Interview mit Lars von Trier: Wie sich der SPIEGEL in der Political Correctness verheddert und so auf BUNTE-Niveau stehen bleibt

  07. Oktober 2011, von T. Engelbrecht
Gespräch mit Lars von Trier, SPIEGEL 26/2011, S. 128 - 132; Foto: Mads Nissen/Panos Pictures/LAIF/DER SPIEGEL

Gespräch mit Lars von Trier, SPIEGEL 26/2011, S. 128 - 132; Foto: Mads Nissen/Panos Pictures/LAIF/DER SPIEGEL

In der Print-Ausgabe des SPIEGEL vom 26. September ist ein Interview mit dem dänischen Regisseur Lars von Trier erschienen; Headline: „Und danach ein paar böse Gedanken“ (siehe Ausriss). Anlass war von Triers neuer Film „Melancholia“ sowie seine Äußerungen auf den Filmfestspielen von Cannes.

Dort sagte von Trier auf einer Pressekonferenz auf eine Frage eines Reporters nach seinem Interesse an der Ästhetik der Nazis: „Ich wollte wirklich ein Jude sein, doch dann fand ich heraus, dass ich ein Nazi bin, denn meine Familie war deutsch…“ Und über Adolf Hitler sagte er: „Natürlich, er hat falsche Dinge getan, aber ich kann ihn auch sehen, wie er da am Ende in seinem Bunker hockt. Ich glaube, ich verstehe den Mann. Er ist nicht unbedingt das, was man einen guten Kerl nennt. Aber ich verstehe vieles an ihm und kann mich sogar ein bisschen in ihn einfühlen.“

Blog Die Meinungsfreiheit: „SPIEGEL-Redakteure Oehmke und Wolf profilieren sich als Gutmenschen der übelsten Sorte und denunzieren von Trier fälschlicherweise als Nazi“
Von Triers Äußerungen in Cannes wurden als Skandal empfunden und führten zum Rauswurf des Regisseurs aus dem Festival. Doch warum wurde er derart geächtet? „Weil das Thema tabuisiert werden soll“, schreibt der Blog Die Meinungsfreiheit. „Deshalb werden von Triers Äußerungen auch immer wieder aus dem Zusammenhang gerissen und es wird geschrieben, dass er ’sich zu dem Bekenntnis hinreißen ließ, er sei ein Nazi‘. So auch wieder im SPIEGEL vom 26.9.2011, wo Philipp Oehmke und Martin Wolf sich nicht entblöden, diese Verfälschung aufzuwärmen, um sich in einem Interview mit von Trier als Gutmenschen der übelsten Sorte zu profilieren und den Filmemacher als Nazi und/oder krank zu denunzieren.

SPIEGEL: ‚Es gibt Dinge, die man nicht sagen soll und nicht sagen darf … Hitler war sicherlich kein Idealist, sondern ein Massenmörder … Bitte hören sie auf. Man kann das nicht aushalten.‘

Dabei bietet von Trier mehrfach den SPIEGEL-Reportern an, ihm zu folgen und die ‚… Skrupellosigkeit Hitlers …‘ zu verstehen, ihn als menschliches Wesen zu begreifen, um festzustellen, ‚dass in jedem von uns ein kleiner Nazi steckt.‘

Statt sich auf den unbequemen Pfad des Künstlers einzulassen und die psychischen Anteile eines Hitlers in sich selbst aufzudecken und damit vielleicht unschädlich zu machen, begnügen sich die SPIEGEL-Männer mit dem fortgesetzten Versuch der Tabuisierung dieses unbequemen Themas…

Oehmke und Wolf scheuen den Blick in die menschlichen Abgründe – SPIEGEL-Legende Gerhard Mauz würde sich im Grabe umdrehen
Die Herren Oehmke und Wolf… haben sich schlicht und einfach der jetzt üblichen SPIEGEL-Bigotterie angepasst, die locker vorsieht, sich immer wieder mit den Nazis, Hitler und seinen Kriegen etc. zu befassen, weil es wohl Auflage macht, und sich anderseits stramm deutsch in der Political Correctness von niemandem übertrumpfen zu lassen, wenn es darum geht, die menschlichen Abgründe unausgelotet zu lassen. Da wird sich Gerhard Mauz, der bis in die späten 80er-Jahre hinein Gerichtsreporter des SPIEGEL war, aber im Grabe umdrehen, denn ihm ging es noch wesentlich darum, die inneren Beweggründe und psychischen Lagen und Verstrickungen von Tätern zu ergründen, damit wir uns den menschlichen Untiefen, also auch den eigenen nähern können…

Vorbei sind offensichtlich… die Zeiten, als der SPIEGEL uns assistierte, mit Pier Paolo Pasolini in den Schlund der Hölle zu schauen und Sexualität, Gewalt, Sadismus, Masochismus, Narzissmus und Größenwahn als Kategorien menschlichen Seins zu identifizieren.

Stattdessen willkommen im SPIEGEL, dem Unterhaltungsmagazin für die gebildeten Stände, wo man mit Rubbellosen Goldbarren oder Jahresabonnements für Embedded Journalism gewinnen kann, um auch noch den letzten BUNTE-Leser durch die Spiegel-Sauce zu ziehen.“

Lesen Sie hier den kompletten Blog-Beitrag von Die Meinungsfreiheit.

 

3 Kommentare zu “Interview mit Lars von Trier: Wie sich der SPIEGEL in der Political Correctness verheddert und so auf BUNTE-Niveau stehen bleibt”

  1. möp sagt:

    die tlz hat den gleichen fehler gemacht, allerdings in weniger sätzen.

    „Gutmenschen der übelsten Sorte zu profilieren“ – ich hab sowieso schon immer das gefühl dass gerade größere zeitungen wenn sie denn die nazikeule schwingen, eher für die „gegenseite“ werbung machen, indem sie das feindbild der politisch korrekten gutmenschen weiter aufbauen.

    antifaschismus sieht ja wohl anders aus, als diesen komischen typen in einem interview zu nerven.

  2. Sasmurtas sagt:

    Wer im Schlachthaus sitzt, sollte nicht mit Schweinen werfen!

    GERADE der SPIEGEL hat es verdammt nötig die Nazi-Keule zu schwingen.
    Wie wäre es denn mal, wenn die Herren Philipp Oehmke und Martin Wolf sich die Geschichte des Hauses ihres eigenen Brötchengebers genauer zu Gemüte führen würden?

    Da, wo (mit Widerwillen) nach und nach die braune Vergangenheit der Bundesbehörden (Innen-, Außen-, Justizministerium, BND, BKA und auch Finanzministerium (der erste bundesdeutsche Finanzminister, Fritz Schäffer, erhielt von den Alliierten Berufsverbot, weil er es mit der Entnazifizierung in Bayern nicht sonderlich genau nahm)) offen gelegt wird, wird im Hause SPIEGEL tunlichst vermieden, den eigenen braunen „Rettungsschirm“ für NS-Propagandisten, welche in der Nachkriegszeit bei Augstein unter kamen, auch nur ansatzweise zu erwähnen.

  3. tantetrudeausbuxtehude sagt:

    Ähm…
    Wieso „Bunte“-Niveau?
    Das ist halt Spiegel-Niveau.
    So kennen wir das ehemalige Nachrichtgenmagazin doch schon lange

    Muss man sich doch längt dran gewühnt haben…

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