SPIEGEL-Cover „BILD – Die Brandstifter“ erntet harsche Kritik – und einen Plagiatsvorwurf

  28. Februar 2011, von T. Engelbrecht

Kein ruhmreicher Einstand für den erst vor wenigen Tagen zum alleinigen SPIEGEL-Chef benannten Georg Mascolo: Der aktuelle SPIEGEL-Titel „BILD – Die Brandstifter“ (siehe ersten Screenshot) kommt bei Kollegen und Bloggern „deutlich negativ“ weg, wie etwa turi2 heute vermeldet. Die Story bleibe frei von News oder auch nur neuen Gedanken zum Phänomen BILD, heißt es dort. Der Artikel wirke „wie eine hastig mit Bordmitteln zusammengeklaubte Ansammlung von längst Bekanntem“, wird etwa Robin Meyer-Lucht von Carta zitiert. Desweiteren vermute Handelsblatt-Autor Jens Koenen, dass der neue Allein-Chefredakteur Georg Mascolo mit der BILD-Geschichte klarmache, dass er den SPIEGEL künftig wieder – wie einst Rudolf Augstein – „im Zweifel links“ positionieren wolle.

Der SPIEGEL geriert sich selber oft genug wie die BILD-Zeitung
Wenn hier mit „im Zweifel links“ gemeint ist, dass der SPIEGEL wieder Journalismus betreibt, der den Mächtigen wirklich das Fürchten lehrt, dann ist dies auch überfällig. Denn wenn der SPIEGEL in seiner aktuellen Titelgeschichte der BILD vorhält, sie stehe nur allzu gerne den Machtcliquen in boulevardesk populistischer Weise bei, so sollte sich das Nachrichtenmagazin auch mal an die eigene Nase fassen. Wer im Glaushaus sitzt, sollte bekanntermaßen nicht mit Steinen werfen. So kritisiert die SPIEGEL-Story, um nur ein Beispiel zu nennen, dass die BILD für Verteidigungsminister zu Guttenberg regelrechte Propaganda betreibe. Doch der SPIEGEL selber hat sich bis vor kurzem in Bezug auf zu Guttenberg gewissermaßen wie eine PR-Agentur der CSU benommen (SPIEGELblog berichtete mehrfach).

Das Kunstwerk von Gürsoy Dogtas
Das Werk von Gürsoy Dogtas

Münchener Künstler Gürsoy Dogtas erhebt Plagiatsvorwurf
Erschwerend für die aktuelle SPIEGEL-Titelstory kommt hinzu, dass der Münchener Künstler Gürsoy Dogtas nun den Vorwurf erhebt, dass das Magazin beim Titelentwurf bei ihm abgekupfert habe. So zeigt Dogtas‘ Werk (siehe zweiten Screenshot) – genauso wie das Heft-Cover – ein BILD-Logo, bei dem der Rotraum aus hunderten Streichholzköpfen besteht. Dadurch soll die Gefahr veranschaulicht werden, die von dem Boulevardblatt ausgeht. Auf den Plagiatsvorwurf geht auch das Medienportal meedia.de ein. Und meedia berichtet, dass der SPIEGEL zu dem Vorwurf meint, dass es sich offenbar um eine „Doppelschöpfung“ handele. „Wir sind beide, völlig unabhängig voneinander, auf dasselbe Motiv gekommen“, heißt es.

Ob der SPIEGEL in zu-guttenbergscher Manier tatsächlich abgekupfert hat, lässt sich an dieser Stelle freilich nicht abschließend beantworten. Fest steht, wie meedia.de auch schreibt, dass der „aktuelle Titelärger nicht der erste Fall ist, bei dem sich die Hamburger Plagiatsvorwürfe gefallen lassen müssen. Gut in Erinnerung dürfte vielen noch das SPIEGEL/Newsweek-Cover mit einer großen Notbremse sein oder die Titelgeschichte ‚Macht das Internet doof‘, die sehr eng an einer Titelgeschichte aus dem US-Magazin The Atlantic angelehnt war“.

 

5 Kommentare zu “SPIEGEL-Cover „BILD – Die Brandstifter“ erntet harsche Kritik – und einen Plagiatsvorwurf”

  1. dorriet sagt:

    Wie peinlich! Der Spiegel möchte gerne kritisch sein, der Bild-Zeitung ans Bein pissen – und dann sowas!

  2. Ich sagt:

    Ein ganz grosses Bravo an Spiegel fuer diesen Artikel ueber Bild!!!!

  3. Claus Berger sagt:

    Zum Thema „Brandstifter“ anbei eine kleine Auswahl an Spiegeltiteln:
    Ansturm der Armen – Flüchtlinge, Aussiedler, Asylanten (37/1991)
    Asyl – Die Politiker versagen (15/1992)
    Gefährlich fremd – Ausländer und Deutsche (16/1997)
    Zu viele Ausländer – Sprengsatz für Rot-Grün (48/1998)
    Das Prinzip Kopftuch – Muslime in Deutschland (40/2003)
    Allahs rechtlose Töchter – Muslimische Frauen in Deutschland (47/2004)
    Ansturm der Armen – Die neue Völkerwanderung (26/2006)
    Mekka Deutschland – Die stille Islamisierung (13/2007)
    Volksheld Sarrazin – Warum so viele Deutsche einem Provokateur verfallen (36/2010)
    Bild – Die Brandstifter (9/2011)

  4. Martin sagt:

    Kritik an der Bildzeitung ist sicherlich immer berechtigt. Wenn sie von unabhängiger Seite (meist aus dem Internet) kommt, dann ist sie auch ehrlich und direkt. Wenn sie ausgerechnet vom Spiegel kommt, dann wirkt sie allerdings ziemlich scheinheilig und verlogen. Schließlich war es der Spiegel, der nicht nur jahrelang mit der Bild harmoniert hat, er war es auch, der ebenso lange neoliberale Thesen vertrat und damit zu einem nicht unbedeutenden Sprachrohr der Wirtschaft wurde. Kritischen Journalismus gab es beim Spiegel seit langem nicht mehr und es ist nicht zu erwarten, dass sich das ändert. Vielmehr vermute ich hinter der Attacke gegen die Bild eine Marketingstrategie der Chefredakteure Müller von Blumencron und Mascolo. Wahrscheinlich sollen wieder mehr linksliberale Leser gewonnen, das Profil des Magazins geschärft werden, das viele Leser an das Internet verloren hat – was Müller von Blumencron ja auch selbst schon zugab. Publizistischen Eifer sehe ich hinter dieser lauwarmen, fadenscheinigen Kampagne jedenfalls nicht, kommt sie doch von einem „Spitzenjournalisten“ (die Spiegel-Bezeichnung für Müller von Blumencron) der lange Jahre im Vorstand der Johanna-Quandt-Stiftung saß und eine Vita aufweist, mit der ihn sicherlich auch die Bild angestellt hätte. Für mich ist das ganze die verlogene Farce einer heuchlerisch-neoliberalen Zeitschrift unter der Führung austauschbarer Publizistik-Ronins. Der Spiegel ist und bleibt ein neoliberales Schmierblatt – möchte aber als „links“ wahrgenommen werden. Einfach unehrlich !

  5. luulamay sagt:

    BILD ist eine rechtspopulistische Zeitung, die eher an das Geld denkt als an das Volk!
    Dann lese ich lieber den Spiegel!

    Will nicht enden wie ein frustrierter Rentner, und bevorzuge deshalb den Spiegel!

    Ausserdem bildet BILD Blasen im Hirn! = Nicht gut!

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