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„Terrorfürst, ganz privat“: SPIEGEL Online veröffentlicht Videos, auf denen bin Laden zu sehen sein soll – und erntet dafür Hohn und Spott

„US government lies about bin Laden: can you handle the documented truth?“
Carl Herman, Examiner.com, 7. Mai 2011 [1]

„Der Mann im Video ist nicht Osama bin Laden, es ist mein Nachbar, ich kenne ihn sehr gut.“
Einwohner von Abbottabad gegenüber der BBC-Reporterin Orla Guerin [2]

Es gibt keine Beweise dafür, dass Osama bin Laden mit den Anschlägen vom 11. September 2001 etwas zu tun hatte.
Marcus Jauer, FAZ.net, 10. Mai 2011

Immer mehr Ungereimtheiten und Fragen tauchen auf. Im fernen Europa oder Amerika mag man die US-Version von der Jagd auf Bin Laden und dem heldenhaften Zugriff schlucken. Doch in Südasien glaubt sie so gut wie niemand.“
Christine Möllhoff, FR, 13. Mai 2011 [3]

„Der US-Geheimdienst hat Videos von Osama Bin Ladens Leben in Pakistan veröffentlicht“, lesen wir am Wochenende auf SPIEGEL Online. Titel des Beitrags: „Terrorfürst, ganz privat“ [4] (siehe auch Screenshot). [4]Dies wird als weiterer Beweis dafür präsentiert, dass es sich bei dem Getöteten tatsächlich um Osama bin Laden gehandelt haben soll. Doch harte Beweise liefern auch diese Videos nicht.

„Die gezeigte Person kann irgendwer sein“, wie etwa Schall und Rauch korrekterweise schreibt [5]. „Denn man sieht sie nicht von vorne. Dann sind die Videos ohne Ton. Dadurch kann man die Stimme nicht überprüfen.“

Harte Beweise? Interessiert SPIEGEL Online offenbar nicht!
Dass sich die Massenmedien daran nicht stoßen, spricht Bände über die Qualität des heutigen Journalismus. Denn egal, wer dieser Mann tatsächlich ist: Die Medien müssen nach harten Belegen fragen, bevor sie etwas als Tatsache hinausposaunen.

Massenmedien wie der SPIEGEL machen also schlichtweg ihren Job nicht und agieren praktisch nur als Sprachrohr der US-Regierung. Vor diesem Hintergrund ist es schon bemerkenswert, dass sich die Konsumenten dieser Medien offenbar nicht so einfach für dumm verkaufen lassen. Im Forum zum besagten SPON-Artikel „Terrorfürst, ganz privat“ etwa wimmelt es nur so von abfälligen Kommentaren:

Kommentarschreiber „TKKG“ etwa meint [6]:

Ich glaub ich bin im falschen Film
Für wie dumm wollen die uns eigentlich verkaufen? Die wollen mir doch nicht im ernst weismachen das Bin Laden dort sitzt und Fernseh schaut. Echt lächerlich fehlt nur noch das er anfängt zu singen. Ja ne is klar.

„Meist Besuchteseite“ wiederum ist der Auffassung [7]:

Immer grotesker
Die ganze Inszenierung wird immmer abwegiger und verstiegener: Ein Video eines älteren Mannes von hinten (!), der im Fernsehen eine Sendung sieht, in der gelegentlich Bin Laden eingeblendet wird: Das soll irgendeine Art von Nachrichtenwert haben?

Ist das jetzt der Ersatz für die nicht vorhandenen Beweise, dass Bin Laden am letzten Montag in Pakistan erschossen wurde? Und was das Video jetzt alles beweisen solle, ich komme aus dem ungläubigen Staunen nicht mehr heraus.

Die Ammenmärchen von Colin Powell 2003 vor der UNO (http://www.spiegel.de/politik/auslan…373779,00.html) waren ja noch glaubwürdig vorgetragen worden, aber das hier ist einfach nur noch Verarsche. Man lacht uns alle einfach ganz offen aus, die haben gar keinen Respekt mehr und geben sich entsprechend auch keine Mühe beim Lügen mehr.

Und wieso verbreitet der Spiegel dieses, und wieso wird Bin Laden „terrorfürst“ genannt, was soll das alles, ist sich hier keiner mehr zu Schade?

Kurz darauf schreibt „zwischendominante“ [8]:

Bin-Laden-Berichterstattung schlimmer als in der DDR
Zunehmend halte ich die ganze Bin-Laden-Story der letzten Tage für eine atemberaubende Verhöhnung eines mündigen Bürgertums der zivilisierten Welt, das das Erbe der Aufklärung für sich beansprucht. Eine billige Show solchen Ausmaßes hätte sich nicht mal die sozialistische Presse der DDR erlaubt, und was die für einen Ruf hatte, weiß wohl jeder …