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Sammelt der SPIEGEL illegal Krankendaten über seine Callcenter-Mitarbeiter?

Wie wir erfahren haben, sammelt offenbar das Abonnenten-Callcenter des SPIEGEL Verlages Krankendaten über seine rund 40 Mitarbeiter. Der Fall beschäfigt inzwischen den Betriebsrat, der nach Rücksprache mit dem Rechtsanwalt der Gewerkschaft Ver.di darin einen „klaren Verstoß gegen den Datenschutz“ sieht.

Im Juni berichtet der SPIEGEL über das illegale Sammeln von Krankendaten bei der Post. Die SPIEGEL-Tochter Quality Service macht nun offenbar dasselbe... [1]

Im Juni berichtet der SPIEGEL über das illegale Sammeln von Krankendaten bei der Post. Die SPIEGEL-Tochter Quality Service macht nun offenbar dasselbe...

Das geht aus einer internen Rundschrift des Betriebsrats der SPIEGEL-Tochterfirma Quality Service (QS) hervor, zuständig für den Abonnentenservice beim SPIEGEL Verlag in Hamburg. Demnach seien die brisanten Daten zufällig auf einem Server gefunden worden, auf den alle QS-Mitarbeiter Zugriff haben. Neben Arbeitszeugnissen und persönlichen Provisionsabrechnungen enthielt die schlampig abgelegte Datei auch eine Krankentageliste mit den Namen der Betroffenen.

Darüber hinaus wurden 15 Mitarbeiter, die mehr als zehn Tage krankheitsbedingt ausgefallen waren, in einer Ranking-Liste zusammengefasst. Wie es heißt, herrsche in der Belegschaft ein Klima der Angst und Repression. Damit, so weiter, verfolge der SPIEGEL ausgerechnet über seine Tochterfirma QS eine menschenunwürdige und sogar illegale Praxis, die das Magazin bei anderen Unternehmnen oft und heftig kritisiert hat. So berichtete der SPIEGEL zuletzt in Heft 25/2009 auf Seite 68/69 über illegale Krankenakten bei der Post (siehe Ausriss), SPIEGEL Online am 26. Mai 2009 über illegale Krankendaten bei Daimler, ebenso bei der Drogeriekette Müller (18. April 2009) und über im Müll gefundene Krankendaten bei Lidl (SPIEGEL 15/2009).

Es ist kaum vorstellbar, dass die Redakteure oder festen Verlagsmitarbeiter beim SPIEGEL vergleichbare Verfehlungen zu befürchten haben. Bei den teilzeitbeschäftigten Niedriglohn-Empfängern von QS gelten dagegen wohl andere Regeln…

Am Dienstag, den 13. August, um 15.18 Uhr schreibt uns der SPIEGEL per Email:

Schönen guten Tag, Herr Engelbrecht,

hier unser Kommentar zum Thema:

Gemeinsame Stellungnahme des SPIEGEL-Verlags und des Betriebsrats des Quality Service zu der auf www.spiegelblog.net aufgeworfenen Frage: Sammelt der SPIEGEL illegal Krankendaten über seine Callcenter-Mitarbeiter?

Nein, die SPIEGEL-Tochterfirma Quality Service (QS), zuständig für den Abonnentenservice der SPIEGEL-Gruppe, sammelt keinesfalls illegal Krankendaten über ihre Mitarbeiter. Die dortige Erfassung von Arbeitsunfähigkeitstagen und weiteren Abwesenheitstagen erfolgt im Rahmen der üblichen und betrieblich notwendigen Maßnahmen. Sie dient ausschließlich der quantitativen Ermittlung von Fehlzeiten, die von Unternehmen erhoben werden müssen. Bedauerlicherweise sind die vertraulichen Daten nicht gesichert gespeichert und in einem für die Mitarbeiter des QS zugänglichen Ordner abgelegt worden. Dieser Fehler wurde vor zwei Wochen festgestellt und umgehend behoben. Die Mitarbeiter des QS wurden anschließend darüber informiert.

Mit freundlichen Grüßen

Anja zum Hingst
Leitung Kommunikation