Wehrpflicht/Afghanistan: Wie der SPIEGEL die kritischen Positionen der Partei Die Linke einfach ausblendet

  29. Juli 2009, von T. Engelbrecht

Das Weglassen von einem unliebsamen Informationen ist ein zentrales Vehikel der Desinformation – und auch der SPIEGEL bedient sich dieser Methode immer wieder. So auch geschehen in der aktuellen Printausgabe in dem fünfseitigen Beitrag „Bundeswehr: Merkels Märchen“ (S. 20 bis 24, siehe Ausriss; Artikel online noch nicht verfügbar). Darin geht es um die aktuell aufgeflammte Diskussion darüber, ob die Bundeswehr noch zeitgemäß ist. Das Problem an dem Beitrag: Die Positionen der Partei Die Linke bleiben im Gegensatz zu denen der anderen Bundestagsfraktionen (SPD, CDU, Grüne, FDP) komplett unerwähnt – und das auch noch, obwohl die drei Verfassser des SPIEGEL-Artikels auf Seite 23 explizit „alle deutschen Parteien” ansprechen.

Besondere journalistische Fehlleistung
Auf diese Desinformationspolitik des Nachrichtenmagazins macht auch die Linke Wählerinititative in ihrem Beitrag „Die Linke bleibt beim Thema Wehrpflicht als einzige Partei im Bundestag unerwähnt“ aufmerksam. Darin heißt es zu recht: „Die Linke existiert demnach gar nicht. Das ist in dieser Frage eine besondere journalistische Fehlleistung, weil sich Die Linke als einzige Partei im Deutschen Bundestag gegen den Afghanistan-Krieg ausspricht, mit dem die Frage der Wehrpflicht auch im SPIEGEL[-Beitrag] direkt verbunden wird“. So baute der SPIEGEL in seinen Artikel sogar einen Infokasten ein, der über nicht weniger als eineinhalb Seiten geht und in dem explizit der Bundeswehreinsatz in Afghanistan thematisiert wird.

Dieser SPIEGEL-Beitrag ist also ein weiteres Dokument dafür, wie das Nachrichtenmagazin in seiner tendenziösen Berichterstattung gegen alles, was nach einschneidender Kritik am Status Quo riecht, zweigleisig fährt: Entweder berichtet das Blatt gar nicht über derlei Positionen oder sie werden diffamiert. SPIEGELblog hat diese heikle Thematik bereits mehrfach aufgegriffen, unter anderem in folgenden Beiträgen:

# „Der SPIEGEL: merkelsche Afghanistanpropagande ohne Ende“

# „Afghanistan: Der SPIEGEL als verlängerter PR-Arm des US-Militär“

# „Absurdistan lässt grüßen: Wie ein SPIEGEL-Redakteur unter seiner nicht artikulierten Abneigung gegen Kohl-Witze litt und so ‚aus Versehen‘ konservativ wurde“

# „Die Diffamierer von der Elbe – wie der SPIEGEL das Weltsozialforum faktenarm heruntermacht“

 

12 Kommentare zu “Wehrpflicht/Afghanistan: Wie der SPIEGEL die kritischen Positionen der Partei Die Linke einfach ausblendet”

  1. George sagt:

    Naja sehen wir das realistisch.
    Die Linke hat im Moment zu allem eine Gegenmeinung.
    Sie ist DIE OPPOSITIONSMASCHINE. Viel Geschwätz, kein Einfluss.
    Niemand nimmt sie wirklich ernst aus diesen GRünden.
    Sie aht auch noch nie irgendwo klar machen können wie sie ihre „Gegenüberzeugungen“ realistisch in diesem Weltwirtschaftssystem durchführen wollen oder wie sie es finanzieren wollen etc.
    Dafür gibt es genug schlechtes was gegen sie spicht. Immer wieder in den Medien durch Parteiinterne Probleme, Stasivorwürfe, kleine Peinlichkeiten.

    Machen wir uns nichts vor.
    Die Linke bleibt irrelevant.
    So hat es der Spiegel auch aufgefasst und ich kann es ihnen nicht verübeln.

