Archiv für 2011

Studie bescheinigt Agro-Gentechnik Totalversagen – und entlarvt die Pro-Monsanto-Haltung des SPIEGEL als beschämend

Sonntag, 11. Dezember 2011

(Mit Dank an Georg W.)

Studie bescheinigt Agro-Gentechnik Totalversagen - für "Die Welt" ein Bericht wert, für den "SPIEGEL" nicht...; Foto: PA
Studie bescheinigt Agro-Gentechnik Totalversagen – für Die Welt ein Bericht wert, für den SPIEGEL dagegen nicht…; Foto: PA

Es ist schon erschreckend: Anstatt die Lügen von Großindustrien wie des Agrobusiness von Monsanto & Co. konsequent zu entlarven, hat sich der SPIEGEL dessen Lügenmärchen immer wieder einfach zu eigen gemacht und kritiklos an seine Leser weitergereicht (SPIEGELblog berichtete mehrfach).

Dass dies regelrecht beschämend ist, offenbart nun die Studie „The GMO emperor has no clothes“, die von Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt, darunter dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu), gemeinsam zusammengetragen wurde.

Die Tageszeitung Die Welt hat darüber berichtet (siehe auch Screenshot), der SPIEGEL und SPIEGEL Online bezeichnenderweise nicht…

Die „Heilsversprechungen“ von Monsanto&Co. lauten: Die Agro-Gentechnik bringt höhere Erträge und ermöglicht eine bessere Bekämpfung des weltweiten Hungers sowie den reduzierten Einsatz von Pestiziden. „Nichts davon ist wahr“, sagte Vandana Shiva, Trägerin des alternativen Nobelpreises, bei der Vorstellung der Analyse in Berlin. So zeige die Studie, dass z.B. folgendes Fakt sei:

# Pestizideinsatz verzigfacht: In Indien etwa hat sich der Einsatz von Pestiziden gegen Pflanzenschädlinge seit dem Anbau gentechnisch veränderter Baumwolle um das 30fache, in China um das zwölffache erhöht. Aber auch in den USA richteten die Gen-Pflanzen großen ökonomischen Schaden an.

# Es gibt immer mehr „Superunkräuter“, denen mit den herkömmlichen Mitteln nicht beizukommen ist. Weltweit sollen bereits 20 Millionen Hektar Ackerland von den Kräutern verseucht sein. Zur Bekämpfung habe Monsanto jetzt ein Mittel auf den Markt gebracht, das dem verpönten Entlaubungsgift „Agent Orange“ gleiche, sagte Shiva.

# Immer mehr „Schädlinge“ und totalabhängige Bauern: Laut Studie gibt es immer mehr so genannte Schädlinge, die bisher keine waren, und Bauern, die sich in völliger Abhängigkeit der Saatgutriesen befinden und von diesen in den wirtschaftlichen Ruin getrieben würden

Zumindest der letzte Punkt kann – aus Sicht von Bayer, Monsanto und Konsorten – ja durchaus als „Erfolg“ gesehen werden…

Zwickauer Terrorzelle: Wie der SPIEGEL den Verdacht, der Staat könnte in die Taten verstrickt sein, zu Unrecht ins Lächerliche zieht

Freitag, 18. November 2011

„Es gibt noch viel zu wenig Ermittlungsverfahren gegen lokale Unterstützernetzwerke des NSU und V-Leute des Verfassungsschutzes. Es fehlen vollständig die Verfahren gegen Ermittler, gegen Polizeibeamte, gegen Mitarbeiter des Verfassungsschutzes, gegen Präsidenten und Abteilungsleiter von Verfassungsschutzbehörden. Verfahren, die nicht nur wegen Inkompetenz und Untätigkeit, sondern auch wegen aktiver Unterstützung geführt werden müssten. Auf diese Anklagebank gehören nicht fünf, sondern 50 oder noch besser 500 Personen.“
Angelika Lex, Anwältin der Opfer-Familie Boulgarides und gewählte bayerische Verfassungsrichterin, bei einer Zwischenkundgebung vor dem Gericht, junge Welt, 15. April 2013

(Eine Übersicht von V-Männern als Staatsanteil im Netzwerk der Terrorgruppe NSU findet sich hier)

„Die Zwickauer Terrorzelle hatte offenbar Kontakt zu einem V-Mann des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Sollte sich das bestätigen, könnte nun auch das Kölner Bundesamt für Verfassungsschutz in die Affäre um die Ermittlungspannen gezogen werden.“
Frankfurter Rundschau, 23. Nov. 2011

junge welt: „Gehen Sie davon aus, daß die Inlandsgeheimdienste mehr in den Skandal verstrickt sind, als es die Berichterstattung nahelegt?“
Sabine Schiffer vom Institut für Medienverantwortung: „Die Verantwortlichen [in den Behörden] erwecken den Eindruck, sie seien völlig überrascht und selbst Opfer einer Serie von Pleiten, Pech und Pannen. Das widerlegen die Analysen von Monitor über FAZ und Tagesspiegel bis zur Frankfurter Rundschau und linken Zeitungen.“

junge welt, Interview, 3. Dez. 2001

SPIEGEL Online, 18. Nov. 2011

SPIEGEL Online, 18. Nov. 2011

Wie zieht man auch noch so berechtigte Kritik an herrschenden Systemen am leichtesten ins Lächerliche? Man nehme eine Gruppe von Leuten, die gemeinhin als Spinner betrachtet werden, und legt ihnen diese berechtigte Kritik einfach in den Mund – und schon ist der Kritik für das gemeine Publikum das Fundament entzogen.

