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Medienforscher Bolz in der BILD: Der SPIEGEL ist „eine Art Boulevard für Intellektuelle, also Klatsch und Tratsch höherer Ordnung“

(Mit Dank an Helge)

„Wenn es den SPIEGEL nicht mehr gäbe, würde der deutschen Öffentlichkeit nichts fehlen“ [1], schreibt der Philosoph und Medienwissenschaftler Prof. Norbert Bolz heute in der BILD auf Seite 2 (siehe auch Screenshot). [1]Der Text ist zwar von der BILD, doch im großen und ganzen ist er eine gute Analyse, auch wenn es zum Beispiel chauvinistisch anmutet, wenn Bolz meint, „heute dominiert [beim SPIEGEL] der Ton frustrierter, alleinerziehender Mütter und apokalyptischer Ökopaxe“.

Auch ist es nicht korrekt, wenn Bolz sagt, „heute bestätigt der SPIEGEL nur noch das rot-grüne Weltbild“, denn – um nur ein Beispiel zu nennen – mit seiner unkritischen Haltung der Agro-Gentechnik gegenüber ist der SPIEGEL deutlich in CDU/FDP-Terrain vorgedrungen (SPIEGELblog berichtete mehrfach, u.a. hier [2]).

Aber nun, wenn Bolz meint, dass früher der Öffentlichkeit etwas gefehlt hätte, wenn es das Magazin nicht gegeben hätte, so ist da sicher etwas dran. „Zu Augsteins Zeiten hat der SPIEGEL den geistig-politischen Ton in diesem Lande angegeben“, so Bolz, „und man musste dazu Stellung nehmen – pro oder contra. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Strauß hat unter dem SPIEGEL noch gelitten, Kohl hat ihn hartnäckig ignoriert. Aber Schröder wusste schon gar nicht mehr, dass es ihn gibt.

Wie konnte es zu diesem Absturz in die Bedeutungslosigkeit kommen?
Seit ich lesen kann, lese ich den SPIEGEL. Er gehörte zur geistigen Diät meines Vaters, und noch heute habe ich ihn abonniert. Deshalb traue ich mir ein Urteil als Leser zu.

Der alte SPIEGEL hat mich durch seinen Einheitssound fasziniert. Die Texte kamen wie aus einem Synthesizer. Das deutsche Nachrichten-Magazin war für mich eine große Maschine der Aufklärung. Es gab keine namentlich genannten Autoren, dafür aber Überraschungen und Enthüllungen.

Heute steht unter jedem Artikel der Name des Autors, aber man weiß vorher schon, wie die Botschaft lauten wird. Früher hat der SPIEGEL irritiert und provoziert. Heute bestätigt er nur noch das rot-grüne Weltbild…

Heute dominiert der Ton frustrierter, alleinerziehender Mütter und apokalyptischer Ökopaxe. So ist aus dem Sturmgeschütz der Demokratie das Zentralorgan der politischen Korrektheit geworden. Mit einem Wort: Der Spiegel ist kastriert…

Berichterstattung über Kate und William ist heuchlerisch
Im Grunde handelt es sich hier um eine Art Boulevard für Intellektuelle, also um Klatsch und Tratsch höherer Ordnung. Doch wie verträgt sich das mit dem Anspruch, das deutsche Nachrichten-Magazin zu sein?

Neulich konnte man darin die Frage lesen: ‚Können Kate und William ihre Flitterwochen ungestört von der britischen Boulevardpresse verleben?‘ So etwas nennt man Heuchelei: Boulevard in Form einer Kritik des Boulevards.

Bei der Sarrazin-Berichterstattung hat sich Augstein im Grab herumgedreht
Eine wahre Orgie der Heuchelei hatte der SPIEGEL ja im Fall Sarrazin gefeiert. Erst kam der große Vorabdruck aus Sarrazins Buch und eine Woche später folgte der große Verriss nach dem Motto: So etwas wollen wir nie wieder lesen! Augstein hat sich im Grab herumgedreht.“

Lesen Sie hier [1] den kompletten Text auf BILD.de.