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Ikea macht 2,5 Milliarden Euro Gewinn – und der SPIEGEL jubelt nur mit

Dass die große Mehrheit finanziell auf der Stelle tritt, während Konzerne Milliardengewinne scheffeln, [1]ist bedauerlicherweise mittlerweile der Normalfall. Ist die Politik doch letztlich nur noch der verlängerte Arm dieser Großunternehmen, wie auch Ex-Greenpeace-Chef Thilo Bode gestern Abend in der BR-Sendung [2]Capriccio [2] sagte. Um so tragischer, dass selbst Medien wie der SPIEGEL, die sich allen Ernstes selber als „Sturmgeschütz der Demokratie“ betiteln, oft genug nichts anderes tun als als Sprachrohr dieser Großkonzerne zu agieren.

SPIEGEL Online vergisst aufzuzeigen, auf wie üble Weise der Billigheimer offenbar zu seinem  Milliardengewinn kommt
So geschehen auch heute auf SPIEGEL Online, das mit seinem Kurzartikel „2,5 Milliarden Euro Gewinn: Billy, Pax und Köttbullar machen Ikea froh“ [1] eine reine Jubelmeldung an sein Millionenpublikum weiterreichte (siehe auch Screenshot). Dies Meldung wurde wohlgemerkt von dem SPON-Redakteur Sven Böll auf Basis von zwei Agenturmeldungen verfasst. Da fragt man sich: Was hat dieser Redakteur eigentlich an journalistischer Arbeit – die primär darin bestehen sollte, Informationen kritisch einzusortieren – geleistet?

Zunächst hätte sich Böll schlicht fragen müssen: Ist das alles, was mir Ikea da auftischt? Und die Antwort hätte lauten müssen: nein! So hat Ikea seine ganze Konzernstruktur bewusst extrem verschachtelt – mit dem Ergebnis, dass der Billigheimer am Ende nur noch wenig Steuern zahlen muss.

Auf diese Weise ist es natürlich besonders leicht, Megaprofite einzufahren. Dies ist ein Skandal sondergleichen, denn während die Politik bei den „Normalsterblichen“ alles rausholt, um die Löcher im Haushaltssäckel zu stopfen, lässt man Großkonzerne wie Ikea einfach gewähren.

ver.di-Experte Dierk Hirschel: Ikea betreibt „organisierte Steuerflucht“
Wie übel Ikea vorgeht, hat z.B. die ZDF-Sendung Frontal21 [3] kürzlich berichtet. Demnach machte die nicht etwa im Mutterland Schweden, sondern in den Niederlanden ansässige IKEA-Muttergesellschaft, die Ingka Holding, allein im Jahr 2008 einen Gewinn von 2,28 Mrd. €. Der von Firmengründer Ingvar Kamprad kontrollierte Möbelkonzern hat auf diesen Milliarden-Gewinn aber lediglich 19,3 Prozent Steuern bezahlt. Hier würden massiv Steuerschlupflöcher genutzt, so der ver.di-Experte Dierk Hirschel. „Wenn ordnungsgemäß versteuert würde, müssten zwischen 30 und 35 Prozent gezahlt werden. so der Wirtschaftexperte, der Ikea vorwirft, „organisierte Steuerflucht“ zu betreiben.

Ex-Ikea-Manager Johan Stenbo: Ikea hält seinen Betrieb auch mit Kinderarbeit, Steuerflucht, Tierquälerei und Umweltschweinereien am Laufen
Interessant auch, was etwa die Sendung BR-alpha [4] unter Berufung auf Aussagen des ehemaligen Ikea-Managers Johan Stenbo vor kurzem zu berichten hatte. Demnach wird „die gut geölte Ikea-Maschine auch mit Kinderarbeit, Steuerflucht, Tierquälerei und Umweltschweinereien am Laufen gehalten“.

Zu den Umweltschweinereien zählt etwa, wie sich der Konzern sein Billigholz für seine Möbel beschafft. Laut Stenbo greift Ikea zum erheblichen Teil auf Holz zurück, das illegal geschlagen ist und dabei auch aus Urwäldern (v.a. Asiens) stammt. Vieles spricht dafür, dass dies stimmt. Denn selbst der Hinweis von Ikea, sein Holz sei ja zertifiziert, führt ins Leere.

Denn selbst wenn das stimmen würde, so würde dies praktisch nichts bedeuten. Denn Studien haben nachgewiesen, dass diese Zertifikate oft genug das Papier nicht wert sind, auf dem sie abgedruckt sind. Dies gilt v.a. für Holz aus Entwicklungsländern, wo die grassierende Korruption alles möglich macht.

Wohlemerkt ist selbst so ein angesehenes Zertifikat wie das FSC-Siegel mit größter Vorsicht zu genießen, wie nicht nur die Organisation Retten den Regenwald mehrfach aufgezeigt hat [5].