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SPIEGEL-Cover „BILD – Die Brandstifter“ erntet harsche Kritik – und einen Plagiatsvorwurf

Kein ruhmreicher Einstand für den erst vor wenigen Tagen zum alleinigen SPIEGEL-Chef benannten Georg Mascolo [1]: Der aktuelle SPIEGEL [2]-Titel „BILD – Die Brandstifter“ (siehe ersten Screenshot) kommt bei Kollegen und Bloggern „deutlich negativ“ weg, wie etwa turi2 heute vermeldet [3]. Die Story bleibe frei von News oder auch nur neuen Gedanken zum Phänomen BILD, heißt es dort. Der Artikel wirke „wie eine hastig mit Bordmitteln zusammengeklaubte Ansammlung von längst Bekanntem“, wird etwa Robin Meyer-Lucht von Carta zitiert. Desweiteren vermute Handelsblatt-Autor Jens Koenen, dass der neue Allein-Chefredakteur Georg Mascolo mit der BILD-Geschichte klarmache, dass er den SPIEGEL künftig wieder – wie einst Rudolf Augstein – „im Zweifel links“ positionieren wolle.

Der SPIEGEL geriert sich selber oft genug wie die BILD-Zeitung
Wenn hier mit „im Zweifel links“ gemeint ist, dass der SPIEGEL wieder Journalismus betreibt, der den Mächtigen wirklich das Fürchten lehrt, dann ist dies auch überfällig. Denn wenn der SPIEGEL in seiner aktuellen Titelgeschichte der BILD vorhält, sie stehe nur allzu gerne den Machtcliquen in boulevardesk populistischer Weise bei, so sollte sich das Nachrichtenmagazin auch mal an die eigene Nase fassen. Wer im Glaushaus sitzt, sollte bekanntermaßen nicht mit Steinen werfen. So kritisiert die SPIEGEL-Story, um nur ein Beispiel zu nennen, dass die BILD für Verteidigungsminister zu Guttenberg regelrechte Propaganda betreibe. Doch der SPIEGEL selber hat sich bis vor kurzem in Bezug auf zu Guttenberg gewissermaßen wie eine PR-Agentur der CSU benommen (SPIEGELblog berichtete mehrfach [4]).

Das Kunstwerk von Gürsoy Dogtas [5]
Das Werk von Gürsoy Dogtas

Münchener Künstler Gürsoy Dogtas erhebt Plagiatsvorwurf
Erschwerend für die aktuelle SPIEGEL-Titelstory kommt hinzu, dass der Münchener Künstler Gürsoy Dogtas nun den Vorwurf erhebt, dass das Magazin beim Titelentwurf bei ihm abgekupfert habe. So zeigt Dogtas‘ Werk (siehe zweiten Screenshot) – genauso wie das Heft-Cover – ein BILD-Logo, bei dem der Rotraum aus hunderten Streichholzköpfen besteht. Dadurch soll die Gefahr veranschaulicht werden, die von dem Boulevardblatt ausgeht. Auf den Plagiatsvorwurf geht auch das Medienportal meedia.de [6] ein. Und meedia berichtet, dass der SPIEGEL zu dem Vorwurf meint, dass es sich offenbar um eine „Doppelschöpfung“ handele. „Wir sind beide, völlig unabhängig voneinander, auf dasselbe Motiv gekommen“, heißt es.

Ob der SPIEGEL in zu-guttenbergscher Manier tatsächlich abgekupfert hat, lässt sich an dieser Stelle freilich nicht abschließend beantworten. Fest steht, wie meedia.de auch schreibt, dass der „aktuelle Titelärger nicht der erste Fall ist, bei dem sich die Hamburger Plagiatsvorwürfe gefallen lassen müssen. Gut in Erinnerung dürfte vielen noch das SPIEGEL/Newsweek-Cover mit einer großen Notbremse [7] sein oder die Titelgeschichte ‚Macht das Internet doof‘, die sehr eng an einer Titelgeschichte aus dem US-Magazin The Atlantic [8] angelehnt war“.