SPIEGEL lässt Kritik an Gen-Food erneut außer Acht

  08. Dezember 2008, von T. Engelbrecht

Die EU-Kommission hat am 4. Dezember 2008 den Import der genmanipulierten Sojabohne Roundup Ready II (MON89788-1) des US-Konzerns Monsanto als Futter- und Lebensmittel genehmigt. Für Kritiker von Gen-Food ein besorgniserregender Vorgang. So wirft Gentechnikexpertin Ulrike Brendel von Greenpeace der EU-Kommission vor, gegen besseres Wissen zu handeln. Dem SPIEGEL und SPIEGEL Online hingegen war die EU-Genehmigung der genmanipulierten Sojabohne keine Meldung wert.

Damit bleibt der SPIEGEL seiner Linie treu, über die einschneidende Kritik an Gen-Food hinwegzugehen bzw. sich die Meinung von Monsanto&Co zu eigen zu machen und Gen-Food als Chance im Kampf gegen Ernährungsprobleme und Hunger zu stilisieren. Dabei wird auch nicht gescheut, Gen-Food-Kritiker zu verunglimpfen… Für den SPIEGEL steht offenbar fest: „Der Verzehr [von Gensoja und Genmais] hat nach allen bisherigen Hinweisen noch nicht einem einzigen [Menschen] geschadet“. Doch eine solche Aussage ist nicht haltbar, denn es gibt keine Studie, die die Unbedenklichkeit von gentechnisch veränderten Lebensmitteln beweist. Statt dessen gibt es guten Grund, davon auszugehen, dass gentechnisch veränderte Organismen immense Risiken bergen, sofern sie ausgepflanzt werden.

Auch zwei aktuelle wissenschaftliche Arbeiten aus Österreich und Italien demonstrieren die Gefahren von gentechnisch veränderten Pflanzen, denn sie zeigen, dass Gen-Mais die Gesundheit von Mäusen beeinträchtigt. Dies ignoriert die EU-Kommission mit ihrer  Genehmigung von Roundup Ready II. Erschwerdend kommt hinzu, dass „auch die für die Fütterungsversuche verwendeten Gen-Pflanzen von der zuständigen EU-Behörde zuvor als unbedenklich eingestuft wurden und daher als Lebens- und Futtermittel in die EU importiert werden dürfen“, wie Greenpeace-Expertin Brendel anmerkt. Dies verdeutlicht, dass die Risikobewertung in der EU nicht ausreicht und Gen-Pflanzen nicht sicher sind.

Und wer sich wie zum Beispiel wie Prinz Charles im britischen Daily Telegraph auf diese Fakten beruft und davor warnt, gentechnisch veränderte Lebensmittel könnten „zum größtmöglichen Umweltdesaster aller Zeiten“ werden, der wird, wie im August 2008 geschehen, vom SPIEGEL diffamiert. Laut SPIEGEL ist Prinz Charles ein „ökobewegter Gutsherr“, der „das Land mit Anfällen von maligner, vielleicht sogar präsenil* Logorrhö** nervt“. Der SPIEGEL beruft sich in seiner Verunglimpfung des „Merkwürden“ auch auf Statements von Politikern, die Prinz Charles einen „Technikfeind“ genannt hätten – dies alles und mehr in einem Beitrag, der nicht als Meinungsbeitrag (Kommentar) gekennzeichnet war

Bei so viel Fortschritts- bzw. Technikgläubigkeit sei der SPIEGEL-Wissenschaftsabteilung die Analyse „Warum Prinz Charles recht hat“ vom Institute of Science in Society ans Herz gelegt. Darin wird dargelegt, warum es gute Gründe gibt zu bezweifeln, dass gentechnisch veränderte Pflanzen die mögliche Lösung für die Ernährungs- und Hungerprobleme auf dieser Welt darstellen. Der Harvard-Ökonom und Nobelpreisträger Amartya Sen: „Hungersnöte geschehen nicht in Ländern mit einer freien Presse. Denn Hungersnöte resultieren aus einem Problem der Verteilung von Nahrung, nicht aus einem absoluten Mangel an Nahrung. Eine freie Presse würde für so einen Aufruhr sorgen, dass die Regierung entsprechend handeln würde.”