Genau so tut es SPIEGEL Online in Bezug auf den berechtigten Verdacht, staatliche Stellen bzw. der so genannte Verfassungsschutz könnten in den Nazi-Terror, der der Zwickauer Terrorzelle angehängt wird, verstrickt sein. Da heißt es in dem aktuellen Beitrag „Die kruden Zwickau-Theorien der Netz-Nazis“ (siehe auch Screenshot), „in Internetforen tauschen Neonazis wilde Verschwörungstheorien aus… Der krude Tenor: Nicht Rechtsextreme seien für die Morde verantwortlich, die Taten gingen vielmehr auf eine Verschwörung und eine Inszenierung des Verfassungsschutzes zurück. Die drei Zwickauer Terroristen seien entweder V-Leute, die aus ‚dem Ruder gelaufen‘ seien und ‚aus dem Weg‘ mussten – oder der Verfassungsschutz habe die Terrorakte gleich direkt gesteuert. So solle ein neues NPD-Verbotsverfahren in Gang gebracht werden, mutmaßt etwa der Nutzer ‚Son of Hamdelli‘ in einem der Foren.“

hintergrund.de: „Fakt ist, dass das Zwickauer Trio nicht über ein Jahrzehnt ohne staatliche Unterstützer in der Illegalität leben konnte“
Allein dass derlei Aussagen von SPIEGEL Online mit dem Begriff „Verschwörungstheorie“ belegt werden, zeigt die Absicht des Nachrichtenportals, Gedanken und Verdächtigungen dieser Art in die Ecke der Fantasterei und Spinnerei zu schieben.

Auch der in den Foren geäußerte Verdacht, die beiden Mitglieder der so genannten Zwickauer Terrorzelle – Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt – könnten sich gar nicht selbst umgebracht haben, sondern von Geheimdiensten umgebracht worden sein, wird von SPON als „krude Gegentheorie“ bezeichnet und damit letztlich auch als Fantasterei abgekanzelt. Dabei ist der Verdacht absolut berechtigt, möge er auch von Rechtsextremen oder Nazis kommen. Immerhin berichtete SPON selber noch am vergangenen Samstag (12. Nov.), dass einem Ermittler zufolge die Spurenlage im Wohnmobil „nicht unbedingt auf einen gemeinsamen Suizid hin[deute]“. Und weiter: „Überhaupt: Warum sollten sich zwei mutmaßliche Schwerkriminelle nach einem geglückten Banküberfall umbringen? Aus Reue? Aus Angst vor der Polizei?“

Von derlei Skepsis scheint sich SPON aber jetzt zunehmend zu distanzieren. Offenbar ist SPIEGEL Online nicht (mehr) primär daran gelegen, Aufklärung zu leisten, die den Machtcliquen in einschneidender Form gefährlich werden könnte.

Ganz anders Sebastian Runge auf hintergrund.de in seinem Artikel „Immer tiefer verstrickt: Geheimdienste und Naziterror“. Darin stellt er die Frage:“Wurden die beiden Männer [Mundlos und Böhnhardt] vielleicht getötet, damit nicht herauskommt, wer hinter den Mordtaten steckt? Oder sollte eventuell eine neue, zweite Mordserie verhindert beziehungsweise beendet werden?“

Runges Fazit: „Welche Rolle auch immer Mitarbeiter der Geheimdienste bei den Aktivitäten der Neonazi-Terrorzelle namens ‚Nationalsozialistischer Untergrund‘, kurz NSU, gespielt haben mögen, Fakt ist, dass das Zwickauer Trio nicht über ein Jahrzehnt ohne staatliche Unterstützer in der Illegalität leben konnte.“

hintergrund.de: „Auch beim Oktoberfest Attentat 1980 spielten Geheimdienste eine zwielichtige Rolle – doch polizeiliche und juristische Aufklärung fand zu keinem Zeitpunkt statt“
„Bundeskanzlerin Merkel sprach angesichts des rechten Terrors von einer ‚Schande für Deutschland'“, so Runge. „Um die Schande möglichst klein zu halten, wird man in den Führungsetagen bestrebt sein, den Fall – trotz zwangsläufig gegenteiliger Lippenbekenntnisse – nicht aufzuklären.“ Und Medien wie der SPIEGEL scheinen hier der Politik nicht in die Quere kommen zu wollen.

Runge zieht auch noch eine interessante Parallele zum Oktoberfest-Attentat 1980 in München, dem größten Terroranschlag in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Bei diesem Attentat, so Runge, „spielte der Geheimdienst ebenfalls eine zwielichtige Rolle. Es deutet Vieles darauf hin, dass der Täter damals nicht alleine handelte, sondern Teil der Gladio-Struktur war, einer paramilitärischen Geheimorganisation von NATO, CIA und des britischen MI6. Polizeiliche und juristische Aufklärung fand zu keinem Zeitpunkt statt. Wichtige Zeugen wurden bis heute nicht befragt, Beweise verschwanden und sämtliche Akten wurden inzwischen vernichtet. In den Verdacht der Unterstützung geriet vor allem die neonazistische Wehrsportgruppe Hoffmann, die dank ihres militaristischen Auftretens schnell im ganzen Land berühmt und berüchtigt wurde. Ihr damaliger Anführer, Karl-Heinz Hoffmann, wurde wegen Geldfälschung, gefährlicher Körperverletzung, Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz, Nötigung sowie mehreren Fällen von Freiheitsberaubung angeklagt. 1984 wurde er zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren und sechs Monaten verurteilt, jedoch bereits 1989 wegen guter Führung und „günstiger Sozialprognose” vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen.

2004 erwarb Hoffmann mehrere Immobilien in Sachsen, darunter ein ehemaliges Rittergut mit Herrenhaus und Stallungen. Hoffmann gründete anschließend einen gemeinnützigen Verein und erhielt vom Land Sachsen von 2005 bis 2007 insgesamt 130.000 Euro als Fördergelder für die Erhaltung und Pflege eines Kulturdenkmals.