  2. Journalismus sollte nicht Parteipolitik sein sagt:

    @ George

    Sie verwechseln Parteipolitik bzw. Ihre Überzeugungen mit Journalismus. Im Journalismus sollte man sich die Fakten genau anschauen – jenseits von Parteischarmützeln. Der Spiegel jedoch macht sich, was Afhanistan angeht, zum Sprachrohr der Regierungspropaganda und von so Dummschwätzern wie Guido Westerwelle. Der bekommt sogar fast eine ganze Seite Interview vom Spiegel bereit gestellt, in dem er – unwidersprochen!!! – kolportieren darf, die Bundeswehr verteidige in Afghanistan die Sicherheit Deutschlands – was zu den größten politischen Lügenmärchen unserer Zeit gehört. Für eine FDP-Parteizeitung wäre ein solches Interview vielleicht noch OK, für ein Nachrichtenmagazin einfach nur peinlich.

    Davon abgesehen sind etablierte Parteien wie CDU/CSU und FDP als Einheimser ehemaliger Blockparteien und Integrierer von zahlreichen Altnazis mindestens genau wie die Linke von, wie Sie schreiben, “parteiinternen Problemen und Stasivorwürfen” und sogar von allerlei GROSSEN Peinlichkeiten betroffen (was natürlich auch für SPD und Grüne zutrifft. Von daher ist dies überhaupt kein Grund, die Linke in einem Artikel auszublenden.

  3. Fundstücke – 29.07.2009 | Alles Schall und Rauch sagt:

    […] Wie der SPIEGEL die kritischen Positionen der Partei “Die Linke” einfach ausblendet: Das Weglassen von einem unliebsamen Informationen ist ein zentrales Vehikel der Desinformation – und auch der SPIEGEL bedient sich dieser Methode immer wieder. So auch geschehen in der aktuellen Printausgabe in dem fünfseitigen Beitrag “Bundeswehr: Merkels Märchen” (S. 20 bis 24, siehe Ausriss; Artikel online noch nicht verfügbar). Darin geht es um die aktuell aufgeflammte Diskussion darüber, ob die Bundeswehr noch zeitgemäß ist. Das Problem an dem Beitrag: Die Positionen der Partei Die Linke bleiben im Gegensatz zu denen der anderen Bundestagsfraktionen (SPD, CDU, Grüne, FDP) komplett unerwähnt – und das auch noch, obwohl die drei Verfassser des SPIEGEL-Artikels auf Seite 23 explizit “alle deutschen Parteien” ansprechen. (weiterlesen) […]

  4. Potpourri vom Krieg der USA gegen die freie Welt » mein-parteibuch.com sagt:

    […] jetzt, wo das deutsche CIA-Hausblättchen Der Spiegel vor den Wahlen mal wieder kräftig Propaganda macht gegen die einzige im Bundestag vertretene Patei, die den US-Imperialismus ablehnt, muss die USA da […]

  5. George sagt:

    und von so Dummschwätzern wie Guido Westerwelle. Der bekommt sogar fast eine ganze Seite Interview vom Spiegel bereit gestellt, in dem er – unwidersprochen!!! – kolportieren darf…
    —–

    Ich fing ja mein Posting damit an, daß wir realistisch bleiben sollten.
    Mal ehrlich, warum sollte bei dieser Wahl plötzlich etwas anders sein?
    Wir sind hier in Deutschland und es ist klar in welchen Realitäten man sich bewegen muss um von den Medien bzw. der Masse auch nur angehört zu werden.
    Hätte der Spiegel den Linken Utopisten eine Plattform wie dem bereits bekannten Heuchler Westerwelle geliefert wäre ihr Ruf dahin.
    Die Bundeswehr ist da noch ein relativ kleines Problem. Die Linke vertritt diverse Ansichten die entweder mit rechtsstaatlichen Methoden nicht realisierbar sind (hauptsächlich alles was mit der Wirtschaft zutun hat) oder bei denen die Art der Durchführung einfach durch die Linke nicht beschrieben wurden.
    Ich erinnere mich gut an eine Strassendiskussion mit Vertretern der Linken: unsere Diskussion endete immer mit 2 unbeantworteten Fragen.
    1) Wie wollen Sie das bezahlen?
    2) Ist das nicht illegal?

    Ich will es mal etwas deutlicher ausdrücken:
    Es unterhält sich auch keiner mit der APPD. Warum wird das nicht angeprangert?
    Natürlich wird das nicht angeprangert weil die APPD nicht ernst genommen wird (klar sie darf diese mal nicht mal gewählt werden. Das war aber die Jahre zuvor nicht der Fall soweit ich mich erinnern kann).
    Ich will jetzt auch nicht die Linke mit der APPD auf das gleiche Niveau bringen. Aber sie sind schon irgendwo im Bereich der politischen Utopien.
    Sie verkaufen sich so und sie scheinen auch so zu sein (siehe meine Kritik oben).

