Grüne Gentechnik: Wie der SPIEGEL die Lügenmärchen von Monsanto & Co. verbreitet

  21. Mai 2009, von T. Engelbrecht

Es ist schon erschreckend: Anstatt die Lügen von Großindustrien wie des Agrobusiness von Monsanto & Co. konsequent zu entlarven, macht sich der SPIEGEL dessen Lügenmärchen einfach zu eigen und verbreitet sie kritiklos an seine Leser. So geschehen letztlich auch in dem aktuellen Beitrag auf SPIEGEL Online „Runder Tisch in Berlin: Grüne Gentechnik – stopp oder flopp?“ (siehe Screenshot). Darin geht es vor allem um die Frage, ob die grüne Gentechnik ein wirksames Mittel gegen Hunger und Armut sei.

„Pro-Gentechnik-Publizist“ und SPIEGEL-Autor Christian Schwägerl hält mit Interessenkonflikten behaftete Personen hoch
Um diese Frage zu beantworten, lässt SPIEGEL-Autor Christian Schwägerl fast nur diejenigen zu Wort, die dies mit Nachdruck bejahen. Zuerst darf „Joachim von Braun, Direktor des International Food Policy Research Institute (IFPRI) in Washington“ davor warnen, dass es fatal sei, in diesem Zsh. auf grüne Gentechnik zu verzichten. Und gleich darauf darf Stefan Marcinowski, Vorstandsmitglied von BASF, gentechnisch veränderte Pflanzen hochjubeln. Dass sowohl von Braun als auch Marcinowski alles andere als objektive Zeitgenossen sind, wenn es um grüne Gentechnik geht, stört Christian Schwägerl dabei überhaupt nicht. Dabei ist BASF massiv in das Geschäft mit gentechnisch veränderten Organismen verstrickt; und das IFPRI ist an die Weltbank angegliedert, die wiederum von der US-Regierung dominiert wird, die nach wie vor (also auch unter Obama) engste Verbindungen zu Monsanto pflegt.

Anstatt also irgendwelche Personen zu zitieren, die mit Interessenkonflikten behaftet sind, hätte SPIEGEL-Autor Schwägerl (der übrigens schon in seiner Zeit von 2001 bis 2007 bei der konservativen Frankfurter Allgemeinen Zeitung als „Pro-Gentechnik-Publizist“ aktiv war) besser seine journalistische Hausaufgabe gemacht und sich einmal gefragt: Welche faktischen Beweise liegen tatsächlich dafür vor, dass die grüne Gentechnik ein wirksames Mittel gegen Hunger und Armut sind? Und so hätte er schnell festgestellt, dass es derlei Beweise schlicht nicht gibt.

Der SPIEGEL verschweigt, dass Monsanto&Co. nicht einmal an Pflanzen forschen, mit denen man Armut und Hunger theoretisch bekämpfen könnte
Wie auch eine aktuelle Studie des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) offenbart, forschen Monsanto, BASF, Syngenta, Bayer, Dow und DuPont-Pioneer nämlich nicht einmal an Nutzpflanzen, die durch ihren hohen Ertrag den Welthunger bekämpfen, die Energieversorgung sichern und dem Klimawandel trotzen könnten.

Heike Moldenhauer vom BUND: „Wenn sich also 2010, 2015 oder 2020 Firmenvertreter hinstellen und behaupten, die Agro-Gentechnik sei die Lösung für die großen Probleme der Menschheit im 21. Jahrhundert – den Welthunger, den Klimawandel, die Energiefrage – und entsprechenden Pflanzen aber immer noch auf sich warten lassen, dann wird unsere Studie dazu betragen, sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.“

Die Heilsversprechen von Monsanto&Co. sind also nix anderes als Verdummungsgequatsche – und der SPIEGEL gibt dieses auch noch eins zu eins an seine Leser weiter.