Interessanter Link zum Thema:

# Was ist „brauner Terror“ und wie kommte es dazu?, hintergrund.de, 14. Nov. 2011

EU-Krisengipfel: Wie der SPIEGEL Kanzlerin Merkel als „Sprengmeisterin“, die Europa aus der Schuldenkrise führt, bejubelt – und damit seinen Lesern nur Mumpitz erzählt

Donnerstag, 27. Oktober 2011
SPON-Hauptaufmacher vom 27. Okt. 2011, 12 h; Foto: dpa
SPON-Hauptaufmacher vom 27. Okt. 2011, 12 h; Foto: dpa

SPIEGEL Online findet in seinem aktuellen Hauptaufmacher (12 h; siehe auch Screenshot) für die Kanzlerin mal wieder überaus lobende Worte (SPIEGELblog berichtete über diese Art der Hofberichterstattung mehrfach). Angela Merkel sei eine „Sprengmeisterin“, die sich beim EU-Krisengipfel in etlichen Punkten durchgesetzt“ habe. Durch Merkel sei „Europa mit etwas Glück nun auf dem richtigen Weg, um die Schuldenkrise zu überwinden“.

Diese Worte von SPON-Kommentator Roland Nelles, der zu Beginn seiner journalistischen Laufbahn viele Jahre beim Springer-Verlag verbracht hat, klingen nach PR aus der CDU-Zentrale – und genau so viel bzw. wenig kann man auf diese Jubelworte auch geben. Denn mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ist das, was in Brüssel nun beschlossen wurde, keine nachhaltige Lösung, die dem Steuerzahler in irgendeiner Weise helfen bzw. die Schulden der Länder entscheidend verringern wird.

Handelsblatt: „Ökonomen zum Euro-Rettungspaket: ‚Die Staatsschuldenkrise wird wieder hochkochen’“
So bringt das Handelsblatt auf seiner Website aktuell (12.30 h) den Hauptaufmacher „Ökonomen zum Euro-Rettungspaket: ‚Die Staatsschuldenkrise wird wieder hochkochen'“ (die Schlagzeile wurde kurzerhand in „Ökonomen zum Euro-Rettungspaket: Mogelpackung statt großer Wurf“ umgeändert). Darin heißt es: „Fragliche Beschlüsse, weiterhin hohe Risiken: Ökonomen können dem Maßnahmenpaket der Euro-Länder zur Lösung der Schuldenkrise nicht viel Positives abgewinnen. Der Rückenwind wird bald verflogen sein.“

Und in dem aktuellen Kommentar zum Thema auf handelsblatt.de „Das 1.000.000.000.000-Euro-Risiko“ heißt es: „Und sie bewegen sich doch. Das ist die gute Nachricht des Euro-Gipfels. Die schlechte ist: Das Risiko für hohe Verluste ist erheblich gestiegen. Für die Banken dagegen ist der Brüsseler Kompromiss ein gutes Geschäft.“

Vor diesem Hintergrund ist auch der darauf folgende Hauptaufmacher bei SPIEGEL Online „Euro-Gipfel: Die Banken müssen jetzt bluten“ – Kokolores und letztlich wohl v.a. dem Drang bei dem Nachrichtenportal, seine Leser mit möglichst großem Spektakel abzuholen, geschuldet (über SPONs Hang zum Spektakel berichtete SPIEGELblog bereits).

Gespräch mit Helmut Schmidt und Peer Steinbrück: Der SPIEGEL verkommt zur PR-Zentrale – und leidet unter Amnesie

Mittwoch, 26. Oktober 2011

„Hier – der aktuelle SPIEGEL: ‚Er kann es‘. Was genau, weiß ich nicht – ich konnt’s nicht lesen, mir war schon schlecht vom Titelbild. Abgesehen davon, lieber SPIEGEL, da ist doch noch Luft nach oben in Sachen hündischer Ergebenheitsjournalismus, oder? Beim nächsten mal macht ihr das Ganze bitte mit [Playboy-mäßigem] Ausklappfoto [von Peer Steinbrück in Lederkluft], denn ein bisschen Sex hat auch im SPIEGEL mal Platz, finde ich.“
Oliver Welke, heute show, 28. Okt. 2011 (Min. 29:27 – 29:47)

SPIEGEL-Titel 43/2011; Quelle: SPIEGEL Online
SPIEGEL-Titel 43/2011; Quelle: SPIEGEL Online

Europa ringt mit der Schuldenkrise, die genau genommen eine Bankenkrise ist – und der SPIEGEL hat nix besseres zu tun, als Helmut Schmidt und Peer Steinbrück auf seinen Titel zu heben mit einer Botschaft von „Schmidt Schnauze“, die so klingt, als käme sie direkt aus der PR-Zentrale des Steinbrückbüros: Steinbrück kann Kanzlerkandidat (siehe auch Screenshot).

Der SPIEGEL blendet in seinem Titel aus, dass Steinbrück mitverantwortlich zeichnet für die derzeitige Megakrise
Ein solcher Titel ist aber völlig deplatziert, denn gerade Steinbrück war ja v.a. in seiner Zeit als Bundesfinanzminister von 2005 bis 2009 entscheidend mitbeteiligt an den Fehlentscheidungen der Politik – mit der Folge, dass die Banken das Geld hinterhergeworfen bekamen und somit europäische Staaten erst so richtig in die Schuldenkrise schlitterten. FTD-Kolumnist Thomas Fricke hat in seinem aktuellen Beitrag „Schluss mit der Bankermagie“ treffend aufgezeigt, dass „der atemberaubende Schuldenanstieg [europäischer Staaten] seit 2007 eher die Folge eines Bankendesasters“ ist. Sprich, erst haben sich die Banken verzockt, dann bekamen sie das Geld von der Politik in den Rachen geschmissen – und dann schnellten die Staatsschulden ins Unermessliche.