    Die „Metakritik“ am Spiegel ist ebenfalls an dieser Stelle unrealistisch.
    Sie werden den Spiegel bzw SPON wohl auch nicht seit gestern verfolgen.
    Es ist einfach kein Portal für die Linke.
    Die TAZ wird sicher irgendwas dazu liefern. Die wird aber auch von den Leuten gelesen die eher an Utopien glauben.

    Zeigen Sie mir ein Medium welches in einem kapitalistischen System unabhängigen Journalismus liefert.
    So etwas ist ein Widerspruch in sich.

    Am Ende eine Frage: denken Sie wirklich die Spiegel Leser würden in irgend einer Weise bekehrt werden wenn die Linke erwähnt worden wäre?

  6. Journalismus sollte nicht Parteipolitik sein sagt:

    @ George

    Danke für Ihre Antwort. Schön zu hören, dass wir uns in unserer Einschätzung zum Spiegel und vieler anderer Medien schon mal einig sind: Da wird offenbar oft genug nicht an den Fakten entlang berichtet, sondern sich daran orientiert, was die Masse hören darf, ohne dass sie so sauer wird, dass das Abo gekündigt wird oder weggezappt wird.

    Zu Ihren Fragen:

    1) Wie wollen Sie das bezahlen?
    Ganz einfach: Die Steuergeldverschwendung massiv eindampfen. Wer das wirklich machen würde, würde sich als Partei wohl vor Wählern nicht mehr retten können. Das zentrale Problem dabei ist, dass die Politstrukturen viel zu intransparent sind. Dies könnte man aber ohne weiteres ändern (siehe z.B. Vorschläge von Transparency International). Dies geschieht aber nicht deswegen nicht, weil dies zu utopisch wäre, sondern weil die Politik letztlich tragischerweise eine Marionette der Großkonzerne ist (Banken, Agrar, Pharma, Auto, Bahn, Mobilfunk, Energie, Militär). Mit der Folge, dass selbst eine rot-grüne Bundesregierung den Energiekonzernen in D den Markt praktisch schenkt, dass den Banken die Staatsmillarden hinterhergeschmissen werden oder auch die Agrarkonzerne seit Jahrzehnten 90 Prozent der gigantischen EU-Subventionen erhalten.

    2) Ist das nicht illegal?
    Das System transparenter zu machen und damit wirkliche Demokratie zu ermöglichen, ist wahrlich nicht illegal – im Gegenteil, es würde Korruption massiv entgegenwirken und damit LEGALES politischen Handeln erst wirklich ermöglichen. Genau so verhält es sich mit der sich daraus ergebenden Möglichkeit, Steuergeldverschwendung massiv einzudämpfen und somit eine gesellschaftliche Umverteilung der Ressourcen zu ermöglichen.

    3) Wo ist das Medium, das in einem kapitalistischen System unabhängigen Journalismus liefert? Wäre das nicht ein Widerspruch in sich?
    Zunächst würde ich da zurückfragen: Was genau heißt hier „Kapitalismus“? Auch ein kapitalistisches System kann so strukturiert werden, dass es unabhängige Medien ermöglicht. Und selbst in unserer Form des Kapitalismus, die einem quantitativen Wachstum frönt und daher wahrlich nicht auf die Errichtung gerechter Strukturen ausgerichtet ist, gibt es ja noch unabhängige Medien. Ich denke da nur an „Titanic“ oder „Hintergrund“.
    Wir müssten von diesem blinden Wachstumsfetischismus weg. Und bemerkenswerter Weise hat genau dies Kurt Biedenkopf in der aktuellen Printausgabe des Spiegel gesagt. „Der ‚Fetisch Wachstum‘ hat die Schuldenspirale in Gang gesetzt. Eine radikale Wende ist nötig“, so Biedenkopf.
    Sie sehen, selbst ein Magazin wie der Spiegel kann Inhalte veröffentlichen, die an den heiligsten Glaubenssätzen unserer Gesellschaft rütteln, ohne seine Leser zu gefährden.

    Wenn viel mehr Menschen Utopien nicht als unrealistische Träume begreifen würden, sondern als dringende Notwendigkeit, um den Wahnsinn der Realität endlich ein Ende zu setzen, so wären wir schon viel, viel weiter.

