ver.di: SPIEGEL behandelt Angestellte seiner Tochterfirma Quality Service GmbH wie „Schmuddelkinder“

  17. September 2010, von T. Engelbrecht

Dass der SPIEGEL-Verlag offenbar eher unsanft mit den Mitarbeitern der Quality Service GmbH (QS) umspringt, hat SPIEGELblog bereits vor ziemlich genau einem Jahr zum Thema gemacht. QS ist ein Call-Center, das als hundertprozentige Tochter des SPIEGEL -Verlages Vertriebsaufgaben für den SPIEGEL übernimmt und zusätzlich für andere renommierte Unternehmen tätig ist.

Nun hat auch die Gewerkschaft ver.di festgestellt, dass die Mitarbeiter des Call-Centers QS zwar ihre „Kunden aus den Zielgruppen von SPIEGEL und ähnlichen Medienunternehmen auf höchstem Niveau bedienen“ – doch was Gehälter und Arbeitsbedingungen betrifft, so ver.di, seien sie „Schmuddelkinder einer Edelbranche“ (siehe auch Screenshot).

Den vollständigen Text von ver.di können Sie hier lesen.

PS: Durch das Verhalten des SPIEGEL-Verlages gegenüber den Mitabeitern seiner Tochter QS bekommen SPIEGEL-Artikel über die Schlechbehandlung oder gar Ausbeutung von Arbeitnehmern bei anderen Unternehmen gleich eine komische Note. Vor kurzem etwa konnte man z.B. auf SPIEGEL Online lesen, dass die Menschenrechtsorganisation Oxfam den Handelsriesen Metro beschuldigt, in Indien massiv gegen Arbeitsrechte zu verstoßen. Ganz so rabiat wie Metro in Indien vorgegangen sein soll hat sich der SPIEGEL-Verlag gegenüber den QS-Mitarbeitern zwar nicht verhalten. Doch sollte man – gerade als „selbsternanntes Sturmgeschütz der Demokratie“ – nicht erst einmal vor seiner eigenen Haustür alles blitzeblank sauber halten, bevor man den Schmutz bei anderen anprangert?

 

2 Kommentare zu “ver.di: SPIEGEL behandelt Angestellte seiner Tochterfirma Quality Service GmbH wie „Schmuddelkinder“”

  1. Egon Krenz sagt:

    QS bedeutet:
    – ein Stundenlohn von 8,80 Euro
    – befristete Arbeitsverträge, die halbjährlich verlängert werden
    – Verfügbarkeiten zwischen 8 – 19 Uhr, ohne Wahlmöglichkeit
    – Arbeitsverträge mit Wochenarbeitszeit 20-40 Std., je nach Planungsbedarf
    – KEIN kostenloses Wasser, trotz stundenlangem Telefonierens
    – sechs Stunden telefonieren, ohne Pause
    – KEINE Bildschirmarbeitspause
    – permanente Überwachung durch sog. Coaches, die Kollegen be- und verurteilen
    – massiver Verkaufsdruck für neues Abos, bei einer Erfolgsquote von 4 %
    – ein Arbeitsklima der Angst und Verunsicherung
    – hoher Lärmpegel in Großraumbüros
    – Chefs, die Kritik als persönliche Beleidigung auffassen

    Unterm Strich rentiert sich diese Call-Center Praxis für den Spiegel, auch wenn die Mitarbeiter dabei auf der Strecke bleiben.

  2. Lea sagt:

    Unglaublich und wiklich sehr schwer vorstellbar. Man meint, dass gerade bei so großen Unternehmen das Wohlergehen der Mitarbeiter mit an erster Stelle steht…

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