Blog Tief im Süden: „Steinbrück war in all seinen politischen Ämtern wenig erfolgreich – immer nur den kühlen Klaren mimen reicht einfach nicht“
Wie wenig Steinbrück zum Kanzlerkandidaten taugt, beschreibt auch der Blog Tief im Süden treffend:

„Steinbrück kann Kanzler – ist das wirklich so? Ich weiß nur, dass Steinbrück in all seinen politischen Ämtern wenig erfolgreich war, dass er ‚im Trend‘ Fehlentscheidungen getroffen hat, die jemand, der weiß wovon er redet, halt so nicht hätte treffen dürfen. Immer nur den kühlen Klaren mimen reicht einfach nicht. Erst befürwortet er die weitere Aushebelung aller Regulierungsmechanismen für die Spekulationsindustrie, um dann panisch Milliarden an Steuergeldern zur Rettung genau dieser Bagage in die gierigen Rachen zu schieben. Er wurschtelt in der Großen Koalition kritiklos mit und lässt sich als Krisenmanager feiern für Entscheidungen, die einzig eine zeitliche Verschiebung der Probleme bedeuten und nun potenziert ganze Volkswirtschaften kollabieren lassen.

Ganz nebenbei ist es Steinbrück in schöner Zusammenarbeit mit Müntefehring und Steinmeier gelungen, die SPD zu marginalisieren und auf Jahre unwählbar zu machen. Nun, vielleicht sind diese Jahre ja bereits vorbei und auf Amnesie des Kurzzeitgedächtnisses der Wähler können sich Parteien wohl ziemlich sicher verlassen. Ich will mich über Helmut Schmidt nun wirklich nicht despektierlich äußern, aber er ist ja nun schon über 90 Jahre alt und das Kurzzeitgedächtnis ist halt meistens als erstes betroffen…“

Und wovon Über-90-Jährige mitunter betroffen sind, darunter scheinen auch die Gestalter des aktuellen SPIEGEL-Covers zu leiden: unter Amnesie.

VWL-Professor Klaus-Peter Kisker: „Zu Helmut Schmidt als ‚großem Ökonomen‘ etwas zu sagen, fällt mir schwer. Ich weiß nicht, wie er zu diesem Ruf gekommen ist.
Im Übrigen stellt sich die Frage, ob Helmut Schmidt überhaupt berufen ist, in diesen ökonomisch so angespannten Zeiten als Gradmesser für fundierte Ansichten zu stehen. Wie etwa auf der Seite www.fzs.de zu lesen ist, hat Klaus-Peter Kisker (Nationalökonom aus Berlin und für Jahrzehnte Mitglied der Partei von Helmut Schmidt) dazu folgendes geantwortet hat:

„Zu Helmut Schmidt als ‚großem Ökonomen‘ etwas zu sagen, fällt mir schwer. Ich weiß nicht, wie er zu diesem Ruf gekommen ist. Weder in seiner politisch aktiven Zeit noch anschließend in der ZEIT hat er irgendwelche relevanten theoretisch fundierten Aussagen zu wirtschaftspolitischen Themen gemacht. Ich weiß, dass er in Hamburg u.a. bei Karl Schiller Volkswirtschaftslehre studiert hat. Wie Schiller hat er lange einen Bastard-Keynsianismus vertreten, das heißt, Keynes als Steinbruch genutzt, die ihm passenden Stücke herausgebrochen, die schweren Brocken aber links liegen gelassen. In der alten Bundesrepublik hat er kurz vor seiner Abwahl mit dem Haushaltskonsolidierungsgesetz die neoliberale Wende eingeleitet, die dann durch Kohl nur weiter geführt wurde. Heute offenbart er sich als Neoliberaler.

In der ARD bei Beckmann (13.12.04) behauptete er, dass die Deutschen die meisten Feiertage hätten und die wenigsten Arbeitsstunden in der ganzen Welt leisteten. Sein Fazit, das muss sich ändern. In der ZEIT vom 22.05.03 greift er scharf die deutschen Gewerkschaftsführer und Lafontaine an, die sich von Marxisten zu Pseudokeynsianern gewandelt hätten und die verhindern, dass in Deutschland die notwendigen Anpassungen vorgenommen werden können. Mehr kann ich zu diesem theoretischen Vakuum auf die Schnelle nicht sagen.“

Interessante Links zum Thema:

# „Wenn 147 Konzerne die ganze Wirtschaft kontrollieren“, tagesanzeiger.ch, 23. Okt. 2011

# Stefania Vital et al.: The network of global corporate control, ETH Zürich, 19. Sept. 2011

# sueddeutsche.de: Schmidt und Steinbrück – zu doof, das Schachbrett für das Foto für ihr Buch-Cover richtig hinzurücken

Mobilfunkstrahlung: Wie SPIEGEL Online erneut haltlos behauptet, „Vieltelefonierern droht kein höheres Krebsrisiko“

Sonntag, 23. Oktober 2011

Über die dänische Handystudie, auf die sich SPIEGEL Online kritiklos beruft, sagen „researchers from the U.K., U.S., Australia, and elswhere around the world … [it] was ’seriously flawed'“.
Don Reisinger, CNET News 21. Okt. 2011

SPON-Artikel vom 21.10.2011; Foto: Reuters

SPON-Artikel vom 21.10.2011; Foto: Reuters

Sicher, den ultimativen Beweis dafür, dass Mobilfunkstrahlung krebserregend ist, gibt es freilich noch nicht. Doch wie ich z.B. in meinem Artikel „Handystrahlung: „möglicherweise krebserregend“ für die Zeitschrift Dr. med. Mabuse fundiert aufzeige, besteht mindestens reichlich Grund zur (Vor)Sorge. Nicht nur die Ärztekammer Wien forderte erst kürzlich: Die Politik muss bei der allgegenwärtigen Mobilfunkstrahlung jetzt handeln, damit sich die Geschichte von Schadstoffen wie Asbest nicht wiederholt.