    „Meine Utopie. — In einer besseren Ordnung der Gesellschaft wird die schwere Arbeit und Not des Lebens Dem zuzumessen sein, welcher am wenigsten durch sie leidet, also dem Stumpfesten, und so schrittweise aufwärts bis zu Dem, welcher für die höchsten sublimiertesten Gattungen des Leidens am empfindlichsten ist und deshalb selbst noch bei der größten Erleichterung des Lebens leidet.“
    Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches, §462

  7. George sagt:

    Zu 1)
    <>
    —-

    Ich denke hier haben sie vollkommen recht. Ich würde zwar von einer Wechselwirkung sprechen aber das ist an der Stelle nicht wichtig.
    Aber ist es an einer Stelle an der das System dermaßen korrupt ist sind wir nicht schon mitten drin in der Utopie?

    Sie haben an dieser Stelle keine konkrete Lösung vorgebracht womit ich zu 2) „illegal“ komme.
    Ich meinte nicht, daß Transparenz illegal sei.
    Wir haben ja bereits oben festgestellt, daß Transparenz auf Grund der Verknüpfungen zwischen Politik und Wirtschaft unerreichbar ist.

    Was ich mit illegal meine sind die unausgesprochenen Konsequenzen die sich aus Ihrer Aussage unter 1) ergeben und zwar eine Verstaatlichung diverser Banken und der Grundversorgungsindustrie. Erzwungene Umstrukturierungen in der freien Marktwirtschaft und ähnliches.
    Das ist es jedenfalls was ich als Lösung für das Obige Problem aus den Linken quetschen konnte.

    Zu 3)

    <>

    Ein Kapitalistisches System soll konstruiert werden? Widerspricht das nicht der Idee? Wie konstruiert man ein System? Es ist ja nicht so als ob in den letzten Jahrzehnten nicht versucht worden wäre den Selbstläufer „Kapitalismus“ zu bändigen der zu regulieren. Daraus einen „neuen Kapitalismus“(?) zu konstruieren ist in meinen Augen ebenfalls eine Utopie.
    Es ist ja nicht so als ob sich irgendwas grundlegendes geändert hätte an diesem „kapitalistishen System“ es mutiert mit den Richtlinien der betroffenen Staaten und Föderationen. Die Ziele und Methoden bleiben im Grunde die gleichen. Optimierte Gewinnmaximierung.
    So funktionieren dann auch Massenmedien wie der Spiegel.

    „Titanic“ oder „Hintergrund“ sind Utopien. Sie sind nicht wirklich relevant. Sie prägen keine Meinungen. Sie unterstützen sie höchstens. Die Menschen die diese Zeitungen lesen sind bereits in die entsprechende Richtung vorbelastet. Es ist so zu sagen ein „Vereinsblatt“.

    <>

    Lesen Sie doch nochmal die Aussage Biedenkopfs. Was sagt sie den KONKRET aus? Eigentlich nichts.
    Das muss dem Herrn klar sein denn er ist ja auf Grund diverser illegaler Machenschaften aus der Politik ausgestiegen.
    Also wird es niemandem der sich auskennt aufstoßen. Höchstens ein wissendes Lächeln auf die Backen zaubern.
    Die Masse freut sich weil er in Deutschland schon als Revoluzzer durchkommt und die Verkaufszahlen steigen auf beiden Seiten.
    Das freut den Verlag. Ziel erfüllt.

    Es ist das gleiche wie mit der BILD. Sie kommt auch mal ab und zu aufstachelnd daher. Wirft mit schon sozialistischen Ideen um sich.
    Was bringt es? Nichts. Ein nettes Schwätzchen zwischen den „eingeweihten“ Lesern. Was zum rummotzen in der Pause so zu sagen. Das haben wir gern.
    …und natürlich ebenfalls steigende Verkaufszahlen.
    Wir mögen doch diese Parolen und inhaltfreies Geschwätz a la Biedenkopf.

    Hier schließt sich auch der Kreis und wir sind wieder bei den Linken.
    So sind sie doch berühmt geworden. Durch die 2 Prominentesten Schlagzeilenwerfer der Republik: Gisy und Lafontaine.