Auch hätten Schwägerl und seine Kollegen aus dem SPIEGEL-Wissenschaftsressort nur mal einen Blick in die Geschichte werfen müssen. Dann hätten sie gesehen, dass schon die „grüne Revolution“, gescheitert ist. Sie wurde losgetreten in den 1960er Jahren mit dem Heilsversprechen, dass man mithilfe der industriellen Landwirtschaft (Monokulturen und massiver Gifteinsatz) Armut und Hunger den Garaus machen werden. Doch Pustekuchen. Nach wie vor sterben täglich(!) Zehntausende(!) Menschen an den Folgen von Hunger.

Wie heißt es doch so schön: Wer einmal lügt dem glaubt man nicht. Und im Zsh. mit der Gentechnik wurde nicht nur einmal, sondern unzählige Male gelogen.

Im Grunde ist es super simpel. Hunger ist kein technologisches, sondern primär ein Verteilungsproblem. Zudem birgt die grüne Gentechnik immense Risiken, die niemand nachweislich ausschließen kann. Daher sträuben sich die Gentech-Konzerne ja auch mit Händen und Füßen dagegen, für die aus dem Anbau von Genpflanzen entstehenden Umweltschäden zu haften. Und überhaupt ist die grüne Gentechnik schlicht so überflüssig wie ein Kropf. Ja, so einfach ist das alles – offenbar aber zu einfach für die technologiegläubigen „Buddys“ aus dem Wissenschaftsressort des SPIEGEL.

Der SPIEGEL präsentiert ein naives Bild von Monsanto – einem Konzern, der selbst keine „kriminellen“ Aktivitäten scheut, um seine Interessen durchzusetzen
Die Journalistin Marie-Monique Robin, die mit ihrem Dokumentarfilm „Monsanto – mit Gift und Genen“ bekannt wurde, sagte kürzlich in einem Interview mit dem Magazin Schrot&Korn:

„Leute, die ich interviewt habe, sagen, dass Monsanto kriminell sei, weil das Unternehmen nicht nur gefährliche Produkte herstellt und dabei immer wieder gegen Gesetze verstößt, sondern diese Gefahren aus wirtschaftlichen Interessen systematisch leugnet. Monsanto ist ein Hersteller von Polychlorierten Biphenylen, kurz PCBs, die sich heute in jedem Organismus auf der Erde nachweisen lassen. Sie gelten als stark krebserregend und reichern sich in der Nahrungskette an. Ihretwegen darf noch immer aus der Rhone kein Fisch gegessen werden und jede Mutter, die stillt, gibt dabei PCBs aus ihrem Fettgewebe an ihr Kind weiter. Monsanto wusste um die Gefährlichkeit der PCBs seit 1937. Deswegen wurde das Unternehmen 2002 verurteilt, an die verseuchte Bevölkerung der amerikanischen Stadt Anniston, wo Monsanto weitgehend ohne Schutzmaßnahmen PCBs produziert hat, Schadenersatz zu bezahlen. Als ich 2007 in Brasilien war, hat Monsanto dort auf seiner Website immer noch behauptet, PCBs seien ungefährlich. Immer wieder wurde Monsanto verurteilt wegen Fälschung und Unterdrückung von Daten. Wegen Bestechung von 140 Beamten in Indonesien, um Zulassungen für gentechnisch verändertes Saatgut zu bekommen und die Regulierung des Anbaus zu verhindern. Wegen irreführender Werbung usw…“

Der SPIEGEL hingegen präsentiert seinen Lesern von Monsanto das Bild von einem Konzern, der im Grunde nur das Beste für die Menschheit wolle. Eine detaillierte Analyse von Gerd Peter B., die aufzeigt, auf wie subtile Weise der SPIEGEL mit seinem Beitrag „SPIEGEL TV bei Monsanto: Im Reich des Gen-Giganten“ Propaganda für den mächtigsten Gentech-Konzern der Welt gemacht hat, finden Sie hier: analyse-spiegel-tv-bei-monsanto. Fazit dieser Analyse:

„Dieser Beitrag ist eine der offensichtlichsten SPIEGEL-Propaganda-Artikel für US-Industrieinteressen der vergangenen Jahre!!!“

 

9 Kommentare zu “Grüne Gentechnik: Wie der SPIEGEL die Lügenmärchen von Monsanto & Co. verbreitet”

  1. Johphil sagt:

    Zum Thema Monsanto kann ich die Dokumentation „Monsanto – Mit Gift und Genen“ der französischen Journalistin Marie-Monique Robin empfehlen. Übrigens bei GoogleVideo als Stream verfügbar..

