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SPIEGEL-Online-Bericht „Wie al-Qaida Heathrow in die Luft sprengen wollte“ ist schlichter Unsinn

Wenn es um die Anschläge vom 11. September, kurz 9/11, geht bzw. generell um das Thema al-Qaida, so hat es der SPIEGEL mit den Fakten noch nie so genau genommen (SPIEGELblog berichtete mehrfach [1]). [2]Stets wurde nur das widergegeben, was die offiziellen Stellen der Welt als Wahrheit verkaufen wollen – doch genau dies ist oft genug nur üble Propaganda, die auf rechtsstaatlich nicht haltbaren Aussagen fußt.

Und so ist leider auch der Artikel „Wie al-Qaida Heathrow in die Luft sprengen wollte“ [2], der aktuell einer der großen Aufmacher bei SPIEGEL Online ist (siehe auch Screenshot), faktisch nicht haltbar. Schon der Beginn des Vorspanns ist faktisch schlichtweg nicht abgesichert. Da heißt es allen Ernstes:

„Sie waren die Masterminds des 11. September 2001 – und danach schmiedeten Ramzi Binalshibh und Chalid Scheich Mohammed erfolgsbeschwingt und energisch neue Anschlagspläne.“

Auf wie wackeligen Füßen diese Aussage steht, schreibt SPIEGEL Online selber. So heißt es gleich links neben dem Artikel in einem Infokasten über Chalid Scheich Mohammed: „Der Mann, einst ‚Nummer drei‘ im Terrornetzwerk al-Qaida, GILT als Drahtzieher der Anschläge. ‚Ich war verantwortlich für die Planung der Operationen von A bis Z‘, SOLL ER 2007 nach Angaben des Pentagons gestanden haben“ [Hervorhebungen von SPIEGELblog).

SPIEGEL Online argumentiert weder juristisch noch journalistisch sauber
Sprich, Chalid Scheich Mohammed GILT eben nur als Drahzieher bzw. „Mastermind des 11. September 2001“, und ER SOLL eben nur seine Täterschaft gestanden haben – ein Beweis für seine Täterschaft liegt also definitiv nicht vor. Und was, bitte schön, heißt es schon, wenn uns das Pentagon etwas als Wahrheit verkaufen will? Gerade als Journalist sollte man hier ganz kritisch hinhören.

Zumal Chalid Scheich Mohammed vor dem Militärtribunal in Guantánamo so ziemlich alles gestanden hat, was die Bush-Regierung Al-Quaida seit langem vorwirft. Doch kein rechtsstaatliches Gericht der Welt würde ein solches Geständnis anerkennen. So geht nicht nur Hans-Christian Ströbele von den Grünen davon aus, dass die Aussagen von Scheich Mohammed unter Folter zustande gekommen sind. “Er hätte wohl auch gestanden, der Satan persönlich zu sein” [3], sagte Ströbele der Süddeutschen Zeitung (SPIEGELblog berichtete [4]).

Chalid Scheich Mohammed als “9/11-Drahtzieher” oder „Mastermind“ zu bezeichnen, wie es SPIEGEL Online erneut tut, ist also weder juristisch noch journalistisch sauber.

Ein erneuter Beweis dafür, dass der SPIEGEL nach wie vor weit davon entfernt ist, „links“ im Sinne von kritisch gegenüber den korrumpierten Machtcliquen zu sein.