    Mein Top Liste im theoretischen Familien Duell zum Thema: Wir haben 100 Leute gefragt: Was fällt ihnen ein zu der Partei Die Linke?“ wäre:

    1) Kommunisten
    2) Stasi
    3) Gisy
    4) Lafontaine

    —-
    —-
    Meine Utopie beinhaltet die Zeit in der wir leben und ich denke wir kriechen noch lange nicht tief genug wenn die Linke die einzige Partei ist die das System hinterfragt bzw. damit Werbung macht.
    Mir graut es vor der Utopie die die Linke propagiert genauso wie vor den Utopien der Rechten den beide haben die Metaphysik des Problems nicht erfasst.

  8. Journalismus sollte nicht Parteipolitik sein sagt:

    @ George

    Ich würde nicht sagen, dass alles, was die Partei Die Linke so von sich gibt, wirklich zielführend ist. Und in der Tat ist auch da überreichlich Geschwätz dabei, was man z.B. gut daran sehen kann, wie kläglich die Linke in Berlin Politik macht. Das heißt aber nicht, dass man die Form des Kapitalismus, die wir derzeit haben, nicht tatsächlich verändern könnte. Und nur darum geht es, und nicht darum, einen „neuen Kapitalismus zu konstruieren“.

    Natürlich ist alles ziemlich festgefahren – eben weil die Machtstrukturen so unübersichtlich und so brutal zementiert sind. Es sind die Großkonzernelenker, die die Welt regieren – was auch nicht verwundern kann, wenn man bedenkt, wieviel Macht sie mittlerweile auf sich konzentrieren und wie sie auch die Medien beherrschen. Dennoch: Schauen Sie z.B. mal auf die Vorschläge von Transparency International unter http://www.transparency.de/Standpunkte.43.0.html – dort finden Sie ganz Konkretes, was keinesfalls utopisch, sondern ganz praktisch daherkommt.

    Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder steckt man den Kopf in den Sand und sagt, es ist ja doch nichts zu ändern (wozu Sie zu neigen scheinen, nein?) – oder man nimmt seinen Mut zusammen und setzt alles daran, dass sich etwas zum Positiven ändert (damit ist man aber nicht zwingend ein träumender Utopist).

    Sie sagen: „Meine Utopie beinhaltet die Zeit in der wir leben“ – ich denke aber nicht, dass Sie dies sagen würden, wenn Sie z.B. ein Kleinkind in Indien wären, das sich in den Steinminen krank bzw. zu Tode klopft (siehe z.B. http://www.dokumentarfilm24.de/tag/wdr/), um nur eines von unzähligen Beispielen zu nennen.

    PS: Was genau meinen Sie mit „Metaphysik des Problems“?

  9. George sagt:

    (So letzter Versuch. Bitte die vorhergehenden löschen. Entschuldigung.)

    http://www.transparency.de/Standpunkte.43.0.html – dort finden Sie ganz Konkretes, was keinesfalls utopisch, sondern ganz praktisch daherkommt. —

    Ja aber wir haben doch festgestellt, daß sobald ein Grad von Korruption erreicht ist man nicht wirklich mit Reformen vorran kommt ohne das System im ganzen zu erschüttern/verändern.
    Klar wirken die Punkte realistisch…vom Standpunkt eines Internetusers der hinter dem Monitor sitzt.

    –oder man nimmt seinen Mut zusammen und setzt alles daran, dass sich etwas zum Positiven ändert–

    Indem man Populisten eine Bühne gibt oder gar diese wählt?
    Ich glaube nicht, daß das ein Weg ist. Es hat für mich etwas von Erschiessen vs. Ertrinken.

    –Sie sagen: “Meine Utopie beinhaltet die Zeit in der wir leben” – ich denke aber nicht, dass Sie dies sagen würden, wenn Sie z.B. ein Kleinkind in Indien wären–

    Klar. Ich hätte als Kleinkind in Indien nicht den Luxus der Überblicks den ich jetzt habe. Wahrscheinlich würde ich mir dann auch keine Gedanken über so etwas machen sondern mir überlegen wie ich Morgen überlebe.
    Der Standpunkt bringt uns aber nicht viel.
    Ich bin nun mal wo ich bin und sehe was ich sehe. Das arme Kind in Indien gehört aber trauriger weise genauso zu meiner Utopie. Ich bin mir auch sicher, daß ihm nicht geholfen wird wenn wir hier in den Zivilisierten Ländern näher an diese Zustände kommen um sie tatsächlich zu begreifen.
    Armut als parallel zu unserer Gesellschaft ist nichts neues für uns.
    Sklaven arbeiten um unsere Gadgets herzustellen die wir dann für 99cent kaufen. Wo soll da eine Basis für Moral und Verstand sein? Wo wollen Sie die aufbauen?
    Die Masse will das nicht. Sie will weiterhin ihren Plastik für billiges Geld kaufen und Glücklich nach Hause zu gehen. Selbst der HartzIV Empfänger kann es sich noch leisten.

