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SPIEGEL Online verknüpft Obamas „Kampf gegen die Krise“ mit Kriegsbild

Gestern hatte SPIEGEL Online die Amtseinführung von Barack Obama euphorisch gefeiert: „Die Vereinigten Staaten vibrieren wieder. Der neue Präsident hat seine Landsleute wachgeküsst.“ [1] Etwas später macht SPIEGEL Online dann auf mit der Schlagzeile „Nr. 44 zieht in den Kampf gegen die Krise“ [2]. [3]Direkt darunter wurde das Bild von drei schwer bewaffneten Soldaten positioniert, Bildunterschrift „Soldaten in Afghanistan: Jetzt fängt die Arbeit an“ (siehe Screenshot). Eine heikle Verknüpfung, nicht nur, weil vorab so euphorisch über Obama berichtet wurde – was es sehr schwierig macht, die Verknüpfung als Kritik zu interpretieren.

Kampf gegen die Krise also durch Krieg? Welche Arbeit fängt an? Soll hier etwa medial Propaganda betrieben werden, wie die Linke Zeitung [4] schreibt? Formal sind alle Interpretationen möglich – selbst die, dass die „Arbeit“ darin besteht, den Krieg in Afghanistan zu beenden. Jedoch hat Obama, Präsident Nr. 44, mehr als einmal erklärt, dass er die Truppen in Afghanistan noch aufstocken will, dass er entschlossen ist, den Sieg zu erringen.

Die smarte Nr. 44 zieht also „in den Kampf gegen die Krise“ mit Waffengewalt und Krieg. Vormittags „kämpfte“ Obama darum, der US-Wirtschaft 825 Milliarden Dollar zukommen zu lassen und nachmittags schmiedete er Kriegspläne mit seiner Generalität.

Bei aller berechtigten Freude, die mit dem Wechsel von Bush zu Obama verbunden ist – ob Obama all das wird halten können, was viele von ihm erhoffen, wird sich erst noch zeigen müssen. Zu den großen Themen zählen das Zusammenführen von Arm und Reich sowie von Ökonomie und Ökologie. Nun, an der Politik gegenüber Gentech-Konzernen wie Monsanto wird sich offenbar schon mal nichts ändern, wie SPIEGEL Online uns am Dienstag klar gemacht hat (SPIEGELblog berichtete [5]). Und es bleibt abzuwarten, ob es ihm wirklich gelingt, das Auseinanderdriften von Arm und Reich wenigstens zu stoppen.

Es ist also zu hoffen, dass insbesondere die Medien nicht zu lange im Obama-Freudentaumel verharren und zu einer kritischen Sachberichterstattung finden.

(Mit Material von der Linken Zeitung [4])