* präsenil = greisenhaft, gegen das Greisenalter hin
** Logorrhö = scheinbar unkontrollierbarer, nicht zu durchbrechender Rededrang, salopp auch “Rededurchfall” genannt

 

10 Kommentare zu “SPIEGEL lässt Kritik an Gen-Food erneut außer Acht”

  1. WeltenWandler sagt:

    Alarmierende Studienergebnisse: Gentech-Mais führt zu Organveränderung und senkt die Fruchtbarkeit

    Gefunden auf
    http://www.global2000.at/pages/pagentechnik081111.htm

    Der WeltenWandler

  2. BraveNewWorld sagt:

    Ich hab damals den Artikel über Prinz Charles gelesen und mir war schon etwas mulmig, dachte nicht, dass ich dafür jemals eine Bestätigung für dieses Gefühl bekomme.. Danke für den Beitrag.
    Meine These dazu ist, dass Spiegelmitarbeiter genauso am System hängen wie die meisten von uns. Kann man daher erwarten, das Menschen sich in die Gefahr begeben, ihre Existenz zu verlieren, nur der „Wahrheit“ wegen?
    Ich denke nein, und deshalb wird der Spiegel auch so bleiben wie er ist bzw. sich immer mehr an die Standardmedien anpassen.

    „Fragende sind nicht gefragt“

  3. STOP-RFID sagt:

    Jeder der den Film: Monsanto – Mit Gift und Genen, noch nicht kennt bitte anschauen!
    http://video.google.de/videoplay?docid=-7781121501979693623&ei=iKFJSYv3No-G2QLk9bGPAQ&q=Monsanto

    dieser Film zeigt wie kriminell Monsanto ist! Dieser Großkonzern kauft weltweit Saatguthersteller auf und zwengt den Bauern seine Produkte auf.
    Jeder der sich Monsanto und Co. in den weg stellt, wird einfach kalt gestellt.

    Die machen Saatgut zu ihrem Eigentum und verlangen Patentgebühren.
    Das ist eine schleichende Übernahme unserer Landwirtschaft und der tot aller Kleinbauern.
    GVO’s sind nicht nur schädlich sondern machen auch die Landwirte zunehmend abhängiger von den großen Konzernen.

    Daher sage ich: „keine Patente auf Leben“ und stoppt dieses „Gigantisches Experiment mit der Menschheit“!

    wir brauchen mehr Aufklärung und dieser Blog ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung! Ich habe mir alle Artikel durchgelesen und finde das ganze Projekt sehr gut, hoffen wir das auch genug Leute diesen Blog besuchen!

  4. ts sagt:

    hier klarer Widerspruch, ich finde die Gentechnikhysterie in Deutschland furchtbar, in einzelnen Fällen kann sie im Ergebnis sogar menschenverachtend sein.

  5. DerPoet sagt:

    @ilia Papa * Du musst doch nicht jeden Beitrag hier mit dem gleichen Kommentar zumüllen. Das ist Spam!

    @TE * Tipp: nicht mehr als 10-15 Zeilen für den Kommentar zulassen, und Mehrfach-Posts bis auf den 1. löschen. Sonst schreibt bald niemand mehr.

    Ansonsten:
    Gratuliere zu diesem Blog. War überfällig.
    Wie häufig können wir mit Aktualisierungen rechnen?

    Lausitzgrüße
    DerPoet

  6. sweetspot sagt:

    Jepp, großartig, dass zum SPIEGEL analog zur BILD mal ein solcher blog existiert…ist ja fast die gleiche Zeitung.

    Zwei Anregungen hätte ich noch:
    1. kleine Anmerkung, ob zu dem jeweiligen Thema eine Diskussion zugelassen war. Fällt mir nämlich immer wieder auf, dass ausgerechnet zu wichtigen Themen die Diskussion fehlt!
    2. stelle ich fest, dass viele meiner Beiträge nicht veröffentlicht wurden…womöglich zu kritisch. Und links zu kritischen Seiten veröffentlicht SPON schon gar nicht! Vielleicht kann man dann hier nachlesen, was dort nicht nachzulesen geht 😉

    Super, danke!

    sweet.

