- SPIEGELblog - http://www.spiegelblog.net -

SPIEGEL Online meldet „US-Spezialkräfte töten Osama Bin Laden“ – doch wo sind die handfesten Beweise? Wo der Ruf nach Rechtsstaatlichkeit?

Links zum Thema:

# Kristen Breitweiser, 9/11-Witwe, in der Huffington Post: „Today Is Not a Day of Celebration for Me“ [1]

Al-Jazeera: Ein Augenzeuge vor Ort sagt, er könne einfach nicht glauben, dass es Osama bin Laden war, der getötet wurde. „Und um ehrlich zu sein: Es ist nicht wahr,“ so der Augenzeuge. [2]
# The Federal Observer: „Oh Bullshit! How many times can bin Laden die???“ [3]
# US-Veteran: „Years of Deceit: US openly accepts Bin Laden long dead“ [4]
# Süddeutsche Zeitung: „Wenn Osama hier gelebt hat, war er eine Fälschung“ [5]

„US-Spezialkräfte töten Osama Bin Laden“ [6] wirft auch SPIEGEL Online seinen Lesern mit aller Wucht entgegen (siehe auch Screenshot). [6]Doch wo, bitte schön, sind die handfesten Beweise für diese steile These? Und wo bleibt dabei der Ruf nach Rechtsstaatlichkeit?

Wie alle anderen Medien, so hat auch der SPIEGEL keine bessere Quelle vorzuweisen als die US-Regierung. „US-Spezialkräfte haben Osama Bin Laden bei einer Kommandoaktion in Pakistan getötet – dies gab US-Präsident Obama in einer Rede an die Nation bekannt“, so SPIEGEL Online.

Selbst das offizielle Foto des getöteten Mannes liefert keinen Beweis dafür, dass es sich um bin Laden handelt
Klingt ja dolle, doch ein handfester Beweis ist dies noch lange nicht. Zumal uns die Politiker oft genug die Hucke volllügen – und das Feindbild Terroristen mehr als nötig haben, um ihre milliardenschwere Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten und aus den westlichen Demokratien sukzessive Überwachungsstaaten zu machen.

Auch heißt es wohlgemerkt in dem SPON-Artikel selber:

„Pakistanische Medien veröffentlichten wenig später ein Foto des toten Bin Laden. Sein Gesicht ist darauf zerstört, doch es gibt Zweifel daran, ob das Foto [7] echt ist.“**

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Da töten US-Einheiten angeblich den meistgesuchten Verbrecher dieses Planeten – und machen nicht einmal ein Foto, das diesen Mann einwandfrei erkennen lassen… Da muss man kein Superjournalist sein, um stutzig zu werden! Der SPIEGEL hingegen scheint Obamas Worten so erlegen, dass er diese Abstrusität einfach übergeht (und selbst dieses Foto im Übrigen gar nicht bringt).

Auf SPIEGEL Online dürfen Leute wie George W. Bush die Lynchjustiz unwidersprochen bejubeln
Schlimm auch, dass der SPIEGEL sich gar nicht genötigt sieht, die gezielte Tötung eines Mannes (bei dem es sich, wie gesagt, nicht erwiesenermaßen um Osama bin Laden handelt) einfach so hinzunehmen. Schlimmer noch: SPON zitiert sogar ausgiebig westliche Politiker bis hin zu Ex-US-Präsident George W. Bush, der auf dem Nachrichtenportal die Lynchjustiz als „Sieg für Amerika“ hochjubeln darf [8]. Dies ist nicht zuletzt auch deshalb bedenklich, weil es ja gar keinen rechtsstaatlichen sauberen Beweis dafür gibt, dass Osama bin Laden tatsächlich der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September ist (SPIEGELblog berichtete mehrfach zum Thema [9]).

So schrieb etwa der Guardian [10]: “Der Bericht der [US-]Regierungskommission zu 9/11 basiert auf Lügen und Betrug. Zentralen Beweisen wurde nicht nachgegangen, gravierende Ungereimtheiten blieben unbeachtet. Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um die offizielle Version der Ereignisse am 11. September 2001 anzuzweifeln. Eine wirklich unabhängige Untersuchung ist notwendig.”

Wo also bleibt der Ruf des SPIEGEL nach Rechtstaatlichkeit? Wieso haben die amerikanischen Osama-Jäger diesen Mann gezielt mit einem Kopfschuss niedergestreckt und dabei nicht einmal versucht, den Mann, von dem behauptet wird, er sei der meistgesuchte Terrorist der Welt, lebend einzufangen und vor ein ordentliches Gericht zu stellen? In dem SPON-Artikel erfährt man darüber nichts…

Selbst der Umstand, dass schnelle Seebestattungen im Islam unüblich sind, macht SPON nicht stutzig
Und damit nicht genug. Auf mopo.de [11] etwa erfahren wir, dass auch niemand mehr überprüfen kann, ob es sich bei dem Mann tatsächlich um Osama bin Laden gehandelt hat:

„Der Leichnam des Terroristen wurde von den USA bereits am Montag im Meer bestattet. Das berichtet CNN unter Berufung auf Regierungskreise. Der Umgang mit der Leiche sollte lauf einem Beamten ‚im Einklang mit islamischen Praktiken und islamischer Tradition‘ stehen. Das sei ‚etwas, dass wir sehr ernst nehmen, und deshalb wird das in einer angemessenen Weise gehandhabt.'“

Als wenn sich gerade die US-Regierung je um einen „Einklang mit islamischen Praktiken und islamischen Traditionen“ geschert hätte (siehe z.B. den Einfall in Irak und Afghanistan).

Im Übrigen schreibt etwa die Financial Times Deutschland zum Thema: „In großer Eile haben die USA den Leichnam Al-Kaida-Anführers bestattet – irgendwo im Arabischen Meer. Die Prozedur soll muslimischen Regeln entsprochen haben. Doch Seebestattungen sind im Islam unüblich.“ [12]

Wer hier immer noch nicht merkt, dass die Regierungsstellen hier unbewiesenes Gerede absondern, der würde den Behörden wohl auch glauben, wenn sie ihm erzählten, den Weihnachtsmann gebe es tatsächlich…

** Wie sich dann herausstellen sollte, zeigt das Foto gar nicht den toten bin Laden. Vielmehr ist das Bild manipuliert, kombiniert aus einer alten Aufnahme des Qaida-Chefs und der einer Leiche. Das Foto stammt aus dem Jahr 1998!! [13]