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Roland Koch wird Chef von Bilfinger Berger: Der SPIEGEL in der Pose des Jubelmediums

Anm.: Nach Veröffentlichung dieses SPIEGELblog-Beitrags hat SPIEGEL Online seinen hier kritisierten Artikel entsprechend unserer Kritik ergänzt. Das heißt, es wurde nachträglich ein Absatz eingefügt, in dem darauf eingegangen wird, dass Koch mit seinem Wechsel zu Bilfinger Berger pratkisch korrumpierend agiert hat.
(Mit Dank an den Kommentarschreiber „egal“)

Was ist es, was unsere Demokratie vor allem kaputt macht? Es sind die überall grassierenden Interessenkonflikte, insbesondere auch bei Politikern. [1]Doch anstatt dieses schonungslos offenzulegen und anzuprangern, präsentiert uns der SPIEGEL die Politgrößen immer wieder gerne als Menschen, die sich allen Ernstes um des Volkes Wohl kümmern würden. (Kritischer) Journalismus sieht anders aus.

SPON blendet den massiven Interessenkonflikt von Koch in seinem aktuellen Hauptaufmacher völlig aus
Gut zu sehen ist diese Art von Jubeljournalismus auch beim aktuell Hauptaufmacher von SPIEGEL Online, der die Schlagzeile „Bilfiger Berger: Koch ist endlich König“ [1] trägt (siehe auch Screenshot). Allein die Überschrift ist CDU-Parteizeitschriften-verdächtig. Davon abgesehen dreht sich der Artikel um die Frage: „Kann Koch Konzernchef?“ Eine Frage, die v.a. für den Konzern selber interessant ist, nicht aber wirklich für die Allgemeinheit, dessen „Anwalt“ ein Medium wie der SPIEGEL eigtl. sein sollte.

Um so blamabler ist es, dass dieser SPON-Beitrag den eigentlich brisanten Aspekt völlig ausblendet: nämlich dass Koch mit seinem Wechsel zu Bilfinger Berger pratkisch korrumpierend agiert. So „kämpfte er als Politiker für die dritte Landebahn des Frankfurter Flughafens – ein Projekt, von dem sein neuer Arbeitgeber profitierte. Sein Gehalt soll Schätzungen zufolge 1,5 Mio. € betragen“, schreibt im Gegensatz dazu etwa die Süddeutsche zum Thema. Überschrift dort: „Politiker in der Wirtschaft – das große Abkassieren“ – was für ein Kontrast zu der Jubel-Headline bei SPON

In einem zuvor erschienen Artikel geht [2]SPON [2] zwar kurz auf diesen Skandal ein. Doch weder in der Headline noch im Vorspann wird er beim Namen genannt. Man muss sich erst duch den langen Lauftext wühlen, um zu erfahren, was Koch hier eigentlich verzapft. Dies zeigt, wo beim SPIEGEL die Prioritäten sitzen: Man will offenbar die Spitzenpolitiker wie Merkel, Koch & Co. so weit es geht schonen…