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Wie der SPIEGEL plumpen Dauerwahlkampf für „CSU-Star Guttenberg“ macht – und es dabei mit den Fakten nicht so genau nimmt

Die Europa-Wahlen stehen kurz bevor, und was gäbe es da Schöneres aus Sicht einer Partei, als von einem wichtigen Medium gratis hofiert und massiv promotet zu werden? [1]Nun, die CSU kommt in diesen pikanten Genuss, legt sich der SPIEGEL doch seit geraumer Zeit im Stile einer PR-Agentur voll ins Zeug für den „CSU-Star Guttenberg“ [2].  Schon vergangene Woche berichtete SPIEGELblog, wie das Nachrichtenmagazin „Wirtschaftsminister von und zu Guttenberg in Werbemanier zum Superhelden à la Batman verklärt“ [3]. Und auch heute wieder bringt SPIEGEL Online einen Aufmacher über den „Shootingstar“, der sogar „[CSU-]Parteichef Seehofer überstrahlt“ [4]. So ein Dauerwahlkampf ist ziemlich unwürdig, um nicht zu sagen peinlich für ein Medium, das sich selbst als investigativ und überparteilich begreift.

Der SPIEGEL übergeht geflissentlich die „peinliche Wahrheit“ über Wirtschaftminister zu Guttenberg
Dem SPIEGEL würde es besser zu Gesicht stehen, wenn er sich mal wirklich kritisch und an den Fakten orientiert mit Wirtschaftsminister zu Guttenberg auseinandersetzen würde. [5]Dazu würde etwa gehören, dass SPIEGEL Online keine plumpen PR-Berichte darüber abzuliefert, wie zu Guttenberg bei einer Diskussionsveranstaltung der neoliberalen Propaganda-Agentur Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) dolle Reden schwingt [6]. Auch sollten sich die Hofberichterstatter beim SPIEGEL mal am NDR-Magazin Zapp und seinem Beitrag „Die peinliche Wahrheit über Wirtschaftsminister Guttenberg!“ [1] ein Beispiel nehmen (siehe Screenshot). Darin wird aufgezeigt, dass es bei zu Guttenberg einiges zu überprüfen gäbe – angefangen von seiner selbsternannten Wirtschaftskompetenz, die auch vom SPIEGEL so gerne hochgehalten wird. Diese basiert nach Aussage des Bundeswirtschaftsministers vor allem darauf, dass er vor seinem Eintritt in die Polititk Verantwortung im eigenen Familienunternehmen getragen hätte. Doch das ist nichts weiter als heiße Luft.

So hat der Bundeswirtschaftsminister nicht für die Von Guttenberg GmbH, einer Baustofffirma aus Aschheim, gearbeitet – wie viele Medien, darunter auch SPIEGEL Online, fälschlicherweise berichteten [7]. Und auch macht es keinen Sinn zu behaupten – so wie es das „SPIEGEL Wissen“ Lexikon tut [5] -, dass Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg „geschäftsführender Gesellschafter der [Münchener] Guttenberg GmbH“ ist (siehe zweiten Screenshot). So hatte diese Firma nach Recherchen von Zapp „lediglich drei Beschäftigte. Deren Aufgabe: Die Verwaltung des eigenen Vermögens. Es ist das Vermögen der Familie von und zu Guttenberg. Seit fünf Jahren gibt es auch diese Firma nicht mehr. Die Such nach der Wirtschaftkompetenz des neuen Wirtschaftsministers geht weiter – demnächst vielleicht auch in Ihrer Zeitung…“

Dass dies auch beim SPIEGEL der Fall sein wird, ist zu bezweifeln, wenn man bedenkt, wie plump offensiv das selbsternannte Nachrichgenmagazin Wahlkampf macht für zu Guttenberg.

Weitere interessante Links:

Panorama über Freiherr zu Guttenberg [8]

Extra 3: Klaus fragt: Was ist (macht) eigentlich ein Wirtschaftsminister? [9]

„Merkel, Guttenberg und die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)“ [6] (inklusive ZAPP-Beitrag über die  INSM – ein Beitrag, der bei youtube bemerkenswerterweise zwar noch aufrufbar, aber nicht mehr anzusehen ist…)