Ganz anders der SPIEGEL: Kritiklos und einseitig, ja regelrecht industriefreundlich – und damit in journalistisch unsauberer Manier – redet er die möglichen Gefahren der Handystrahlung regelmäßig einfach weg (SPIEGELblog berichtete bereits mehrfach darüber). So auch in dem aktuellen Beitrag auf SPIEGEL Online „Dänische Langzeitstudie: Vieltelefonierern droht kein höheres Krebsrisiko“ (siehe auch Screenshot). Allein die Überschrift ist faktisch schlichtweg nicht haltbar, denn dass „Vieltelefonierern kein höheres Krebsrisko droht“, wie da süffisant behauptet wird, ist wissenschaftlich einfach nicht haltbar.

Mobilfunkforscherin Devra Davis: „This deeply flawed [Danish] study was designed to fail to find an increased risk of brain tumors tied with cellphone use“
Erschwerend kommt hinzu, dass SPIEGEL Online die Kritik an der Studie wieder einmal vollkommen ausblendet. So schreibt Don Reisinger auf CNET News in seinem Beitrag „Do cell phones cause brain tumors? Debate rages“: „After the study was published, researchers from the U.K., U.S., Australia, and elsewhere around the world said that the Denmark study was ’seriously flawed‘ and should not be considered a definitive source for information on the risk of contracting a brain tumor after prolonged mobile phone use.“

Reisinger zitiert dazu auch die renommierte Mobilfunk- und Krebsforscherin Devra Davis mit den Worten: „From the way it was set up originally, this deeply flawed [Danish] study was designed to fail to find an increased risk of brain tumors tied with cellphone use. In order for any study of a relatively rare disease like brain tumors to find a change in risk, millions must be followed for decades.“

Dr. med. Joachim Mutter: „Mehr als 300.000 ‚heavy users‘ wurden in der dänischen Studie einfach der Gruppe der Nicht-Handynutzer zugeordnet“
Wie Davis sieht etwa auch der angesehene Umweltmediziner Dr. med. Joachim Mutter weitere fundamentale Schwachstellen der Studie, die im British Medical Journal abgedruckt wurde: „Für die Studie wurden alle Personen registriert, die zwischen 1982 und 1995 einen Handyvertrag abschlossen. Der Handyboom begann aber erst ab ca.1996. Alle Dänen, die erst nach 1996 begonnen haben, mobil zu telefonieren, wurden der Gruppe der Nichtnutzer zugeschrieben! Dies ist geradezu absurd und eine mutwillige Verwässerung der Statistik.“

Hinzu komme, so Mutter, dass wegen fehlender Personendaten etwa 200.000 Fimenvertragsnutzer der Gruppe der Nichtnutzer von Handys zurechnet wurden. „Auch das ist eine unsaubere Vorgehensweise. Denn die Firmenverträgsnutzer sind Personen, die normalerweise besonders häufig das Handy benutzen! Somit wurde in der dänischen Arbeit dadurch, dass diese ‚heavy users‘ den Nicht-Handynutzern zugeordnet wurden, das Tumorrisiko der Nicht-Handynutzer erhöht, und die statistische Signifikanz gegenüber den ‚Nutzern‘ verwässert.“

Besonders pikant sei nicht zuletzt auch, so Mutter weiter, „dass im Editorial derselben Ausgabe des British Medical Journal ein gewisser Prof. Ahlbom, der wohlgemerkt von der WHO-Krebsarbeitsgruppe IACR, die Mobilfunkstrahlung gerade erst als ‚möglicherweise krebserregend‘ eingestuft hat, wegen besonders großen Interessenskonflikten zur Mobilfunkindustrie ausgeschlossen wurde, schreiben durfte: ‚Die allermeisten Handystudien zeigen keine Krebsgefahr'“.

Weiterer interessanter Link zum Thema:

# Diagnose Funk: „Alle Jahre wieder: Die Presse lässt sich im Vorweihnachtsgeschäft für Entwarnungsmeldungen instrumentalisieren“

Interview mit Lars von Trier: Wie sich der SPIEGEL in der Political Correctness verheddert und so auf BUNTE-Niveau stehen bleibt

Freitag, 07. Oktober 2011
Gespräch mit Lars von Trier, SPIEGEL 26/2011, S. 128 - 132; Foto: Mads Nissen/Panos Pictures/LAIF/DER SPIEGEL

Gespräch mit Lars von Trier, SPIEGEL 26/2011, S. 128 - 132; Foto: Mads Nissen/Panos Pictures/LAIF/DER SPIEGEL

In der Print-Ausgabe des SPIEGEL vom 26. September ist ein Interview mit dem dänischen Regisseur Lars von Trier erschienen; Headline: „Und danach ein paar böse Gedanken“ (siehe Ausriss). Anlass war von Triers neuer Film „Melancholia“ sowie seine Äußerungen auf den Filmfestspielen von Cannes.