  2. Johphil sagt:

    Hoppsa, da hätte ich den Artikel wohl erst zuende lesen sollen..

    MfG

    Johphil

  3. Monsanto? Nein danke!!! sagt:

    @Johphil

    auf so kritische dokus wie die von Marie-Monique Robin kann man nicht oft genug hinweisen 😉

    bemerkenswert ist auch, dass Marie-Monique Robin vom Spiegel geschnitten wird, während andere Medien wie der Tagesspiegel die Journalistin auch interviewt haben, siehe http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Monsanto-Marie-Monique-Robin;art271,2775138.

    Auch bracht SPON vor kurzem den Artikel „Deutschland demütigt Agro-Giganten [Monsanto], siehe http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,618985,00.html. Das Gefühl, Monsanto „gedemütigt“ zu haben, kann man aber nur haben, wenn man sich mit Monsanto eng verbunden fühlt. Auch scheint es undenkbar, dass der Spiegel eine Überschrift bringt wie „Monsanto demütigt Verbraucher“. Genau dies wäre aber die richtige Schlagzeile, denn Monsanto setzt durch seien brutale Lobbyarbeit die Politik weltweit unter Druck und versucht damit seine Gentech-Pflanzen, deren Risiken unabschätzbar sind, auf den Markt zu drücken.

  4. Grüne Gentechnik: Wie der SPIEGEL die Lügenmärchen von Monsanto & Co. verbreitet >> Das Speigelblog zeigt auf, Monsanto, Bauern, Abhängigkeit, Saatgut, Arme, Richtungen, Ihre >> Womblog [Worte oder mehr] sagt:

    […] damit in eine Abhängigkeit für Ihre Produkte zu drängen und um Profit zu machen. Das Speigelblog zeigt auf wie der SPIEGEL die Lügenmärchen von Monsanto & Co. verbreitet und zum Handlanger […]

  5. Wie der SPIEGEL die Lügenmärchen von Monsanto & Co. verbreitet | freie unabhängige Meinungen sagt:

    […] (Quelle: spiegelblog.net, unbedingt weiterlesen) […]

  6. Maria sagt:

    Man könnte nur noch wütend werden, wenn man sieht, wie die Industrie unsere Nahrung, die uns der Herr Gott gegeben hat, für immer kaputt macht, so daß es bald keine natürliche Nahrung mehr geben wird, weil sich die Pollen genmanipulierter Pflanzen immer mehr verbreiten werden.
    Welches Recht nehmen diese Firmen sich bloß heraus?
    Sehr gut, diese Seite! Die Manipulation der Bürger durch die Presse im Sinne der Industrie ist wirklich erschreckend!

  7. Monsanto & Co. schaffen Klima der Inquisition « infowars sagt:

    […] davor zurück, die Lügenmärchen der Genfood-Industrie ungeniert an die Leser weiterzugeben (siehe SPIEGELblog-Bericht). Wenn es hingegen um das erschreckend korrumpierende Verhalten von Konzernen wie Monsanto, Pioneer […]

  8. Monsanto & Co. schaffen Klima der Inquisition | Gesundheitliche Aufklärung sagt:

    […] davor zurück, die Lügenmärchen der Genfood-Industrie ungeniert an die Leser weiterzugeben (siehe SPIEGELblog-Bericht). Wenn es hingegen um das erschreckend korrumpierende Verhalten von Konzernen wie Monsanto, Pioneer […]

  9. Monsanto & Co. schaffen Klima der Inquisition sagt:

    […] davor zurück, die Lügenmärchen der Genfood-Industrie ungeniert an die Leser weiterzugeben (siehe SPIEGELblog-Bericht). Wenn es hingegen um das erschreckend korrumpierende Verhalten von Konzernen wie Monsanto, Pioneer […]

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