    Mit der Metaphysik des Problems meine ich den Menschen hinter den Systemen. Der Mensch ist in sich korrupt.
    Das System welches wir aus diesem Grund aus uns hervorkommt ist deshalb ebenfalls korrupt.

  10. Journalismus sollte nicht Parteipolitik sagt:

    @ George

    Also, das eigentliche Thema war ja, wieso der Spiegel in seinem Beitrag über die Wehrpflicht/Afghanistan die Linke ausblendet. Und da schreiben Sie nun erneut, das dies OK sei, weil man ja somit nur „Populisten eine Bühne gibt“. Doch das ist keine legitime Begründung, weil, wie gesagt, alle Parteien Populisten in ihren Reihen beherbergen und dumm daherschwätzen.

    Auch schreiben Sie: „Mit der Metaphysik des Problems meine ich den Menschen hinter den Systemen. Der Mensch ist in sich korrupt. Das System, das aus diesem Grund aus uns hervorkommt, ist deshalb ebenfalls korrupt.“

    Das finde ich zu pauschal und klingt mir zu schicksalsergeben. Der Mensch ist sicher nicht „genetische bedingt“ korrupt. Wie sich Menschen in sozialen Gemeinschaften, seien es Familien oder ganze Gesellschaften, verhalten, hängt entscheidend davon ab, wie sie aufwachsen und welche Werte sie mitbekommen. Und je korrupter die soziale Gemeinschaft, umso korrupter tendenziell auch ihre Mitglieder. Das Korruptionsrad heutzutage zurückzudrehen ist, wie erwähnt, natürlich sehr schwierig. Dennoch ist es nicht unmöglich. Man muss es nur wollen – und genau das wäre gerade auch von Medien wie dem Spiegel zu erwarten. Doch die ergießen sich, wie nicht nur im Falle vom Afghanistan-Einsatz, in Propaganda für den korrupten Status Quo.

    Vielleicht müsste ein Spiegel-Redakteur mal ein eigenes Kind als Soldat in Afghanistan verlieren. Dann würde man vielleicht mal erkennen, dass das Gerede von der deutschen Sicherheit, die angeblich am Hindukusch verteidigt wird, nichts als perfide Militärpropaganda ist.

  11. George sagt:

    – Doch das ist keine legitime Begründung, weil, wie gesagt, alle Parteien Populisten in ihren Reihen beherbergen und dumm daherschwätzen. –

    Ja aber keine Partei basiert dermaßen auf diesen Figuren wie die Linke.
    Ohne sie würde die Partei garantiert wieder unter „Sonstige“ fallen.

    – Das finde ich zu pauschal und klingt mir zu schicksalsergeben. Der Mensch ist sicher nicht “genetische bedingt” korrupt. –

    Das ist es durchaus nicht.
    Wir haben Jahrhunderte darauf verbracht diese Menschen zu kreieren.
    Sie sind nun beinahe perfekte Konsumenten frei von jeglicher tiefer gehenden Individualität und befriedigt.

    – Man muss es nur wollen – und genau das wäre gerade auch von Medien wie dem Spiegel zu erwarten. –

    Genau. Man muss es nur wollen nur warum sollte man es den wollen?
    Es funktioniert doch auch so.
    Das gleiche gilt für den Spiegel. Er scheint gut damit zu fahren.
    Er hat sogar einen eigenen Kritikblog. Welch Werbung.

    – Vielleicht müsste ein Spiegel-Redakteur mal ein eigenes Kind als Soldat in Afghanistan verlieren. –

    Der Spiegelredakteur war früher Hippie und würde seine, zur Waldorfschule gehenden Kinder sicher nicht zur Bundeswehr schicken.
    Also bitte.

  12. Hp Mertens sagt:

    @George
    @Journalismus sollte nicht Parteipolitik

    this guy s a true journalist:

    http://video.google.de/videoplay?docid=-4258131083758254736&ei=tX1zSrjdGNzB-Abkxci7Bw&q=freedom+next+time

Hinterlasse einen Kommentar