Dort sagte von Trier auf einer Pressekonferenz auf eine Frage eines Reporters nach seinem Interesse an der Ästhetik der Nazis: „Ich wollte wirklich ein Jude sein, doch dann fand ich heraus, dass ich ein Nazi bin, denn meine Familie war deutsch…“ Und über Adolf Hitler sagte er: „Natürlich, er hat falsche Dinge getan, aber ich kann ihn auch sehen, wie er da am Ende in seinem Bunker hockt. Ich glaube, ich verstehe den Mann. Er ist nicht unbedingt das, was man einen guten Kerl nennt. Aber ich verstehe vieles an ihm und kann mich sogar ein bisschen in ihn einfühlen.“

Blog Die Meinungsfreiheit: „SPIEGEL-Redakteure Oehmke und Wolf profilieren sich als Gutmenschen der übelsten Sorte und denunzieren von Trier fälschlicherweise als Nazi“
Von Triers Äußerungen in Cannes wurden als Skandal empfunden und führten zum Rauswurf des Regisseurs aus dem Festival. Doch warum wurde er derart geächtet? „Weil das Thema tabuisiert werden soll“, schreibt der Blog Die Meinungsfreiheit. „Deshalb werden von Triers Äußerungen auch immer wieder aus dem Zusammenhang gerissen und es wird geschrieben, dass er ’sich zu dem Bekenntnis hinreißen ließ, er sei ein Nazi‘. So auch wieder im SPIEGEL vom 26.9.2011, wo Philipp Oehmke und Martin Wolf sich nicht entblöden, diese Verfälschung aufzuwärmen, um sich in einem Interview mit von Trier als Gutmenschen der übelsten Sorte zu profilieren und den Filmemacher als Nazi und/oder krank zu denunzieren.

SPIEGEL: ‚Es gibt Dinge, die man nicht sagen soll und nicht sagen darf … Hitler war sicherlich kein Idealist, sondern ein Massenmörder … Bitte hören sie auf. Man kann das nicht aushalten.‘

Dabei bietet von Trier mehrfach den SPIEGEL-Reportern an, ihm zu folgen und die ‚… Skrupellosigkeit Hitlers …‘ zu verstehen, ihn als menschliches Wesen zu begreifen, um festzustellen, ‚dass in jedem von uns ein kleiner Nazi steckt.‘

Statt sich auf den unbequemen Pfad des Künstlers einzulassen und die psychischen Anteile eines Hitlers in sich selbst aufzudecken und damit vielleicht unschädlich zu machen, begnügen sich die SPIEGEL-Männer mit dem fortgesetzten Versuch der Tabuisierung dieses unbequemen Themas…

Oehmke und Wolf scheuen den Blick in die menschlichen Abgründe – SPIEGEL-Legende Gerhard Mauz würde sich im Grabe umdrehen
Die Herren Oehmke und Wolf… haben sich schlicht und einfach der jetzt üblichen SPIEGEL-Bigotterie angepasst, die locker vorsieht, sich immer wieder mit den Nazis, Hitler und seinen Kriegen etc. zu befassen, weil es wohl Auflage macht, und sich anderseits stramm deutsch in der Political Correctness von niemandem übertrumpfen zu lassen, wenn es darum geht, die menschlichen Abgründe unausgelotet zu lassen. Da wird sich Gerhard Mauz, der bis in die späten 80er-Jahre hinein Gerichtsreporter des SPIEGEL war, aber im Grabe umdrehen, denn ihm ging es noch wesentlich darum, die inneren Beweggründe und psychischen Lagen und Verstrickungen von Tätern zu ergründen, damit wir uns den menschlichen Untiefen, also auch den eigenen nähern können…

Vorbei sind offensichtlich… die Zeiten, als der SPIEGEL uns assistierte, mit Pier Paolo Pasolini in den Schlund der Hölle zu schauen und Sexualität, Gewalt, Sadismus, Masochismus, Narzissmus und Größenwahn als Kategorien menschlichen Seins zu identifizieren.

Stattdessen willkommen im SPIEGEL, dem Unterhaltungsmagazin für die gebildeten Stände, wo man mit Rubbellosen Goldbarren oder Jahresabonnements für Embedded Journalism gewinnen kann, um auch noch den letzten BUNTE-Leser durch die Spiegel-Sauce zu ziehen.“

Lesen Sie hier den kompletten Blog-Beitrag von Die Meinungsfreiheit.

Tod von Steve Jobs: SPIEGEL preist Apple-Gründer als „Weltverbesserer“ – lässt aber die Toten in Apples China-Fabriken unerwähnt

Donnerstag, 06. Oktober 2011
Frontal21-Beitrag "Ausgebeutet für das iPhone", ZDF 4. Okt. 2011
Frontal21-Beitrag „Ausgebeutet für das iPhone“, ZDF am 4. Okt. 2011

Der Tod eines Menschen ist grundsätzlich tragisch, vor allem für die Angehörigen. Auch das Ableben von Apple-Gründer Steve Jobs mag für viele Menschen ein trauriges Ereignis sein. Und es ist durchaus legitim als Medium darüber zu berichten, immerhin hat Jobs mit seinem Unternehmen aus rein wirtschaftlicher Sicht Großes geschaffen.

Doch wie kann SPIEGEL Online in der Headline seines aktuellen Hauptaufmachers (10.30 h) Steve Jobs so einfach als „Weltverbesserer“ in die Höhe heben*, wo doch z.B. in den Apples Zulieferfabriken in China die Mitarbeiter zum Teil unter unmenschlichen Bedingungen schuften müssen? Wie etwa Frontal 21 am Dienstag berichtet (siehe auch Screenshot), schuften sich Arbeiter dabei sogar zu Tode.

Wieso lässt SPIEGEL Online diese Toten unerwähnt? Und kann man ernsthaft behaupten, dass ein Mensch ein „Weltverbesserer“ ist, wenn er seinen Erfolg auf der brutalen Ausbeutung anderer Menschen aufbaut?

