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Telepolis: Der SPIEGEL hält in seiner Titelstory „Wie Nichtwähler die Demokratie verspielen“ eine fiktive Hörspielfigur für real

(Mit Dank an Ludo K. und Miranda H.)

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Der SPIEGEL, 38/2013; Titelbild: der SPIEGEL

Wie Telepolis in seiner Story „Verschimmelte Kekse“ [2] berichtet, zitiert Der SPIEGEL in seiner aktuellen Titelstory über Nichtwähler (siehe Screenshot links) die Nichtwähler-Aktivistin „Sonja Schmidt-Peters“, die sich verächtlich über politische Parteien äußert. Wählen sei „so etwas wie heilig“, wer sich verweigere, gelte als „schlechter Mensch“. Parteien seien wie „verschimmeltes Brot oder verschimmelte Kekse“. Der SPIEGEL bewertet Schmidt-Peters, die er neben den unvermeidlichen Parteienkritikern Arnulf Baring, David Precht und Gertrud Höhler zitiert, als „arrogant“.

Tatsächlich, so Telepolis, sei „Schmidt-Peters“ aber nicht einmal das. Die „Nichtwähler-Aktivistin“, vor deren Hybris Der SPIEGEL warne, sei in Wirklichkeit eine Inszenierung des Polit-Satirikers Hartmut Lühr, Mitinitiator des vom SPIEGEL ebenfalls im Artikel genannten Projekts „Wahlabsage“ [3]. „Pädagogin Sonja Schmidt-Peters“ sei die fiktive Protagonistin der von „moderne21“ [4] veröffentlichten Politsatire „Staatsnah geht die Moderne stiften“ [5], die zwei Wochen zuvor in der Tucholsky-Buchhandlung in Berlin-Mitte als Hörspiel Premiere hatte.

Lesen sie hier [2] den ganzen Beitrag von Telepolis.

Der SPIEGEL macht sich erneut zum Handlanger des Polit-Establishments
Im Übrigen verklärt der SPIEGEL mit seinem aktuellen Cover-Bild, auf dem gegen Nicht-Wähler ätzt, erneut – wie bei seiner vorherigen Titelgeschichte über Angela Merkel (siehe SPIEGELblog-Beitrag [6]) – die Realität und macht sich so im Grunde erneut zum Handlanger des Polit-Establishments. In Wahrheit machen nämlich nicht, wie der SPIEGEL behauptet, die Nichtwähler die Demokratie kaputt, sondern die Lenker der Großindustrien, die die Politiker zu Marionetten degradieren – was es wiederum den Gedanken durchaus berechtigt erscheinen lässt, Wählengehen bringt sowieso nichts. Dank Medien wie dem SPIEGEL ist das der breiten Masse aber noch nicht wirklich klar. Hackt der SPIEGEL doch lieber auf den Nichtwählern herum, anstatt eben seinem Millionenpublikum konsequent zu erzählen, wie durchkorrumpiert das deutsche Politsystem ist und wie wenig sich Merkel&Co um das Gemeinwohl kümmern und wie sehr um die Belange der Großkonzerne.