  7. Chomiker sagt:

    Mit der Veröffentlichung der Ergüsse von GRÜNSCHISS-„ExpertInen“ tut ihr eurer Seriosität keinen Gefallen.

    Z. B. propagieren die GRÜNSCHISS-„ExpertInen“ seit Jahrzehnten den Ausstieg aus der ach so pösen Chlorchemie, gleichzeitig rufen sie die Solarvoltaik auf Siliciumbasis als Allheilmittel für unsere Energieprobleme aus. Dabei unterschlagen sie geflissentlich, daß das Solarsilicium vollständig auf dieser pösen Chlorchemie beruht (Stichwort Trichlorsilan).

    Diese Grünschiss-Ideologie hat durch ihre diktatorische Durchsetzung des DDTs (auch so ein pöses Chlorprodukt) nachweislichen inzwischen mehreren Millionen Menschen (vorwiegend Kindern) das Leben und noch mehr die Gesundheit gekostet.

    So könnte man stundenlang weitermachen (Brent Spar, Golden Rice …) aber das dumme Pack ist es eigentlich nicht wert.

    Viele Grüße

    Chomiker

  8. GOTT sagt:

    Ich habe Monsanto NICHT erlaubt MEINE Dinge zu patentieren! Me not!

    Wie kommt dann die EU also dazu, sich über meine Weisungen zu stellen?

    SEID IHR GOTT?

    Gut, daß ich euch damals aus dem Paradies rausgeworfen habe! Wer weiß was ihr nocht angestellt hättet?

    MEINE Dinge sind euch ja nie gut genug. Made by GOTT! By me!

    Noch besser, das ihr die Gesetze der Schwerkraft noch nicht kennt, sonst wäre das auch längst „patentiert“, jeder, der mal was zu Boden fallen läßt müßte dann ein flat-head-Fallzwang-Gebühr bezahlen – plus 19 & MwSt.

    Mann, Mann, Mann: Ihr werdets nie zu meiner Vollkommenheit bringen, ihr Kopisten und Abzockpatentierer.

  9. Adam und Eva sagt:

    GOTT hat vollkommen Recht, wir sprechen aus Erfahrung! Wenn das so weitergeht, dann wandern wir aus von hier, zurück ins Paradies. Unseren Antrag dazu haben wir schon gestellt bei GOTT! Wer hat Lust, kommt mit?

  10. ilia Papa sagt:

    Nix ist besser als Wissen – außer: Noch mehr Wissen!

    ‚Der Urzeit-Code‘ – Die ökologische Alternative zur umstrittenen Gen-Technologie

    Lässt sich das globale Ernährungsproblem endlich lösen – ohne Gen-Technologie?
    Das Buch ‚Der Urzeit-Code‘ lüftet das Geheimnis einer sensationellen biologischen Entdeckung beim Pharmariesen Ciba (heute ‚Novartis‘): In Laborexperimenten hatten Forscher dort Getreide und Fischeier einem ‚elektrostatischen Feld‘ ausgesetzt – also einem simplen Hochspannungsfeld, in dem kein Strom fließt.

    Resultat: Wachstum und Ertrag konnten auf diese Weise massiv gesteigert werden! Gleichzeitig wuchsen so völlig überraschend ‚Urzeitformen‘ heran, die längst ausgestorben sind.

    Der Pharmakonzern patentierte das revolutionäre Verfahren – und unterband die Forschung. Warum?
    Weil ‚Urgetreide‘ aus dem Elektrofeld im Gegensatz zu modernen Saatgut-Züchtungen kaum [sehr giftige] Pestizide benötigt – also Pflanzenschutzmittel, wie sie Ciba damals vorrangig vertrieb.
    ­Die Elektrofeld-Technologie ist die ökologische Alternative zum umstrittenen Gentech-Saatgut. Im Großversuch soll sie nun Bauern in Afrika kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

    Quelle: Luc Bürgin: ‚Der Urzeit-Code‘ – Herbig (München 2007), 240 Seiten, 65 Fotos EUR 19,90, ISBN 978-3776625349

    Infos unter: http://www.urzeit-code.com/

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