* Nachdem wir unseren Blog-Beitrag verfasst hatten, hat SPIEGEL Online das Wort „Weltverbesserer“ gelöscht – übrig geblieben sind nur noch die Forums-Beiträge zu der Headline bzw. dem Artikel. In seinem neuen Aufmacher (12 h) lobpreist SPON „Steve Jobs‘ Wertesystem“ und huldigt den Apple-Gründer als „größten praktischen Philosophen des 21. Jahrhunderts“, womit das Nachrichtenportal allerdings in denselben religiös-verehrerischen Ton verfällt, der für die geschundenen Arbeiter in China ebenso wie der blanke Hohn klingt…

Friedliche Besetzung der Wall Street – und was machen die Mainstream-Medien wie der SPIEGEL? Sie schreiben am liebsten über Festnahmen…

Montag, 26. September 2011
SPON-Artikel zu Protesten gegen die Wallstreet; Foto: AP
SPON-Artikel zu Protesten gegen die Wallstreet; Foto: AP

… Das zeigt sich nicht nur in der Headline des Beitrags, den SPIEGEL Online dazu bringt und die da lautet „80 Festnahmen bei Wall-Street-Blockade“ (siehe auch Screenshot). Auch zitiert das Nachrichtenportal ziemlich zu Anfang dieses Artikels die Polizei, die loswerden kann, „…einzelne Demonstranten seien ´Ruhestörer´, sie hätten ´Fahrzeuge und Fußgänger blockiert´, aber auch ´Widerstand gegen behördliche Anordnung´ geleistet. In einem Fall habe es (sogar) eine ´Beamtenbeleidigung´ gegeben.“

Nun, man stelle sich einmal vor: Auf dem Tahrir-Platz in Kairo demonstrieren und campieren unzufriedene Menschen, wollen auf Missstände aufmerksam machen – und die Medien machen dann vor allem auf die „gemeinen Ruhestörer“ aufmerksam. Kaum denkbar…

Dazu schreibt Die Zeit in dem Beitrag „Die Wall Street gehört uns“: „Seit Samstag kampieren Hunderte in der Wall Street, aus Protest gegen die Finanzkrise. Von amerikanischen Medien sehen sie sich ignoriert. Berichte in Onlinemedien nennen die wenigen Beiträge der klassischen Medien darüber einen ‚brownout‘, eine Verdunkelung, ein Totschweigen, und fragen sich, ob das bewusst geschieht. Der Effekt jedenfalls ist verheerend für die Ziele der Demonstranten.

CNN hat seit Montag nichts mehr über die Proteste gebracht, die Berichte auf der Website der New York Times sind Blogpostings und geben fast ausschließlich die Geschehnisse rund um die Festnahmen wieder. Die New York Daily News schrieb zuletzt über den Pizzadienst, der die Aktivisten kostenlos versorgt hat. Von konservativen Medien wie Fox News und der New York Post können die Demonstranten sowieso keine Unterstützung erwarten. Allenfalls Berichte über Festnahmen gibt es. Über die Ziele der Demonstranten dagegen spricht kaum jemand. Dabei sind diese völlig berechtigt. 99 Prozent der Menschen müssten leiden, damit sich ein Prozent bereichern könne, beklagen sie und protestieren gegen Armut, Korruption und Ausbeutung. ‚Wir sind die 99 Prozent‘, lautet ihr Slogan.“

Alles Schall und Rauch meldet: „25 Millionen Amerikaner sind arbeitslos oder unterbeschäftigt. Über 46 Millionen benötigen staatliche Lebensmittelmarken um etwas zu Essen zu haben. Über 50 Millionen können sich keine Krankenversicherung leisten. 62 Millionen haben kein oder ein negatives Vermögen und 64% der Amerikaner hat weniger als 1’000 Dollar auf dem Sparkonto.“

Wie Augenzeugen (und auch die verschiedene Livestreams) berichten, waren und sind in der Nähe des ‚Liberation Squares‘ und rund um den ‚Union Square‘ seit Tagen viele Menschen unterwegs. Es wurde allerdings von den Behörden von Anfang an verboten Zelte aufzustellen, wie auf dem Tahrir-Platz in Kairo geschehen und Strom und Wasser wurden abgestellt. Nicht einmal Plastikplanen wurden geduldet, obwohl es unter der Woche regnete. Die Polizisten griffen immer wieder mit grosser Brutalität ein, um die Demonstranten einzuschüchtern, konfiszierten Kameras und Handys und fesselten friedlichen Demonstranten wie Schwerverbrechern die Hände auf dem Rücken, sprühten friedlichen Demonstrantinnen Pfefferspray ins Gesicht (siehe Videos auf www.occupywallst.org).“

Wissenschaftliche Analyse zu SPIEGEL Online zeigt auf: mehr Spektakel, weniger Fakten; Wortschatzkomplexität sinkt; Angstmacher-Berichterstattung steigt

Donnerstag, 15. September 2011

Seit einigen Jahren ist bei SPON die Panorama-Berichterstattung umfangreicher als die Politik-Berichterstattung

Joachim Scharloth schreibt den Wissenschaftlerblog „Surveillance and Security“ für FachkollegInnen und interessiert Laien. Für ein kleines Forschungsprojekt beschäftigt er sich zurzeit mit dem Sprachgebrauch auf SPIEGEL Online. Gewissermaßen als Nebenergebnis hat er eine Statistik über die Artikel- und Textmengen in den Ressorts des Online-Magazins in den vergangenen elf Jahren berechnet. Die Analyse gliedert sich in Teil 1 und Teil 2.

Die Tendenzen kann man folgendermaßen zusammenfassen:

# Das Ressort Panorama wird immer mehr ausgebaut und überholt sogar im Umfang die Ressorts aus dem Bereich Politik (siehe obere Grafik)

# Die Wortschatzkomplexität sinkt; das heißt die Texte enthalten immer weniger sprachliche Varianten

# In den vergangenen 11 Jahren ist bei SPIEGEL Online die Tendenz gestiegen, immer skandalisierender und immer weniger faktengesättigt zu berichten (siehe zweite Grafik)

# Seit den Anschlägen vom 11. September 2001,  kurz 9/11, verharrt der Angstindex – das so genannte Fnord-Barometer – auf einem Niveau, das im Schnitt 50 bis 70 Prozent höher liegt als vorher. Bei diesem Index wird die Anzahl von Wörtern und Wendungen angezeigt, die auf Angst machende Sachverhalte referieren (Terror, Seuchen, Umweltkatastophen, Klimawandel, Islamisten, Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit etc.), Dabei handelt es sich also eher um eine einfache Messgröße, weil sie schlicht Wörter und Phrasen auszählt. Funktioniert aber offenbar erstaunlich gut. Der Angstindex ist bei SPIEGEL Online durch 9/11 erstmal hochgeschnellt und wieder zurückgegangen, verharrt aber insgesamt auf einem deutlich höheren Niveau als vor 9/11. Scharloth hat im Übrigen auch die Print-Ausgabe der ZEIT untersucht – und da geht der Angstindex zeitweise wieder auf ein vor-9/11-Niveau zurück, steigert sich dann aber mit der Wirtschaftskrise enorm.

