SPIEGEL relativiert kritische Studie zu Gen-Mais auf idiotische Weise – und beruft sich auch noch auf Monsanto und eine korrumpierte Behörde

  03. Februar 2010, von T. Engelbrecht

Es ist schon abstrus: Da bastelt der SPIEGEL aus jeder noch so vagen und oft schlicht haltlosen Vermutung von Krebs- oder Stammzellforschern und selbst von einem Pharmlobbyisten wie Bill Gates eine Schlagzeile mit einer Tatsachenbehauptung bzw. Jubelbotschaft -, doch wenn es um Negativnews geht zu Dingen, die elementare Interessen von Industrien betreffen, so werden diese gerne relativiert, was das Zeug hält. So geschehen auch vor kurzem auf SPIEGEL Online in dem Beitrag „Gentechnisch veränderter Mais: Forscher finden mögliche Schäden bei Ratten“ (siehe Screenshot). Man beachte hier das Adjektiv „mögliche“ – und wie der Verfasser des Beitrags, Jens Lubbadeh, dieses „mögliche“ (also seine Zweifel daran, die kritische Studie über Monsantos Gen-Mais könnte stichhaltig sein) begründet.

Was Monsanto und die korrumpierte Behörde EFSA von sich geben, wird von SPON-Autor Lubbadeh gar nicht hinterfragt
So schreibt Lubbadeh einfach mal so hin, „Monsanto hat eine Gegendarstellung zu der Studie veröffentlicht, worin der Konzern den Forschern methodische Mängel in ihrer Auswertung vorwirft“. Das war’s, basta! Das heißt: Lubbadeh sortiert diese doch nicht unerhebliche Position von Monsanto gar nicht ein. Als könne man das, was Monsanto so absondert, dem Leser unhinterfragt als solide auftischen…

Erschwerend kommt hinzu, dass er vor diesem Satz folgendes ausführt: „Die Forscher[, die die Rohdaten aus Fütterungsversuchen an Ratten, die Monsanto selbst in Auftrag gegeben hatte, untersuchten,] fanden Veränderungen in den Organen der Ratten, vor allem in den Nieren und der Leber. Dennoch wollen sie nicht von einem Beweis für Toxizität sprechen, sondern nur von Hinweisen. Séralini und seine Kollegen bemängeln, dass der Fütterungsversuch nicht lange genug dauerte, um Toxizität nachzuweisen oder möglicherweise krebserregende Eigenschaften der Maissorten. Zudem seien die Versuche nur einmal und an einer einzigen Säugetier-Art durchgeführt worden.“

Erschwerend kommt dies deshalb hinzu, weil Lubbadeh diese Sätze lediglich zum Anlass nimmt, seine Grundthese, die Ergebnisse der kritischen Studie an Monsantos Gen-Mais müssten angezweifelt werden, zu stützen. Statt dessen jedoch hätte jeder klar denkende Mensch geschlussfolgert: OK, hier gibt es eine Studie, die vielleicht keine endgültigen Beweise, aber ganz sicher deutliche Hinweise dafür liefert, dass dieser Gen-Mais leber- und nierenschädigend ist. Das heißt, wir brauchen nun weitere, noch aussagekräftigere Studien zum Thema – und bis die Sache endgültig geklärt ist, muss der Gen-Mais natürlich verboten bleiben.

Doch in diese Richtung denkt und schreibt Lubbadeh offenbar überhaupt nicht -, was gerade für einen Journalisten blamabel ist.

Dazu passt, dass Lubbadeh schließlich noch die Auffassung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hervorhebt. So heißt es in einer Zwischenüberschrift: „EFSA bewertet Genmais als unbedenklich“. Das ist eine klare Botschaft, die deutlich macht, wohin uns Lubbadeh gedanklich schicken will. Doch Lubbadeh übersieht, dass man besonders auch von der EFSA nicht alles so einfach übernehmen kann, was sie so absondert. Denn die EFSA ist weit davon entfernt, ein Hort der wissenschaftlichen Unabhängigkeit zu sein. Tatsächlich wird die EFSA – genau wie andere Behördenbis hin zur WHO – von Industrieinteressen und gerade auch von Gentech-Konzernen wie Monsanto massiv beeinflusst.

Weiterer Link zum Thema:

# Studie zeigt: Gen-Pflanzen brauchen – entgegen den Versprechungen der Gentech-Konzerne – MEHR Pestizide.

 

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