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SPIEGEL-Titel „Die digitale Unterwelt“: statistische Verbiegungen und gewisse unfreiwillige Komik

SPIEGEL-Titel 27/2011 [1]
SPIEGEL-Titel 27/2011

Die Seite Volkersworld: Gedanken Verruecktes oder beides hat einen interessanten Artikel zum aktuellen SPIEGEL-Titel „Die digitale Unterwelt“ (siehe Screenshot) gebracht. Headline des Volkersworld-Beitrags: „Wie man aus einer Mücke einen Elefanten macht“ [2]. Darin heißt es gleich zu Beginn:

„Preisfrage: Woran merkt man, dass eine Redaktion keine Idee für sinnvolle Themen hat? Antwort: Sie macht aus einer Mücke einen Elefanten.“

Begründet wird dies folgendermaßen:

„Im Heft war dabei eine toll aussehende Grafik, die anscheinend die Bedrohung durch das Internet zeigen sollte. Darin war zu lesen, dass ‚Cybercrime‘ von 2009 nach 2010 um sage und schreibe 19% zugenommen hat und mit der Tatwaffe Internet im Jahr 2010 knapp 247.000 Straftaten verübt worden seien…

Der Anstieg der Fälle von ‚Cybercrime’… von +19% betrifft in absoluten Zahlen eine Zunahme der Fälle von 50.254 in im Jahr 2009 auf 59.839 Fälle in im Jahr 2010. Das ist ein Plus von 9.585 oder, wie gesagt 19%. Wenn ich nun eine Grafik mit den prozentualen Veränderungen baue, sieht das natürlich verdammt dramatisch aus. Wenn ich mir aber die absoluten Zahlen anschaue, so steht diesen Fällen eine Gesamtzahl von 5,933 Mio. angezeigten Delikten in im Jahr 2010 gegenüber. Wir sprechen hier also von 1% aller Kriminalitätsfälle im Jahr 2010.

Als zweite Zahl im Artikel tauchen, wie oben geschrieben, ~247.000 Fälle auf, die mit dem ‚Tatmittel Internet‘ begangen worden sind. Diese sind in der gleichen Grafik so angeordnet, dass man meinen könnte, die 19% Zuwachs beziehen sich auf diese 247.000… [Tatsächlich jedoch] ist die Aussage der Statistik.., dass in den 15 Bundesländern, die in 2009 und 2010 berichtet haben, die Fälle von Straftaten mit dem ‚Tatmittel Internet‘ (tolle Wortwahl) um 8,1% zugenommen hat. Auf die Gesamtzahl der Fälle sind dies für 2010 also 4,2% aller Straftaten.

Neben diesen statistischen Verbiegungen, besitzt der Artikel inhaltlich eine gewisse unfreiwillige Komik. Da wird mal wieder lustig alles und jeder als Hacker bezeichnet, bloß weil er etwas Code zusammen klicken kann. Kein Wort wird darüber verloren, dass die geschilderten Fälle (Betrug, Geldwäsche, Bot-Netze), zu einem großen Teil der Fahrlässigkeit, Gier oder Unwissenheit (zu einem geringen Teil auch Dummheit) der Nutzer geschuldet sind…“

Lesen Sie hier [2] den kompletten Beitrag auf Volkersworl.