9/11: Der SPIEGEL und die Unfähigkeit, die offizielle Version zu den Anschlägen konsequent als Lügengebäude zu entlarven

Sonntag, 11. September 2011

„Some efforts have been made to explain away some of the evidence that is contrary to the official account [of 9/11], but most of the contrary evidence is simply ignored. The fact remains that the skepticism of a large number of knowledgeable experts has had no effect on the government’s position…
The practice has been to brand experts not convinced by the government’s case ‚conspiracy theorists.‘ But of course the government’s own theory is a conspiracy theory, an even less likely one once a person realizes its full implication of intelligence and operational failures…
My point is how uninquisitive the executive branch including the security agencies, Congress, the media, and much of the population are about the defining event of our time.“

Paul Craig Roberts, ehemaliger Editor des Wall Street Journal in seinem Artikel „9/11 After A Decade: Have We Learned Anything?“

Der Artikel "WTC7 und andere Rätsel um 9/11" von der Basler Zeitung vom 7. Sept. 2011 ist einer der wenigen Beiträge von einem etablierten Medium, in dem voruteilsfrei zentrale Fragen gestellt werden

Der Artikel"WTC7 und andere Rätsel um 9/11" von der Basler Zeitung (7.9.11) ist einer der wenigen von einem etablierten Medium, in den vorurteilsfrei zentral wichtige Fragen gestellt werden; Foto: Reuters.

Auf den Tag genau zehn Jahre ist es nun her, dass die Welt von den Terrorakten am 11. September – kurz 9/11 – erschüttert wurde. Der Wahrheit bzw. den Fakten wurde aber von Mainstreammedien wie dem SPIEGEL nie konsequent auf den Grund gegangen. SPIEGELblog hat dazu bereits mehrfach berichtet. Das zentrale Problem dabei: Der SPIEGEL vertraut letztlich voll auf die offizielle Version, wonach islamische Terroristen unter Führung von Osama bin Laden die Anschläge verübt haben. Doch für diese Theorie gibt es keinerlei handfeste Beweise.

So gab es gab nicht einmal – was eigtl. selbstverständlich hätte durchgeführt werden müssen – eine forensische Untersuchung der Anschläge; und auch der offizielle Untersuchungsbericht, auf den sich der SPIEGEL so gerne beruft, wurde massiv manipuliert und ist somit das Papier nicht wert, auf dem er gedruckt wurde. Selbst die Vorsitzenden der 9/11 Untersuchungskommission, Thomas Kean und Lee Hamilton, greifen die Kommission scharf an und konstatieren: it was „set up to fail“.

Während der SPIEGEL also nach wie vor die harten Fakten zu 9/11 ignoriert und nicht konsequent kritische Fragen an die US-Regierung formuliert, tun andere dies nicht. Dies gilt etwa für die mehr als 3.000 seriösen Personen, die auf der Website PatriotsQuestion911.com genannt sind.

Über Larry Silverstein, den großen Profiteur der Anschläge, schreibt der SPIEGEL wie über einen „netten Onkel von nebenan“
Schlimm daran ist auch, dass der SPIEGEL nichts besseres zu tun hat, als über derlei Kritiker mit dem Begriff „Verschwörungstheoretiker“ herzuziehen. Schlimm nicht zuletzt auch deswegen, weil das Nachrichtenmagazin dabei außer Acht lässt, dass eben die offzielle Theorie zu 9/11 die größte, um nicht zu sagen einzige Verschwörungstheorie ist – wie etwa auch Paul Craig Roberts, der Vater der „Reagonomics“ und ehemaliger Editor des Wall Street Journal, in seinem Beitrag „9/11 After A Decade: Have We Learned Anything?“ anmerkt. Roberts Artikel fasst die Kritik an der offiziellen Version zu 9/11 hervorragend zusammen.

Und während der SPIEGEL über Larry Silverstein, den Pächter der drei am 11. September in New York eingestürzten World-Trade-Center-Gebäude (WTC 1, 2 und 7), wie über einen „netten Onkel von nebenan“ schreibt, wäre Silverstein in Wahrheit ein besonders kritischer Blick würdig gewesen – ist er doch der große Profiteur der Anschläge, weil er so Gebäude los geworden ist, die für Unsummen hätten saniert oder abgerissen werden müssen. Auch Roberts verweist in diesem Zsh. darauf, dass es klare Hinweise darauf gibt, dass die Gebäude gezielt gesprengt wurden. Roberts: „Larry Silverstein, who had the lease on the World Trade Center buildings, said in a PBS broadcast that the decision was made ‚to pull‘ [WTC] Building 7 late in the afternoon of 9/11.“

Gemäß Roberts sind die USA bereits in einen üblen Polizeistaat gemündet. Dies hätte nicht passieren müssen, wenn Medien wie der SPIEGEL ihren Job richtig gemächt hätten und machen würden…

Weiter interessante Links:

# WTC7 und andere Rätsel um 9/11, Basler Zeitung, 7. Sept. 2011

# Überwacht, erfasst und abgehört, news.orf.at, 9. Sept. 2011