien und weitere klinischen Forschungsarbeiten zum SSRI-Antidepressivum Prozac zeigten in der Tat, dass diese Präparate gewalttätig machen können. Auch konnte festgestellt werden, dass SSRI-Antidepressiva bei gesunden freiwilligen Teilnehmern gewalttätige und suizidale Gedanken hervorrufen können. Vielleicht noch bedeutender ist, dass es eine große Zahl von Fallberichten über die Nebenwirkungen gibt, die in der MedWatch-Datenbank der amerikanischen Medikamentenzulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) aufgelistet sind. Ein Team um den Harvard-Psychiater Dr. Joseph Glenmullen wertete in einer Studie diese MedWatch-Datenbank aus: Er erstellte eine Liste von 31 Medikamenten, in deren Zusammenhang bereits über Fälle von Gewalt gegen andere Personen berichtet wurde, darunter auch viele Tötungsdelikte. 25 der 31 Medikamente waren Psychopharmaka, wiederum elf davon Antidepressiva. Das Erstaunliche ist, dass von den 31 Präparaten die SSRI-Antidepressiva Prozac und Paxil am zweit-und dritthäufigsten mit derlei Gewaltakten in Verbindung gebracht werden konnten.”

    Diesselbe Fehlleistung bei der Medienberichterstattung wie bei den Antidepressiva haben wir übrigens z.B. bei Krebs. Da ist es immer der Krebs, der die Menschen umgebracht hat, während die Chemotherapie nie als Auslöser diskutiert wird. Und das, obgleich der Nutzen der Chemotherapie nie wirklich bewiesen wurde, während es einwandfrei feststeht, dass Chemotherapie Krebs auslösen und sogar tödlich sein kann.

  3. Gregor sagt:

    Hmmm. Das mit dem Schuss ins Knie habe ich leider nicht verstanden.
    Hinweise auf die Rolle von Medikamenten (SSRI) beim tragischen Tod/Suizid von Robin Williams kann man auch hier nachlesen:
    http://ssristories.org/category/celebrity/
    und hier
    http://ssristories.org/i-blame-the-drugs-robin-williams-took-to-fight-parkinsons-claims-friend-actor-rob-schneider-says-he-is-convinced-medication-caused-stars-suicide-the-daily-mail/
    Robin Williams tragisches Schicksal ist leider kein Einzelfall:
    http://www.ssristories.org/?s=suicide

  4. Fragezeichen sagt:

    Was erwarten Sie von „gekauftem“ Journalismus. Je mehr man die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftsinteressen und Massenmedien begreift, umso klarer wird einem die einseitig betriebene Meinungsbildung.

  5. Llywelyn sagt:

    SSRI und diverse andere Psychopharmaka werden nicht nur für Suizide verantwortlich gemacht, sondern gelten auch als (Mit-)Auslöser von Gewalt, Psychosen und Amokläufen.

    Es gibt inzwischen einige Studien, die belegen, daß diese Vorkommnisse in der Gruppe der Menschen, die solche Medikamente nehmen (müssen) signifikant erhöht ist. Die Kontrollgruppe der Menschen, die ohne Medikamente unterwegs waren, war wesentlich unauffälliger.

    Es gibt auch eine umfassende Doku darüber:
    https://www.artimus.se/whocaresinsweden.php

  6. Seitenblick sagt:

    „@Zwergi sagt:
    14. November 2014 um 09:23

    „Ich finds ja schräg von Journalisten zu erwarten über komplexes medizinisches Fachwissen zu verfügen. Ich mein, nicht mal die Psychiater sind sich da sicher und einig, ob es bei einigen Patienten das Medikament den letzten Schubs zum Suizidversuch gab oder die Grunderkrankung, die ja auch durch Suizidabsichten und Versuche gekennzeichnet ist. Zumal Mirtazapin und Seroquel aktuell als die am besten verträglichsten Präperate aus dem Bereich Antidepressiva (Mirtazapin) und Neuroleptika der neueren Generation, gelten.“

    Ich weiß nicht, was dieser Beitrag soll. Sie treten hier in einer Mischung aus laienhaft unbedarft auf um in der nächsten Wendung plötzlich so zu tun, als seien Sie fachlich auf dem Stand.

    Depressionen sind keine Erkrankung, sondern ein Symptom stressbedingter neurologischer Schäden (Atrophie des Hippocampus) infolge erhöhter Konzentration von zum Beispiel Noradrenalin und Kortison.

    Diese Schäden sind regenerierbar, wenn man die Stresshormone runter bekommt – also Reduzierung und Absetzung von Aufputschmitteln – INSBESONDERE VON ANTIDEPRESSIVA – leichter Sport, Ausschlafen.

    Wer Antidepressiva verschreibt oder sogar appliziert, handelt in besonders schwerer und verwerflcher Weise gegen die Regeln der ärztlichen Kunst.

    Ich erinnere daran, dass auch die Fußballer Robert Enke und Andreas Biermann als Folge von Antidepressiva-Drogen-Konsum derart schwere neurologische Schäden erlitten und damit viel stärkere Depressionen als vormals, dass diese ihre Situation als aussichtslos einschätzen mussten, (da Sie ja von ihren „Ärzten“ nicht aufgeklärt wurden) und folgerichtig die Konsequenz zogen.

    Die Todesfälle Robert Enke und Andreas Biermann sind also klar und eindeutig die Folge des Antidepressiva-Konsums.

    Ich hatte übrigens von 20 Jahren auch Depressionen – als Folge der transsexuellen-Behandlungsprogramme, die die Kriterien der UN-Folterkonvention erfüllen.

    Als mir dann so ein psychiatrischer Schurke etwas „Belebendes, Aufmunterndes“ aufgeschrieben hat, habe ich den Kontakt abgebrochen.

    Ich habe also deutlcih länger überlebt, als diejenigen, die sich bei den psychiatrischen Drogendeelern ihren Schuss abholten, bis es – wie bei Robert Enke und Andresas Biermann – irgendwann der Letzte Schuss ist.

    Ich bitte Sie also, wenn Sie hier unbedingt etwas schreiben wollen, sich an die wissenschaftlichen Fakten zu halten und hier nicht Pharma-Werbung zu machen.

    Übrigens findet sich auf den Seiten des BfArM einiges an Warnhinweisen zu Antidepressiva. Also tun Sie bitte nicht so, als wenn Sie von nichts wüssten.

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